Thalamus-Theater

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Das Thalamus-Theater[1] ist eines der ältesten Amateurtheater Kiels mit einer interessanten Entstehungsgeschichte.

„Das Theater ist die tätige Reflektion des Menschen über sich selbst“ (Novalis)

Mit diesem Zitat von Novalis[2] stellt das Thalamus–Theater seinen Anspruch auf das Niveau der aufgeführten Stücke vor, einem Anspruch, dem es seit seiner Gründung immer wieder gerecht wurde.

Seine bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt existierende Beständigkeit geht zurück auf eine ausschließlich private, nicht öffentliche Initiative von zwei Kollegen, die 1989 im Anschluss an einen Pantomimenkurs der VHS beschlossen, außerhalb ihrer beruflichen Tätigkeit Theater zu spielen. Ein dritter Teilnehmer aus diesem VHS–Kurs schloss sich an und gemeinsam wurde die Idee zu einem „Theaterclub“ geboren, in dem absichtslos und zunächst ohne geplante Auftritte das Darstellende Spiel ausprobiert und improvisiert werden sollte.

Über eine Annonce in einem Stadtmagazin wurde diese Theaterinitiative in den öffentlichen Raum gebracht und nach weiteren Interessenten gesucht. Anfang November 1989 trafen sich dann ca. zwanzig Personen im Hansa 48, mit sehr unterschiedlichen Vorstellungen und Erwartungen, diese reichten von einer künstlerischen Ausrichtung bis hin zum Theater mit einer therapeutischen Dimension. Die Gründungsmitglieder setzten den Schwerpunkt weiterhin auf absichtsloses Spiel aus Freude an der darstellenden Kunst. Da ein Gruppenmitglied an der Fachhochschule für Sozialpädagogik studierte, damals noch in der Diesterwegstraße beheimatet, ergab sich für die neu gegründete Gruppe die Möglichkeit, sich regelmäßig im damaligen „Spielraumtheater“ der FH in der Fröbelstraße zu treffen. Diese Möglichkeit sollte fast 20 Jahre lang Bestand haben. Als Start der gemeinsamen Theaterunternehmung wurde gleich am Wochenende 24./25. November 1989 ein Theater-Workshop mit dem VHS-Dozenten Volker Mackeprang durchgeführt. Danach blieb ein harter Kern mit ähnlichen Erwartungen an die wöchentlichen Theatertreffen übrig.

Nach ca. einem Jahr entstand dann aber doch der Wunsch, gemeinsam ein erstes Stück zu entwickeln und damit auch aufzutreten. Aus dem bisherigen Theaterclub entwickelte sich nunmehr eine Identität als Amateurtheater und zwar mit der Ausrichtung als Kinder– und Jugendtheater.

Fast genau zwei Jahre nach der Gründung kam es am 20. November 1991 im „Spielraumtheater“ zur ersten Premiere, nunmehr unter dem Namen „Der harte Kern“. Diese erste Inszenierung war eine Adaptation von Peter Härtlings[3] Kinderbuch „Jakob hinter der blauen Tür“, das anschließend in Schulen und kirchlichen Gemeindezentren aufgeführt wurde. Mit diesem Stück fanden in den Jahren 1992 und 1993 auch Gastspiele in der näheren Umgebung von Kiel statt.

In den nächsten Jahren erfolgte eine Neuorientierung der Gruppe. Mit der Teilnahme eines Mitglieds der Gründungsgruppe an der dreijährigen, berufsbegleitenden Weiterbildung “Schauspiel und Regie“ an der Bundesakademie für Kulturelle Bildung in Wolfenbüttel kamen neue Impulse und so viel Professionalität in das inzwischen auch personell veränderte Ensemble, dass der Wechsel zum Erwachsenentheater angestrebt wurde.

Mit dem Stück „Herr Paul“ von Tankred Dorst[4] wagten sich die Darstellerinnen und Darsteller 1996 mit einer erneuten Premiere auf die Bühne des „Spielraumtheaters“.

