St.-Jürgen-Kirche
Die St.-Jürgen-Kirche ist ein Kirchengebäude der evangelisch-lutherischen Friedensgemeinde zu Kiel[1] im Stadtteil Südfriedhof. Sie befindet sich im Königsweg 78 und ist das dritte Bauwerk dieses Namens in Kiel.[2]
Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
St.-Jürgen-Kapelle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die erste Erwähnung von St. Jürgen in Kiel findet sich 1267 im Kieler Stadtbuch. Aus dem St.-Jürgen-Kloster, das ursprünglich zwölf Plätze hatte und damals weit vor der Stadt lag, entwickelte sich ab 1400 eine Armenanstalt mit klösterlichen Lebensregeln. An der Kapelle entstand ab 1793 ein Friedhof, der seit der Eröffnung des Südfriedhofs den Namen St.-Jürgen-Friedhof trug.
Nach der Reformation bildete das St.-Jürgen-Armenhaus zusammen mit dem Franziskanerkloster, dem Heiligengeistspital und dem sogenannten Neugasthaus eine Gruppe von vier kleinen städtischen Fürsorgeeinrichtungen. Das großzügige Vermächtnis von Henriette Friederica von Ellendsheim ermöglichte 1822 die Zusammenlegung der Einrichtungen in einem Neubau auf der St.-Jürgen-Wiese, das den Namen Kieler Stadtkloster erhielt. Die wachsende Stadt und der Bau des Hauptbahnhofs machten aber Anfang des 20. Jahrhunderts eine Verlegung des Kieler Stadtklosters in die Harmsstraße erforderlich.
Die Kapelle erwies sich für die wachsende Südstadt als zu klein und wurde 1902 abgerissen.
Die Kirche von 1904[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der sehr viel größere Neubau konnte am 10. November 1904 eingeweiht werden.[3] Mit ihrem 58 Meter hohen Turm bildete die Kirche einen besonderen Akzent am Sophienblatt. Nach der Beseitigung des Stadtklosters schloss sie an der westlichen Bahnhofseite gegen den St.-Jürgen-Friedhof ab. Zum Sophienblatt erhielt sie den Vorbau einer Eingangshalle, die die Straßengeräusche dämpfte. Zwischen Kirche und Hauptbahnhof befand sich noch ein Hof, über den der Zugang zum St.-Jürgen-Friedhof führte.
Erster Organist an der Kirche wurde der Königliche Musikdirektor Heinrich Johannsen (* 30. Juli 1864 in Lauenburg; † 8. Februar 1947 in Eutin), der im Übrigen auch die Glockenspielmelodie des Kieler Rathausturms schuf.
Durch die Nähe zum Hauptbahnhof war die Kirche in besonderer Weise den massiven Luftangriffen im Zweiten Weltkrieg ausgesetzt. Am 5. April 1945 wurde sie endgültig ausgebombt. Eine von Adolf Brütt geschaffene lebensgroße Christusfigur ging zunächst verloren, wurde aber 2008 in einem Magazin des Kieler Stadtarchivs wiedergefunden.
Im Zuge des Wiederaufbaus des Hauptbahnhofs entschloss man sich gegen einen Wiederaufbau der Kirche und zur Aufgabe des Friedhofs zugunsten der Verbreiterung des Sophienblatts. Die Ruine wurde bis 1954 abgetragen.
Die heutige St.-Jürgen-Kirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der heutige Bau am Königsweg wurde von dem Kieler Architekten Ernst Mackh entworfen. Seine Einweihung fand am 12. Dezember 1954 statt. In den Backsteinbau konnten einige Elemente aus der alten Kirche wie Türen und Bänke und sogar die Turmuhr integriert werden.[3]
Seit Mai 2023 wird der Bau samt Gemeindehaus von der Freien evangelischen Gemeinde (FeG) genutzt, an die ihn die Friedensgemeinde vermietet hat, die noch über zwei weitere Kirchengebäude verfügt. Der offizielle Einzugsgottesdienst fand am 7. Mai 2023 statt. Der Einzug einer Freikirche in einen klassischen Kirchenbau sei "in Schleswig-Holstein wohl eine einmalige Lösung", hieß es in der Presse.[4]
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
„St.-Jürgen-Kirche“ auf dem Online-Stadtplan der Stadt Kiel, aufrufbar auf kiel.de
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ gov.genealogy.net , abgerufen am 2. Dezember 2024
- ↑ Wikipedia: „St. Jürgen (Kiel)“
- ↑ 3,0 3,1 Kieler Erinnerungstag: 10. November 1904 auf kiel.de, abgerufen 10. Februar 2018
- ↑ Schwenke, Karen: Der Kampf gegen das Kirchensterben, Kieler Nachrichten, 6.5.2023