Hindenburgufer
Hindenburgufer
auch "Kiellinie"
- Ort
- Kiel
- PLZ
- 24105
- Stadtteil
- Düsternbrook
- Angelegt
- 1900
- Hist. Namen
- Strandweg
- Querstraßen
- Feldstraße, Mercatorstraße, Schweriner Straße, Koesterallee, Parkstraße, Lindenallee, Carl-Loewe-Weg, Bernhard-Harms-Weg, Düsternbrooker Weg
- Nutzung
- Fußverkehr, Radverkehr, Autoverkehr
Hindenburgufer ist der ehemalige Name eines Teils der heutigen Kiellinie. Das Hindenburgufer wurde nach dem deutschen Generalfeldmarschall und Politiker Paul von Hindenburg (* 2. Oktober 1847; † 2. August 1934) benannt. Am 16.Januar 2014 hat die Ratsversammlung die Umbenennung in Kiellinie beschlossen.
Verlauf
Das Hindenburgufer verlief vom Düsternbrooker Weg bis zur Feldstraße.
Geschichtsüberblick
1900 als Strandweg angelegt
1906 Ausbau bis Bellevue beschlossen
1926 Ausbau Strandweg bis Koesterallee
1933 nach Paul von Hindenburg in Hindenburgufer umbenannt
1936 Verlängerung von der Koesterallee bis zur Feldstraße einschließlich Strandstraße und ehemaliger Dorfstraße
1969 Verlängerung bis zur Seeburg einschließlich ehemaligem Teil des Strandweges
1972 Die Verlängerung Hindenburgufer zwischen Sporthafen Düsternbrook und Düsternbrooker Weg wird mit Hindenburgufer bezeichnet. Die Fußgängerzone an der Kieler Förde wird in Kiellinie umbenannt.
2014 Das restliche Hindenburgufer wird nach einjähriger Diskussion der Kielline zugeschlagen.
Benennung "Hindenburgufer"
Chronik der Benennung "Hindenburgufer" nach der Straßenbenennungsakte V/14:[1]
- 6. März 1933: Die bereits stark republikfeindlich ausgerichtete Presse (NSDAP-nah: Kieler Zeitung, DNVP-nah: Kieler Neueste Nachrichten) berichtet, dass Angehörige der NSDAP das Schild "Platz der Republik" und "Legienstraße" entfernt und sie durch Pappschilder "Hitlerplatz" und "Horst-Wessel-Straße" ersetzt haben. Der Polizeipräsident nimmt Kontakt mit der Kreisleitung auf und die Pappschilder werden entfernt.
- 9. März 1933: Der Polizeipräsident Otto zu Rantzau schreibt an den Regierungspräsidenten Anton Wallroth (beide eingesetzt 1932 nach dem sogenannten "Preußenschlag"), er habe Bedenken die alten Schilder wieder anzubringen, es sprächen "polizeiliche Gesichtspunkte" dagegen, es müsse mit "einer fortgesetzten Demolierung der Straßenschilder" gerechnet werden.
- 10. März 1933: Der Polizeipräsident schreibt verschiedene rechte Organisationen an (NSDAP, DNVP, Stahlhelm) und bittet um Vorschläge zu Neu- oder Zurückbenennungen. Der Kieler Oberbürgermeister Dr. Emil Lueken wird vom Regierungspräsidenten abgesetzt wird, weil er sich weigert, die SPD-Ratsleute noch vor der Kommunalwahl zwei Tage später zu entlassen. Am Tag danach besetzen SA und SS sowie Mitglieder des "Stahlhelm" und der DNVP das Kieler Rathaus.[2] Die Presse berichtet über Umbenennungen in anderen Städten, u.a. am 21. März über die Benennung des Republikplatzes in Lübeck in Adolf-Hitler-Platz und des dortigen Stadtparks in Hindenburgpark.
