Krusenkoppel

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Volksfest auf der Krusenkoppel (1964)

Die Krusenkoppel ist eine 5,7 ha große Parkanlage im Stadtteil Düsternbrook. Sie liegt nördlich des Karolinenweges zwischen dem Düsternbrooker Weg und der rückseitigen Grenze der Bebauung des Niemannsweges.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Name Krusenkoppel geht auf den Kaufmann und Landwirt Heinrich Wilhelm Kruse (* 28. Oktober 1810; † 10. Dezember 1896 in Kiel[1]) zurück, der das Gelände 1856 kaufte. Zu diesem Grundbesitz gehörte das seit 1824 an der Ecke des Düsternbrooker Weges zum Karolinenweg stehende Hotel Düsternbrook (Düsternbrooker Weg 81), das sich zwischen dem Eingang zur heutigen Freilichtbühne und dem Düsternbrooker Weg befand. Kruse nutzte die Flächen landwirtschaftlich und wohnte selber im Hotelgebäude, das mit seinem Umfeld ein beliebter Ort für studentische Feste und Versammlungen, aber auch für Kindergeburtstage war.

1886 vermachte er seinen Besitz testamentarisch der Stadt Kiel mit der Auflage, dass dieser „während eines Zeitraums von 100 Jahren nicht parzelliert, sondern als ungetrenntes Ganzes erhalten bleiben und weder ganz noch teilweise veräußert werden“ solle. Außerdem verfügte er, dass auf dem Grundstück keine Reitbahn angelegt werden dürfe und die drei alten Eichen am Karolinenweg stehen bleiben müssten.

Kruses Halbbruder betrieb zwar noch zu Heinrich Wilhelm Kruses Lebzeiten eine Erbschaftsauseinandersetzung. Bei dieser soll er den Erblasser sogar entführt und versucht haben, die testamentarische Verfügung wegen dessen angeblicher Geistesschwäche für ungültig erklären zu lassen. Dies war aber letztlich erfolglos und so fiel die Krusenkoppel („Kruse sien Koppel“) nach dem Tod von Heinrich Wilhelm Kruse an die Stadt. Überdies hinterließ Kruse der Stadt ein Geldvermögen, aus dem die Kruse-Stiftung für wohltätige Zwecke entstand.

Die Stadt Kiel richtete ihrem Wohltäter ein Ehrengrab auf dem Südfriedhof ein.[1]

Im Jahr 1900 wurden die landwirtschaftlichen Flächen der Krusenkoppel zum Park umgestaltet.

Heutige Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schlittenfahren auf der Krusenkoppel (1963)

Neben ihrer Funktion als Parkanlage bietet die hügelige Krusenkoppel seit jeher im Winter beliebte Rodelberge. Der Auslauf einer 100 bis 150 m langen Rodelbahn, die bis unmittelbar an den Düsternbrooker Weg führt, wird von der Stadt im Winter regelmäßig mit Bremsaufschüttungen abgesichert.

Freilichtbühne (1981)

Die am 18. Juni 1950 eingeweihte Freilichtbühne mit 2000 Sitzplätzen ist nach dem Kalkbergtheater in Bad Segeberg (7500 Sitzplätze) Schleswig-Holsteins zweitgrößtes Freilufttheater. Sie wurde zuletzt 1993 renoviert und wird heute von Verein Kieler Jugenderholung e. V. bewirtschaftet. In der Kieler Woche ist sie der Veranstaltungsort für die eintrittspflichtige, aber stets ausverkaufte Konzertreihe Gewaltig leise mit besonderen Künstlern wie Element of Crime oder Bob Geldof.[2] Aber auch außerhalb der Kieler Woche bietet sie darüber hinaus den Rahmen für Veranstaltungen von Theater über Lesungen bis zu Modeschauen.

Volksfest auf der Krusenkoppel (1976)

Bis 1972 gab es nur ein Kinderfest auf der Krusenkoppel am letzten Sonntag der Kieler Woche.
Heute wird in der Kieler Woche die Krusenkoppel jedes Jahr zur Spiellinie. Sie wird dann unter der Regie des Kulturamtes zur Spiel- und Phantasiewelt für Kinder und verwandelt sich ein riesiges Abenteuerland, in dem die Kinder bauen, malen, matschen und hämmern können.
Die Spiellinie begann im Jahr 1973 an der Kiellinie, zwischen dem Seehundbecken und der Reventlouwiese, mit Tobe- und Mitmachaktionen für Kinder. Der große Erfolg, aber auch der Platzbedarf anderer Kieler-Woche-Veranstaltungen machten es notwendig, dass sich die Spiellinie ab 1997 auch auf Teilen der Krusenkoppel ansiedelte. Seit 2003 ist sie ganz dorthin umgezogen.
Ihr Name erinnert weiterhin daran, dass die Kiellinie 3 Jahrzehnte lang einmal im Jahr für neun Tage zur Spiellinie wurde.

Hotel Düsternbrook[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gebäude Düsternbrooker Weg 81 wurde zeitweilig als Hotel betrieben, diente aber auch als reines Wohnhaus. 1862 hieß der Hotelbetreiber W. Kruse. Dabei könnte sich um den Halbbruder des Eigentümers gehandelt haben. 1865 lief das Hotel unter dem Pächter C. Göttsch, der gleichzeitig Betreiber der "Börse" in der Holstenstraße 29 war.

