Kieler Arbeiter- und Matrosenaufstand
Der Kieler Arbeiter- und Matrosenaufstand fand Anfang November 1918 – unmittelbar vor dem Ende des Ersten Weltkrieges – statt. Auslösende Momente waren Befehlsverweigerungen auf einzelnen Schiffen der vor Wilhelmshaven ankernden Flotte gegen den Befehl, zu einer Entscheidungsschlacht gegen die britische Marine auszulaufen. Dies mündete in einem offenen Widerstand mehrerer Schlachtschiff-Besatzungen gegen den illegalen Befehl der Seekriegsleitung, der den politischen Friedenszielen der Reichsregierung eindeutig widersprach.[1] Das III. Geschwader wurde daraufhin nach Kiel zurückbeordert. In Kiel trat die Arbeiterschaft an die Seite der Matrosen. Es kam zu einem allgemeinen Aufstand. Von Kiel aus wurde der Impuls zur Ausbreitung der Unruhen gegeben, die dann zur reichsweiten Novemberrevolution, zum Sturz der Monarchie in Deutschland und zur Errichtung der Weimarer Republik führten.[2]
Novemberrevolution
Ihren Ausgang hatte die Revolution mit der Gehorsamsverweigerung der Matrosen in Kiel genommen. Soldatenräte sollten ihren Forderungen Ausdruck verleihen. Eine spontane Bewegung erfasste weitere Hafenstädte und auch Mittel- und Süddeutschland. Beauftragte der Arbeiterparteien und Gewerkschaften übernahmen als Arbeiterräte vor Ort die politischen Funktionen.
Die Beendigung der Aufstandsbewegung in Kiel gelang nicht zuletzt deshalb, weil die meisten Matrosen ohnehin die Stadt verließen. Sie marschierten, da die Bahnlinie außer Betrieb war, nach Neumünster und schwärmten von dort in alle größeren Städte des Deutschen Reichs aus, um auch dort Arbeiter- und Soldatenräte nach Kieler Vorbild zu gründen. Damit erfasste die Novemberrevolution ganz Deutschland.
Dokumentation zum 100. Jahrestag
Mit Unterstützung der Filmförderung Hamburg Schleswig Holstein und der Stadt Kiel entstand ein einstündiger Dokumentarfilm über die Ereignisse des Kieler Matrosenaufstands. Der Film wurde von den Kieler Dokumentar-Filmemachern Klaus Kuhl (Konzept und Text) und Kay Gerdes (filmische Bearbeitung) produziert und von der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte herausgegeben. Er wurde am 24. April 2018 im Metro-Kino im Schloßhof vorgestellt.[3]
Gedenken in Kiel
- Ein 1982 errichtetes Denkmal im Ratsdienergarten erinnert an den Matrosenaufstand.
- An der DGB-Zentrale in der Legienstraße weist eine Tafel auf den Arbeiter- und Soldatenrat hin, der in jenem Gebäude seinen Sitz hatte.
- In der Feldstraße und im Marinegang finden sich Gedenktafeln, welche auf die Ereignisse hinweisen.
- Die Gefallenen des Matrosenaufstands sind auf dem Parkfriedhof Eichhof und dem Nordfriedhof beigesetzt.
- Dokumentiert sind die Ereignisse auch im Kieler Schifffahrtsmuseum.
- Am 16. September 1999 wurde der Max-Reichpietsch-Platz nach einem der Organisatoren der Antikriegsbewegung benannt.
- Am 7. November 2009 fand zum ersten Mal ein Gedenkmarsch statt, der von der Stadt Kiel selbst organisiert wurde.[4] Es wurde geplant, dem Bahnhofsvorplatz einen Namen zu geben, der an die Geschehnisse von damals erinnert.[5]
- Am 17. Juni 2011, während der Kieler Woche, wurde der Bahnhofsvorplatz offiziell durch Oberbürgermeister Torsten Albig in „Platz der Kieler Matrosen“ umbenannt.[6]
Siehe auch
Zeitzeugen Matrosen– und Arbeiteraufstand 1918/1919
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Zur historisch-rechtlichen Einschätzung des Sachverhaltes vgl. Martin Rackwitz: "Kiel 1918", Kiel (Wachholtz) 2018, ISBN: 978-3-529-051746; Fußnote auf S. 275
- ↑ Wikipedia: „Kieler Arbeiter- und Matrosenaufstand“
- ↑ Videofilm über den Kieler Matrosenaufstand 1918, abgerufen 30. Dezember 2019
- ↑ Gedenkmarsch startet an der Waldwiese auf kn-online.de, zuletzt abgerufen 22.07.2016
- ↑ Quelle: Stadtpräsidentin Cathy Kietzer in ihrer Rede auf dem Bahnhofsvorplatz am 7. November 2009
- ↑ „Platz der Kieler Matrosen“ wird eingeweiht auf foerdefluesterer.de, zuletzt abgerufen 22.07.2016