Ostseehalle

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Ostseehalle
auch "Wunderino-Arena, Sparkassen-Arena"

Adresse
Europaplatz 1
24103 Kiel
Telefon
0431-982100
Branche
Freizeit
Ostansicht der Sparkassen-Arena

Die Ostseehalle in Kiel - die offiziell zur Zeit den Namen Wunderino-Arena trägt - ist eine der größten Veranstaltungshallen in Deutschland. Sie liegt in der Vorstadt zwischen dem Exerzierplatz und dem Europaplatz zentrumsnah in Sichtweite des Rathauses. Ursprünglich als Ostseehalle erbaut, trug sie aufgrund eines Sponsoring-Vertrages vom 1. Januar 2008 bis zum 30. Juni 2020 den Namen Sparkassen-Arena. Seit dem 1. Juli 2020 firmiert sie unter einem neuen Sponsoring-Vertrag als Wunderino-Arena.[1]

Vorgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kiel hatte bereits seit 1925 mit der vom Architekten Ernst Prinz erbauten Nord-Ostsee-Halle in der Gutenbergstraße eine Messe- und Veranstaltungshalle besessen. Diese war 1944 durch Bombenangriffe fast vollständig zerstört worden. Nach NS-Herrschaft und Zweitem Weltkrieg war zunächst nicht geklärt, ob die Halle wiederhergestellt werden oder ob ein Neubau an anderer Stelle errichtet werden sollte.

Bis Mitte 1950 wurde der Wiederaufbau noch als eine mögliche Option diskutiert. Andererseits waren als Standorte für einen Neubau schon etliche Orte im Gespräch. Der Exerzierplatz, der Schlossgarten, das Sophienblatt und schließlich das Kuhberggelände wurden ins Spiel gebracht. Schließlich beschloss die Ratsversammlung am 21. September 1950 den Neubau im ehemaligen Gängeviertel zwischen Großem und Kleinem Kuhberg.

Die Entscheidung für einen Neubau fiel, weil der Standort der Nord-Ostsee-Halle als zu abgelegen galt, weil das Stahlgerüst für die neue Halle bereits vorhanden war und schließlich aus Kostengründen - ein Wiederaufbau wäre teurer als der Neubau gewesen. Bei der Standort-Entscheidung spielte möglicherweise auch der Ideenwettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für die städtebauliche Gestaltung der Kieler Innenstadt eine Rolle, den die Stadt Kiel 1947 durchgeführt hatte. Der drittplazierte Preistäger, der Hamburger Architekt H. B. Reichow hatte dort genau diesen Standort vorgeschlagen.

In der Öffentlichkeit wurde die Entscheidung wegen der zerstörungsbedingten Wohnungsnot kontrovers diskutiert. Stadtbaurat Herbert Jensen rechtfertigte die Entscheidung mit der Gegenüberstellung der Kosten (seit 1945 150 Millionen Mark für den Wohnungsbau gegenüber 2,3 Millionen für die Halle) und damit, dass für eine lebensfähige Stadt die Entwicklung der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Infrastruktur ebenso wichtig sei wie die Wohnverhältnisse.

Für die Namensgebung der neuen Halle gab es in der Vorlage der Stadtverwaltung eine ganze Reihe von Vorschlägen. Gegen jeden einzelnen gab es unterschiedliche Bedenken. Erst in einem Zusatzantrag brachte Stadtrat Hermann Köster den Vorschlag Ostseehalle ein, der dann von der Ratsversammlung mit 28 zu 7 Stimmen angenommen wurde.

Baugeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für den Bau der Ostseehalle stand bereits das Stahlgerüst einer der drei Flugzeughallen des Seefliegerhorstes in List auf Sylt zur Verfügung. Es war schon um 1948 von der Kieler Material-Beschaffungs GmbH für 80.000 Mark angekauft worden, unter der Leitung des Bauingenieurs Herbert Wittig dort demontiert, auf dem Schienenweg nach Kiel gebracht und bei der Kieler Schrottfirma Radomski eingelagert worden.

Die Kieler Material-Beschaffungs GmbH hatte die Stadt Kiel im Februar 1947 gegründet, um mit einer Privatfirma auf dem nach dem Krieg hart umkämpften Markt für Baumaterialien, insbesondere Stahl, flexibler agieren zu können, als dies einer öffentlichen Verwaltung möglich war. Die Firma wurde 1952 wieder aufgelöst.

Mit dem Bau der Halle wurde der Architekt Wilhelm Neveling beauftragt. Sie entstand nach dem Baubeginn am 10. November 1950 in Rekordzeit. Am 30. April 1951 konnte bereits Richtfest gefeiert werden. Und am 17. Juni 1951 fand planmäßig zur Kieler Woche in Anwesenheit der Landesregierung und des Vizekanzlers der Bundesrepublik, Franz Blücher, die Einweihung des ersten Bauabschnitts statt. Am 2. September 1951 wurde der zweite Bauabschnitt eingeweiht, der die Kapazität auf 5000 Sitzplätze steigerte. Bei ihrer Fertigstellung am 1. März 1952 verfügte die Halle über 9000 Sitzplätze.

