Die [[Kaiserstraße]], der älteste in Nord-Süd-Richtung verlaufende Straßenzug in Gaarden, begrenzte in ihrem nördlichen Teil die Ausdehnung neu angelegter Wohnviertel in Richtung Ellerbek. Eine Fläche, die südlich gegenüber der Kaiserlichen Werft an der Werftstraße lag, sollte zunächst für eine weitere Bebauung nicht genutzt werden. Durch den Aushub, der bei der Anlage der Werftbecken der Kaiserlichen Werft angefallen war, war dort ein hügeliges Gelände entstanden. Für die Erschließung dieser mit dem Heidberg rund 26 m hohen, hügeligen Fläche wären erhebliche zusätzliche Erdarbeiten notwendig gewesen. Die Terassierung der ursprünglichen Parkanlage ist an der Böschung der Werftstraße bis heute zu erkennen.
Die [[Kaiserstraße]], der älteste in Nord-Süd-Richtung verlaufende Straßenzug in Gaarden, begrenzte in ihrem nördlichen Teil die Ausdehnung neu angelegter Wohnviertel in Richtung Ellerbek. Eine Fläche, die südlich gegenüber der Kaiserlichen Werft an der Werftstraße lag, sollte zunächst für eine weitere Bebauung nicht genutzt werden. Durch den Aushub, der bei der Anlage der Werftbecken der Kaiserlichen Werft angefallen war, war dort ein hügeliges Gelände entstanden. Für die Erschließung dieser mit dem Heidberg rund 26 m hohen, hügeligen Fläche wären erhebliche zusätzliche Erdarbeiten notwendig gewesen. Die Terassierung der ursprünglichen Parkanlage ist an der Böschung der Werftstraße bis heute zu erkennen.
(zwischen der Einmündung der Kaiserstraße und der Gemeindegrenze zu Ellerbek (Finkberg, Heidberg, Hasselberg))
Dieses Grundstück, das sich über 500 m direkt gegenüber der Werftmauer erstreckte, wurde vom Wohlfahrtsausschuss der Kaiserlichen Werft angekauft. Die dafür notwendigen finanziellen Mittel wurden durch die von der Kaiserlichen Werft in Abstimmung mit dem Wohlfahrtsausschuss errichteten sozialen Einrichtungen (Werftkantine sowie drei Verkaufsstellen für Lebensmittel und Kleidung) erwirtschaftet. Entscheidend für diesen Grundstückskauf war neben dem günstigen Kaufpreis aber auch die Nähe zur Werft und zur Siedlung des Ellerbeker Arbeiterbauvereins, die sich nordöstlich des Parks bis an den Schwanenseepark erstreckt.
Dieses Grundstück, das sich über 500 m direkt gegenüber der Werftmauer erstreckte, wurde vom Wohlfahrtsausschuss der Kaiserlichen Werft angekauft. Die dafür notwendigen finanziellen Mittel wurden durch die von der Kaiserlichen Werft in Abstimmung mit dem Wohlfahrtsausschuss errichteten sozialen Einrichtungen (Werftkantine sowie drei Verkaufsstellen für Lebensmittel und Kleidung) erwirtschaftet. Entscheidend für diesen Grundstückskauf war neben dem günstigen Kaufpreis aber auch die Nähe zur Werft und zur Siedlung des Ellerbeker Arbeiterbauvereins, die sich nordöstlich des Parks bis an den Schwanenseepark erstreckt.
=== Anlage des Parks ===
=== Bau des Parks ===
Zwischen 1893 und 1899 wurde dann nach dem Muster der damals üblichen öffentlichen Volksparks der Werftpark angelegt.
Zwischen 1893 und 1899 wurde dann nach dem Muster der damals üblichen öffentlichen Volksparks der Werftpark angelegt.
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Das Jugendheim und der Brunnen wurden wie das Ellerbeker Fischerhaus im 2. Weltkrieg zerstört. Lediglich der Spielplatz und das Planschbecken überstanden den Krieg fast unbeschadet.
Das Jugendheim und der Brunnen wurden wie das Ellerbeker Fischerhaus im 2. Weltkrieg zerstört. Lediglich der Spielplatz und das Planschbecken überstanden den Krieg fast unbeschadet.
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= Werftpark 1892 - 1947 =
Für die Angehörigen der Kaiserlichen Werft wurde vom Wohlfahrtsverein für die Angehörigen der Kaiserlichen Werft der Werftpark als Erholungsfläche angelegt. Die 15,2 Hektar große Parkfläche (500 Meter lang und 300 Meter breit) liegt parallel zur Werftstraße und zum Ostring zwischen Gaarden (Ost) und Ellerbek. Verwaltungsmäßig gehört der Werftpark zu Ellerbek.
<small>Quellen:</small>
<small>SVKStG Band 48 Hrsg. Jürgen Jensen, 2004, Dörte Beier Kiel in der Weimarer Republik, S. 207 - 223</small>
<small>SVKStG Band 29 Hrsg. Jürgen Jensen, 1995, Wilde, L. Denkmaltopographie Landeshauptstadt Kiel</small>
<small>Walter Ehlert, Das historische Gaarden, 2021, Husum Druck- und Verlagsgesellschaft, <nowiki>ISBN 978-3-96717-042-9</nowiki>, S. 30, S 81 – 86, S 131</small>
==== Inhaltsverzeichnis ====
Soziale Einrichtungen für Angestellte und Arbeiter
Erwerb des Grundstückes
Der Werftpark 1893 - 1921
Der Werftpark 1921 - 1947
Literaturverzeichnis
Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte
==== Soziale Einrichtungen für Angestellte und Arbeiter ====
Nach der am 17. März 1890 erfolgten Entlassung von Reichskanzler Bismarck und der am 30. September 1890 erfolgten Aufhebung der seit dem 21. Oktober 1878 gültigen Sozialistengesetze ordnete Kaiser Wilhelm II im Februar 1890 zur Schaffung von sozialen Einrichtungen für die Beschäftigten von Staatsbetrieben die Bildung von Arbeiterausschüssen an.
