Volkspark

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Der Volkspark, ursprünglich Werftpark genannt, wurde durch den "Wohlfahrtsverein für die Angehörigen der Kaiserlichen Werft" zum Wohle der Werftmitarbeiter angelegt.[1]

Geschichte des Parks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Werftpark mit Erholungsheim und Fischerhaus um 1905

Der 14 ha große Park befindet sich auf dem Kieler Ostufer und zwar im Stadtteil Ellerbek, obwohl er häufig fälschlich als Volkspark Gaarden bezeichnet wird. Er liegt zwischen der Werftstraße und dem Ostring. Der Park entstand 1893-99 auf einer ehemals Fink-Berg genannten Anhöhe und wurde am 13. Mai 1899 eröffnet. Durch den Aushub, der bei der Anlage der Werftbecken der Kaiserlichen Werft angefallen war, war dort ein hügeliges Gelände entstanden. Die Terassierung der ursprünglichen Parkanlage ist an der Böschung zur Werftstraße bis heute zu erkennen. Der Haupteingang zum Park lag an der Kaiserstraße. Im Park fanden sich ganz im Stil der damaligen Zeit ein Bronzebildnis Kaiser Wilhelms I. sowie Gedenksteine für Kaiser Friedrich und für Bismarck.

Prunkstück der Parkanlage war das imposante Werfterholungshaus mit Aussichtsturm, Festsaal, Kegelbahn, Klubräumen und Holzveranda. Es war 1899 von dem Bauunternehmer J. C. Qualen errichtet worden. Außerdem gab es ein Vogel- und Kleintiergehege, einen Karpfenteich sowie einen Bärenzwinger, in dem drei Bären lebten. Die Tiere waren ein Geschenk des Prinzen Heinrich und von der Kaiserlichen Marine von Auslandsfahrten mitgebracht worden. 1904 wurde ein Ellerbeker Fischerhaus von 1699 in den Werftpark umgesetzt, das ebenso wie das ganze Dorf Ellerbek der Werfterweiterung hatte weichen müssen. Das Fischerhaus brannte 1910 ab, wurde aber wieder aufgebaut.[2]

Als nach dem Ersten Weltkrieg die Werftindustrie in Kiel darniederlag und keine Kriegsschiffe mehr bauen durfte, konnte der Wohlfahrtsverein die Parkanlage nicht mehr unterhalten, so dass sie 1921 von der Stadt Kiel übernommen wurde. Die Parkanlage wurde nach den Plänen von Stadtbaurat Willy Hahn und Gartenarchitekt Leberecht Migge ab 1923 zu einem Volkspark umgestaltet. Das Wegenetz wurde umgebaut, am Rand des Parks wurden Kleingärten zur Selbstversorgung eingerichtet. Der Park erhielt ein Planschbecken und einen Kinderspielplatz. Das Erholungsheim wurde bis 1923 verkleinert und zu einem Jugenderholungsheim zurückgebaut. Es wurde ehrenamtlich von Gertrud Völcker geleitet. In der Nähe des Jugendheims entstand nach einem Entwurf des Bildhauers Georg Mahr eine Brunnenanlage mit zwei Wasserbecken und Skulpturen von Delfinen, Seehunden und anderen Meerestieren. Sie wurde in der Mitte der 1920er-Jahre von der Kieler Kunstkeramik angefertigt.

Im Dritten Reich wurde der Werftpark in Horst-Wessel-Park umbenannt. Im Zweiten Weltkrieg wurde er aufgrund seiner Nähe zu den Werften stark zerstört; das Ellerbeker Fischerhaus fiel noch einen Monat vor Kriegsende einem Bombenangriff zum Opfer.

Nach dem Zweiten Weltkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der ersten Straßenumbenennungsaktion nach dem Krieg erhielt der Park bereits im Juni 1945 durch den Oberbürgermeister seinen Namen Werftpark zurück. Im Dezember 1947 gab ihm die Stadtvertretersitzung dann seinen heutigen Namen Volkspark.

