Gängeviertel: Unterschied zwischen den Versionen

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Das '''Gängeviertel''' war ein Stadtviertel in der [[Vorstadt]], das aus einer Vielzahl von eng bebauten Gassen bestand. Es befand sich im Bereich zwischen [[Walkerdamm]] und [[Kleiner Kuhberg|Kleinem Kuhberg]]. Im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] wurde es fast vollständig zerstört. Nach dem Krieg wurde auf seinem nördlichen Teil, zwischen Kleinem und [[Großer Kuhberg|Großem Kuhberg]], die [[Ostseehalle]] errichtet.
Das '''Gängeviertel''' war ein Stadtviertel in der [[Vorstadt]] im Bereich zwischen [[Walkerdamm]] und [[Kleiner Kuhberg|Kleinem Kuhberg]]. Es bestand aus einer Vielzahl von eng bebauten Gassen bestand. Diese ''Gänge'' waren in Kiel wie in vielen norddeutschen Städten insbesondere in den [[Armenpflege|Armenvierteln]] zu finden.


Zum Gängeviertel gehörten die Straßen<ref>{{Kieler Straßenlexikon}}</ref><ref>[http://www.kieler-stadtentwicklung.de/Plaene/Detailplaene/Gaengeviertel/Gaengeviertel%201883.png] Detailkarte des Gängeviertels um 1883 bei www.kieler-stadtentwicklung.de</ref>
Der Warenverkehr zwischen Kiel und den umliegenden Gütern sowie anderen Städten Schlewig-Holsteins wurde in vergangenen Jahrhunderten durch Fuhrleute vorgenommen, für die es eine strenge Berufsordnung gab. Viele Fuhrleute stammten von Bauernhöfen im Kieler Umland. Sie konnten unter gewissen Voraussetzungen das Kieler Bürgerrecht erwerben und ließen sich dann meist außerhalb der dicht besiedelten Altstadt nieder. So entstanden auf dem Kuhberg viele kleinbürgerliche Häuser, die dem Gängeviertel das Gepräge gaben.<ref>Grönhoff, Johann: "Litzenbrüder, Prachervögte und andere vergessene Berufe im alten Kiel", Kiel (Mühlau) 1966, S. 12</ref>
 
Zum Gängeviertel gehörten die Straßen<ref>{{Kieler Straßenlexikon}}</ref><ref>[http://www.kieler-stadtentwicklung.de/Plaene/Detailplaene/Gaengeviertel/Gaengeviertel%201883.png Detailkarte des Gängeviertels um 1883] bei www.kieler-stadtentwicklung.de</ref>
[[Datei:Vorstadt_Luftbild_1944.jpg|500px|thumb|right|<div class="center">Das weitgehend zerstörte Gängeviertel im August 1944.<br> Es ist im mittleren waagerechten Drittel, zwischen der Landwirtschaftskammer und dem Exerzierplatz, fast vollständig im Bild enthalten.</div>]]
* [[Alte Reihe]]
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* [[Am Pferdeborn]]
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* [[Neue Reihe]]
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* [[Postgang]]
* [[Postgang]]
* [[Quer-Straße]]
* [[Querstraße]]
* [[Sandkuhle]]
* [[Sandkuhle]]
* [[Schevenbrücke]]
* [[Schevenbrücke]]
* [[Schlachtergang]]
* [[Schlachtergang]]
* [[Spritzengang]]
* [[Spritzengang]]
* [[Steinberg]]
* [[Steinberg (Gängeviertel)|Steinberg]]
 
[[Datei:Gängeviertel_Kiel_(41743633680).jpg|mini|Gedenktafel am Kleinen Kuhberg ]]
 
==Nach beiden Weltkriegen==
Nach dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] wanderten orthodoxe Juden aus Osteuropa zu. In Kiel ließen sich vor allem im ''Gängeviertel'' nieder und verdienten ihren Lebensunterhalt vornehmlich als Hausierer und Kleinhändler.<ref>[http://www.xn--jdische-gemeinden-22b.de/index.php/gemeinden/k-l/1045-kiel-schleswig-holstein Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinden im deutschen Sprachraum - Kiel], abgerufen am 24. Januar 2019</ref>
 
Im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] wurde es fast vollständig zerstört. Nach dem Krieg wurde auf seinem nördlichen Teil, zwischen Kleinem und [[Großer Kuhberg|Großem Kuhberg]], die [[Ostseehalle]] errichtet.