Umbauten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Laufe der Jahrzehnte wurde die Halle mehrfach saniert und ausgebaut. Ein frühe augenfällige Erweiterung war der Anbau einer kleinen Nebenhalle an der Ecke Exerzierplatz/Großer Kuhberg (heute Ziegelteich), für den dort zwei Häuser weichen mussten, die den Zweiten Weltkrieg überstanden hatten. Der Anbau bekam zunächst den Namen 'Halle B', wurde dann aber 'Fördehalle' getauft, weil sie "ein Anhängsel der Ostseehalle darstellt, so wie Kieler Förde eines der Ostsee ist".[2]

1980 mussten auch die letzten im oberen Bereich des Kleinen Kuhbergs verbliebenen Häuser aus dem Stadtbild verschwinden, damit die Zuwegung zur Halle und die Notausgangssituation verbessert werden konnten. Hierfür erhielt die Halle im September 1980 zunächst zwei provisorische Außentreppen auz Holz für den dritten Rang, die 1981 durch sechs Treppentürme aus Betonelementen ersetzt wurden. Diese verschwanden 2001 bei der Erweiterung der Halle wieder.

Die Austattung im Inneren wurde wiederholt modernisiert. Die ursprünglichen Holzbänke ohne Rückenlehnen aus der Bauzeit der Halle wurden später durch Klappsitze ersetzt, was allerdings die Zahl der Plätze verringerte. Der hölzerne Unterbau der Tribünen musste aus Feuerschutzgründen und wegen eines Unfalls durch eine Aluminiumkonstruktion ersetzt werden. Bei dem Unfall war am 11. Februar 1979 ein Tribünenteil eingestürzt, wobei glücklicherweise nur drei Personen verletzt wurden.

1977 wurde die absenkbare Rasterdecke installiert, die erstmals am 22. Oktober 1977 bei einem Konzert von Boney M. vor 1200 Zuschauern zum Einsatz kam. 1988 folgte der Einbau einer Akustikdecke.

Auch die Parkplatzsituation rund um die Halle unterlag starken Änderungen. Während es in den ersten Jahrzehnten nach dem Bau der Halle nur einen ebenerdigen Parkplatz an ihrer Ostseite gab, wurde dieser 1979 durch ein unterirdisches Parkhaus ersetzt, über dem sich jetzt der Europaplatz befindet. An der Westseite wurden letzte Häuser am Exerzierplatz zugunsten eines Parkplatzes beseitigt.

Ein grundlegender Umbau, der in vielem einem Neubau gleichkam, wurde im Jahr 2000 unter Leitung des Architekten-Büros Schnittger vorgenommen. Die Halle erhielt einen vierten Rang und bekam damit die heute charakteristischen seitlichen "Flügel". Seit September 2001 ist die Halle auf einem Stand, der die Ostseehalle nach Meinung der Betreiber, der Ostseehalle Kiel Betriebsgesellschaft mbH & Co. KG, „für die nächsten 50 Jahre gerüstet“ erscheinen lässt. Sie bietet jetzt Platz für bis zu 13 500 Besucher, 10 250 Plätze in den Rängen und optional 2 250 auf dem Spielfeld. Außerdem verfügt sie über 11 VIP-Logen und zwei Seminarräume für je 300 Personen.

Trägerschaft und Betrieb[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für den Betrieb der städtischen Halle waren bis 1998 die Hafen- und Verkehrsbetriebe der Stadt Kiel zuständig. Vor dem Hintergrund eines Sanierungs- und Modernisierungsstaus, der Investitionen von 20 Millionen DM erforderte, gab es Überlegungen, die Halle zu privatisieren. Hierfür bildete sich ein Konsortium aus den drei Kieler Unternehmen Kieler Nachrichten, Provinzial und Citti. Die Stadt verkaufte diesem Konsortium Halle und Grundstück zum Preis von 12 Millionen DM. Der Kaufvertrag beinhaltete die Verpflichtung, bis Ende 2001 einen vierten Rang mit zusätzlichen 2 000 Sitzplätzen zu schaffen. Dies führte zu dem oben erwähnten Umbau.

Am 17. September 1998 stimmte die Ratsversammlung diesem Verkauf zu. Seitdem liegt die Trägerschaft der Halle bei der hierfür gegründeten Ostseehalle Kiel Betriebsgesellschaft mbH & Co KG, der Veranstaltungsbetrieb in den Händen der Konzert- und Veranstaltungsgesellschaft mbH & Co. KG Kiel.

Die Betreiber verkauften zum 1. Januar 2008 die Namensrechte an die Sparkassen-Finanzgruppe, gegen die Umbenennung der Ostseehalle in Sparkassen-Arena. Die Sparkassengruppe zahlte dafür zuletzt jährlich 300.000 €. Der Vertrag endete nach zwölfeinhalb Jahren Mitte 2020.