Im Lauf der Jahrzehnte wurde etliches im Park wieder hergestellt oder ergänzt. Zunächst wurde er in den 1950er- und 1960er-Jahren oberflächlich wieder hergerichtet. Rund 100 m südwestlich des zerstörten Jugenderholungsheims entstand aus dessen Steinen das Jugendheim neu, das im August 1948 eröffnet und zum zentralen Veranstaltungsgebäude wurde. Bis 1959 befand sich im Erdgeschoss das Kino "Filmtheater im Versammlungshaus".[3]

1990 wurde anlässlich des 750-jährigen Stadtjubiläums ein aufwändiges Staudenbeet angelegt. Mit dem hundertjährigen Jubiläum des Parks begann schließlich eine Wiederherstellung, die an die Gestaltung der 1920er-Jahre anknüpft.

1998 wurde das Planschbecken in neuer, etwas kleinerer Form und später ein erneuerter Spielplatz mit einem gestrandeten Holzschiff wieder in Betrieb genommen.

Von 2001 bis 2006 wurde der Promenadenweg oberhalb des Hanges zur Werftstraße mit seinen Blickbeziehungen zur Kieler Innenstadt und den Werftanlagen wieder hergestellt.

Am 22. Juli 2003 hielten auch wieder drei Bären Einzug in den Park.[4] Sie befinden sich an der Stelle des ehemaligen Bärenzwingers. Allerdings handelt es sich um aus Holz geschnitzte, bekletterbare Tiere. Die Kunstwerke schuf ein Mitarbeiter des Grünflächenamtes, der Forstwirtschaftsmeister Stefan Bronnmann. Durch einen Bürgerwettbewerb bekamen sie ihre Namen Gaardy, Elly und Voller.[5]

Jugendtheater[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit der Spielzeit 1989/90 hat mit dem ehemaligen Jugendheim das Kieler Kinder- und Jugendtheater eine eigene Spielstätte bekommen. Damit gab es erstmalig eine feste Spielstätte des Kieler Stadttheaters auf dem Ostufer. Das Jugendtheater war am Anfang der 1970er-Jahre gegründet worden und spielte in den ersten 16 Jahren seines Bestehens als Wandertheater in Kindergärten, Schulen, Kommunikationszenten und Kneipen.[6] Das Theater, heute Theater im Werftpark, liegt im Südwesten des Parks, und ist vom Ostring aus erreichbar.

Bilder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aktuelle Bilder (2013)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Historische Bilder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Walter Ehlert: "Das historische Gaarden - Bauernland wird Industriestandort", Husum (Husum Verlagsgesellschaft) 2021, ISBN 978-3-96717-042-9, S. 81-86.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kiel „Volkspark“ auf dem Online-Stadtplan der Stadt Kiel, aufrufbar auf kiel.de

 Commons: Volkspark (Kiel) – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Informationen zum Volkspark auf kiel.de, zueltzet abgerufen 18.08.2016
  2. Hedwig Sievert: "Kiel einst und jetzt - Vom Kanal zur Schwentine", Kiel (Mühlau) 1964. Text zu Bild 82
  3. Horst Reimers: Von der Kaiserkrone zum CinemaxX. Die Geschichte der Kieler Filmtheater (Sonderveröffentlichung 33 der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte, Kiel 1999), ISBN 9783880429161, S. 459-461
  4. Druckausgabe der Kieler Nachrichten vom 23. Juli 2003
  5. Jens Rönnau: Open Air Galerie Kiel - Kunst und Denkmäler, Neumünster (Wachholtz), 2011, ISBN 987-3-529-05-05433-4; dort Nr. 362, S. 451
  6. Manfred Lang u. a.: "Kiel zu Fuß - 17 Stadtteilrundgänge durch Geschichte und Gegenwart", Hamburg (VSA-Verlag) 1989; S. 153