Der ''Schlachtergang'' verschwand schon 1913 bei einer Neuordnung des Viertels, der ''Budengang'' 1933.
* Der ''Schlachtergang'' verschwand schon 1913 bei einer Neuordnung des Viertels, der ''Budengang'' 1933.
''Am Pferdeborn'' und ''Postgang'' wurden nach dem Zweiten Weltkrieg überbaut; auf dem Gelände von ''Bierträgergang'', ''Feuergang'', ''Gerbergang'', ''Querstraße'' und ''Steinberg'' befinden sich heute die Sparkassen-Arena und der [[Europaplatz]].
* ''Am Pferdeborn'' und ''Postgang'' wurden nach dem Zweiten Weltkrieg überbaut; auf dem Gelände von ''Bierträgergang'', ''Feuergang'', ''Gerbergang'', ''Querstraße'' und ''Steinberg'' befinden sich heute die Sparkassen-Arena und der [[Europaplatz]].
Die ''Alte Reihe'' und die ''Neue Reihe'' wurden 1982 zugunsten des Parkplatzes zwischen Sparkassen-Arena und [[Exerzierplatz]] aufgehoben.
* Die ''Alte Reihe'' und die ''Neue Reihe'' wurden 1982 zugunsten des Parkplatzes zwischen Sparkassen-Arena und [[Exerzierplatz]] aufgehoben.
Der ''Große Kuhberg'' wurde 1990 zum Teil in den [[Ziegelteich]] einbezogen, zum anderen Teil in den Europaplatz.
* Der ''Große Kuhberg'' wurde 1990 zum Teil in den [[Ziegelteich]] einbezogen, zum anderen Teil in den Europaplatz.


Lediglich ''Bäckergang'', ''Hohe Straße'', ''Kleiner Kuhberg'', ''Kurze Straße'', ''Lange Reihe'', ''Sandkuhle'', ''Schevenbrücke'' und ''Spritzengang'' existieren heute noch. Allerdings lassen sie nach Kriegszerstörung, Neubebauung und auch teilweiser Überbauung den ehemaligen Gassencharakter nicht mehr erkennen.
Lediglich ''Bäckergang'', ''Hohe Straße'', ''Kleiner Kuhberg'', ''Kurze Straße'', ''Lange Reihe'', ''Sandkuhle'', ''Schevenbrücke'' und ''Spritzengang'' existieren heute noch. Allerdings lassen sie nach Kriegszerstörung, Neubebauung und auch teilweiser Überbauung den ehemaligen Gassencharakter nicht mehr erkennen.


== Referenzen ==
== Bilder ==
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Das kleinbürgerliche Scherenschleiferhaus im Großen Kuhberg 11 (Kiel 44.635).jpg|Scherenschleiferhaus am Großen Kuhberg 11 (um 1904)
Bäckergang, Ecke Walkerdamm (Kiel 35.503).jpg|Bäckergang um 1938
Bäckergang im Gängeviertel (Kiel 35.190).jpg|Bäckergang zwischen 1945 und 1949
Bäckergang im Gängeviertel (Kiel 35.463).jpg|
Bäckergang im Gängeviertel (Kiel 35.187).jpg|
Walkerdamm, Ecke Bäckergang (Kiel 82.821).jpg|Walkerdamm, Ecke Bäckergang um 1900
Walkerdamm, Ecke Bäckergang (Kiel 35.143).jpg| zwischen 1938 und 1941
Neue Reihe (Kiel 35.162).jpg|Neue Reihe zwischen 1938 und 1941
Steinberg (Kiel 35.169).jpg|Steinberg zwischen 1938 und 1941
</gallery>
 
