Persianische Häuser
Bei den Persianischen Häusern handelte es es sich um eine Reihe von Gebäuden, die in den Jahren von 1632 bis 1638[1] als Packhäuser für persische Waren gebaut worden waren.
Hintergrund
Der Landesfürst Friedrich III. von Schleswig-Holstein-Gottorf[2] plante im 17. Jahrhundert, neue Impulse für die Wirtschaft, indem er eine Handelsroute für asiatische Waren schaffen wollte, die über Russland oder Persien führen sollte und damit den Seeweg um Afrika herum vermied. Sie sollte über Kiel und das 1621 gegründete Friedrichstadt Anschluss an den westeuropäischen Fernhandel finden.
Hierzu sandte er von 1633 bis 1639 zunächst eine Delegation nach Moskau und dann nach Isfahan, um dort entsprechende Handelsverträge abzuschließen. Beide Expeditionen bleiben erfolglos, was das Ende der herzoglichen Handelspläne bedeutete.[3]
Allerdings hatte der Herzog in diesen Jahren in Kiel bereits vorauseilend Lagerhäuser bauen lassen: Fünf auf dem Markt und ein weiteres an der Schiffbrücke, vor dem Schuhmachertor am Hafen. Nachdem der ursprüngliche Zweck weggefallen war, wurden die Häuser auf dem Markt zu Wohnhäusern umgebaut und das Haus am Hafen wurde abgebrochen, um Baumaterial für die Instandsetzung des Rathauses zu gewinnen.[4]
Die Häuser
Das Foto des Marktes von 1868 zeigt eine Reihe von acht Häusern, welche als Querriegel vor der Nikolaikirche stehen. (Das achte ist zur Hälfte vom Rathaus verdeckt.) Die drei rechten Häuser (Markt 20-22) heben sich im Stil von den fünf linken (Markt 15-19) ab, denn sie sind älteren Datums. Als Persianische Häuser im engeren Sinne kann man daher nur die linken fünf betrachten, auch wenn dieser Unterschied im allgemeinen Sprachgebrauch nicht immer deutlich war.
Durch die Häuserreihe besaß die Südostseite des Marktes eine geschlossene Bebauung; links und rechts reichte diese bis unmittelbar an die Flämische bzw. die Schuhmacherstraße heran. Ein Blick auf die sehr genaue Homannsche Karte von 1726 macht das deutlich.
Auf zeitgenössischen Bildern finden sich oft nicht mehr alle Häuser wieder. Die älteren Häuser auf der rechten Seite wurden von links nach rechts in den Jahren 1901, 1906 und 1907 abgebrochen. Damit war nicht nur die enge Kreuzung am Beginn der Holstenstraße besser passierbar, sondern auch das Portal der Nikolaikirche vom Markt aus wieder sichtbar geworden. Als rechter Abschluss der Häuserreihe wurde ein halbrunder Pavillon mit Obergeschoss errichtet, der einen Zigarrenladen beherbergte.
Das linke Haus der Reihe (Markt 15) war bereits 1877 wegen Baufälligkeit beseitigt worden.[5]
Bei Bombenangriffen im Verlauf des Zweiten Weltkrieges wurden die verbliebenen vier Häuser am 22. Mai 1944 durch Brandbomben vollständig zerstört.
Weblinks
„Ungefähre Lage der Persianischen Häuser“ auf dem Online-Stadtplan der Stadt Kiel, aufrufbar auf kiel.de
Einzelnachweise
- ↑ "Kiel einst und jetzt: Alter Markt" auf ingowelt.de (Seite nicht mehr verfügbar; Verlinkung auf web.archive.org geändert)
- ↑ Wikipedia: „Friedrich III. von Schleswig-Holstein-Gottorf“
- ↑ Wikipedia: „Details zu den Fernhandelsplänen“
- ↑ Haas, Walter: "Bestrebungen und Maßnahmen zur Förderung des Kieler Handels in Vergangenheit und Gegenwart (1242-1914), Kiel (Mitteilungen der Kieler Gesellschaft für Stadtgeschichte, Nr. 31) 1922, Seite 65
- ↑ Jensen, Jürgen: "Historischer Stadtbildatlas Kiel", Neumünster (Wachholtz) 1986, ISBN 3-529-02678-6 (Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte, Sonderveröffentlichung 19); Text zu Bild 4 und 5.
Anmerkung: Die dortige Zuordnung der Abbruchdaten zu den Hausnummern 20-22 ist fehlerhaft; ausweislich der Adressbücher dieser Jahre geschah der Abbruch in der Reihenfolge 20, 21 und 22.