Lessinghalle
Die Schwimmhalle Lessingplatz, im Volksmund Lessinghalle oder Lessingbad genannt, war das erste städtische Hallenbad in Kiel. Die Schwimmhalle im Stadtteil Schreventeich wurde von der Kieler Bäder GmbH, einer 100%-Tochter der Stadtwerke Kiel AG, betrieben. Sie wurde 1935 eröffnet und 2008 wegen Baufälligkeit und technischer Probleme geschlossen.[1]
Vorgeschichte bis zur Einweihung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Ab 1925 gab es bereits einen Werbeausschuß für Kieler Schwimmhallenbau. Der Werbeausschuss förderte den Bau u. a. durch Benefizveranstaltungen, wie bereits am 27. Februar 1926 mit einem Schwimmhallenfest im Veranstaltungshaus Schloßhof. Dennoch dauerte es zehn Jahre bis die erste Kieler Schwimmhalle nach Plänen von Stadtbaurat Rudolf Schroeder 1934/35 in nur 13 Monaten gebaut werden und schließlich am 5. Oktober 1935 unter dem Namen Zentrumsbad eingeweiht werden konnte.
Im Gebäude, das zwei Innenhöfe umschließt, befanden sich ein 25 m-Schwimmbecken, ein dazu quer gelegtes Lehrschwimmbecken und im Erdgeschoss Wannen- und Duschbäder für die Kieler Bürger, die noch kein eigenes Bad besaßen. Eine Besonderheit war, dass der Schwimmbereich von Fensterfronten an allen vier Seiten durch Tageslicht erhellt wurde, was durch die seitlich des Beckens liegenden Innenhöfe und die an den Außenseiten der Höfe liegenden Umkleidebereiche - auf der einen Seite für Frauen, auf der anderen für Männer - ermöglicht wurde.
Im Inneren war die Halle mit Kunstwerken des Kieler Keramikkünstlers Alwin Blaue ausgestattet, darunter eine über dem Schwimmbecken thronende Nixe, keramischer Schmuck der Lampen und Hinweischilder mit keramischer Beschriftung ("Frauenseite").[2]
Weitere Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
1944 wurde die Halle stark beschädigt. An 29. März 1953 konnte sie nach einem Wiederaufbau neu eröffnet werden. Dabei wurde dort auch wieder ein Reinigungsbad eingerichtet, welches das nur wenige hundert Meter entfernte Volksbad II im Knooper Weg ersetzte.
Gründe für die Schließung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Kieler Bäder GmbH hatte schon vor der eigentlichen Schließung erheblichen Sanierungs- und Umbaubedarf festgestellt. Zunächst war von 1,8, dann sechs, später von zehn Millionen Euro die Rede. Laut Geschäftsführer Dirk Löhser war das aber nicht der Grund, das Bad zu schließen. Der Auslöser sei viel mehr ein technischer Defekt an der Wasseraufbereitungsanlage gewesen.[1]
Zunächst hatten die Verantwortlichen eine komplette Sanierung der Lessinghalle ins Auge gefasst. Heizung und Wasseraufbereitungsanlage sollten erneuert und das Gebäude renoviert werden. Durch zusätzliche Anbauten war dann auch ein Wellnessbereich angedacht. Einen Architektenwettbewerb wollte die Kieler Bäder GmbH noch im Sommer des Jahres 2009 durchführen.[1]
Der Siegerentwurf sah Baukosten zwischen 13 und 15 Millionen Euro vor, um ein zusätzliches Geschoss auf das ursprüngliche Gebäude zu setzen. So sollte Platz für Saunen und ein Wellnessbereich geschaffen werden. Dabei sollten der Denkmalschutz[3] des Bades und der Naturschutz besonders bedacht werden. Außerdem war eine barrierefreie Innenraumgestaltung und eine energetische Sanierung des Baus geplant.[4]
