Weipert
Weipert
- Aktiv
- Nein
- Gegründet
- 1935
- Adresse
- Holstenstraße 21-27
24103 Kiel - Stadtteil
- Altstadt
- Branche
- Einzelhandel
Weipert war der Name eines Textilien-Fachgeschäftes in der Kieler Innenstadt. Besondere Bekanntheit erlangte es bis zum heutigen Tage dadurch, dass das Haupthaus am Wall über eine Seilbahn über den Bootshafen hinweg mit dem Parkhaus an der Kaistraße verbunden war.
Vor dem Zweiten Weltkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Keimzelle des Unternehmens war das im März 1930 im Haus Holstenstraße 34/36 an der Ecke zur Holstenbrücke gegründete "Texta"-Textilhaus. Das Gebäude war ab 1928 durch den Kieler Architekten Ernst Stoffers gebaut worden.
Texta belegte dort oberhalb des Erdgeschosses drei Verkaufsetagen und verzichtete damit seinem Konzept entsprechend vollständig auf Schaufenster. Im Erdgeschoss des Gebäudes befanden sich mit dem Kaufhaus Woolworth, dem Musikalienhändler Kihr-Goebel und dem Schuhhaus Salamander drei weitere Unternehmen.
Im Zuge der "Arisierung" jüdischen Eigentums übernahm der Textilkaufmann Franz Weipert, der bei Texta als angestellter Einkäufer gearbeitet hatte, bereits 1935 das Textilkaufhaus und benannte es auf seinen Namen um. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Haus weitgehend zerstört, konnte aber teilweise wieder nutzbar gemacht werden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
1949 wurde das Texta-Grundstück von der britischen Besatzungsmacht beschlagnahmt. Diese setzte dort auf die bestehenden Fundamente ein Gebäude in ähnlichen Proportionen wie der Vorgängerbau und nutzte dieses bis 1953 für das British Centre "Die Brücke"
Daher baute Weipert auf der gegenüber liegenden Seite der Holstenstraße ein neues, von Otto Schnittger entworfenes, Geschäftshaus, das am 30. Oktober 1950 eingeweiht werden konnte. Ab 1954 wurde dieses Kaufhaus durch Anbauten im Wall 2-6 und in der Holstenstraße 19-21 vergrößert.
1969 verstarb der Firmengünder Franz Weipert (sen.); das Unternehmen wurde von seinen Söhnen Franz (jun.) und Rolf weitergeführt. Diese bauten auf der gegenüberliegenden Seite des Bootshafens ein Parkhaus, in dem auch eine Tankstelle und das Weipert-Teppichgeschäft unterkamen. Ab 1974 kam eine Gondelbahn dazu, die mit zwei Kabinen den Bootshafen 144 m weit zwischen den beiden Häusern überspannte. Sie verkehrte bis 1988 und wurde 1991 demontiert.
1973 fassten das Kaufhaus Weipert, das Modehaus Hartung, der Juwelier Breede und das Kaufhaus A. Leopold ihre Geschäftsräume in der Holstenstraße zusammen; das dadurch entstandene Einkaufszentrum wurde mit einer großen Neueröffnung am 29. März 1973 gefeiert.[1] Bei dem vorangegangenen Umbau des Hauses war die fensterreiche Fassade des Gebäudes hinter einer weißen, fensterlosen Kunststoffverblendung versteckt worden. 1980 betrug die Verkaufsfläche von Weipert 10 000 m².
Rund 10 Jahre später geriet Weipert in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Bei einem erneuten Umbau, war das mehretagige Kaufhausgebäude Anfang der 1980er-Jahre zu einer Mall mit einer Lichtkuppel umgestaltet worden. Weipert hatte seine Textilverkaufsfläche reduziert und eine Vielzahl von 18 anderen Geschäften verschiedener Branchen in die "Weipert-Einkaufsstadt" aufgenommen, die im September 1982 eröffnet wurde. Ein Jahr später war Weipert konkurs.
Die Zeit nach Weipert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Nach dem Konkurs erwarben Kieler Geschäftsleute das Gebäude aus der Konkursmasse und wandelten es in das "Förde-Einkaufs-Zentrum" (FEZ) um. Gleichzeitig gründeten ehemalige leitende Mitarbeiter als Nachfolger die Firma "Neuer Weipert Heimtextilien" und belegten damit zwei Etagen des Hauses. Der Neue Weipert musste allerdings im Februar 1992 wieder aufgeben. Es hieß damals, dass ihm die Laufkundschaft gefehlt habe und sein Sortiment nicht zum FEZ passe, das auf eine jüngere Kundschaft ausgerichtet sei. Damit verschwand der Traditionsname Weipert aus der Kieler Geschäftswelt.
Das FEZ war seinerseits auch nicht erfolgreich. Es wurde von der DG-Immobilien 1998 zum Einkaufszentrum LEIK ("Kiel" rückwärts gelesen) umgebaut. Dabei wurde die verfensterte Fassade zumindest zum Berliner Platz hin wieder hergestellt und der Haupteingang an der Gebäudeecke zur Holstenstraße wurde mit einem über alle Etagen reichenden Vorbau versehen, der oben durch einen gläsern-stacheligen Aufsatz bekrönt war. Dem LEIK war jedoch auch kein Erfolg beschieden. Nach dem 2004 vollzogenen Weggang des Hauptmieters WOM (World of Music) und dem allgemeinen Kundenschwund in der Holstenstraße wurde das LEIK, das die Düsseldorfer Centrum Group schon 2007 erworben hatte, im Sommer 2014 geschlossen.
Nach einem weiteren Umbau sind jetzt (2020) das Textilgeschäft TK Maxx, der Optiker Fielmann und das Fitness-Studio Kieser die Hauptmieter und in den oberen Etagen sind vermietete Büroflächen geschaffen worden. Der Eingangsvorbau des LEIK ist in Teilen zurückgebaut worden und die geschlossene Fassade zum Bootshafen ist wieder mit Fenstern versehen worden.
Standorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Stammhaus vor dem Zweiten Weltkrieg: „Holstenstraße 34“ auf dem Online-Stadtplan der Stadt Kiel, aufrufbar auf kiel.de
- Weipert Textilhaus: „Holstenstraße 21-27“ auf dem Online-Stadtplan der Stadt Kiel, aufrufbar auf kiel.de
- Weipert Orient-Haus: „Holstenstraße 26“ auf dem Online-Stadtplan der Stadt Kiel, aufrufbar auf kiel.de
- Weipert Bettenhaus: „Andreas-Gayk-Straße 13“ auf dem Online-Stadtplan der Stadt Kiel, aufrufbar auf kiel.de
Weitere Weipert-Häuser gab es in Braunschweig, Düsseldorf, Frankfurt und München.
Bilder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
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Juni 1954
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Innenansicht, Dezember 1966
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Betten- und Gardinenhaus in der Hafenstraße, Dezember 1969
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Eröffnung des Orient-Teppich-Basar, August 1971
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Parkhaus Kaistraße, November 1972
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März 1974
-
Eingang Holstenstraße, März 1973
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
„Holstenstraße 21-27“ auf dem Online-Stadtplan der Stadt Kiel, aufrufbar auf kiel.de
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Bildtext zum Foto aus dem Kieler Stadtarchiv