Die Schaffung solcher sozialen Einrichtungen erfolgte durch einen 10 Mitglieder umfassenden Arbeitsausschuss (Vorsitz: Hafenbaudirektor Georg Franzius sowie neun weitere Werftarbeiter) aus dem sich später dann der Wohlfahrtsausschuss für die Angehörigen der Kaiserlichen Werft entwickelte. Zunächst errichtete der Werft-Frauenverein direkt an der Kaiserstraße einen Kinderhort (Kinder-Warteschule) für Arbeiterkinder im Vorschulalter, der Betrieb wurde mit staatlichen Zuschüssen abgesichert. Ebenfalls schaffte man es durch die Finanzierung mit staatliche Mittel ein neues Werftspeisehaus (Werkskantine und Badeanstalt) an gleicher Stelle zu errichten.
==== Erwerb des Grundstückes ====
Die Kaiserstraße, der älteste in Nordsüdrichtung verlaufende Straßenzug in Gaarden begrenzte im nördlichen Teil die Ausdehnung neu angelegter Wohnviertel in Richtung Ellerbek. Ein, südlich der Kaiserlichen Werft parallel zur Werftstraße verlaufendes und steil ansteigenden Gelände (500 Meter lang, 300 Meter breit), zwischen der Einmündung der Kaiserstraße und der Gemeindegrenze zu Ellerbek (Finkberg, Heidberg, Hasselberg)* wurde zunächst für eine weitere Bebauung nicht genutzt. Für die Erschließung dieses rund 26m hohen, hügeligen Geländes (höchster Punkt war der Heidberg) wären erhebliche, zusätzliche Erdarbeiten notwendig gewesen**.
''<small>*SVKStG Band 29 Hrsg. Jürgen Jensen, 1995, Wilde, L. Denkmaltopographie Landeshauptstadt Kiel, S. 55</small>''
''<small>Walter Ehlert, Das historische Gaarden, 2021, Husum Druck- und Verlagsgesellschaft, <nowiki>ISBN 978-3-96717-042-9</nowiki>, S. 131</small>''
Dieses ca. 14 Hektar umfassende hügelige Grundstück, das sich direkt entlang der Werftmauer erstreckte, wurde vom Wohlfahrtsausschuss der Kaiserlichen Werft angekauft. Die dafür notwendigen finanziellen Mittel wurden, durch die von der Kaiserlichen Werft in Abstimmung mit dem Wohlfahrtsausschuss errichteten, sozialen Einrichtungen (Werftkantine, drei Verkaufsstellen für Lebensmittel und Kleidung) erwirtschaftet. Entscheidend für diesen Grundstückskauf war neben dem günstigen Kaufpreis aber auch die Nähe zur Werft und zur Siedlung des Ellerbeker Bauvereins. Zwischen 1893 und 1899 wurde nun der Werftpark, in Anlehnung an einen damals üblichen öffentlichen Volkspark, für die Beschäftigten der Kaiserlichen Werft angelegt.
<small>Foto: ''Blick auf den Werftpark und die Kaiserliche Werft um 1910''</small>
''<small>Bildnachweis: Signatur: 49.385 Bestand: 1.1 - Fotosammlung Titel: Gaarden und Kaiserliche Werft Beschreibung: Blick zwischen Elisabethstraße, Hügelstraße und Kaiserlicher Werft. Im Vordergrund der Werftpark und im Hintergrund die Altstadt mit Nikolaikirche und Schloss (ganz rechts). Datierung: um 1910, Fotograf: Edlefsen, Hermann (1877-1914) Nutzungsrechte: Gemeinfrei</small>''
==== Der Werftpark 1893 - 1921 ====
Der Zugang zum Werftpark erfolgte von der Kaiserstraße aus. Hier befand sich ein hölzerner Torbogen mit der Aufschrift „Werftpark“ und darüber symbolisierte ein Bild eines umschwärmten Bienenkorb den Fleiß der Werftarbeiter. Neben in sich miteinander verbundenen Spazierwege legte man am westlichen Rand zwischen Kaiserstraße und Pickertstraße einen Jugendspielplatz (heute Blaschkeplatz) mit Umkleidekabine an. Am Rande eines künstlich nordöstlich des Spielplatzes angelegten Teiches, der im Winter zum Schlittschuhlaufen genutzt wurde, gab es ein Drahtgehege für Kleintiere und Geflügel. Entsprechend des damaligen Zeitgeistes wurden Gedenksteine für Kaiser Wilhelm I. und Kaiser Friedrich III. sowie für den Reichskanzler Bismarck im Park aufgestellt.
Nachdem Alt-Ellerbek dem Ausbau der Kaiserlichen Werft zum Opfer fiel, ließ man auf Initiative des Geheimen Admiralitätsrat Franzius ein Kulturdenkmal zur Erinnerung an die alte Fischersiedlung im Werftpark errichten. Das im Jahre 1699 auf dem Theedenberg am Ellerbeker Strand als gemeinsames, reetgedecktes Wohnhaus für vier Fischerfamilien errichtete Wohnhaus wurde abgetragen und auf dem ansteigenden Ufergelände östlich des Werftparkteiches wieder aufgebaut. Der Zugang erfolgte über eine den originalen Treppen am Theedenberg nachempfundene aus roh behauenen Findlingen errichtete Treppe*
''<small>*SVKStG Band 48 Hrsg. Jürgen Jensen, 2004, Dörte Beier Kiel in der Weimarer Republik, S. 83</small>''
Am 12. März 1904 wurde das Ellerbeker Fischerhaus im Werftpark durch den Geheimen Admiralitätsrat Franzius eingeweiht. 1910 zerstörte ein Feuer das Gebäude. Nach dem Wiederaufbau wurde das Fischerhaus im 2. Weltkrieg am 9. April 1945 durch Bomben völlig zerstört. Als letzte große Veränderung des Werftparks wurde 1914/1915 die katholische St.-Joseph-Kirche im Südosten der Parkanlage an der Gebhardstraße (Ostring) errichtet.
