Seeburg: Unterschied zwischen den Versionen

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1767 hatte der königlich dänische Landbaumeister ''Johann Adam Richter'' den vom [[Kieler Schloss|Schloss]] bis zum [[Schwanenweg]] reichenden Uferstreifen gekauft und das alte Wachhaus, die ''Constabel-Wache'' am Südende des Grundstücks, abbrechen lassen. Richter ließ 1783/84 am Ufer Land aufschütten und baute darauf ein zweistöckiges Landhaus. Er nannte es zunächst ''Richters Hof'', der Volksmund gab ihm jedoch den bis heute üblichen Namen.
1767 hatte der königlich dänische Landbaumeister ''Johann Adam Richter'' den vom [[Kieler Schloss|Schloss]] bis zum [[Schwanenweg]] reichenden Uferstreifen gekauft und das alte Wachhaus, die ''Constabel-Wache'' am Südende des Grundstücks, abbrechen lassen. Richter ließ 1783/84 am Ufer Land aufschütten und baute darauf ein zweistöckiges Landhaus. Er nannte es zunächst ''Richters Hof'', der Volksmund gab ihm jedoch den bis heute üblichen Namen.


1807 verkaufte Richter das Haus an den Kurator der Universität, Graf Christian Rantzau (1772-1812). Nach dessen frühem Tod blieb es im Fideikommiss der Familie zu Rantzau-Oppendorf und diente mehreren Generationen als Witwensitz. 1902 fiel es an die Stadt Kiel und 1907 wurde es von der Kieler Universität erworben.
1807 verkaufte Richter das Haus an den Kurator der Universität, Graf Christian Rantzau (1772-1812). Nach dessen frühem Tod blieb es im Fideikommiss der Familie zu Rantzau-Oppendorf und diente mehreren Generationen als Witwensitz. 1902 kaufte es die Stadt Kiel,  um dort eine Stadthalle zu bauen; das Projekt wurde dann aber nicht realisiert.


=== Nutzung durch die Universität ===
=== Nutzung durch die Universität ===
Als die Universität das Grundstück 1907 erwarb, stand dort noch die alte, von Richter erbaute Seeburg. Sie sollte trotz ihrer Feuchtigkeitsschäden zunächst erhalten werden. Es stellte sich aber heraus, dass sie von Hausschwamm befallen war, sodass sie noch im gleichen Jahr abgerissen wurde.<ref>[https://www.kiel.de/de/bildung_wissenschaft/stadtarchiv/erinnerungstage.php?id=101 ''14. Mai 1909 Grundsteinlegung des Studentenheims Seeburg''], abgerufen am 9. Juni 2024</ref>
==== Vorgeschiche ====
Der in Kiel geborene Hamburger Kaufmann und Namensgeber der [[Willestraße]] Theodor Wille (1818-1892) hatte seiner Vaterstadt testamentarisch ein Stiftungskapital aus Geld- und Grundbesitz von 2 Millionen Reichsmark (nach anderer Quelle<ref>Sievers, Kai Detlef in: Tillmann, Doris und Rosenplänter, Johannes: ''Kiel Lexikon'', Neumünster (Wachholtz), 2011 (2. Aufl.), ISBN 978-3-529-02556-3, S. 414.</ref> 1,8 Millionen) hinterlassen, dessen Zinsen den Schulen und der Universität zugute kommen sollten. Das Testament ließ allerdings die Verteilung der Erträgnisse zwischen der Stadt und der Universität offen, so dass erst nach einer juristischen Klärung durch das Kieler Oberlandesgericht festgelegt war, dass die Universtät jährlich 10.000 Reichsmark zu bekommen habe.<ref name="Erinnerungstage 101" />
 
Die Universität plante, die Mittel für "die Errichtung eines Gebäudes mit einem Studentenkasino, einer Lesehalle, nebst Sitzungszimmer für wissenschaftliche Vereine und eventuell unter Anschluß von Turn- und Fechthalle" zu verwenden, das zwischen der [[Feldstraße]] und dem [[Niemannsweg]] entstehen sollte. Die "Allerhöchste Genehmigung" dafür erteilte der Kaiser aber erst im August 1906. Zwischenzeitlich war die Unversität durch eine weitere Stiftung begünstigt worden, die allerdings die Zweckbestimmung enthielt, dass ein solches Studentenhaus in Düsternbrook an der Wasserseite entstehen sollte.
 
So erwarb die Universität im Oktober 1907 das Grundstück mit der alten, von Johann Adam Richter erbauten Seeburg von der Stadt für 200.000 Reichsmark. Das Haus sollte trotz seiner Feuchtigkeitsschäden zunächst erhalten werden. Es stellte sich aber heraus, dass es von Hausschwamm befallen war. Es wurde noch im selben Jahr abgerissen und am 14. Mai 1909 konnte der Grundstein für den Neubau gelegt werden.<ref name="Erinnerungstage 101">[https://www.kiel.de/de/bildung_wissenschaft/stadtarchiv/erinnerungstage.php?id=101 ''14. Mai 1909 Grundsteinlegung des Studentenheims Seeburg''], abgerufen am 9. Juni 2024</ref>


== Neues Nutzungskonzept ==
== Neues Nutzungskonzept ==

Version vom 9. Juni 2024, 17:17 Uhr

Die Seeburg ist ein der Kieler Universität gehörendes Gebäude, das am Beginn der Kiellinie und am Düsternbrooker Weg gegenüber der Kunsthalle liegt. Sie gilt als erstes Studierendenhaus Deutschlands.

