Alte Lübecker Chaussee: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Kiel-Wiki
(PLZ korrigiert)
Zeile 8: Zeile 8:
|Ort=Kiel
|Ort=Kiel
|Ortsteil= Gaarden-Süd / Kronsburg, Südfriedhof  
|Ortsteil= Gaarden-Süd / Kronsburg, Südfriedhof  
|PLZ= 24145, 24114
|PLZ= 24113, 24114
|lat=
|lat=
|lon=
|lon=

Version vom 28. Juli 2021, 14:35 Uhr


Die Alte Lübecker Chaussee ist ebenso wie der Königsweg ein Teil des Verlaufs der ehemaligen Heerstraße von Kiel durch Ostholstein nach Lübeck. Sie hieß bis 1926 lediglich Lübecker Chaussee. Über diese Straße verlief lange Zeit die Fernverkehrsstraße/Reichsstraße/Bundesstraße 76.

Geschichte

Die Alte Lübecker Chaussee beginnt am Rondeel und ist in der Vergangenheit an ihrem anderen Ende wiederholt verkürzt worden.

Sie ist - ohne Straßennamen - bereits auf der Varendorfschen Karte von 1789 eingezeichnet. 1872 wird sie erstmalig im Kieler Adressbuch genannt (Seite XIII) und dort auch 1875 unter (königlich) Gaarden aufgeführt (Seite 76).

In ihrem ursprünglichen Verlauf ging die Lübecker Chaussee im Bogen direkt in die heutige Lauenburger Straße über, die damals ein Bestandteil der Lübecker Chaussee war. Sie überquerte die Bahnlinie mit einem höhengleichen Bahnübergang. Auf der Gaardener Seite der Eisenbahn umfasste sie auch die heutige Straße Zum Brook und endete erst an der Sörensenstraße, die bis 1908 noch Waldemarstraße hieß.

Mit Beschluss vom 11. Februar 1907 wurde die Straße auf Kieler und Gaardener Gebiet von der Provinzialverwaltung übernommen und am 19. Oktober 1926 durch die Städtischen Collegien von Lübecker Chaussee in Alte Lübecker Chaussee umbenannt.[1]

Gleichzeitig gab es Planungen, einen weiteren Bahnübergang zu schaffen, der etwa 70 m weiter nördlich liegen sollte. Dazu sollte eine neue Straße vom Schwedendamm aus geradeaus über die Bahnlinie hinweg gebaut werden. Der Bahnübergang hätte an der Stelle des Fußgängertunnels gelegen, der heute am Ende der Stormarnstraße die Bahnlinie unterquert. Die neu zu bauende Straße wäre dem heutigen Verlauf der Stormarnstraße ein kurzes Stück gefolgt und dann rechtwinklig abgeknickt, so dass sie zwischen den Grundstücken 67 und 69, gegenüber der heutigen Ratzeburger Straße, rechtwinklig die bestehende Alte Lübecker Chaussee getroffen hätte. Ebenfalls am 19. Oktober 1926 beschlossen die Städtischen Collegien, dieser geplanten Straße den Namen Neue Lübecker Chaussee zu geben.

Diese Straße ist auf Stadtplänen und in Adressbüchern der folgenden Jahre enthalten, aber offenbar nie gebaut worden. In den Adressbüchern ist sie als "unbebaut" vermerkt und 1977 wurde sie darin nicht mehr aufgeführt. Denn mittlerweile hatte die Zunahme des Verkehrs eine andere Lösung erforderlich gemacht: Die höhengleiche Bahnquerung im Verlauf der Bundesstraße 76 wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem nicht mehr vertretbaren Nadelöhr. Die Gablenzbrücke war zwar als innerstädtische Verkehrsader zwischen dem West- und dem Ostufer schon 1956 verbreitert worden. Die durch den Bahnübergang behinderte Alte Lübecker Chaussee war jedoch die einzige weitere innerstädtische Verkehrsverbindung zwischen West- und Ostufer und hatte außerdem noch Fernverkehrsfunktionen zu erfüllen.

Daher wurde in Rufweite der Alten Lübecker Chaussee 1963 die Friesenbrücke als Teil des Kieler Hufeisens gebaut. Sie nimmt seither die Bundesstraße auf und ermöglichte die Abschaffung des Bahnübergangs in der Alten Lübecker Chaussee. An beiden Seiten der Friesenbrücke wurde eine Kreisverkehrsanlage gebaut; auf Gaardener Seite am Joachimplatz, auf der Westseite durch Schaffung des Barkauer Kreuzes. Die Alte Lübecker Chaussee wurde direkt an das Barkauer Kreuz angeschlossen.

Mit einiger Verzögerung benannte die Ratsversammlung am 17. Februar 1972 den nun durch die Bahngleise abgetrennten Gaardener Teil der Straße in Zum Brook um. Am 27. Oktober 1983 wurde auch westlich der Bahn die Lauenburger Straße von der Alten Lübecker Chaussee abgetrennt. Der ehemalige Straßenverlauf ist heute nur noch schwer zu erkennen, weil die Lauenburger Straße und Zum Brook baulich durch Grünanlagen und Gebäude von der Alten Lübecker Chaussee und der Bahnlinie abgetrennt wurden.