Als Betreiber des Werftparks verfügte der Wohlfahrtsverein über ein begrenztes finanzielles Budget. Da der Unterhalt der Tiergehege sehr Kosten intensiv war, verzichtete der Verein auf das Anlegen von Blumen- und Rosengärten im Werftpark.
''<small>Foto: Blick auf den Werftpark mit Teich, Fischerhaus und Kirche um 1910</small>''
''<small>Bildnachweis: Signatur: 27.949 Bestand: 1.3 - Postkartensammlung; Kasten 8 Gebäude, Denkmäler Titel: Joseph Kirche in Gaarden Beschreibung: Blick vom Werftpark mit dem Fischerhaus (links). Fotograf: Edlefsen, Hermann (1877-1914) Nutzungsrechte: Gemeinfrei. Datierung: um 1910</small>''
Im Zentrum des Werftparks, dem Heidberg (rund 26m hoch) wurde das Erholungshaus errichtet. Der Eingang des Erholungshauses war in Richtung Westen zum Haupteingang an der Kaiserstraße ausgerichtet. Über dem Eingang war in goldenen Buchstaben der Name „unser Erholungs-Haus“ angebracht. Das in Hanglage errichtete Gebäude hatte neben dem Kellergeschoß ein Erd- und ein Obergeschoß. Daneben war am südlichen Ende des Gebäudes ein Aussichtsturm in das Gebäude integriert. 1899 wurde das Erholungshaus durch den Oberwerftdirektor von Ahlefeld eingeweiht.
In der der Nähe des Erholungshauses gab es seit Jahren einen ungenutzten Eiskeller. Dieser Keller wurde 1911 in Form einer Turmruine zu einer Aussichtsplattform umgestaltet.
Im nördlichen Teil des Parks wurde an der Ecke des abfallenden Geländes an den Wasserturm der Werft ein Bärenzwinger angegliedert. Dieser Zwinger beherbergte zeitweise drei, aus verschiedenen Ländern stammende Bären. Diese Tiere hatte die Kaiserliche Marine von ihren Auslandsfahrten mitgebracht. Der Bärenzwinger war eine Hauptattraktion im Werftpark.
''<small>Foto: Blick auf das Erholungshaus im Werftpark um 1910</small>''
''<small>Bildnachweis: Signatur: 98.984 Bestand: 1.3 - Postkartensammlung; Kasten 11 Parks, Friedhöfe Titel: Werfterholungshaus im Werftpark (später Volkspark) in Gaarden Datierung: um 1910, Fotograf: Dieterle, Martin (1867-1942) Nutzungsrechte: Gemeinfrei</small>''
''<small>Foto: Blick auf den Bärenzwinger im Werftpark, rechts das Wasserwerk der Kaiserlichen Werft um 1905</small>''
''<small>Bildnachweis: Signatur: 28.170 Bestand: 1.3 - Postkartensammlung; Kasten 7 Werften, Firmen Titel: Kaiserliche Werft Beschreibung: Blick vom Werftpark zum Baubassin (Bildmitte). Im Vordergrund rechts das Wasserwerk. Datierung: um 1905, Fotograf: Edlefsen, Hermann (1877-1914) Nutzungsrechte: Gemeinfrei</small>''
==== Der Werftpark 1921 - 1947 ====
''<small>Quellen:</small>''
''<small>SVKStG Band 48 Hrsg. Jürgen Jensen, 2004, Dörte Beier Kiel in der Weimarer Republik, S. 207 - 223</small>''
''<small>SVKStG Band 29 Hrsg. Jürgen Jensen, 1995, Wilde, L. Denkmaltopographie Landeshauptstadt Kiel</small>''
''<small>Walter Ehlert, Das historische Gaarden, 2021, Husum Druck- und Verlagsgesellschaft, <nowiki>ISBN 978-3-96717-042-9</nowiki>, S. 30, S 81 – 86, S 131</small>''
Das Ende des ersten Weltkrieges führte zu einem schrumpfenden Wirtschaftswachstum und brachte daher sowohl soziale wie auch wirtschaftliche Veränderungen mit sich. Von der Einstellung des militärischen Schiffbaus war auch die ehemalige Kaiserliche Werft (ab 12. November 1918 Reichswerft, ab 28. Mai 1925 Deutsche Werke Kiel AG) stark betroffen. Der Wohlfahrtsausschuss für die Angehörigen der Kaiserlichen Werft stand kurz vor der Auflösung. Das Ostufer verfügte lediglich über kleinere Grünflächen, daher kaufte die Stadt Kiel am 1. Juli 1921 den Werftpark auf. Die Stadt Kiel entwickelte Pläne den Werftpark mit den vorhandenen Einrichtungen als Gelände für die neu gegründete Nordischen Messe zu nutzen oder das Erholungshaus als Veranstaltungsort für Kongresse zu nutzen. Um die grünen Flächen auf dem östlichen Ufer der Förde zu erweitern, kaufte die Stadt Kiel Anfang der 20er Jahre das östlich an die Siedlung des Ellerbeker Bauvereins angrenzende Schwanenseegelände von privaten Eigentümern.
Ab 1920 entwickelte Stadtbaurat Willy Hahn mit dem Landschaftsarchitekten Leberecht Migge eine neue, umfassende Stadtentwicklungsplanung. Die existierende Hochbauzone (Stübben-Plan) sollte durch einen Grüngürtel eingefasst werden. Die im Freiflächen- und Siedlungsplan 1922 von Hahn und Migge eingeplanten Grünflächen zeigten, welche Bedeutung diesem Grüngürtel von beiden beigemessen wurde. Die Grünflächen wurden als aktiv nutzbare Flächen ausgelegt und das Betreten dieser Flächen war sogar erwünscht. Dieser Grundgedanke ist noch heute im Volkspark erkennbar.
