Düsternbrooker Gehölz

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Das Düsternbrooker Gehölz ist ein Wald, der sich am Westufer der Kieler Förde von der Krusenkoppel über etwa einen Kilometer bis zur Lindenallee erstreckt. Seitlich wird es vom Düsternbrooker Weg und dem Niemannsweg eingerahmt. Nördlich der Lindenallee gehört auch der Abhang unterhalb des Maritim Hotels bis zum Seebad Düsternbrook zum Gehölz.

Geologie

Das Gehölz hat eine Fläche von rund 21 ha und befindet sich auf einer Seitenmoräne der Förde, die in der Weichsel-Kaltzeit (bis vor 11 600 Jahren) entstand. Die Moräne besaß zur Förde hin ursprünglich eine Steilküste, die als aktives Kliff von der Ostsee erodiert wurde. Teile des dort abgetragenen Materials wurden durch die Strömung nach Süden verlagert und bilden jetzt den Uferbereich der Förde zwischen der Reventlouallee und der Krusenkoppel.

Ausflugsziel

Schon bevor das Gehölz zusammen mit dem Dorf Brunswik 1869 eingemeindet wurde, war die hügelige Landschaft mit ihrem alten Buchenwald ein beliebtes Ausflugsziel der Kieler Bevölkerung an den Sonntagen.

Mit der Eröffnung der dritten Linie der Pferdebahn, die ab dem 30. August 1881 bis zur damaligen Seebadeanstalt, am Platz des heutigen Landeshauses fuhr, verkürzte sich auch der notwendige Fußmarsch, um den Wald zu erreichen. Ohnehin hatten sich am Wege zum Gehölz schon einige Ausflugslokale angesiedelt: Eine Trinkhalle an der Ecke des Schwanenwegs, das Tivoli unterhalb des Hohenbergs, das Hotel Düsternbrook am Fuß der Krusenkoppel und die Restauration in der Seebadeanstalt.[1]

Besondere Orte

Im Düsternbrooker Gehölz finden sich zwei Teiche, zwei Skulpturen und die Plätze einiger heute nicht mehr vorhandener Gebäude:

  • Dianenspiegel und Mondspiegel
So heißen zwei Teiche im Norden des Gehölzes. Der Dianenspiegel liegt unmittelbar an der Lindenallee, gegenüber der Einfahrt zum Maritim Hotel, ist aber von der Straße aus schwer einzusehen, weil er etwas tiefer liegt und hinter Bewuchs versteckt ist. Er misst von Norden nach Süden 90 m, ist aber nur zwischen 6 und 20 m breit. Alte Bilder zeigen, dass er früher in der Mitte, an seiner schmalsten Stelle, von einer weißen Holzbrücke überspannt war.
Der Mondspiegel liegt nur 70 m südlich vom Dianenspiegel und ist kreisrund mit nur 25 m Durchmesser.
beiden Teichen ist gemeinsam, dass sie ehemals eine steinerne Einfassung besaßen, die in Teilen noch zu erkennen ist; beim Dianenspiegel sind auch noch ein Widerlager der Brücke und in seiner nördlichen Bucht ein Teil einer Gitterumrandung vorhanden. Ansonsten machen die Teiche im Vergleich mit alten Abbildungen heute keinen besonders gepflegten Eindruck.
  • Skulpturen
Angesichts des Waldsterbens heißt der vom Künstler Harald Thoms von 1989 bis 1991 aus einem Findling herausgearbeitete gnomenhafte Waldgeist. Der Künstler sagte dazu, er habe gedacht, "man sollte mit Bäumen, die ganz friedliche Wesen sind, etwas friedlicher umgehen."
Das Carl-Loewe-Denkmal erinnert an den 1869 in Kiel verstorbenen Komponisten Carl Loewe. Die Büste findet sich am Düsternbrooker Weg gegenüber des Carl-Loewe-Weges jetzt wieder an ihrem ursprünglichen Standort, nachdem sie zwischen 1952 und 2011 vor der Carl-Loewe-Schule in der Muhliusstraße stand.
An der südöstlichen Ecke des Gehölzes, unterhalb des Marientempels stand seit 1900 ein Standbild von Herzog Friedrich VIII. von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg. Der Herzog hatte 1864 nach dem Deutsch-Dänischen Krieg vergeblich Erbansprüche auf den Herzogssitz für Schleswig-Holstein erhoben. Schleswig-Holstein wurde dann aber kein eigenständiges Herzogtum, sondern 1867 eine preußische Provinz. Das Denkmal wurde im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen.
  • Marientempel
    ...
  • Waldwirtschaft Sanssouci
Genau in der Mitte des Düsternbrooker Gehölzes befand sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Waldwirtschaft Sanssouci. Das 1811/12 erbaute Gebäude war im Staatsbesitz und wurde an häufig wechselnde Pächter als Gaststätte verpachtet. Ab 1854 trug es den Namen Sanssouci. Wegen der Konkurrenz durch die Restaurationen in der Seebadeanstalt und auf dem Aussichtspunkt Bellevue litt die Gaststätte dauerhaft unter wirtschaftlichen Problemen. Gerne wurde sie jedoch von studentischen Verbindungen for Kommersfeiern genutzt. 1865 brannte das Gebäude vollständig ab. Sie wurde nicht wieder aufgebaut und die Anhöhe, auf der sie einst stand, ist heute durch späteren umfänglichen Kiesabbau auch verschwunden.
Der Dichter Theodor Storm hatte die Waldwirtschaft während seiner Studienjahre in Kiel (ab 1837) kennen gelernt und setzte ihr ein literarisches Denkmal, indem er seine Novelle Auf der Universität[2] dort ansiedelte. 1927[3] (andere Quelle: 1917[4]) wurde dort ein Gedenkstein aufgestellt, der auf Theodor Storm und seine Novelle hinweist. 2011 kam eine Informationstafel hinzu.

Einzelnachweise

  1. Gloy, Arthur: „Aus Kiels Vergangenheit und Gegenwart“, Kiel (Robert Cordes) 1925 (Nachdruck 1979 bei Weidlich, Frankfurt/Main, ISBN 3-8035-1017-1); dort S. 254-256
  2. Auszug aus der Novelle bei Gloy, a. a. O., S. 205-208
  3. >Rackwitz, Martin: Sanssouci, in: Tillmann/Rosenplänter: Kiel Lexikon, 2. Auflage, Neumünster (Wachholtz) 2010, ISBN 978-3-529-02556-3, S. 312
  4. Text der Informationstafel