Das heutige Gebäude wurde am 12. November 1910 eingeweiht und diente seither der Universität als Studentenheim, Mensa und Gästehaus. Sie verfügte auch über eine Kegelbahn, eine Fechthalle und diente als Bootshaus.

Derzeit (2024) arbeitet die Universität an der Umsetzung eines neuen Nutzungskonzepts.

Name

Der Name Seeburg ist im Kieler Volksmund zu Zeiten der Erstbebauung des Grundstückes entstanden. Das dort von 1784 bis 1909 stehende Wohngebäude erhielt diesen Namen wegen seiner Kompaktheit und der Lage am Wasser.

Geschichte

Richters Hof

"Richters Hof", 1867

An der Stelle der heutigen Seeburg stand seit 1784 das älteste Wohngebäude am Düsternbrooker Weg, der damals noch außerhalb der Stadt lag und lediglich ein Waldweg war, der ins Düsternbrooker Gehölz führte.

1767 hatte der königlich dänische Landbaumeister Johann Adam Richter den vom Schloss bis zum Schwanenweg reichenden Uferstreifen gekauft und das alte Wachhaus, die Constabel-Wache am Südende des Grundstücks, abbrechen lassen. Richter ließ 1783/84 am Ufer Land aufschütten und baute darauf ein zweistöckiges Landhaus. Er nannte es zunächst Richters Hof, der Volksmund gab ihm jedoch den bis heute üblichen Namen.

1807 verkaufte Richter das Haus an den Kurator der Universität, Graf Christian Rantzau (1772-1812). Nach dessen frühem Tod blieb es im Fideikommiss der Familie zu Rantzau-Oppendorf und diente mehreren Generationen als Witwensitz. 1902 kaufte es die Stadt Kiel, um dort eine Stadthalle zu bauen; das Projekt wurde dann aber nicht realisiert.

Nutzung durch die Universität

Vorgeschiche

Der in Kiel geborene Hamburger Kaufmann und Namensgeber der Willestraße Theodor Wille (1818-1892) hatte seiner Vaterstadt testamentarisch ein Stiftungskapital aus Geld- und Grundbesitz von 2 Millionen Reichsmark (nach anderer Quelle[1] 1,8 Millionen) hinterlassen, dessen Zinsen den Schulen und der Universität zugute kommen sollten. Das Testament ließ allerdings die Verteilung der Erträgnisse zwischen der Stadt und der Universität offen, so dass erst nach einer juristischen Klärung durch das Kieler Oberlandesgericht festgelegt war, dass die Universtät jährlich 10.000 Reichsmark zu bekommen habe.[2]

Die Universität plante, die Mittel für "die Errichtung eines Gebäudes mit einem Studentenkasino, einer Lesehalle, nebst Sitzungszimmer für wissenschaftliche Vereine und eventuell unter Anschluß von Turn- und Fechthalle" zu verwenden, das zwischen der Feldstraße und dem Niemannsweg entstehen sollte. Die "Allerhöchste Genehmigung" dafür erteilte der Kaiser aber erst im August 1906. Zwischenzeitlich war die Unversität durch eine weitere Stiftung begünstigt worden, die allerdings die Zweckbestimmung enthielt, dass ein solches Studentenhaus in Düsternbrook an der Wasserseite entstehen sollte.

So erwarb die Universität im Oktober 1907 das Grundstück mit der alten, von Johann Adam Richter erbauten Seeburg von der Stadt für 200.000 Reichsmark. Das Haus sollte trotz seiner Feuchtigkeitsschäden zunächst erhalten werden. Es stellte sich aber heraus, dass es von Hausschwamm befallen war. Es wurde noch im selben Jahr abgerissen und am 14. Mai 1909 konnte der Grundstein für den Neubau gelegt werden.[2]

Neues Nutzungskonzept

Nach dem neuen Konzept soll die Seeburg als Schaufenster der Wissenschaft dienen. Sie soll der Öffentlichkeit einen Einblick in die Universität ermöglichen und Angebote für sie bereithalten. Dafür wird sie umfänglich umgebaut werden. Sie wird sich zur Wasserseite öffnen und ein Foyer und eine Repräsentationsfläche für den Wissenstransfer und die Wissenschaftskommunikation erhalten.[3]

Weblinks

Karte „Seeburg“ auf dem Online-Stadtplan der Stadt Kiel, aufrufbar auf kiel.de

 Commons: Seeburg (Kiel) – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Sievers, Kai Detlef in: Tillmann, Doris und Rosenplänter, Johannes: Kiel Lexikon, Neumünster (Wachholtz), 2011 (2. Aufl.), ISBN 978-3-529-02556-3, S. 414.
  2. 2,0 2,1 14. Mai 1909 Grundsteinlegung des Studentenheims Seeburg, abgerufen am 9. Juni 2024
  3. Umbaupläne bei www.seeburg.uni-kiel.de, abgerufen am 9. Juni 2024