Seeburg

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Die Seeburg ist ein der Kieler Universität gehörendes Gebäude, das am Beginn der Kiellinie und am Düsternbrooker Weg gegenüber der Kunsthalle liegt. Sie gilt als erstes Studierendenhaus Deutschlands.

Das heutige Gebäude wurde am 12. November 1910 eingeweiht und diente seither der Universität als Studentenheim, Mensa und Gästehaus. Sie verfügte auch über eine Kegelbahn, eine Fechthalle und diente als Bootshaus.

Derzeit (2024) arbeitet die Universität an der Umsetzung eines neuen Nutzungskonzepts.

Name[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Name Seeburg ist im Kieler Volksmund zu Zeiten der Erstbebauung des Grundstückes entstanden. Das dort von 1784 bis 1907 stehende Wohngebäude erhielt diesen Namen wegen seiner Kompaktheit und der Lage am Wasser.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Richters Hof[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

"Richters Hof", 1867

An der Stelle der heutigen Seeburg stand seit 1784 das älteste Wohngebäude am Düsternbrooker Weg. Er lag damals noch außerhalb der Stadt und führte lediglich als Waldweg ins Düsternbrooker Gehölz.

1767 hatte der königlich dänische Landbaumeister Johann Adam Richter den vom Schloss bis zum Schwanenweg reichenden Uferstreifen gekauft und das alte Wachhaus, die Constabel-Wache am Südende des Grundstücks, abbrechen lassen. Richter ließ 1783/84 am Ufer Land aufschütten und baute darauf ein zweistöckiges Landhaus. Er nannte es zunächst Richters Hof, der Volksmund gab ihm jedoch den bis heute üblichen Namen.

1807 verkaufte Richter das Haus an den Kurator der Universität, Graf Christian Rantzau (1772-1812). Nach dessen frühem Tod blieb es im Fideikommiss der Familie zu Rantzau-Oppendorf und diente über mehrere Generationen als Witwensitz. 1902 kaufte es die Stadt Kiel, um dort eine Stadthalle zu bauen; das Projekt wurde dann aber nicht realisiert.

Nutzung durch die Universität[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vorgeschiche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der in Kiel geborene Hamburger Kaufmann und Namensgeber der Willestraße Theodor Wille (1818-1892) hatte seiner Vaterstadt testamentarisch ein Stiftungskapital aus Geld- und Grundbesitz von 2 Millionen Reichsmark (nach anderer Quelle[1] 1,8 Millionen) hinterlassen. Die Zinsen daraus sollten den Schulen und der Universität zugute kommen. Das Testament ließ allerdings die Verteilung der Erträgnisse zwischen der Stadt und der Universität offen, so dass erst nach einer juristischen Klärung durch das Kieler Oberlandesgericht festgelegt war, dass die Universität jährlich 10.000 Reichsmark zu bekommen habe.[2]

Die Universität plante, die Mittel für "die Errichtung eines Gebäudes mit einem Studentenkasino, einer Lesehalle, nebst Sitzungszimmer für wissenschaftliche Vereine und eventuell unter Anschluß von Turn- und Fechthalle" zu verwenden, das zwischen der Feldstraße und dem Niemannsweg entstehen sollte. Die "Allerhöchste Genehmigung" dafür erteilte der Kaiser aber erst im August 1906.

Zwischenzeitlich war der Unversität eine Großspende zugewendet worden. Diese Spende galt als anonym, was zu Gerüchten führte, dass es sich beim Spender um Prinz Heinrich von Preußen, den Bruder des Kaisers, handele, der mit seiner Familie auf dem Kieler Schloss wohnte. Nach anderer Quelle[3] war der Spender der Chemiker Prof. Carl Harries. Mit der Spende war die Auflage verbunden, dass ein solches Studentenhaus in Düsternbrook an der Wasserseite entstehen solle.

