Hotel Belvedere

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Hotel Belvedere

Gegründet
1884
Beendet
nach 1905
Adresse
Holtenauer Straße 230
Kiel
Branche
Hotel
Hotel Belvedere, zwischen 1914 und 1920

Das Hotel Belvedere war ein Hotel, das zum späteren Namensgeber des Platzes Belvedere in der Wik wurde.

Geschichte

Es war 1884 weit außerhalb der städtischen Bebauung von Heinrich Ludwig Lehmann an der Grenze zum damals noch selbständigen Dorf Wik erbaut worden. Die geschlossene Bebauung der Holtenauer Straße endete damals an der Jungmannstraße und das letzte Gebäude überhaupt war Meltz' Biergarten, der mit der Hausnummer 170 gegenüber der heutigen Steinstraße lag. Lehmann führte das Hotel, das zunächst die Hausnummer 220 führte, unter dem Namen Hôtel Bellevedère bis 1902.

1902 übernahm Friedrich H. J. Schultz, der bereits eine Gaststätte am Markt 4 besaß, das Hotel und führte es bis spätestens 1912 weiter. Inzwischen war die Wik 1896 eingemeindet worden und infolge des Stübbenplans entstanden die Stadtteile Blücherplatz und Ravensberg. Das Hotel hatte aufgrund der weiteren Bebauung der Holtenauer Straße 1902 kurzzeitig die Hausnummer 228 getragen und dann seine endgültige Nummer 230 bekommen. Schultz ließ 1906/07 an der Stelle des bisherigen Stalles einen Saal bauen.

1911 gehörte das Hotel für kurze Zeit Hermann Schwarzer. Er richtete im Saal eine Rollschuhbahn ein. Ab spätestens 1912 gehörte das Grundstück mit dem Hotelgebäude der Schifferer-Brauerei. Es wurde danach noch als Gaststätte, aber offenbar nicht mehr als Hotel betrieben.

Ab Ende Mai 1912 betrieb der Kaufmann Felix V. Warschauer im Saal des ehemaligen Hotels unter dem Namen Ki-Roll die Rollschuhbahn und einen dazu gehörenden Restaurationsbetrieb. In den Pausen gab es Filmvorführungen, wie damals üblich als Stummfilme mit Instrumentalbegleitung. Allerdings gab es schon wenige Tage später einen gerichtlich ausgetragenen Streit mit Billströms Lichtspielen in der Brunswiker Straße um die Erstaufführungsrechte für einen Film. Warschauer unterlag und strich nach wenigen Wochen die Segel.

Nachfolger wurde ab September 1912 Franz Ruckpaul, der dort nach umfänglicher Renovierung lediglich ein Restaurant betrieb. Nachdem Ruckpaul schon im August 1913 verstorben war, lief das Etablissement Belvedere unter dem Namen der Witwe Alwine Ruckpaul mit Fritz Ruckpaul als Geschäftsführer. Dieser versuchte, nach dem Ersten Weltkrieg den Kinobetrieb wieder aufzunehmen, scheiterte aber an der Baustoffbewirtschaftung nach dem Krieg.[1]

1920 gab Ruckpaul auf, die Firma Neufeldt & Kuhnke erwarb das Anwesen und dort waren mit Neufeldt & Kuhnke verbundene Firmen ansässig. Das Gebäude wurde in den Folgejahren mehrfach (1925, 1926, 1934) umgebaut und erweitert und es entstand eine „Tank-Zapfsäule mit Erdtank“ (1928, erweitert 1934).[2]

1947 plante der Kieler Kinobesitzer Hans Dobbertin in den beim Bombenangriff am 5. Januar 1944 schwerst beschädigten Gebäuden wieder einen Kinobetrieb einzurichten. Das scheiterte aber 1947 wie nach dem Ersten Weltkrieg daran, dass dafür kein Baumaterial verfügbar war. Schließlich wurde die Hotelruine abgebrochen.

In den späten 1950er-Jahren betrieb Erwin Appel als Pächter auf dem ehemaligen Hotelgrundstück eine Esso-Tankstelle. Heute steht dort ein Penny-Markt.

Bilder

Einzelnachweise

  1. Reimers, Horst: Von der Kaiserkrone zum CinemaxX - Die Geschichte der Kieler Filmtheater (Sonderveröffentlichungen der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte; Bd. 33), Husum (Husum), 1999, ISBN 3-88042-916-2, S. 245-248.
  2. Akten des Stadtarchivs Kiel, Sign.-Nr. 40125