Gängeviertel

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Das Gängeviertel war ein Stadtviertel in der Vorstadt im Bereich zwischen Walkerdamm und Kleinem Kuhberg befand.
Es bestand aus einer Vielzahl von eng bebauten Gassen bestand. Diese Gänge waren in Kiel wie in vielen norddeutschen Städten insbesondere in den Armenvierteln zu finden.

Der Warenverkehr zwischen Kiel und den umliegenden Gütern sowie anderen Städten Schlewig-Holsteins wurde in vergangenen Jahrhunderten durch Fuhrleute vorgenommen, für die es eine strenge Berufsordnung gab. Viele Fuhrleute stammten von Bauernhöfen im Kieler Umland. Sie konnten unter gewissen Voraussetzungen das Kieler Bürgerrecht erwerben und ließen sich dann meist außerhalb der dicht besiedelten Altstadt nieder. So entstanden auf dem Kuhberg viele kleinbürgerliche Häuser, die dem Gängeviertel das Gepräge gaben.[1]

Nach dem Ersten Weltkrieg wanderten orthodoxe Juden aus Osteuropa zu. In Kiel ließen sich vor allem im Gängeviertel nieder und verdienten ihren Lebensunterhalt vornehmlich als Hausierer und Kleinhändler.[2]

Im Zweiten Weltkrieg wurde es fast vollständig zerstört. Nach dem Krieg wurde auf seinem nördlichen Teil, zwischen Kleinem und Großem Kuhberg, die Ostseehalle errichtet.

Zum Gängeviertel gehörten die Straßen[3][4]

Das weitgehend zerstörte Gängeviertel im August 1944.
Es ist im mittleren waagerechten Drittel, zwischen der Landwirtschaftskammer und dem Exerzierplatz, fast vollständig im Bild enthalten.
Gedenktafel am Kleinen Kuhberg

Der Schlachtergang verschwand schon 1913 bei einer Neuordnung des Viertels, der Budengang 1933. Am Pferdeborn und Postgang wurden nach dem Zweiten Weltkrieg überbaut; auf dem Gelände von Bierträgergang, Feuergang, Gerbergang, Querstraße und Steinberg befinden sich heute die Sparkassen-Arena und der Europaplatz. Die Alte Reihe und die Neue Reihe wurden 1982 zugunsten des Parkplatzes zwischen Sparkassen-Arena und Exerzierplatz aufgehoben. Der Große Kuhberg wurde 1990 zum Teil in den Ziegelteich einbezogen, zum anderen Teil in den Europaplatz.

Lediglich Bäckergang, Hohe Straße, Kleiner Kuhberg, Kurze Straße, Lange Reihe, Sandkuhle, Schevenbrücke und Spritzengang existieren heute noch. Allerdings lassen sie nach Kriegszerstörung, Neubebauung und auch teilweiser Überbauung den ehemaligen Gassencharakter nicht mehr erkennen.

Bilder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

 Commons: Gängeviertel (Kiel) – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Grönhoff, Johann: "Litzenbrüder, Prachervögte und andere vergessene Berufe im alten Kiel", Kiel (Mühlau) 1966, S. 12
  2. Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinden im deutschen Sprachraum - Kiel, abgerufen am 24. Januar 2019
  3. Hans-G. Hilscher: Kieler Straßenlexikon. Fortgeführt nach 2005 durch Dietrich Bleihöfer, ab 2022 durch Frank Mönig, Amt für Bauordnung, Vermessung und Geoinformation der Landeshauptstadt Kiel, Stand: Januar 2021. Abrufbar auf www.kiel.de oder als .pdf-Datei, ca. 1,5 MB
  4. Detailkarte des Gängeviertels um 1883 bei www.kieler-stadtentwicklung.de