== Weblinks ==
{{Commonscat|Gängeviertel (Kiel)|3=s}}
 
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />
[[Kategorie:Historische Straße]] [[Kategorie:Gängeviertel]] [[Kategorie:Vorstadt]]

Aktuelle Version vom 11. April 2024, 19:31 Uhr

Das Gängeviertel war ein Stadtviertel in der Vorstadt im Bereich zwischen Walkerdamm und Kleinem Kuhberg. Es bestand aus einer Vielzahl von eng bebauten Gassen bestand. Diese Gänge waren in Kiel wie in vielen norddeutschen Städten insbesondere in den Armenvierteln zu finden.

Der Warenverkehr zwischen Kiel und den umliegenden Gütern sowie anderen Städten Schlewig-Holsteins wurde in vergangenen Jahrhunderten durch Fuhrleute vorgenommen, für die es eine strenge Berufsordnung gab. Viele Fuhrleute stammten von Bauernhöfen im Kieler Umland. Sie konnten unter gewissen Voraussetzungen das Kieler Bürgerrecht erwerben und ließen sich dann meist außerhalb der dicht besiedelten Altstadt nieder. So entstanden auf dem Kuhberg viele kleinbürgerliche Häuser, die dem Gängeviertel das Gepräge gaben.[1]

Zum Gängeviertel gehörten die Straßen[2][3]

Das weitgehend zerstörte Gängeviertel im August 1944.
Es ist im mittleren waagerechten Drittel, zwischen der Landwirtschaftskammer und dem Exerzierplatz, fast vollständig im Bild enthalten.
Gedenktafel am Kleinen Kuhberg

Nach beiden Weltkriegen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Ersten Weltkrieg wanderten orthodoxe Juden aus Osteuropa zu. In Kiel ließen sich vor allem im Gängeviertel nieder und verdienten ihren Lebensunterhalt vornehmlich als Hausierer und Kleinhändler.[4]

Im Zweiten Weltkrieg wurde es fast vollständig zerstört. Nach dem Krieg wurde auf seinem nördlichen Teil, zwischen Kleinem und Großem Kuhberg, die Ostseehalle errichtet.

  • Der Schlachtergang verschwand schon 1913 bei einer Neuordnung des Viertels, der Budengang 1933.
  • Am Pferdeborn und Postgang wurden nach dem Zweiten Weltkrieg überbaut; auf dem Gelände von Bierträgergang, Feuergang, Gerbergang, Querstraße und Steinberg befinden sich heute die Sparkassen-Arena und der Europaplatz.
  • Die Alte Reihe und die Neue Reihe wurden 1982 zugunsten des Parkplatzes zwischen Sparkassen-Arena und Exerzierplatz aufgehoben.
  • Der Große Kuhberg wurde 1990 zum Teil in den Ziegelteich einbezogen, zum anderen Teil in den Europaplatz.

Lediglich Bäckergang, Hohe Straße, Kleiner Kuhberg, Kurze Straße, Lange Reihe, Sandkuhle, Schevenbrücke und Spritzengang existieren heute noch. Allerdings lassen sie nach Kriegszerstörung, Neubebauung und auch teilweiser Überbauung den ehemaligen Gassencharakter nicht mehr erkennen.

Bilder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

 Commons: Gängeviertel (Kiel) – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Grönhoff, Johann: "Litzenbrüder, Prachervögte und andere vergessene Berufe im alten Kiel", Kiel (Mühlau) 1966, S. 12
  2. Hans-G. Hilscher: Kieler Straßenlexikon. Fortgeführt nach 2005 durch Dietrich Bleihöfer, ab 2022 durch Frank Mönig, Amt für Bauordnung, Vermessung und Geoinformation der Landeshauptstadt Kiel, Stand: Januar 2021. Abrufbar auf www.kiel.de oder als .pdf-Datei, ca. 1,5 MB
  3. Detailkarte des Gängeviertels um 1883 bei www.kieler-stadtentwicklung.de
  4. Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinden im deutschen Sprachraum - Kiel, abgerufen am 24. Januar 2019