Wilhelminenhöhe

Aus Kiel-Wiki

Wilhelminenhöhe

Ort
Kiel
PLZ
24143
Stadtteil
Gaarden-Ost
Angelegt
1838 / 1875
Neugestaltet
Kaiserliche Werft, Norwegenkai
Anschlussstraßen
Sandkrug
Querstraßen
Schönberger Straße, Haken
Bauwerke
Gaststätte Wilhelminenhöhe, Anlegstelle Wilhelminenhöhe
Ausflugslokal Wilhelminenhöhe um 1867

Die Wilhelminenhöhe, benannt nach einer Gastwirschaft gleichen Namens, war eine Straße in Gaarden-Ost, die erstmals 1875 im Kieler Adreßbuch Kiel aufgeführt wurde.
Sie verlief von der damaligen Schönberger Straße (heute Werftstraße zur Förde.
Hügelaufwärts erstreckte sich das Gelände Wilhelminenhöhe bis zur Wihelminenstraße (heute Hügelstraße) und zum Sandkrug.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der geschäftstüchtige Gastwirt Bruhn, dem die Gaststätte Sandkrug gehörte, hatte 1838 zu Ehren der Prinzessin Wilhelmine, die als Herzogin von Glücksburg das Kieler Schloss von 1838 bis 1863 bewohnte, die Gastwirtschaft in "Wilhelminenhöhe‘‘" umbenannt. Im gleichen Jahr gelang es ihm, die Wiker Wilhelminen-Schützen-Gilde" von 1831, deren Namensgeberin auch die Herzogin war, dazu zu bringen, ihr Gildefest nicht im Dorf Wik, sondern in seiner "Wilhelminenhöhe" zu feiern. In deren Berggarten (ungefährer Ort heute Hügelstraße) ließ der Wirt Schießstände anlegen.[1]

Honoratioren auf dem Fördedampfer LORELEY am Anleger Wilhelminenhöhe (1867)

Die Wilhelminenhöhe war ein sehr beliebtes Ausflugs- und Studentenlokal.

Durch die Anlegestelle Wilhelminenhöhe war die Gaststätte mit einer Dampferfähre von der Altstadt. erreichbar.[2]

Hotel Wilhelminenhöhe in der Werftstraße (um 1930

Beim Ausbau der Kaiserlichen Werft wurde das Gasthaus abgerissen und das Gelände darum herum abgetragen. (heute Norwegenkai auf den ehemaligem Werftgelände).[3]
Stattdessen wurde in der Werftstraße 129 um 1900 das Hotel Wilhelminenhöhe gebaut. Bei dem Luftangriff in der Nacht vom 18. zum 19. März 1941 wurde das Gebäude nach einem Sprengbombeneinschlag stark beschädigt und später abgerissen.

Im Jahr 1896 bekam der Fähranleger Wilhelminenhöhe eine Haltestelle der elektrischen Straßenbahn, die in der Gegenrichtung bis Wellingdorf zur Gaststätte „Stadt Kiel“ fuhr.[4] Die Dampffähre zu dem Fahranleger wird bis 1930 von der Preußischen Landesaufnahme eingezeichnet, wobei 1908 die Gaardener Fähre zwischen Bollhörnkai und Anleger Gaarden Zur Fähre in Dienst gestellt wurde.[5]

Du, Wilhelminenhöh', nun öffne dich freundlich den Gästen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blick von der Wilhelminenhöhe auf Kiel (1866)

Auszug aus dem Gedicht "Kiel" von Johann Hinrich Otto Meyer (* 5. Januar 1829 in Wilster; † 15. Oktober 1904 in Kiel).[6]

Weiter den Blick nunmehr fortwendend, geh' ich zur Rechten,
Wo aus dem schattigen Grün schimmert das rötliche Dach,
Und wo am hangenden Berg, durchkreuzt von schlängelnden Gängen,
Tannen und Haselgesträuch bilden das kleine Gehölz.
Hier die Stufen hinan, zu erfreu'n dich des köstlichen Ausblick's
Hoch vom Hügel herab weit über Hafen und Stadt!
Du, Wilhelminenhöh', nun öffne dich freundlich den Gästen,
Voller das stattliche Boot, schweben sie schaukelnd heran!
Vorwärts kann ich indessen noch nicht, – es fesselt die Fernsicht
Mir den schweifenden Blick immer mit wechselndem Reiz'!
Siehe, da hab' ich sie nun! – da lächelt im Spiegel des Hafens
Tief mir zu Füßen der Stadt freundlich erscheinendes Bild!
Kreuzend sich hin und her durchzieh'n sie stattliche Straßen,
Und mit lebendiger Kraft treibt sich die Menge hindurch.
Laut hinrollet der Wagen, – es tönt geschäftiger Stimmen
Bunt verworrener Lärm dumpf in die Ferne hinein.
Freundlich erglänzet das Rot der schräg sich stufenden Dächer,
Denen leise des Rauchs wallende Säule entsteigt.
Siehe, da hebt aus dem Knäuel verschlungener Häuser der Kirchturm
Das gigantische Haupt ernst und prophetisch hervor!
Ihrem Glauben geweiht, zur Andacht mahnt er die Seinen,
Rufend ins Heiligtum laut mit der Glocken Geläut',
Wacht und behütet sie auch und ruft sie mit dumpferem Klange,
Wenn im Dunkel der Nacht rötet den Himmel die Glut.
Nachbarlich ihm vereint, zur Rechten weiter, erhebt sich
Nun das geräumige Schloß, trotzend der nagenden Zeit;
Funkelnd blitzen die Fenster im Strahl der scheidenden Sonne,
und an der felsigen Wand schimmert das blendende Weiß,
Schimmert auch höher hinauf, dort wo das eiserne Gitter,
Krönend den eckigen Turm, weit überschauet die Stadt.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Karte „Wilhelminenhöhe“ auf dem Online-Stadtplan der Stadt Kiel, aufrufbar auf kiel.de

 Commons: Wilhelminenhöhe – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hans-G. Hilscher: Kieler Straßenlexikon. Fortgeführt nach 2005 durch Dietrich Bleihöfer, ab 2022 durch Frank Mönig, Amt für Bauordnung, Vermessung und Geoinformation der Landeshauptstadt Kiel, Stand: Januar 2021. Abrufbar auf www.kiel.de oder als .pdf-Datei, ca. 1,5 MB . Dort zitiert nach Ferdinand Klewin, Stadtbummel durch Alt-Kiel, Jung Verlag Kiel 1989, S. 47.
  2. Preußischen Landesaufnahme von Kiel 1877-1879 (Auflage 1) auf Internetportals DigitalerAtlasNord (Archäologie-Atlas SH)
  3. Hans-G. Hilscher: Kieler Straßenlexikon. Fortgeführt nach 2005 durch Dietrich Bleihöfer, ab 2022 durch Frank Mönig, Amt für Bauordnung, Vermessung und Geoinformation der Landeshauptstadt Kiel, Stand: Januar 2021. Abrufbar auf www.kiel.de oder als .pdf-Datei, ca. 1,5 MB
  4. Die Fähre von Kiel nach Gaarden auf gaardian.org, zuletzt abgerufen am 26.10.2016
  5. Preußischen Landesaufnahme von Kiel 1902-1930 (Auflage 2) auf Internetportals DigitalerAtlasNord (Archäologie-Atlas SH)
  6. Johann Meyers Sämtliche Werke. Band 1, Lipsius & Tischer Kiel 1906, S. 75 f. Online-Version Internet Archiv