Zum 1. Juli 2020 übernahm das in Kiel bislang weitgehend unbekannte maltekische Unternehmen Wunderino das Namenssponsoring; die Halle wurde in Wunderino-Arena umbenannt. Bei Wunderino handelt es sich um ein 2016 gegründetes, in Gzira auf Malta ansässiges Online-Casino, das jedoch skandinavische Wurzeln haben soll.[3] Der Vertrag läuft zunächst über fünf Jahre, mit einer Verlängerungsoption um weitere fünf Jahre.

Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Ostseehalle finden seit jeher Kongresse, Ausstellungen, Verkaufsmessen und Konzerte statt; nicht zuletzt ist sie Austragungsort für die Heimspiele der Handball-Bundesliga-Mannschaft des THW Kiel. Die Baltic Horse Show und Box-Veranstaltungen ergänzen das sportliche Programm. In vergangenen Jahrzehnten gehörten auch Landeskirchentage zu hallenfüllenden Veranstaltungen.

Seit 1953 ist die Eisrevue 'Holiday on Ice' regelmäßig zu Gast; wiederholt sind auch Fernsehshows in der Halle durchgeführt und aufgezeichnet worden.

Sie hat nicht nur manche Maikundgebung des DGB (z. B. 1964, 1968), sondern auch etliche Vertriebenentage, Parteitage und viele Großkundgebungen mit politischer Prominenz in Landtags- und Bundestagswahlkämpfen erlebt.

Einzelne Veranstaltungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Am 28. April 1952 dirigiert Wilhelm Furtwängler vor 8 000 Zuhörern die Wiener Philharmoniker.
  • Am 17. April 1953 geben die Wiener Philharmoniker mit Wilhelm Furtwängler ein weiteres Konzert.
  • Am 18. November 1953 findet ein Konzert der Donkosaken unter Serge Jaroff statt.
  • Am 17. Oktober 1954 wird mit '1:0' von Peter Frankenfeld zum ersten Mal eine Fernsehsendung aus Kiel übertragen.
  • Am 8. Oktober 1956 leitet die IG Metall mit einer Großkundgebung die Urabstimmung zum Streik um die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall ein.
  • Vom 14. bis 20. Oktober 1957 finden die Deutschen Amateurbox-Meisterschaften statt.
  • Am 25. Januar 1958 nimmt der Ministerpräsident beim Sport-Presse-Fest die Ehrung der Sportler vor.
  • Am 13. April 1962 gibt der Jazztrompeter Louis "Satchmo" Armstrong ein Gastspiel.
  • Am 19. August 1962 findet das Deutschlandtreffen der Pommern in der Halle statt.
  • Am 5. September 1968 wird die Fernsehsendung Der goldene Schuß in der Ostseehalle aufgezeichnet, im April 1972 die Sendung Drei mal neun.
  • Am 30. April 1969 lässt die coop Schleswig-Holstein die Hausfrau des Jahres 1969 wählen; die Siegerin kommt aus Krempe.
  • Am 28. Mai 1970 tritt die Rockband Deep Purple zum Auftakt ihrer Deutschlandtournee in der Halle auf.
  • Am 7. April 1976 gibt das Musikcorps des MFG 5 ein Konzert zugunsten der „Aktion Sorgenkind“.
  • Am 19. Mai 1984, am 31. Oktober 1987 und am 5. Oktober 2002 werden in der Ostseehalle Folgen der Fernsehshow „Wetten, dass..?“ aufgezeichnet.
  • Am 30. April 1985 gastiert Tina Turner mit ihrer Private-Dancer-Tour vor 7000 Fans.
  • Am 10. Oktober 1996 tritt Tina Turner auf ihrer Wildest-Dreams-Tour vor 10000 Fans zum zweiten Mal in Kiel auf.
  • Am 20. Dezember 2003 verteidigt Schwergewichtsmeister Wladimir Klitschko seinen Titel gegen den Amerikaner Danell Nicholson; er siegt in der 4. Runde.
  • Die Musikshow The Dome wird am 1. Dezember 2001, 6. September 2002 und am 21. Mai 2004 in der Ostseehalle aufgezeichnet.
Wahlkundgebungen (Auswahl)

Bilder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Karte „Ostseehalle“ auf dem Online-Stadtplan der Stadt Kiel, aufrufbar auf kiel.de

 Commons: Ostseehalle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Reischuk, Karl-Heinz: Die Geschichte eines Hangars - 50 Jahre Kieler Ostseehalle, Ostseehalle Kiel Betriebsgesellschaft (Hrsg.), o. Verlagsangabe, o. Jg. [2001], o. ISBN

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Wikipedia: „Ostseehalle“
  2. Zitat woher?
  3. Schaack, Merle: Sparkassen-Arena Kiel bekommt neuen Namen, Kieler Nachrichten, 28. April 2020 (nur kostenpflichtig lesbar)