Stadtbaurat Hahn gestaltete den Werftpark in den 1920er Jahren radikal um. Das Wegenetz aus der Kaiserzeit wurde zugunsten der Zeit entsprechender gerader Wege unterschiedlicher Breite umgebaut. Der Hauptweg zwischen Kaiserstraße und Prinzenstraße teilte die als begehbare Rasenfläche angelegte Grünfläche in zwei Teile. Auf dem Steilhang entlang der Werftstraße wurde eine Allee angelegt. Die parallel zur Werftstraße verlaufende Allee mündete in Richtung Ellerbek in einen, am Platz des ehemaligen Bärenzwinger errichteten sechseckigen Aussichtspavillon. Am südlichen Ende der Allee verband ein Verbindungsweg einen neu angelegten Tennisplatz mit dem nordöstlichen Ufer des Teiches und dem Ellerbeker Fischerhaus.
''<small>Foto: Werftpark, Blick auf die oberhalb vom Planschbecken abgesenkte Allee 1928</small>''
Das abgesenkte mittlere Plateau war über Treppen von den ursprünglich höher liegenden seitlichen Teilstücken der Allee erreichbar. Am südlichen Ende der Allee verband ein Verbindungsweg einen neu angelegten Tennisplatz mit dem nordöstlichen Ufer des Teiches und dem Ellerbeker Fischerhaus. Auf Anregung des städtischen Gesundheitsamtes wurde ein Kinderluftbad mit Planschbecken. Von dem durch eine Feldsteinmauer befestigten Teil der abgesenkten Allee konnte man über Treppen den vorgelagerte Spielplatz (Kinderluftbad) mit Planschbecken erreichen.
''<small>Foto: Werftpark, Blick auf die oberhalb vom Planschbecken abgesenkte Allee 1928</small>''
''<small>Bildnachweis: Signatur: 98.960 Bestand: 1.3 - Postkartensammlung; Kasten 11 Parks, Friedhöfe Titel: Werftpark (später Volkspark) in Gaarden Beschreibung: Planschbecken. Datierung: um 1925, Fotograf: Crull, Ernst (1873-1949) Nutzungsrechte: Gemeinfrei</small>''
Am Platz des ehemaligen Bärenzwinger neben dem Wasserturm der Werft endete die angelegte Allee in einem errichteten sechseckigen Aussichtspavillon. Ein in Richtung St. Joseph Kirche parallel zur Pikkertstraße verlaufender Weg begrenzte, den in seiner heutigen Form umgestalteten, ehemaligen Werftspielplatz (ab Oktober 1924 Blaschkeplatz). Kurz vor Erreichen des Kirchengebäudes und führte entlang der neu angelegten Kleingärten, die das Werftparkgelände begrenzten, zum Hauptweg zurück.
''<small>Foto: Blick aus dem Werftpark in Richtung Gebhardstraße 1930</small>''
''<small>Bildnachweis: Signatur: 63.687 Bestand: 2.1 - Städtische Lichtbildstelle Titel: Volkspark Gaarden Beschreibung: Blick über den Teich zum Ellerbeker Fischerhaus. Im Hintergrund die St. Joseph Kirche in der Gebhardstraße 112-114. Datierung: 1930, Fotograf: Unbekannt Nutzungsrechte: Stadtarchiv Kiel</small>''
''<small>Foto: Blick auf eine Liegewiese , Beispiel einer aktiv nutzbaren Flächen Grünfläche im Werftpark 1930</small>''
Einen weiteren Bruch mit dem alten Kaiserreich stellte der von Hahn durchgeführte Umbau des alten Erholungshauses dar. Hahn ließ das alte, existente Gebäude in ein der modernen Baugesinnung entsprechendes Jugendheim umbauen. Das umgebaute Gebäude wurde verputzt , erhielt eine neue Satteldachkonstruktion und der Abschluss des Turmes bildete ein Pyramidendach. Durch den Haupteingang gelang man durch die Eingangshalle zu einer Terrasse mit südlich angrenzender Laube. Über die Terrasse konnte man einen eingefassten Spielplatz erreichen.
Die vordere und die rückwertige Fassade des Gebäudes wurden fast einheitlich gestaltet. Lediglich im Eingangsbereich hob sich die umrahmende Baukeramik des Eingangsportals der Kieler Kunstkeramik AG ab. Der Umbau konnte 1925 abgeschlossen werden.
''<small>Foto: Blick aus dem Werftpark in Richtung Gebhardstraße 1930</small>''
''Vor dem Jugendheim wurde bereits 1926 ein, von der Kieler Kunstkeramik AG gelieferter Brunnen errichtet. Der Entwurf stammte von dem aus Frankfurt a. M. stammenden Bildhauer Georg Mahr. Aus einem Bassin am Haupteigang floss Wasser zu einem tiefer gelegenen Becken. Im oberen Becken war ein auf dem Kopf stehender Fisch und im unteren Becken ein Seehund und ein Seelöwe integriert. Vor dem Haupteingang war ein von Baumreihen eingefasster Vorplatz angelegt. Von diesem Vorplatz verlief ein Pfad entlang des Brunnens zum Hauptweg.''
''Foto: Blick aus dem Werftpark in Richtung Gebhardstraße 1930''
''Bildnachweis: Signatur: 76.006 Bestand: 2.1 - Städtische Lichtbildstelle Titel: Brunnen von Georg Mahr im Volkspark Gaarden Beschreibung: Im Hintergrund das Jugendheim. Datierung: 1928 Fotograf: Unbekannt Nutzungsrechte: Stadtarchiv Kiel''
1936 wurde der Werftpark dann in Horst-Wessel-Park umbenannt. Diese Namensänderung durch die Nationalsozialisten wurde von der Stadt Kiel nach Kriegsende bereits am 23. Juni 1945 aufgehoben. Bis 1947 die von Hahn erschaffenen Grünfläche wieder in Werftpark umbenannt.