Parallel zum Architektenwettbewerb entwickelte die Kieler Bäder GmbH ein Konzept für ein Zentralbad nahe der Hörn, um nicht bei Null beginnen zu müssen, falls die Sanierungskosten für die Lessinghalle zu groß werden sollten.[5][6] Weil die Sanierungskosten sich tatsächlich als zu hoch erwiesen, entschied die Ratsversammlung sich für den Bau des Zentralbades[7], der allgemein als zu teuer und überzogen kritisiert wird.[8][9][10][11][12][13]
Nutzung nach 2008[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Ab 2010 wurde die Lessinghalle kleinteilig an private Unternehmen vermietet. Darunter das Fotostudio Lichtfeld und der Co-Workingspace Werksbad. Die Mietverträge liefen zum 31. Dezember 2013 aus.[14]
Ebenfalls 2010 entwickelten Studierende der Muthesius Kunsthochschule einen Plan für eine Nachnutzung, der die Lessinghalle als öffentliches Articulum vorsah, einen Ort für Kunst, Design und Kunstvermmittlung. Auch die Jüdische Gemeinde Kiels stellte ein Nachnutzungskonzept vor, das eine interkulturelle Begegnungsstätte schaffen möchte. Gleichzeitig sollte so die Synagoge der Gemeinde umziehen, weil die Synagoge in der Jahnstraße sich schon 2010 als zu klein erwies.[15]
Umbaupläne[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
In der Sitzung am 16. Mai 2013 beschloss die Ratsversammlung ein Sanierungskonzept für die Lessinghalle.[16] Es sieht den Umbau der ehemaligen Schwimmhalle zu einer Ein-Feld-Sporthalle vor[17], die hauptsächlich von der Humboldt-Schule genutzt werden soll. In den zweigeschossigen Seitentrakten soll demnach eine Kindertagesstätte mit bis zu 80 U3-Plätzen eingerichtet werden.[17]
Nachnutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Seit 2016 betrieb die Stiftung Drachensee im Gebäude das Restaurant Freistil als Inklusionsbetrieb. Dieses musste Ende Juli 2020 aufgrund der Corona-Pandemie Insolvenz anmelden.
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
„Lessinghalle“ auf dem Online-Stadtplan der Stadt Kiel, aufrufbar auf kiel.de
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Lessinghalle geschlossen: Schwimmer auf dem Trockenen auf kn-online.de, abgerufen am 09.01.2014
- ↑ Bericht in der shz vom 19. Februar 2009, gelesen am 18. Januar 2020
- ↑ Liste der Kulturdenkmale in Kiel (nach Stadtteilen gegliedert) in der deutschsprachigen Wikipedia
- ↑ Architektenwettbewerb zur Lessinghalle entschieden auf kn-online.de, abgerufen am 09.01.2014
- ↑ Hallenbadneubau in Kiels Innenstadt? auf kn-online.de, abgerufen am 09.01.2014
- ↑ Kieler Bäder GmbH diskutiert Hallenbadneubau auf kn-online.de, abgerufen am 09.01.2014
- ↑ Zentrale Halle statt Lessingbad auf kn-online.de, abgerufen 09.01.2014
- ↑ Kompromissbad wird wieder teurer: 26 Mio-Marke überschritten auf dem privaten Blog KielKontrovers, abgerufen am 09.01.2014
- ↑ Zentralbadlösung deutlich teurer als erhalt bestehender Bäder auf dem privaten Blog "KielKontrovers"
- ↑ Kieler Ratsfraktionen leben im Wolkenkuckucksheim auf dem privaten Blog Gaardener Notizen, abgerufen am 09.01.2014
- ↑ Zentralbad statt Bäder auf dem privaten Blog "Wir in Kiel", abgerufen am 09.01.2014
- ↑ Der Spaß wird zu teuer im Blog der Stadtteilinitiative Gaarden, abgerufen am 09.01.2014
- ↑ Zentralbad zu teuer und umstritten auf shz.de, abgerufen auf 09.01.2014
- ↑ Lessingbad: Wieder alles offen auf kn-online.de, abgerufen am 09.01.2014
- ↑ Jüdisches Leben im Lessingbad? auf kn-online.de, abgerufen am 09.01.2014
- ↑ Auszug aus dem Protokoll der Sitzung vom 16.05.2013 auf ratsinfo.de
- ↑ 17,0 17,1 Nutzungskonzept für das Kieler Lessingbad finanzierbar auf fördeflüsterer.de, abgerufen am 09.01.2014