Kleinbahnhof Kiel-Süd
Der Kleinbahnhof Kiel-Süd in der Diedrichstraße war der Endpunkt der Kleinbahnlinien Kiel - Bad-Segeberg und Kiel - Schönberger Strand. Letztgenannte wird auch Kiel-Schönberger Eisenbahn genannt.
Bahnhofsgebäude[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das Bahnhofsgebäude wurde 1911 gebaut und 1973 zugunsten der Verbreiterung des Theodor-Heuss-Rings abgebrochen. Es stand an dem Platz, an dem sich heute die Autowaschanlage Mr. Wash befindet und war ein voll ausgestatteter Kopfbahnhof mit Wartesaal und Gaststätte. Die Gleise der beiden Linien besaßen dort einen gemeinsamen Mittelbahnsteig.
Heute ist das Bahnhofsgebäude mit der Autowaschanlage überbaut und die Bahnsteiganlage mit dem Betriebsgelände des Baustoffhandels Raab Karcher. Vereinzelte Museumsfahrten auf der Strecke führten bis mindestens 2019 noch nominell bis "Kiel Süd"; ein Aus- oder Einsteigen war dort aber wegen der fehlenden Anlagen nicht mehr möglich [1].
Die Bahn in Richtung Schönberg hatte ihren Endpunkt ursprünglich (ab 1897) am Alten Bahnhof bzw. ab 1900 im Kieler Hauptbahnhof. Erst als 1911 die Segeberger Kleinbahn hinzukam, entstand hierfür der Kleinbahnhof Kiel-Süd und wurde zum Endbahnhof beider Bahnen. Der unmittelbare Anlass hierfür war, dass die Mitbenutzung des Hauptbahnhofs für die privat betriebenen Kleinbahnen wegen eines grundlegenden Umbaus des Bahnhofs gekündigt worden war.[2]
Betriebliche Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das preußische Kleinbahngesetz vom Juli 1892 ermöglichte den Kleinbahnbau und -betrieb durch Privatunternehmen, um die verkehrliche Erschließung der ländlichen Regionen zu befördern. Dadurch wurde binnen gut zwei Jahrzehnten die Streckenlänge in Preußen mit Hilfe von Kleinbahnen fast verdoppelt. Eine wesentliche Rolle spielte dabei das Unternehmen Lenz & Co. GmbH, das ein Drittel dieser Strecken baute, darunter die beiden Strecken von Kiel nach Schönberg und Bad Segeberg.
Kleinbahn Kiel - Schönberger Strand[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Verbindung nach Schönberg, die in der Bevölkerung den liebevollen Beinamen Hein Schönberg bekam, wurde am 7. Juli 1897 in Betrieb genommen, zunächst vom Kieler Bahnhof nur bis Schönberg. Am 18. Juni 1914 kam die Verlängerung bis zum Endbahnhof Schönberger Strand hinzu. Damit hatte sie eine Länge von 24,1 km.
Die Bahnstrecke diente neben dem Personen- und Ausflugsverkehr auch dem Anschluss von Betrieben am östlichen Ufer der Kieler Förde an das Bahnnetz. Dies waren im Lauf der Jahrzehnte das Werk Dietrichsdorf der Howaldtswerke, der auf demselben Gelände entstandene Ostuferhafen, das Gemeinschaftskraftwerk Kiel Ost und das Marineöldepot in Mönkeberg. Die Anschlussbahn hierfür zweigt nördlich der Schwentine bei Oppendorf von der Hauptstrecke ab und ist rund 4 km lang.