Das Jugendheim und der Brunnen sowie das Ellerbeker Fischerhaus wurden im 2. Weltkrieg zerstört. Lediglich der Spielplatz und das Planschbecken überstanden den Krieg fast unbeschadet.
==== Literaturverzeichnis ====
Beier, D. (2004). ''Kiel in der Weimarer Republik'' (Bd. Sonderveröffentlichung der GKStG Band 48). (J. Jensen, Hrsg.) Kiel: Ludwig, Kiel.
Ehlert, W. (2021). ''Das historische Gaarden.'' Husum: Husum Druck- und Verlagsgesellschaft.
Grieser, H., Jensen, J., Krüger, K., Künne, A., Lange, U., Nievers, K., . . . Wulf, P. (1991). ''Geschichte der Stadt Kiel.'' (J. Jensen, & P. Wulf, Hrsg.) Kiel / Neumünster: Karl Wachholtz Verlag, Neumünster.
Sievert, H. (1963). ''Kiel einst und jetz.'' Kiel: Walter G. Mühlau Kiiel.
Wilde, L. (1995). ''Denkmaltopographie Landeshauptstadt Kiel'' (Bd. Sonderveröffenlichung 29 der GKStG). (J. Jensen, Hrsg.) Neumünster: Wachholtz Verlag.
==== Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte ====
MGKStG, Band 55, 1966, Hg. Sievert, Ellerbek
Entwicklungsgeschichte Alt-Ellerbeks, Von Julius Prange, 1937, Seite 17ff
Alt-Ellerbek, Siedlung, Bevölkerung und Brauchtum 1937, Von Andreas Blass 1937, Seite 39ff
MGKStG, 2004, Band 82, Heft 1, Tillmann, Alt Ellerbek
MGKStG. 1957, Heft 1/2, Radunz, Kieler Werften im Wandel der Zeit
==== Wikipedia.de ====
Volkspark (Kiel), pdf
== Geschichte des Parks ==
[[Datei:Werftpark (Kiel 27.950).jpg|mini|right|Der Werftpark mit Erholungsheim und Fischerhaus um 1905]]
Der 14 ha große Park befindet sich auf dem Kieler [[Ostufer]] und zwar im Stadtteil [[Ellerbek]], obwohl er häufig fälschlich als ''Volkspark Gaarden'' bezeichnet wird. Er liegt zwischen der [[Werftstraße]] und dem [[Ostring]]. Der Park entstand 1893-99 auf einer ehemals Fink-Berg genannten Anhöhe und wurde am [[13. Mai]] [[1899]] eröffnet. Durch den Aushub, der bei der Anlage der Werftbecken der [[Kaiserliche Werft|Kaiserlichen Werft]] angefallen war, war dort ein hügeliges Gelände entstanden. Die Terassierung der ursprünglichen Parkanlage ist an der Böschung zur Werftstraße bis heute zu erkennen. Der Haupteingang zum Park lag an der [[Kaiserstraße]]. Im Park fanden sich ganz im Stil der damaligen Zeit ein Bronzebildnis Kaiser Wilhelms I. sowie Gedenksteine für Kaiser Friedrich und für Bismarck.
Prunkstück der Parkanlage war das imposante Werfterholungshaus mit Aussichtsturm, Festsaal, Kegelbahn, Klubräumen und Holzveranda. Es war 1899 von dem Bauunternehmer J. C. Qualen errichtet worden. Außerdem gab es ein Vogel- und Kleintiergehege, einen Karpfenteich sowie einen Bärenzwinger, in dem drei Bären lebten. Die Tiere waren ein Geschenk des [[Heinrich von Preußen|Prinzen Heinrich]] und von der Kaiserlichen Marine von Auslandsfahrten mitgebracht worden. 1904 wurde ein Ellerbeker Fischerhaus von 1699 in den Werftpark umgesetzt, das ebenso wie das ganze Dorf Ellerbek der Werfterweiterung hatte weichen müssen. Das Fischerhaus brannte 1910 ab, wurde aber wieder aufgebaut.<ref>Hedwig Sievert: "Kiel einst und jetzt - Vom Kanal zur Schwentine", Kiel (Mühlau) 1964. Text zu Bild 82</ref>
Als nach dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] die Werftindustrie in Kiel darniederlag und keine Kriegsschiffe mehr bauen durfte, konnte der Wohlfahrtsverein die Parkanlage nicht mehr unterhalten, so dass sie 1921 von der Stadt Kiel übernommen wurde. Die Parkanlage wurde nach den Plänen von Stadtbaurat [[Willy Hahn]] und Gartenarchitekt [[Leberecht Migge]] ab 1923 zu einem Volkspark umgestaltet. Das Wegenetz wurde umgebaut, am Rand des Parks wurden Kleingärten zur Selbstversorgung eingerichtet. Der Park erhielt ein Planschbecken und einen Kinderspielplatz. Das Erholungsheim wurde bis 1923 verkleinert und zu einem Jugenderholungsheim zurückgebaut. Es wurde ehrenamtlich von [[Gertrud Völcker]] geleitet. In der Nähe des Jugendheims entstand nach einem Entwurf des Bildhauers ''Georg Mahr'' eine Brunnenanlage mit zwei Wasserbecken und Skulpturen von Delfinen, Seehunden und anderen Meerestieren. Sie wurde in der Mitte der 1920er-Jahre von der [[Kieler Kunstkeramik AG|Kieler Kunstkeramik]] angefertigt.
