Städtepartnerschaft Tallinn
Zwischen der estnischen Stadt Tallinn (bis 1918 Reval) und Kiel gibt es seit 1972 freundschaftliche Beziehungen, die am 13. Mai 1986 mit einer vertraglichen Städtepartnerschaft auf eine offizielle Grundlage gestellt wurden. Dieser Vertrag wurde am 25. Januar 1992 erneuert.[1]
Die Partnerstadt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Tallinn ist die Haupstadt der Republik Estland und liegt am Finnischen Meerbusen gegenüber der finnischen Hauptstadt Helsinki. Die Stadt hat 430 000 Einwohner (Stand 2014). Der Legende nach fiel die dänische Flagge, der Danebrog, am 15. Juni 1219 bei Tallinn vom Himmel, als der dänische König Waldemar II. die Burg auf dem späteren Domberg der Stadt eroberte. Das Ereignis gilt als Beginn der Christianisierung des heidnischen Baltikums.
Nach der dänischen Herrschaft stand die Stadt über die Jahrhunderte zunächst unter der Herrschaft des Deutschen Ordens und dann unter schwedischer und russischer Hoheit, bevor Estland 1918 eine unabhängige Republik wurde.
1940 verlor Estland seine Unabhängigkeit, weil es aufgrund des geheimen deutsch-sowjetischen Zusatzabkommens zum Nichtangriffspakt vom August 1939 von der Sowjetunion besetzt und als Sowjetrepublik in diese eingegliedert wurde. Diese wurde 1941 nach dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion von der deutschen Wehrmacht besetzt und im Herbst 1944 von der Roten Armee zurückerobert.
Mit dem Zerfall der Sowjetunion erklärte sich Estland am 30. März 1990 wieder zur Republik und erklärte am 20. August 1991 schließlich seine volle Unabhängigkeit von der Sowjetunion. Heute ist Tallinns Wirtschaft nach Skandinavien ausgerichtet und es beherbergt Unternehmen wie Nokia, Philips und Ericsson. Außerdem ist es zur Bankenmetropole des Baltikums geworden.[2][3]
Die Anfänge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Beziehungen zwischen Kiel und Tallin gehen bereits auf die Zeit des Kalten Krieges zurück. 1972 richtete Kiel die Olympischen Segelwettbewerbe aus. 1980 war die estnische Hauptstadt Gastgeberin dieser Regatten und holte sich dafür Rat in Kiel.[4]
Über die Zusammenarbeit im Segelsport hinaus fanden schon in den ersten Jahren der Beziehungen zahlreiche andere Begegnungen statt. Am 13. Mai 1986 unterzeichneten die beiden Städte einen Vertrag über eine offizielle Städtepartnerschaft.
Nach der Wiedererlangung der estnischen Selbstständigkeit Jahr aktualisierten Tallinn und Kiel ihren Partnerschaftsvertrag, der in seiner neuen Form am 25. Januar 1992 unterzeichnet wurde.
Die Städtepartnerschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Nach dem Partnerschaftsvertrag von 1986 werden alle drei Jahre im Wechsel Tallinner Tage in Kiel und Kieler Tage in Tallinn durchgeführt. Während diese zu Anfang eher einen sportlichen und kulturellen Charakter hatten, hat sich der Schwerpunkt heute auf Seminare und Expertengespräche mit Vertretern beider Partnerstädte verlagert.
Enge Kontakte bestehen in Politik, Wirtschaft und Verwaltung, im Schul- und Hochschulbereich sowie auf kulturellen und sportlichen Gebieten. Mit dem Freundeskreis Estland, dem Deutschen Roten Kreuz, dem Allgemeinen Rettungsverband Kiel, den Kirchen, der Landesbank, der Industrie- und Handelskammer und etlichen weiteren Gruppen und Vereinen sind eine Vielzahl von Institutionen in der Zusammenarbeit mit der estnischen Partnerstadt besonders engagiert. Anlässlich der Kieler Woche und des Internationalen Städteforums besucht regelmäßig eine Delegation aus Tallinn die Landeshauptstadt.
30-jähriges Jubiläum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
2016 konnte das 30-jährige Jubiläum der Städtepartnerschaft gefeiert werden. Im Mai folgte eine Delegation der Stadt Kiel unter der Leitung von Stadtpräsident Hans-Werner Tovar einer Einladung nach Tallinn.
Zu einem Gegenbesuch kamen Vertreter aus der Selbstverwaltung und Verwaltung Tallinns unter der Leitung des amtierenden Bürgermeisters Taavi Aas und des stellvertretenden Stadtpräsidenten Lauri Laats nach Kiel. Das spezielle Programm beinhaltete neben einer Feierstunde im Kieler Ratssaal eine Reihe von Fachbegegnungen. So leistete die Stadt Tallinn beim Internationalen Städteforum der Kieler Woche einen eigenen Diskussionsbeitrag zum Thema Strategien zur Integration von Migrantinnen und Migranten sowie Flüchtlingen in der Kommune. Außerdem standen Besichtigungen von Flüchtlingseinrichtungen auf dem Programm.
Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Tallinn pflegt insgesamt 20 Städtepartnerschaften, darunter mit Schwerin (seit 1993) und Kiel als Partnerstädten in Deutschland. Im Jahr 2011 war Tallinn Kulturhauptstadt Europas.
Die Tallinn-Halle bei der Timm-Kröger-Schule im Elendsredder 24-26 wurde nach der Partnerstadt benannt.
Von 1967 bis 1992 schloss Kiel neue Städtepartnerschaften ausschließlich mit Städten im Ostseeraum ab. Die Partnerschaft mit Tallinn bildete dabei die dritte von insgesamt sechs Partnerschaften mit Hafenstädten zwischen Stralsund und Vaasa.
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Details zur Städtepartnerschaft mit Tallinn bei kiel.de
- ↑ Wikipedia: „Tallinn“
- ↑ Karsten Brüggemann und Ralph Tuchtenhagen: "Tallinn - Kleine Geschichte der Stadt", Köln Weimar Wien (Böhlau) 2011, 361 S., ISBN 978-3-412-20601-7.
- ↑ Details zu den ersten Kontakten im Internet-Auftritt der estnischen Botschaft gelesen am 3. Oktober 2017