O-Bus

Aus Kiel-Wiki
Version vom 23. Oktober 2021, 15:26 Uhr von M. Hammer-Kruse (Diskussion | Beiträge) (neu erstellt)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

Von 1944 bis 1964 verbanden auf mehreren Linien Oberleitungsbusse, in Kiel kurz O-Busse genannt, den Hauptbahnhof mit dem Ostufer, insbesondere dem Stadtteil Elmschenhagen.[1]

Linienentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pläne für ein System von elektrisch betriebenen Oberleitungsbussen gab es bereits in den 1930er-Jahren. Aber erst die Kraftstoff- und Metallknappheit im Zweiten Weltkrieg führte dazu, dass sie Realität werden konnten. Denn dieser Zwitter aus Autobus und Straßenbahn benötigte weder Verbrennungskraftstoffe noch stählerne Schienen.

Die erste Linie wurde nach mehrjähriger Vorbereitung am 28. Mai 1944 in Betrieb genommen und verband den Hauptbahnhof mit Toweddern. Damit erhielt der vornehmlich von Werftarbeitern bewohnte Stadtteil Elmschenhagen endlich eine leistungsfähige Verkehrsanbindung.

Später kamen drei weitere Linien, die alle am Hauptbahnhof begannen und am Ostring (damals Germaniaring), der Reichenberger Allee bzw. Kroog endeten, hinzu.

Für kurze Zeit gab es auch eine Straßenbahnstrecke zwischen dem Haupt- und dem Kleinbahnhof in der Segeberger Straße, die mit Strom aus dem O-Bus-Netz betrieben wurde. Sie wurde aber eingestellt, nachdem sie kriegszerstört worden war.

Material[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anfangs bestanden die Masten der Oberleitung kriegsbedingt lediglich aus Holz statt Beton und der Fahrdraht aus Stahl statt Kupfer. Die Busse besaßen nur Sperrholzkarosserien ohne Rundungen und ähnelten eher "rollenden Kisten" als Omnibussen. Außerdem waren diese Busse kleiner als die Kraftomnibusse der anderen Linien

Erst später wurden italienische Alfa-Romeo- und Fiat-Busse eingesetzt, die in Mailand beschlagnahmt worden waren. Diese Busse mussten allerdings nach dem Kriegsende zurückgegeben werden.

Nachkriegsentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Kieler Verkehrssystem war durch den Bombenangriff vom 4. April 1945 vollständig zum Erliegen gekommen. Bis zum 6. Dezember 1945 war es gelungen, die Oberleitungsstrecke zwischen dem Schwedendamm und Toweddern wieder herzurichten und dort den Betrieb wieder aufzunehmen. Aber erst mit dem 11. Juli 1948 konnten die O-Busse wieder ab Hauptbahnhof eingesetzt werden. Bis 1950 war dann das gesamte O-Bus-Netz wieder in Betrieb.

Im Lauf der Jahre kaufte die Kieler Verkehrs-AG 15 neue O-Busse mit Kässbohrer-Aufbauten bei der Firma Henschel in Kassel. Außerdem besaß sie acht Anhänger.

In den 1950er-Jahren begann in der Bundesrepublik der Abschied von den O-Bussen. Was Kiel betrifft, gilt als Grund dafür, dass die Verkehrsbetriebe mit Straßenbahn, O-Bus und Bus nicht weiterhin drei Systeme unterhalten wollten.

Am Anfang der 1960er-Jahre war Henschel schließlich der einzige westdeutsche Hersteller für O-Busse in der Bundesrepublik. Bereits am 12. Dezember 1960 war der Betrieb auf der Linie zum Ostring von der Buslinie 8 übernommen worden. Mit dem 1. Januar 1963 wurde der O-Bus-Betrieb nach Kroog und zur Reichenberger Allee eingestellt und ab 27. Januar 1964 wurde auch die Linie nach Toweddern von einem "normalen" Bus bedient.

Heute (2020) gibt es in Deutschland nur noch in Solingen, Eberswalde und Esslingen O-Busse.[2]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • "Mit dem Oberleitungsbus durch die Preetzer Straße" bei [gaardian.org], zuletzt abgerufen am 23. Oktober 2021;
    gleichlautend in: Ehlert, Walter: "Das historische Gaarden", Husum (Husum Druck- und Verlagsanstalt) 2021, ISBN 978-3-96717-042-9; S. 252-253

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bock, Bruno: "Klammheimlich kam der Omnibus", Herford (Koehlers Verlagsgesellschaft) 1987, ISBN 3-7822-0425-5
  2. Wikipedia: O-Bus