Im Dritten Reich wurde der Werftpark in ''Horst-Wessel-Park'' umbenannt. Im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] wurde er aufgrund seiner Nähe zu den Werften stark zerstört; das Ellerbeker Fischerhaus fiel noch einen Monat vor Kriegsende einem [[Luftangriffe auf Kiel|Bombenangriff]] zum Opfer.
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== Nach dem Zweiten Weltkrieg ==
== Nach dem Zweiten Weltkrieg ==
Version vom 12. Oktober 2025, 15:34 Uhr
Der Werftpark mit Erholungsheim und Fischerhaus um 1905
Der Volkspark wurde unter dem Namen „Werftpark“ als Erholungseinrichtung für die Angehörigen der Kaiserlichen Werft angelegt. Die Parkfläche umfasst rund 14 ha und liegt zwischen der Werftstraße und dem Ostring. Auch wenn er häufig als „Volkspark Gaarden“ bezeichnet wird, gehört er doch verwaltungsmäßig zum Stadtteil Ellerbek,
Soziale Einrichtungen für Angestellte und Arbeiter
Am 17. März 1890 hatte Kaiser Wilhelm II. Reichskanzler Otto von Bismarck entlassen und am 30. September 1890 waren die seit dem 21. Oktober 1878 gültigen Sozialistengesetze aufgehoben worden. Im Februar 1890 ordnete der Kaiser an, dass in den Staatsbetrieben zur Schaffung von sozialen Einrichtungen Arbeiterausschüsse zu bilden seien.
Bei der Kaiserlichen Werft erfolgte dies durch einen zehn Mitglieder umfassenden Arbeitsausschuss (Vorsitz: Hafenbaudirektor Georg Franzius, außerdem neun Werftarbeiter) aus dem sich später dann der Wohlfahrtsausschuss für die Angehörigen der Kaiserlichen Werft entwickelte. Zunächst errichtete der Werft-Frauenverein direkt an der Kaiserstraße einen Kinderhort (Kinder-Warteschule) für Arbeiterkinder im Vorschulalter. Der Betrieb wurde mit staatlichen Zuschüssen abgesichert. Ebenfalls schaffte man es, durch die Finanzierung mit staatlichen Mitteln ein neues Werftspeisehaus (Werkskantine und Badeanstalt) an gleicher Stelle zu errichten.
Erwerb des Grundstückes
Die Kaiserstraße, der älteste in Nord-Süd-Richtung verlaufende Straßenzug in Gaarden, begrenzte in ihrem nördlichen Teil die Ausdehnung neu angelegter Wohnviertel in Richtung Ellerbek. Eine Fläche, die südlich gegenüber der Kaiserlichen Werft an der Werftstraße lag, sollte zunächst für eine weitere Bebauung nicht genutzt werden. Durch den Aushub, der bei der Anlage der Werftbecken der Kaiserlichen Werft angefallen war, war dort ein hügeliges Gelände entstanden. Für die Erschließung dieser mit dem Heidberg rund 26 m hohen, hügeligen Fläche wären erhebliche zusätzliche Erdarbeiten notwendig gewesen. Die Terassierung der ursprünglichen Parkanlage ist an der Böschung der Werftstraße bis heute zu erkennen.
Dieses Grundstück, das sich über 500 m direkt gegenüber der Werftmauer erstreckte, wurde vom Wohlfahrtsausschuss der Kaiserlichen Werft angekauft. Die dafür notwendigen finanziellen Mittel wurden durch die von der Kaiserlichen Werft in Abstimmung mit dem Wohlfahrtsausschuss errichteten sozialen Einrichtungen (Werftkantine sowie drei Verkaufsstellen für Lebensmittel und Kleidung) erwirtschaftet. Entscheidend für diesen Grundstückskauf war neben dem günstigen Kaufpreis aber auch die Nähe zur Werft und zur Siedlung des Ellerbeker Arbeiterbauvereins, die sich nordöstlich des Parks bis an den Schwanenseepark erstreckt.
Bau des Parks
Zwischen 1893 und 1899 wurde dann nach dem Muster der damals üblichen öffentlichen Volksparks der Werftpark angelegt.
Der Hauptzugang zum Werftpark lag an der Kaiserstraße. Hier befand sich ein hölzerner Torbogen mit der Aufschrift „Werftpark“. Darüber symbolisierte ein Bild eines umschwärmten Bienenkorbs den Fleiß der Werftarbeiter. Neben Spazierwegen wurde am westlichen Parkrand zwischen Kaiser- und Pickertstraße ein Jugendspielplatz (heute Blaschkeplatz) mit Umkleidekabinen angelegt. Am Rand eines nordöstlich des Spielplatzes künstlich angelegten Teiches, der im Winter zum Schlittschuhlaufen genutzt wurde, gab es ein Drahtgehege für Kleintiere und Geflügel. Entsprechend dem damaligen Zeitgeist wurden Gedenksteine für Kaiser Wilhelm I. und Kaiser Friedrich III. sowie für den Reichskanzler Bismarck im Park aufgestellt.
Im Zentrum des Werftparks, auf dem Heidberg, wurde durch den Bauunternehmer J. H. C. Qualen als Prunkstück des Parks das „Werftarbeiter-Erholungshaus“ errichtet. Der Eingang war in Richtung Westen zum Haupteingang an der Kaiserstraße ausgerichtet. Über dem Eingang war in goldenen Buchstaben der Schriftzug „Unser Erholungs-Haus“ angebracht. Das in Hanglage errichtete Gebäude hatte über dem dem Keller ein Erd- und ein Obergeschoss. Es verfügte über einen Festsaal, eine Kegelbahn, mehrere Clubräume und eine Holzterrasse. Am südlichen Ende besaß das Gebäude einen Aussichtsturm. Das Werfterholungshaus wurde 1899 durch den Oberwerftdirektor von Ahlefeld eingeweiht.
Als Betreiber des Werftparks verfügte der Wohlfahrtsverein über ein begrenztes finanzielles Budget. Der Unterhalt der Tiergehege war sehr kostenintensiv. Daher verzichtete der Verein auf das Anlegen von Blumen- und Rosengärten im Park.