Nach der Verlegung der Marinestation der Ostsee nach Kiel (1865) bemühte sich der Marinefiskus erfolglos, das Hotel zu kaufen, um dort die Marineakademie für die Ausbildung der Seeoffiziere einzurichten. Dies resultierte nach etlichen Zwischenlösungen fast ein Viertel Jahrhundert später im Bau des heutigen Landeshauses, das 1888 als Marineakademie erbaut wurde.

1888 gab es in Kiel kein Hotel Düsternbrook mehr. Im Düsternbrooker Weg 81 sind dafür sechs Wohnparteien verzeichnet, darunter Heinrich Wilhelm Kruse, der als Rentner in der ersten Etage wohnte.

Nachdem Heinrich Wilhelm Kruse seinen Besitz an die Stadt Kiel vererbt hatte, kam die Marine aber offenbar dennoch zur Nutzung des Gebäudes, denn das Adressbuch von 1909 verzeichnet die Stadt als Besitzer, nennt aber die Marineakademie als Nutzer. 1913 wohnten wieder etliche Mietparteien darin und 1919 stand es offenbar leer.

Dafür gab es aber schon 1909 wieder ein Hotel Düsternbrook an anderer Stelle, nämlich im Düsternbrooker Weg 62. Das lag an der Ecke zur Reventlouallee, dort wo jetzt die Buswendeschleife ist. Jenes neue Hotel Düsternbrook wurde 1909 von einem P. Schmidt betrieben, 1913 und auch noch 1919 von Johs. Voß. 1934 war dort kein Hotel mehr, sondern es war das Domizil der Kieler Segler-Vereinigung geworden. Ob diese mit der heutigen Segler-Vereinigung Kiel identisch ist, ist fraglich. Denn diese ist erst am 1. Januar 1950 durch Fusion der "Kieler Wassersportvereinigung" und der "Kieler Fahrtensegler" entstanden.

Das Gebäude im Düsternbrooker Weg 81 wurde schließlich in den 1930er-Jahren von der Stadt als Luftschutzschule genutzt oder als solche vermietet, bevor es im Zweiten Weltkrieg dem Bombenkrieg zum Opfer fiel.

Bauernhaus-Freilichtmuseum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Beim Ausbau der heutigen Holtenauer Straße (damals Prinz-Heinrich-Straße) wurde 1904 an der Ecke zum Schulredder die Hardersche Räucherkate, ein Fachhallenhaus mit Schwibbogenherd, abgetragen und im folgenden Jahr auf der Krusenkoppel als Freilichtmuseum wieder aufgebaut. Das Haus stand ganz im Norden der Krusenkoppel, in unmittelbarer Nachbarschaft zum am Niemannsweg liegenden Hotel Kieler Kaufmann und zum Düsternbrooker Gehölz. Es fiel im Zweiten Weltkrieg einem Luftangriff zum Opfer.

Landschaftsform[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Krusenkoppel stellt ein für Kieler Verhältnisse ungewöhnlich hügeliges Gelände dar. Dies setzt sich nach Norden am Ufer der Kieler Förde bis zur Koesterallee fort. Es handelt sich dabei um eine Seitenmoräne des eiszeitlichen Gletschers, der von Norden her die Kieler Förde schuf. Die Seitenmoräne bildete ursprünglich eine Steilküste. Sie war aber später durch vorgelagerte Anspülungen von Bellevue nach Süden vor Erosion geschützt, so dass dort heute keine Abbruchkante mehr erkennbar ist. Der Landtag und die Ministerien an der Ostseite des Düsternbrooker Weges liegen auf dem vorgelagerten Schwemmland. Der höchste Punkt der ehemaligen Steilküste liegt heute mit 31 m ü. NN hinter dem Institut für Weltwirtschaft, etwas nördlich der Krusenkoppel.

Landschaftsschutz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Forstbaumschule bildet seit 1980 zusammen mit dem nördlich anschließenden Düsternbrooker Gehölz, dem Diederichsenpark und der Forstbaumschule das 63 ha große Landschaftschutzgebiet Kieler Fördeumgebung.[3]

Auf der Krusenkoppel sind insgesamt 17 Bäume als Naturdenkmale geschützt, darunter der als Die 12 Apostel bekannte Ring aus zwölf rund 200-jährigen Linden, der neben der Einfahrt zur Freilichtbühne steht. Vier der zwölf Linden mussten allerdings mittlerweile durch Neupflanzungen ersetzt werden. Beim Ausbau des Düsternbrooker Weges kam dieser den Aposteln so nahe, dass der Radweg verschwenkt werden musste und jetzt in einem Bogen durch den Ring hindurch führt.

Desweiteren sind die Krusenkoppel und Teile davon heute eingetragen in die Liste der Kulturdenkmale in Kiel-Düsternbrook.[4].

Bilder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

 Commons: Krusenkoppel – Sammlung von Bildern

Karte „Krusenkoppel“ auf dem Online-Stadtplan der Stadt Kiel, aufrufbar auf kiel.de

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. 1,0 1,1 Ehrengrab Heinrich Kruse auf kiel.de (nicht mehr zugreifbar, abgerufen bei archive.org am 30. Juni 2024)
  2. Liste von Künstlern, die auf der Krusenkoppel bereits aufgetreten sind, bei freilichtbuehne-kiel.de, gelesen am 17. Oktober 2017
  3. Informationen der Stadt Kiel zum Landschaftschutz, dort insbesondere die Seiten 10 bis 15, gelesen am 17. Oktober 2017
  4. Liste der Kulturdenkmale in Kiel (nach Stadtteilen gegliedert) in der deutschsprachigen Wikipedia