Im Verlauf des alten und des geplanten, aber nicht gebauten, neuen Bahnüberganges quert eine Fußgängerunter- und -überführung die Bahngleise. Von Westen kommend geht es im Zuge der nicht gebauten Neuen Lübecker Chaussee unter drei Gleisen hindurch, dann auf einer ansteigenden Rampe zum Ort des ehemaligen Übergangs der Alten Lübecker Chaussee und dort auf einer Brücke über ein viertes Gleis hinweg.

Die Kreisverkehrsanlage des Barkauer Kreuzes ist mit dem weiteren Ausbau des Kieler Hufeisens einer kreuzungsfreien Unterführung der Bundesstraße gewichen.

Besonderheiten

Obelisk

Am Rondeel findet sich im spitzen Winkel zwischen der Alten Lübecker Chaussee und der Hamburger Chaussee ein historischer Obelisk, der den Beginn der 1832 gebauten Chaussee nach Hamburg markiert. Er ist eingetragen in die Liste der Kulturdenkmale in Kiel-Südfriedhof.[2]

Aktuelles

Zwischen den Grundstücken Nr. 16 und 20 überspannen zwei eingleisige Bahnbrücken die Alte Lübecker Chaussee. Zwischen den beiden Brücken befindet sich die Zufahrt zum Bahnbetriebswerk Kiel. Die Durchfahrtshöhe von nur 3,90 m unter diesen Brücken führt immer wieder zu Unfällen mit Lastkraftwagen.[3] Weil die Bahngleise über der Straße nicht höher gelegt werden können (die Bahnlinie unterquert wenig entfernt die Hamburger Chaussee und würde dadurch eine zu große Steigung bekommen), bleibt nur eine Vertiefung der Fahrbahn der Alten Lübecker Chaussee. Die Arbeiten dazu sollen 2023 erfolgen und werden zu einer befristeten Sperrung der Straße für den Durchgangsverkehr führen.[4]

Die vier vorliegenden Planungsvarianten sollen am 11. Juni 2021 in einem Bürger*innendialog im Rathaus vorgestellt und diskutiert werden.[5]

Öffentliche Einrichtungen

Unternehmen

  • Nr. 20: Dachdeckerei Howe
  • Nr. 21: Malereibetriebe Lagoni/Mecklenburg/Rohwer/Zakrotzky
  • Nr. 26: Surf Line Kiel
  • Nr. 27: Restaurant September
  • Nr. 29: AC Auto Check
  • Nr. 31: Tadsch Mahal (seit 5. Dezember 2014)

Historische und ehemalige Unternehmen

  • Nr. 1: Idioten-Anstalt (1862 - 1904), eine medizinisch-pädagogische Einrichtung von Johann Meyer
  • Nr. 20: Fischindustrie und Feinkostgroßhandlung
  • Nr. 21:
    • Johannes Lassen. Käseschmelzwerk (1959)
    • 1000-Körner-Markt (1988-2006, der erste Bio-Supermarkt in Deutschland)
    • Gaststätte Kartoffel-Keller (in Verbindung mit 1000-Körner-Markt)
  • Nr. 26:
    • Konsum-Verkaufsstelle 26 (1959)
    • Eisen-Jäger (1970er-Jahre, dann Hamburger Chaussee 192)
    • Mercato Italiano (bis Juni 2015, jetzt Tonberg 1)[Anm. 1]
  • Nr. 27: Hecht & Tödt, Maschinenfabrik für Molkerei- und Getränkeindustrie
  • Nr. 31: Zum Wittelsbacher, danach Chinagarten und China Restaurant Sonne
  • Nr. 33: Drogerie Bach
  • Nr. 34: Paul Kauf, Lebensmittel
  • Nr. 35: Leihbücherei Holtorff
  • Nr. 46: Hotel und Ausflugslokal Zur Perle[Anm. 2]

________

  1. Damit hat das Unternehmen die Alte Lübecker Chausssee eigentlich gar nicht verlassen, denn die neue Adresse Tonberg 1 befindet sich genau auf dem ehemaligen Bahnübergang.
  2. Heute von der Zufahrt der Alten Lübecker Chaussee zum Barkauer Kreuz überbaut

Bilder

Weblinks

Kiel „Alte Lübecker Chaussee“ auf dem Online-Stadtplan der Stadt Kiel, aufrufbar auf kiel.de

 Commons: Alte Lübecker Chaussee – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hans-G. Hilscher: Kieler Straßenlexikon. Fortgeführt nach 2005 durch Dietrich Bleihöfer, ab 2022 durch Frank Mönig, Amt für Bauordnung, Vermessung und Geoinformation der Landeshauptstadt Kiel, Stand: Januar 2021. Abrufbar auf www.kiel.de oder als .pdf-Datei, ca. 1,5 MB
  2. Liste der Kulturdenkmale in Kiel (nach Stadtteilen gegliedert) in der deutschsprachigen Wikipedia
  3. Bahnbrücken werden tiefer gelegt bei kn-online.de abgerufen am 01. November 2016
  4. Engpass auch ohne Diesel-Fahrverbot bei kn-online.de abgerufen am 24. April 2019
  5. Einladung zum Beteiligungsdialog bei kiel.de, abgerufen am 16. Mai 2021