1899-1936: Werftpark
Der Werftpark wurde am 13. Mai1899 offiziell eingeweiht.
Weiterer Ausbau
Im nördlichen Teil des Parks befand sich an der Ecke des abfallenden Geländes der Wasserturm der Werft. Dort wurde ein Bärenzwinger angegliedert. Dieser Zwinger beherbergte zeitweise drei aus verschiedenen Ländern stammende Bären. Sie waren ein Geschenk des Prinzen Heinrich und von der Kaiserlichen Marine von ihren Auslandsfahrten mitgebracht worden. Der Bärenzwinger war eine Hauptattraktion des Werftparks.
Nachdem Alt-Ellerbek dem Ausbau der Kaiserlichen Werft zum Opfer gefallen war, ließ man auf Initiative des Geheimen Admiralitätsrats Franzius im Werftpark ein Kulturdenkmal zur Erinnerung an die alte Fischersiedlung errichten. Das im Jahre 1699 auf dem Theedenberg am Ellerbeker Strand als gemeinsames, reetgedecktes Wohnhaus für vier Fischerfamilien errichtete Wohnhaus wurde abgetragen und auf dem ansteigenden Ufergelände östlich des Werftparktteiches wieder aufgebaut. Der Zugang erfolgte über eine aus roh behauenen Findlingen errichtete Treppe, die den originalen Treppen am Theedenberg nachempfunden war.
Das Ellerbeker Fischerhaus wurde als Museum eingerichtet und am 12. März 1904 durch Admiralitätsrat Franzius eingeweiht. Es war damit das erste Haus, das in Kiel im Sinne eines Freilichtmuseums transloziert wurde. 1910 wurde es allerdings durch ein Feuer zerstört. Das wieder aufgebaute Haus wurde später, am 9. April 1945, durch Bomben vollkommen vernichtet.
In der der Nähe des Erholungshauses gab es seit Jahren einen ungenutzten Eiskeller. Dieser Keller wurde 1911 in Form einer Turmruine zu einer Aussichtsplattform umgestaltet.
Als letzte große Veränderung des Werftparks entstand 1914/1915 die katholische St.-Joseph-Kirche im Südosten der Anlage an der Gebhardstraße (heute Teil des Ostring).
Umbau in der Weimarer Republik
Das Ende des ersten Weltkrieges führte zu einer schrumpfenden Wirtschaft und brachte daher soziale und wirtschaftliche Veränderungen mit sich. Von der Einstellung des militärischen Schiffbaus war auch die ehemalige Kaiserliche Werft (ab 12. November 1918 Reichswerft, nach dem 28. Mai 1925 Deutsche Werke Kiel AG) stark betroffen. Der Wohlfahrtsausschuss für die Angehörigen der Kaiserlichen Werft stand kurz vor der Auflösung. Das Ostufer verfügte lediglich über kleinere Grünflächen. Daher kaufte die Stadt Kiel am 1. Juli 1921 den Werftpark auf. Sie entwickelte Pläne, den Werftpark mit den vorhandenen Einrichtungen als Gelände für die neu gegründete Nordische Messe und/oder das Erholungshaus als Veranstaltungsort für Kongresse zu nutzen. Um die grünen Flächen auf dem östlichen Ufer der Förde zu erweitern, kaufte die Stadt Kiel Anfang der 1920er-Jahre auch das östlich an die Siedlung des Ellerbeker Bauvereins angrenzende Schwanenseegelände von privaten Eigentümern.
Ab 1920 entwickelte Stadtbaurat Willy Hahn mit dem Landschaftsarchitekten Leberecht Migge eine neue, umfassende Stadtentwicklungsplanung. Die existierende Hochbauzone (Stübben-Plan) sollte durch einen Grüngürtel eingefasst werden. Die im Freiflächen- und Siedlungsplan 1922 von Hahn und Migge eingeplanten Grünflächen zeigten, welche Bedeutung diesem Grüngürtel von den beiden beigemessen wurde. Die Grünflächen wurden als aktiv nutzbare Flächen ausgelegt und das Betreten der Flächen war sogar erwünscht. Dieser Grundgedanke ist noch heute im Volkspark erkennbar.
Stadtbaurat Hahn gestaltete den Werftpark in den 1920er-Jahren radikal um. Das Wegenetz aus der Kaiserzeit wurde zugunsten der Zeit entsprechender gerader Wege unterschiedlicher Breite umgebaut. Der Hauptweg zwischen Kaiserstraße und Prinzenstraße teilte die als begehbare Rasenfläche angelegte Grünfläche in zwei Teile. Auf dem Steilhang entlang der Werftstraße wurde eine Allee angelegt. Die parallel zur Werftstraße verlaufende Allee mündete in Richtung Ellerbek in einen am Platz des ehemaligen Bärenzwinger errichteten sechseckigen Aussichtspavillon. Am südlichen Ende der Allee verband ein Verbindungsweg einen neu angelegten Tennisplatz mit dem nordöstlichen Ufer des Teiches und dem Ellerbeker Fischerhaus.
Das abgesenkte mittlere Plateau war über Treppen von den ursprünglich höher liegenden seitlichen Teilstücken der Allee erreichbar. Auf Anregung des städtischen Gesundheitsamtes wurde dort ein Kinderluftbad mit Planschbecken angelegt. Es war von dem durch eine Feldsteinmauer befestigten abgesenkten Teil der Allee erreichbar.
Am Platz des ehemaligen Bärenzwingers neben dem Wasserturm der Werft endete die neue Allee in einem sechseckigen Aussichtspavillon. Ein in Richtung St.-Joseph-Kirche parallel zur Pickertstraße verlaufender Weg begrenzte den in seiner heutigen Form umgestalteten ehemaligen Werftspielplatz (ab Oktober 1924: Blaschkeplatz). Kurz vor der Kirche führte er entlang der neu angelegten Kleingärten, die das Werftparkgelände begrenzten, zum Hauptweg zurück.
