Volksküche Boninstraße
Volksküche Boninstraße
- Aktiv
- Nein
- Gegründet
- 1909
- Beendet
- 1964
- Adresse
- Boninstraße 63-65
Kiel - Stadtteil
- Südfriedhof
Am 1. Juli 1909 wurde die zweite Kieler Volksküche in der Boninstraße 63-65 vom damaligen Kieler Oberbürgermeister Dr. Paul Fuß und Pastor Mau von der Gesellschaft freiwilliger Armenfreunde eröffnet. Die Gesellschaft gibt Hilfe zur Selbsthilfe und unterstützt arme, schwache, kranke, hilfsbedürftige Kinder und Erwachsene, unter anderem auch mit günstigen Mittagessen.
Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Bereits 1878 entstand auf Initiative zweier Kieler Damen ("die Tanten", Luise und Julie Ravit) ein „Verein zur Errichtung einer Volksküche“, der sich an den Magistrat und die Gesellschaft um finanzielle Unterstützung wandte, weil beide über Geldreserven für diesen Zweck verfügten. Es wurde das Parterre im Professorenhaus in der Waisenhofstraße 3 gemietet, ein Gebäude in dem ansonsten Lehrer wohnten. Am 1. Oktober 1878 eröffnete hier die erste Volksküche ihren Betrieb. 300 Mahlzeiten wurden dort jeden Mittag ausgegeben. Der Andrang war sehr groß, weil fast alle Besucher innerhalb einer Stunde kamen. Die drei Zimmer, von denen eins für Frauen und Kinder reserviert war, fassten aber nicht mehr als 70 Personen. Ein mehr als ein dreimaliger Wechsel der Plätze war in der kurzen Zeit nicht möglich. Daher musste ein Ausweg gefunden werden.
Die Gesellschaft freiwilliger Armenfreunde ergriff die Initiative. Sie war bislang nur Mitglied des Vereins Kieler Volksküche gewesen. 1884 wurde die Volksküche ein „zu ihr gehörendes Institut“. Die Gesellschaft baute für eine Mädchenherberge zur Aufnahme von vorübergehend stellenlosen, arbeitsuchenden Mädchen und für die Speiseanstalt am Klosterkirchhof 17 ein neues Haus. Am 1. Mai 1885 konnte die Eröffnung stattfinden. Im ersten Stock entstand ein Zimmer für Gäste, die an einem weiß gedeckten Tisch essen wollten.
Um die Jahrhundertwende wurde der Ansturm auf jene erste Volksküche so stark, dass eine zweite Volksküche in der Boninstraße gebaut werden musste. Die Weltkriege und die Weltwirtschaftskrise verstärkten den Zulauf deutlich. 1913/1914 gaben beide Volksküchen 76 800 Portionen Essen aus, in den Jahren 1916/1917 waren es schon mehr als 489 000 Mahlzeiten. Anfang der 1920er-Jahre wurde die erste Volksküche geschlossen, der Bedarf konnte von der Boninstraße alleine gedeckt werden. Allerdings brachte die Weltwirtschaftskrise 1930 die Küche fast an ihre Leistungsgrenze, denn täglich wurden 3000 Gäste versorgt. Der Zweite Weltkrieg und die Nachkriegsjahre ließen die Volksküche auf Hochtouren laufen. Neben dem Mittagstischangebot in eigenen Haus betrieb sie damals auch eine Außenversorgung für Kinderlager, für die Stadtmission und für Ausgebombte.
1964 endete die Geschichte der Volksküche in der Boninstraße; die Räumlichkeiten und Geräte waren zu groß und zu alt. Die Volksküche wurde in einem so großen Ausmaß nicht mehr gebraucht, das Wirtschaftswunder machte sie überflüssig. Die „Gesellschaft freiwilliger Armenfreunde“ eröffnete jedoch 1968 erneut eine kleinere Küche im Kaiser Wilhelm I. Stift. Im August 1996 wurde die Volksküche auch dort endgültig geschlossen, nachdem die Probleme mit obdachlosen Gästen überhandnahmen, die u. a. den Betrieb im Kaiser-Wilhelm-Stift massiv störten.[1]
Das Gebäude in der Boninstraße ist heute eingetragen in die Liste der Kulturdenkmale in Kiel-Südfriedhof.[2]
Bilder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
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Marke der ersten Volksküche aus ihrem Gründungsjahr; möglicherweise eine Bezahlmarke
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
„Boninstraße 63-65“ auf dem Online-Stadtplan der Stadt Kiel, aufrufbar auf kiel.de
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Kieler Erinnerungstag: 1. Juli 1909 auf kiel.de, zuletzt abgerufen 11. Februar 2018
- ↑ Liste der Kulturdenkmale in Kiel (nach Stadtteilen gegliedert) in der deutschsprachigen Wikipedia