So erwarb die Universität im Oktober 1907 das Grundstück mit der alten, von Johann Adam Richter erbauten Seeburg von der Stadt für 200.000 Reichsmark. Das Haus sollte trotz seiner Feuchtigkeitsschäden zunächst erhalten werden. Es stellte sich aber heraus, dass es von Hausschwamm befallen war. Es wurde noch im selben Jahr abgerissen und am 14. Mai 1909 konnte der Grundstein für den Neubau gelegt werden.[2]

Bis zum Zweiten Weltkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit dem Bau beauftragte die Universität den Stuttgarter Architekten Theodor Fischer, der in Kiel bereits zwei Jahre zuvor in der Bismarckallee eine repräsentative Villa für einen Urenkel des Namensgebers der Harriesstraße, nämlich den oben bereits genannten Prof. Carl Harries gebaut hatte. In der Planungsphase mussten aus Kostengründen einige Abstriche gemacht werden; die Gebäudehöhe und -länge wurden reduziert und ein Teil der geplanten Terrassen nicht gebaut. Eineinhalb Jahre nach der Grundsteinlegung konnte die neue Seeburg am 12. November 1910 eingeweiht werden.

Im Erdgeschoss lagen die Lesezimmer sowie für Dozenten und Studenten getrennte Speisezimmer. Damit gab es in Kiel nach Marburg die zweite Universitätsmensa in Deutschland. Im Obergeschoss befanden sich der Festsaal und Vereins-, Billard- und Musikzimmer. Das Dachgeschoss beherbergte die Hausmeisterwohnung sowie Wirtschafts- und Personalräume. Die Hanglage des Gebäudes ermöglichte zur Förde hin ein volles Untergeschoss, das den Wassersportlern als Umkleideräume und Bootshallen diente.

Gedenktafel unterhalb des "Kaiserzimmers"

In den Folgejahren kamen weitere Um- und Ausbauten hinzu: 1913 wurde in Richtung zum Schloss ein Anbau geschaffen, der im Untergeschoss eine Doppelkegelbahn besaß und darüber im Erdgeschoss eine Terrasse hatte. Die Terrasse war mit einem Pavillon, dem Kaiserzimmer, abgeschlossen. Unter den Fenstern des Kaiserzimmers erinnert bis heute eine Gedenktafel an das 25-jährige Regierungsjubiläum von Kaiser Wilhelm II.

1915 kamen in der Seeburg eine Fechthalle und erweiterte Bootsräume hinzu und 1929 wurde die Terrasse zwischen dem Ursprungsbau und dem Pavillon zu einer Glasveranda umgestaltet.

Neues Nutzungskonzept[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem neuen Konzept soll die Seeburg als Schaufenster der Wissenschaft dienen. Sie soll der Öffentlichkeit einen Einblick in die Universität ermöglichen und Angebote für sie bereithalten. Dafür wird sie umfänglich umgebaut werden. Sie wird sich zur Wasserseite öffnen und ein Foyer und eine Repräsentationsfläche für den Wissenstransfer und die Wissenschaftskommunikation erhalten.[4]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Karte „Seeburg“ auf dem Online-Stadtplan der Stadt Kiel, aufrufbar auf kiel.de

 Commons: Seeburg (Kiel) – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Sievers, Kai Detlef in: Tillmann, Doris und Rosenplänter, Johannes: Kiel Lexikon, Neumünster (Wachholtz), 2011 (2. Aufl.), ISBN 978-3-529-02556-3, S. 414.
  2. 2,0 2,1 14. Mai 1909 Grundsteinlegung des Studentenheims Seeburg, abgerufen am 9. Juni 2024
  3. Studentenwerk Schleswig-Holstein (Hrsg.): 100 Jahre Seeburg - Quellen zur Historie, Kiel 2010, 67 Seiten. Dort S. 18 (online, abgerufen am 9. Juni 2024)
  4. Umbaupläne bei www.seeburg.uni-kiel.de, abgerufen am 9. Juni 2024