Gesellschaft freiwilliger Armenfreunde
Die Gesellschaft Freiwilliger Armenfreunde wurde Ende 1792 in Kiel gegründet mit dem Ziel, Arbeitslosen durch Arbeitsvermittlung die Wiedereingliederung in die Gesellschaft zu ermöglichen, Arbeitsunfähige finanziell zu unterstützen und den Kindern der Armen Arbeits- und Schulunterricht zu ermöglichen. Im Juni des Folgejahres konnte sie ihre Tätigkeit aufnehmen, weshalb ihr Geschäftsjahr auch am 3. Juni des jeweiligen Jahres begann. Am 5. Juni 1793 wurde mit einem Fest für die Kinder des neuen Armeninstituts die „völlige Wirksamkeit“ der Gesellschaft gefeiert.[1]
Schlechte wirtschaftliche Verhältnisse trugen seit Ende des 18. Jahrhunderts zur Verstärkung der Armut in Schleswig-Holstein bei, und Bettler waren ein häufiges Bild in Kiel. Die Stadt versuchte zwar, dem durch Einrichtung einer Armenkasse entgegenzuwirken, konnte aber nicht genügend Mittel aufbringen. Daher wurde auf Betreiben August Christian Niemanns die Gesellschaft Freiwilliger Armenfreunde ins Leben gerufen. Neben der Arbeitsvermittlung wurde vor allem finanzielle Hilfe in Form von Miete, Kleidung und Lebensmitteln geboten. Alle Mittel dafür stammten aus Beiträgen der Mitglieder. Die Arbeit der Armenfreunde wurde von der Bevölkerung positiv aufgenommen und zeigte schnell erste Erfolge.
Der zweite Ansatz der Gesellschaft freiwilliger Armenfreunde beruhte auf dem Prinzip Hilfe zur Selbsthilfe: 1796 wurde die Kieler Spar- und Leihkasse gegründet. Hier sollten die wieder in Arbeit Vermittelten einen Teil ihres Lohns gegen Zinsen zurücklegen, um so für Alter und Krankheit vorzusorgen oder Geld für die Selbstständigkeit als Handwerker zu sparen.
Ab 1830 wurden auf dem „Prüner Schlag“ Parzellen aus städtischem Besitz mit einer bis heute gültigen Durchschnittsgröße von rund 400 m² als Armengärten ausgewiesen und für geringe Pacht vergeben, um dem Hunger und der Verarmung entgegenzuwirken.[2]
Im Jahr 1864 eröffnete die Gesellschaft ein Armen- und Arbeitshaus, dem eine Krankenabteilung angeschlossen war; dies war der Vorläufer des heutigen Städtischen Krankenhauses. 1873 wurde beschlossen, eine Volksbibliothek in Kiel zu gründen, aus der 1920 die Stadtbücherei hervorging. 1890 wurde durch die Gesellschaft das Kaiser Wilhelm I. Stift gegründet.
Weitere mit der Gesellschaft verbundene Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Konrad Christiani (1732–1795)
- August Christian Niemann (1761–1832)
- Georg Friedrich Witte (1799–1865)
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ google books: Schleswig-Holsteinische Provinzialberichte: 1796, Seite 327; abgerufen 04.06.2017
- ↑ Wikipedia: „Armengärten“