Obwohl die Premiere noch im Rahmen einer halb privaten, halb öffentlichen Aufführung immer noch unter dem Namen „Harter Kern“ stattfand, folgten erstmals weitere Aufführungen in Kieler Kulturzentren wie der Hansa48 oder der Pumpe.

Mit der Änderung vom Kinder– zum Erwachsenentheater im Jahr 1996 ging eine neue Schwerpunktsetzung einher: Gespielt werden seitdem Stücke von zeitgenössischen Autorinnen und Autoren; als Markenzeichen gesetzt wurde der eher tragisch–komische Inhalt der Stücke.

Das endgültige Coming–out unter dem neuen Namen „Thalamus-Theater“ erfolgte im Jahr 1998 mit dem Stück „Bis Denver“ von Oliver Bukowski[5]. Seitdem hat das Theater im Laufe der Jahre weitere 16 Inszenierungen herausgebracht. Spielstätten finden sich neben der Hansa 48, im Kulturforum, in der Räucherei, im Bürgerhaus Kronshagen, im Lutterbeker, im Kulturladen Leuchtturm, im Hof Akkerboom oder im Haus der Niederdeutschen Bühne Kiel.

Im Jahr 2009 war dann die Zeit der Probenmöglichkeit im inzwischen ehemaligen „Spielraumtheater“ der Fachhochschule zu Ende, weil diese nun komplett ans Ostufer übergesiedelt war. Der THW übernahm das Gebäude für seine Jugendarbeit und das Thalamus-Theater suchte einen neuen Probenraum. Nach einem kurzen Intermezzo im Marinestützpunkt fand das heimatlos gewordenen Amateurtheater als neuen Probenraum den Gemeindesaal der Martinskirche in der Emmaus-Gemeinde. Seitdem fühlt sich das Ensemble dort sehr gut aufgehoben und spielt zum Abschluss jeder Spielzeit das aktuelle Stück noch einmal exklusiv für die Gemeindemitglieder für Spenden zugunsten sozialer Projekte.

Während der Corona-Pandemie wurde das Bühnenschaffen des Thalamus-Theaters unterbrochen, der Zusammenhalt der ehrenamtlich agierenden Amateurdarsteller jedoch mit Videokonferenzen erhalten und gepflegt: Einmal wöchentlich wurde online gearbeitet.

Im März 2022 erfolgte dann endlich der erste Auftritt nach der Pandemie mit der Wiederaufnahme des Stücks „Der Vorname“ im öffentlichen Raum im Lutterbeker.

Der Regisseur Karl Elbl, die Darsteller Dirk Wegner–Ulke und Michael Nötzel sowie die Souffleuse Elke Steinhaus blicken als Gründungsmitglieder des Thalamus-Theaters gemeinsam mit weiteren Aktiven auf eine lange Zeit ehrenamtlichen Engagements für die Kieler Kulturarbeit zurück.

Ein dankbares Publikum würdigt bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt den langsamen und mühevollen, aber umso engagierteren Aufstieg des Thalamus-Theaters von einem privaten Club bis zu einem im Raum Kiel bekannten Amateurtheater.

Dieses Theater stellt eine Bereicherung des Kulturlebens der Landeshauptstadt Kiel dar. Erhalten bleibt es aber nur durch einen Theater begeisterten und spielfreudigen Nachwuchs und ausreichende finanzielle Unterstützung in Gestalt von eigenen Einnahmen und der Kulturförderung.

Das Thalamus–Theater ist seinem rechtlichen Status nach eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts und gehört dem Amateurtheaterverband des Landes Schleswig Holstein an.

Bilder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. thalamus-theater.de
  2. Wikipedia: „Thalamus-Theater“, abgerufen am 16.04.2023
  3. Wikipedia: „Peter Härtling“, abgerufen am 16.04.2023
  4. Wikipedia: „Tankred Dorst“, abgerufen am 16.04.2023
  5. Wikipedia: „Oliver Bukowski“, abgerufen am 16.04.2023