Paternosteraufzug

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Paternoster im Landeshaus

Ein Paternosteraufzug, kurz Paternoster, technisch Personen-Umlaufaufzug genannt, ist eine Sonderform einer Aufzugsanlage zur Personenbeförderung.

Beim Paternosteraufzug verkehren mehrere an zwei Ketten hängend befestigte Einzelkabinen (üblicherweise für ein bis zwei Personen je Kabine) im ständigen Umlaufbetrieb. Die Kabinen werden am oberen und unteren Wendepunkt über große Scheiben in den jeweils anderen Aufzugsschacht umgesetzt so dass die Beförderung von Personen beim Wendevorgang der stets aufrecht stehenden Kabinen möglich ist. Die Bezeichnung Paternoster steht mit dem Rosenkranz im Zusammenhang, einer Zählkette für Gebete.

Eine bekannte Stadtlegende besagt jedoch, dass die Menschen, die diese Aufzüge nutzen, ein Vaterunser sprächen und wer in einem Paternoster vergesse, rechtzeitig auszusteigen, der rumpele gegen die Decke und fahre kopfüber wieder zurück.

Einst modern, heute ein mechanisches Relikt, werden auch in Kiel zu Paternostern kontrovers diskutiert: über die Risiken und Nachteile (u. a. geringe Geschwindigkeit, Unfallgefahr, verminderter Brandschutz, ohne Barrierefreiheit) und über die Vorteile und Reize (effizient, energiearm im Verbrauch, technisches Denkmal). Die vorhandenen und die ehemaligen Paternoster in Kiel befinden sich alle in denkmalgeschützten Gebäuden.[1][2]

Vorhandene Paternoster[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Kiel findet man aktuell drei Paternoster:[3]

  • Rathaus, Fleethörn 9 (seit Juni 2015 nur noch für Mitarbeiter(innen));
    Der Rathaus-Paternoster wurde bereits 1910 beim Bau des Rathauses von der Kieler Firma Rudolf Prey installiert. Er bediente damals nur vier Etagen. 1957 wurde er vollständig erneuert und um eine Etage erweitert. Am 16. Mai 1958 wurde die von R. Prey vollständig erneuerte Anlage (Baunummer 1220) in Betrieb genommen und umfasst seitdem zwölf Kabinen.[4]
  • Landeshaus, Düsternbrooker Weg 70
    Wie im Rathaus handelt sich hier um einen Paternoster der Firma R. Prey. Er bedient vier Stockwerke.
  • Bildungsministerium, Brunswiker Straße 16-22
    Die Anlage mit 16 Kabinen wurde von der Firma Schmitt u. Sohn 1955 gebaut (F.N. 36068)

Ehemalige Paternoster[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stillgelegte oder beseitigte Paternoster gab es in Kiel mindestens an den folgenden Stellen:[5]

  • Howe-Haus, Holstenstraße 90;
    1993 demontiert
  • Raiffeisenhaus, Raiffeisenstraße 1;
    Anlage von 1953 (Kehrhahn, Nr. 7026), über 5 Stockwerke mit 12 Kabinen; demontiert
  • Dänische Straße 3 / Klosterplatz
    Hier befand sich nach Erinnerung des Eintragenden ein Paternoster neben der früheren Stadtbücherei

Rechtssituation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 1974 dürfen in Deutschland keine neuen Paternosteraufzüge mehr in Betrieb genommen werden. 1994 war eine Änderung der Aufzugsverordnung geplant, die eine Stilllegung der bestehenden Anlagen bis 2004 vorsah.
Gegen diese Befristung erhob sich Widerstand, unter anderem durch einen eigens in München gegründeten „Verein zur Rettung der letzten Personenumlaufaufzüge“ und auch in Kiel. Der Bundesrat hob deshalb die geplante Änderung auf, so dass die bestehenden Paternoster nach dem Stand der Technik bis auf Weiteres in Betrieb bleiben konnten. Seit dem 1. Juni 2015 verbot der Anhang 1 Nr. 4.4 der Betriebssicherheitsverordnung den Betrieb von Paternostern im öffentlichen Bereich. Nach § 22 Abs. 2 Nr. 5 waren Zuwiderhandlungen seitdem ordnungswidrig und konnten mit einer Geldbuße von bis zu 100.000 Euro geahndet werden. Nachdem sich wie schon 2004 breiter Widerstand regte, kündigte das Bundesarbeitsministerium für Herbst 2015 abermals eine Überarbeitung der Betriebssicherheitsverordnung an. Bereits am 24. Juni wurde bekannt, dass die neue Verordnung vom Bundeskabinett „entschärft“ wurde und die Paternoster weiterbetrieben werden dürfen, sofern sich die Betreiber verpflichteten, „durch zusätzliche Maßnahmen Gefährdungen bei der Benutzung zu vermeiden“. Dies bedurfte der Zustimmung des Bundesrats, die am 10. Juli 2015 folgte. Die erforderlichen Maßnahmen umfassen solche technischer Art, Aufklärung über Gefahren und sicheres Verhalten sowie das Verbot, mit dem Aufzug Lasten zu transportieren.[6]

Bilder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Paternoster im Rathaus

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Wikipedia: „Paternosteraufzug“
  2. Siehe u. a. Paternoster: Aus der Zeit gefallen; Kommentar: Ulrich Metschies zu neuen Regeln für Paternoster; Paternoster im Landeshaus vorerst stillgelegt und Paternoster im Landtag läuft wieder alle auf kn-online.de, abgerufen am 25. Dezember 2015
  3. Liste in Betrieb befindlicher Paternoster bei flemming-hamburg.de, abgerufen am 6. Februar 2017
  4. Rathausgeschichten zum Paternoster bei kiel.de, abgerufen am 5. Februar 2017
  5. Liste stillgelegter Paternoster bei flemming-hamburg.de, abgerufen am 6. Februar 2017
  6. Rechtssituation Deutschland in: Wikipedia: „Paternosteraufzug“