Einen weiteren Bruch mit dem alten Kaiserreich stellte der von Hahn durchgeführte Umbau des alten Erholungshauses dar. Hahn ließ das Gebäude in ein Jugendheim umbauen, das der modernen Baugesinnung entsprach. Das umgebaute Gebäude wurde verputzt, erhielt eine neue Satteldachkonstruktion und den Abschluss des Turmes bildete ein Pyramidendach. Vom Haupteingang gelangte man durch die Eingangshalle zu einer Terrasse mit südlich angrenzender Laube. Über die Terrasse konnte man einen eingefassten Spielplatz erreichen.
Die vordere und die rückwärtige Fassade des Gebäudes wurden fast einheitlich gestaltet. Lediglich im Eingangsbereich hob sich die umrahmende Baukeramik des Eingangsportals der Kieler Kunstkeramik AG ab. Der Umbau konnte 1925 abgeschlossen werden.
Vor dem Jugendheim wurde 1926 ein von der Kieler Kunstkeramik gelieferter Brunnen errichtet. Der Entwurf stammte von dem aus Frankfurt a. M. stammenden Bildhauer Georg Mahr. Aus einem Bassin am Haupteingang floss Wasser zu einem tiefer liegenden Becken. Im oberen Becken war ein auf dem Kopf stehender Fisch und im unteren Becken ein Seehund und ein Seelöwe integriert. Vor dem Haupteingang war ein von Baumreihen eingefasster Vorplatz angelegt. Von diesem Vorplatz verlief ein Pfad entlang des Brunnens zum Hauptweg.
1936-1945: Horst-Wessel-Park
Am 30. Januar 1936 wurde der Werftpark durch die Nationalsozialisten in „Horst-Wessel-Park“ umbenannt. Diese Namensänderung wurde von der Stadt Kiel nach Kriegsende bereits am 23. Juni 1945 aufgehoben. Bis 1947 hieß die von Willy Hahn erschaffene Grünfläche daher wieder Werftpark.
Das Jugendheim und der Brunnen wurden wie das Ellerbeker Fischerhaus im 2. Weltkrieg zerstört. Lediglich der Spielplatz und das Planschbecken überstanden den Krieg fast unbeschadet.
Nach dem Zweiten Weltkrieg
In der ersten Straßenumbenennungsaktion nach dem Krieg erhielt der Park bereits im Juni 1945 durch den Oberbürgermeister seinen Namen Werftpark zurück. Im Dezember 1947 gab ihm die Stadtvertretersitzung dann seinen heutigen Namen Volkspark.
Im Lauf der Jahrzehnte wurde etliches im Park wieder hergestellt oder ergänzt. Zunächst wurde er in den 1950er- und 1960er-Jahren oberflächlich wieder hergerichtet. Rund 100 m südwestlich des zerstörten Jugenderholungsheims entstand aus dessen Steinen das Jugendheim neu, das im August 1948 eröffnet und zum zentralen Veranstaltungsgebäude wurde. Bis 1959 befand sich im Erdgeschoss das Kino "Filmtheater im Versammlungshaus".[1]
1990 wurde anlässlich des 750-jährigen Stadtjubiläums ein aufwändiges Staudenbeet angelegt. Mit dem hundertjährigen Jubiläum des Parks begann schließlich eine Wiederherstellung, die an die Gestaltung der 1920er-Jahre anknüpft.
1998 wurde das Planschbecken in neuer, etwas kleinerer Form und später ein erneuerter Spielplatz mit einem gestrandeten Holzschiff wieder in Betrieb genommen.
Von 2001 bis 2006 wurde der Promenadenweg oberhalb des Hanges zur Werftstraße mit seinen Blickbeziehungen zur Kieler Innenstadt und den Werftanlagen wieder hergestellt.
Am 22. Juli2003 hielten auch wieder drei Bären Einzug in den Park.[2] Sie befinden sich an der Stelle des ehemaligen Bärenzwingers. Allerdings handelt es sich um aus Holz geschnitzte, bekletterbare Tiere. Die Kunstwerke schuf ein Mitarbeiter des Grünflächenamtes, der Forstwirtschaftsmeister Stefan Bronnmann. Durch einen Bürgerwettbewerb bekamen sie ihre Namen Gaardy, Elly und Voller.[3]
Jugendtheater
Seit der Spielzeit 1989/90 hat mit dem ehemaligen Jugendheim das Kieler Kinder- und Jugendtheater eine eigene Spielstätte bekommen. Damit gab es erstmalig eine feste Spielstätte des Kieler Stadttheaters auf dem Ostufer. Das Jugendtheater war am Anfang der 1970er-Jahre gegründet worden und spielte in den ersten 16 Jahren seines Bestehens als Wandertheater in Kindergärten, Schulen, Kommunikationszenten und Kneipen.[4] Das Theater, heute Theater im Werftpark, liegt im Südwesten des Parks, und ist vom Ostring aus erreichbar.
Bilder
Aktuelle Bilder (2013)
Historische Bilder
Wertarbeiter-Erho-lungsheim 1901, kolorierter Hozstich von Fritz Stoltenberg
Das Ellerbeker Fischerhaus im Werftpark nach seiner Umsetzung 1905
Brunnenanlage von Georg Mahr (1889-1967), im Zweiten Weltkrieg zerstört
Obere Skulptur in der Brunnenanlage von Georg Mahr
Literatur
Walter Ehlert: "Das historische Gaarden - Bauernland wird Industriestandort", Husum (Husum Verlagsgesellschaft) 2021, ISBN 978-3-96717-042-9, S. 81-86.
Weblinks
„Volkspark“ auf dem Online-Stadtplan der Stadt Kiel, aufrufbar auf kiel.de