- 12. März 1933: Kommunalwahl: Die NSDAP holt zwar den Sieg, aber nicht die absolute Mehrheit (44,8%)
- 14. März 1933: Der NSDAP-Kreisleiter[3] Walter Behrens wird vom Regierungspräsidenten rückwirkend zum 11. März als Staatskommissar für den Oberbürgermeister und den Magistrat eingesetzt.
- 27. März 1933: Es findet ein Gespräch der Ortspolizeibehörde mit dem Staatskommissar statt: Es sollen geeignete Straßen oder Plätze für eine Benennung nach Hitler und Hindenburg gefunden werden.
- 29.3. 1933: Oberbaurat Oskar Thunsdorff teilt dem Polizeipräsidenten mit, dass der Magistrat bereits eigene Vorschläge gemacht habe, die dem Staatskommissar vorlägen. Der Strandweg sollte demnach in Hindenburgweg, der Werfterholungspark in Hindenburgpark und der Neumarkt in Adolf-Hitler-Platz umbenannt werden.
- 29. März 1933: Am gleichen Tag geht dieser Vorschlag an den Polizeipräsidenten. Dieser antwortet am 30. März 1933 mit seinem Einverständnis, weist aber darauf hin, dass nach dem Erlass des Innenministeriums vom 9. November 1932 die staatliche Polizeibehörde vollständig für die Benennung der öffentlichen Straßen zuständig sei. Im Einvernehmen mit dem Polizeipräsidium habe aber die Stadtverwaltung das Vorschlagsrecht.
- 3. April 1933: Stadtrat Gluck bespricht die Frage mit Staatskommissar und dieser legt dem Polizeipräsidenten die Vorschläge zur abschließenden Entscheidung vor.
- 7. April 1933: Die Genehmigung des Polizeipräsidenten geht bei der Stadt ein.
- 8. April 1933: Auf telefonischen Vorschlag des Stadtkommandanten wird der Strandweg nicht in Hindenburgstraße sondern in Hindenburgufer umbenannt, Behrens befürwortet dies ausdrücklich, der Polizeipräsident stimmt telefonisch zu.
- 28. April 1933: Behrens wird zum Oberbürgermeister gewählt, setzt das Führerprinzip durch und entmachtet die demokratischen Gremien.
- 20. Juli 1933 Die Stadtkollegien beschlossen einstimmig, dass Hitler und Reichspräsident Paul von Hindenburg zu Ehrenbürger ernannt und ein Platz und eine Straße nach ihnen benannt werden sollen. Begründung: "Die Benennung des Neumarktes in Adolf-Hitler-Platz und des Strandwegs in Hindenburgstraße ist eine Ehrung Kiels für Reichskanzler und Reichspräsident."[4]
- 30. Januar 1936: Auch die Verlängerung von der Koesterallee zur Feldstraße erhält die Bezeichnung Hindenburgufer.
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Links
- kiel.de: Debatte um Ehrenbürgerschaft und Umbenennung des Hindenburgufers
- Hans‐Ulrich Thamer: "Vom Umgang mit"Straßennamen. Der Fall Hindenburg."
- Nils Hinrichsen: "Vom Mythos zum Markenzeichen - Hitlers Steigbügelhalter Hindenburg als Namenspatron für öffentliche Orte in Schleswig-Holstein" in: Informationen zur Schleswig-Holsteinischen Zeitgeschichte Heft 50: Winter 2008
Quellen
- ↑ kiel.de [1]
- ↑ AKENS "'Machtergreifung' im Rathaus", November 1994
- ↑ AKENS "'Machtergreifung' im Rathaus", November 1994
- ↑ Nils Hinrichsen: "Vom Mythos zum Markenzeichen - Hitlers Steigbügelhalter Hindenburg als Namenspatron für öffentliche Orte in Schleswig-Holstein" in: Informationen zur Schleswig-Holsteinischen Zeitgeschichte Heft 50: Winter 2008