Nikolaikirche

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Bei Nacht
Der Flügelaltar der Kirche
Der Geistkämpfer

Die evangelische Nikolaikirche am Alten Markt ist die Hauptkirche von Kiel und das älteste erhaltene Gebäude der Stadt.[1]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der gotische Hallenbau der Nikolaikirche wurde um 1242 errichtet und 100 Jahre später nach dem Vorbild der Petrikirche in Lübeck umgebaut und mit einem langen Chor versehen als Backsteinhallenkirche fertiggestellt. In den Jahren 1877 bis 1884 bekam die Kirche eine neugotische Fassade und wurde mit Maschinenziegeln verblendet.

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Kirchengebäude bei einem alliierten Luftangriff am 22. Mai 1944 schwer zerstört. Der brennende Turmhelm und der Dachstuhl durchschlugen dabei alle Gewölbe des Mittelschiffs und des südlichen Seitenschiffs. Das Nordschiff wurde ebenfalls beschädigt. Die wertvolle Innenausstattung war in den Jahren zuvor geborgen worden.[2] Der Wiederaufbau erfolgte 1950 durch den Architekten Gerhard Langmaack zu großen Teilen in neuzeitlichen Formen und Konstruktionen, wie beispielsweise Betonpfeilern und einer Stahlbetondecke. Die alten Gewölbe wurden nicht wiedererrichtet, stattdessen erhielt der Außenbau ein schlichtes, alle drei Schiffe zusammenfassendes Satteldach. 1986 wurden die Innenräume durch Peter Kahlcke, Kiel, renoviert.

Ausstattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Erzväteraltar (1460)
  • Bronze-Taufbecken von Hans Apengeter (1344)
  • Triumphkreuz (1490)
  • barocke Kanzel (1705) von Theodor Allers, gestiftet von Hennig von Wedderkop
  • Nagelkreuz von Coventry (1947)

Geistkämpfer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hauptartikel: Geistkämpfer

Der Geistkämpfer wurde von Ernst Barlach im Auftrag der Stadt Kiel geschaffen und war die erste Großplastik des expressionistischen Bildhauers und Grafikers. In dem schwerttragenden Engel auf dem wolfsähnlichen Wesen wird die Erhabenheit und der Sieg des Geistes über das Böse dargestellt.

Die Bronzeplastik wurde 1928 an der Heiligengeistkirche am ehemaligen Franziskanerkloster ohne öffentliche Feier enthüllt, da das Kunstwerk bei der Bevölkerung zunächst überwiegend auf Ablehnung stieß. Die namenlose Skulptur wurde von den Kielern „Geistkämpfer“ genannt, ein Titel, den auch der Künstler bald übernahm. 1937 entfernten die Nationalsozialisten die Plastik als entartete Kunst. Sie konnte jedoch vor dem Einschmelzen gerettet werden und wurde in Schnega im Atelier von Hugo Körtzinger, einem Freund Ernst Barlachs, versteckt.[3] Die Stadt kaufte den Geistkämpfer nach dem Krieg zurück und er fand 1954 seinen Platz an der Nikolaikirche.

Weitere Abgüsse der Skulptur stehen vor dem Minneapolis Institute of Arts, in Minneapolis, Minnesota, sowie vor der Gethsemanekirche (Berlin).

Sagen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Sagensammlung von Karl Viktor Müllenhoff finden sich:

Der Teufel und die Kartenspieler
In der Kieler Nikolaikirche spielten während der Predigt die Chorknaben in einem Winkel hinter der Orgel Karten; einer fluchte sogar dabei. Da ist der Teufel gekommen und hat ihm den Hals umgedreht (oder ihm so an die Ohren geschlagen), daß das Blut an die Wand spritzte, und darauf ist er mit ihm zum Fenster hinausgefahren. Der Blutfleck ist noch zu sehen und durch kein Übertünchen wegzubringen. Das Fenster kann auch nicht wieder eingesetzt werden; denn gleich ist es wieder entzwei.[4]

Gottesdienst der Toten
In einer Nacht erwachte eine alte Frau in Kiel und meinte, es sei Zeit zur Frühpredigt zu gehen; es schien ihr, als wenn die Glocken und die Orgel gingen. Sie stand auf und nahm Mantel und Laterne, es war Winter, und ging zur Nikolaikirche. Aber da konnte sie sich gar nicht mit den Gesängen zurecht finden, alle Zuhörer sangen ganz anders als in ihrem Gesangbuche stand, und die Leute kamen ihr auch so unbekannt vor, ja neben ihr erblickte sie eine Frau, gerade wie ihre längst verstorbene Nachbarin. Da näherte sich ihr eine andre Frau, auch längst verstorben, es war ihre selige Gevatterin; die sagte zu ihr, sie sollte hinausgehen, denn die Kirche wäre jetzt nicht für sie; sie möchte sich aber nicht umsehen, sonst könnte es ihr schlimm ergehen. Die Frau ging fort so schnell sie konnte, und da die Kirchtür rasch hinter ihr zuschlug, blieb ihr Mantel hängen. Da schlug die Uhr eben zwölf. Sie häkelte den Mantel von den Schultern los und dachte ihn am andern Morgen wieder abzuholen. Aber am andern Morgen, als sie wieder kam, war er in lauter kleine Fetzen zerrissen: die Toten waren darüber hin getrippelt.[5]

Bilder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Karte „Nikolaikirche“ auf dem Online-Stadtplan der Stadt Kiel, aufrufbar auf kiel.de

 Commons: Nikolaikirche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Wikidata Wikidata: Nikolaikirche

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Wikipedia: „Nikolaikirche“
  2. Hartwig Beseler, Niels Gutschow: Kriegsschicksale Deutscher Architektur. Band I: Nord. Wachholtz, Neumünster o.J., S. 4.
  3. Landkreis Lüchow-Dannenberg: Zeitenwenden - Wendezeiten, 2010, S. 70
  4. Karl Müllenhoff: Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg, Kiel 1845, S. 158 auf zeno.org
  5. Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg, Kiel 1845, S. 178 auf zeno.org