Etwa 5 km lang war eine weitere Anschlussbahn, die bei Trensahl abweigte und das Marinemunitionsdepot Laboe versorgte. Bei Stakendorf gab es im Zweiten Weltkrieg auch Abzweige zu Flakstellungen.[3]
Der Personenverkehr fuhr ab dem 1. Juli 1954 wieder den Kieler Hauptbahnhof an. Er wurde im Mai 1975 bis auf ein werktäglich verkehrendes Zugpaar eingestellt, das noch bis zum Januar 1981 fuhr. Danach wurde die Strecke, abgesehen von vereinzelten Nostalgiefahrten, nur noch als Güterbahn bedient.[4]
Kleinbahn Kiel - Bad Segeberg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Segeberg steht für: Kreis und bis 1910 Stadt Segeberg.[5] Die Kiel-Segeberger Eisenbahn wurde am 2. Dezember 1911 eröffnet. Die Strecke führte über 49 km; die Züge brauchten dafür aber wegen der vielen Halte über zwei Stunden. Dennoch hatte die Bahn große Bedeutung für den Güter- und Personentransport. Während im Betriebsjahr 1914/15 bereits mehr als 90 000 t Güter und 240 000 Personen befördert wurden, waren es im Spitzenjahr 1956 sogar 200 000 t bzw. 613 000 Personen.
In Kirchbarkau gab es eine Umstiegsmöglichkeit zur Kleinbahn Kirchbarkau - Preetz - Lütjenburg, bis der Streckenteil Kirchbarkau - Preetz 1930 stillgelegt wurde.
Die in den 1950er-Jahren gebaute Bundesstraße 404 sorgte bald nach ihrem Bau für die Verlagerung des Verkehrs auf die Straße und damit für den wirtschaftlichen Niedergang der Bahnlinie. Wie Hein Schönberg fuhr auch die Kiel-Segeberger Bahn ab Juli 1954 den Kieler Hauptbahnhof an. Sie wurde schließlich mit dem 31. Dezember 1961 nach fast genau 50 Jahren für den Personen- und Güterverkehr eingestellt.
Die Bahngleise wurden anschließend zurückgebaut; der Trassenverlauf ist aber an vielen Stellen noch im Stadtgebiet und im freien Gelände erkennbar. Eine detaillierte Beschreibung dazu findet sich bei Wikipedia.[6]
Bahnhofstraße[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Kieler Bahnhofstraße hatte, soweit sie sich damals schon auf Kieler Stadtgebiet befand, ihren Namen bereits 1881 erhalten, als noch keine der beiden Kleinbahnlinien existerte[7]. Der Name Bahnhofstraße steht daher nicht in ursprünglichem Zusammenhang mit dem Kleinbahnhof.
Die Gemeinde Gaarden (Kreis Kiel) hatte schon 1898 die auf ihrem Gebiet liegende Weiterführung der Bahnhofstraße ebenso benannt. Nach der Eingemeindung 1910 wurden beide Straßen zusammengefasst, was zeitlich mit der Einweihung des Kleinbahnhofs in etwa zusammentraf.
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Wikipedia: „Kleinbahn_Kiel–Segeberg“
- Wikipedia: „Bahnstrecke_Kiel_Süd–Schönberger_Strand“
Bilder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
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Abbruch des Bahnhofsgebäudes (Mai 1973)
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Bericht über eine Museumsfahrt bei vvm-museumsbahn.de, abgerufen am 2. April 2023
- ↑ Ehlert, Walter: "Das historische Gaarden - Bauernland wird Industriestandort", Husum (Husum Druck- u. Verlagsges.) 2021, ISBN 978-3-96717-042-9, S. 37.
- ↑ Einzelheiten zur Streckenführung bei eisenbahn-nord.de, abgerufen am 2. April 2023
- ↑ Ehlert, a.a.O., S. 39
- ↑ Wikipedia: „Segeberg“, abgerufen am 9. April 2024
- ↑ Wikipedia: „Beschreibung des Trassenverlaufs“, abgerufen am 2. April 2023
- ↑ Hans-G. Hilscher: Kieler Straßenlexikon. Fortgeführt nach 2005 durch Dietrich Bleihöfer, ab 2022 durch Frank Mönig, Amt für Bauordnung, Vermessung und Geoinformation der Landeshauptstadt Kiel, Stand: Januar 2021. Abrufbar auf www.kiel.de oder als .pdf-Datei, ca. 1,5 MB