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Laut ''Arthur Gloy''<ref>Gloy, Arthur: "Aus Kiels Vergangenheit und Gegenwart", Kiel (Robert Cordes) 1925 (Nachdruck 1979 bei Weidlich, Frankfurt/Main, ISBN 3-8035-1017-1); dort S. 244</ref>  handelt es sich bei dieser Pflanze um eine bestimmte Hopfenart, "welche auf die Verdauung eine sehr gute Wirkung ausübte".
Laut ''Arthur Gloy''<ref>Gloy, Arthur: "Aus Kiels Vergangenheit und Gegenwart", Kiel (Robert Cordes) 1925 (Nachdruck 1979 bei Weidlich, Frankfurt/Main, ISBN 3-8035-1017-1); dort S. 244</ref>  handelt es sich bei dieser Pflanze um eine bestimmte Hopfenart, "welche auf die Verdauung eine sehr gute Wirkung ausübte".


Diese Namensdeutung übernimmt auch das Kieler Straßenlexikon. Gloys Quelle war hier möglicherweise ein Halbsatz von Karl Jansen: "Die Cacabellen-Koppeln, offenbar benannt nach dem Hopfenbau für das Cacabellenbier, ..."<ref>Jansen, [Friedrich] Karl [Daniel]: "Die Stadt Kiel und ihr Weichbild im Munde der Vorzeit" in: Mitteilungen der Gesellschaft für kieler Stadtgeschichte, Bd. 20, Kiel 1890; dort S. 59</ref>. Dort wird aber nur der Hopfenanbau für das Bier erwähnt, der Hopfen jedoch nicht ursächlich mit der Verdauungsförderung in Verbindung gebracht.
Diese Namensdeutung übernimmt auch das Kieler Straßenlexikon. Gloys Quelle war hier möglicherweise ein Halbsatz von Karl Jansen: "Die Cacabellen-Koppeln, offenbar benannt nach dem Hopfenbau für das Cacabellenbier, ..."<ref>Jansen, [Friedrich] Karl [Daniel]: "Die Stadt Kiel und ihr Weichbild im Munde der Vorzeit" in: Mitteilungen der Gesellschaft für kieler Stadtgeschichte, Bd. 8, Kiel 1890; dort S. 59</ref>. Dort wird aber nur der Hopfenanbau für das Bier erwähnt, der Hopfen jedoch nicht ursächlich mit der Verdauungsförderung in Verbindung gebracht.


== Geschichte ==
== Geschichte ==

Aktuelle Version vom 9. Juli 2024, 09:12 Uhr

Cacabellenweg
Umbenannt in Hohenzollernring, Habsburgerring, Weddigenring, heute: Westring

Ort
Kiel
PLZ
24116, 24118
Stadtteil
Schreventeich, Ravensberg (Stadtteil)

Der Cacabellenweg hatte seinen Namen von einer städtischen Koppel beiderseits der Eckernförder Chaussee, auf welcher eine für das Cacabellenbier benötigte Pflanze angebaut wurde. Sie lag im Bereich Professor-Peters-Platz/Eichhof und wurde 1837 in Pachtgärten aufgeteilt.

Laut Arthur Gloy[1] handelt es sich bei dieser Pflanze um eine bestimmte Hopfenart, "welche auf die Verdauung eine sehr gute Wirkung ausübte".

Diese Namensdeutung übernimmt auch das Kieler Straßenlexikon. Gloys Quelle war hier möglicherweise ein Halbsatz von Karl Jansen: "Die Cacabellen-Koppeln, offenbar benannt nach dem Hopfenbau für das Cacabellenbier, ..."[2]. Dort wird aber nur der Hopfenanbau für das Bier erwähnt, der Hopfen jedoch nicht ursächlich mit der Verdauungsförderung in Verbindung gebracht.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 1947 ist der Cacabellenweg endgültig in den Westring aufgegangen. Seine Geschichte von Verlängerungen, weiteren Ausbauten, Verkürzungen und Umbenennungen ist schwer nachzuvollziehen. Das gilt auch für die Informationen, die sich dazu im Kieler Straßenlexikon[3] finden. Der folgende Abschnitt versucht, dies mit Hilfe von Adressbuch- und Stadtplaninformationen zu ordnen.

Der Stadtplan von 1876 bezeichnet den Abschnitt des heutigen Westrings zwischen der Eckernförder Chaussee und dem Brunswiker Weg (der heutigen Gutenbergstraße) noch als Mühlenweg zur Graupenmühle. Diese Mühle befand sich etwa an der heutigen Adresse Eckernförder Straße 71.

1880 wurde die Straße in Cacabellenweg umbenannt und als Feldweg nach Norden bis zur Koppel Kleiner Kielstein verlängert. Bis in die 1890er-Jahre wurde dieser Feldweg in mehreren Etappen bis zum heutigen Nordfriedhof (damals "Militair-Friedhof") fortgesetzt. Spätestens 1905 trug diese Verlängerung auch den Namen Cacabellenweg.

Ein Plan von 1893 enthält auch eine projektierte Fortsetzung nach Süden, die dem heutigen Westring bis zum Schützenwall folgt. Sie wurde zwei Jahre später auf einem Stadtplan mit Verlängerter Cacabellenweg bezeichnet, war aber auch 1922 erst bis zum Hasseldieksdammer Weg realisiert. Offenbar trug diese Fortsetzung, soweit sie realisiert war, aber nie den Namen Cacabellenweg, sondern wurde von vornherein zum Hohenstaufenring.

1901 wurde das ursprüngliche Straßenstück zwischen der Eckernförder Chaussee und der Gutenbergstraße zum Hohenzollernring. Dem Cacabellenweg verblieb nur der nördlich anschließende Feldweg. Am 5. Februar 1907 wurde der Ausbau des Feldwegabschnitts zwischen der Gutenberg- und der Ahlmannstraße beschlossen. Er sollte dem Hohenzollernring zugeschlagen werden, jedoch wurde bereits am 12. November 1907 entschieden, dass dieses Straßenstück den neuen Namen Habsburgerring bekommen solle.

Im Kieler Adressbuch wird der Cacabellenweg erstmals 1923 genannt, und zwar als unbebaute Weiterführung des Habsburgerrings nach Norden. Ab 1925 bestand die Planung, die Straße dort weiter bis zum Ravensberg und damit zum Werk der Firma Neufeldt & Kuhnke auszubauen und diesen Ausbau auch dem Habsburgerring zuzuschlagen.

Allerdings geschah das erst in den Jahren 1937/38. Im Zuge des Ausbaubeschlusses wurde der Habsburgerring in Weddigenring unbenannt[4]. Mit der Verlängerung bis zur Saltzwedelstraße (heute Paul-Fuß-Straße) wurde auch das letzte verbliebene Teilstück des Cacabellenwegs in den Weddigenring einbezogen[5].

Am 17. September 1947 wurde der damals schon nicht mehr existierende Cacabellenweg zu einem Teil des Westrings.

Kakabellenbier[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Eckernförde gibt es auch heute einen Kakabellenweg (in dieser Schreibweise), denn das Kakabellenbier ist eigentlich eine Eckernförder Biersorte, die ursprünglich Quackeltheiß genannt wurde. Als frühester Beleg dafür gilt eine Rechnung von 1449, nach der das Bier an den dänischen Königshof geliefert wurde. 1503 soll der Legende nach ein päpstlicher Gesandter auf der Durchreise in Eckernförde durch das Bier von seinen Verdauungsbeschwerden befreit worden sein, wodurch es seinen heutigen Namen ("belle kakere") bekam.

Anders als bei Gloy wird die verdauungsfördernde Wirkung des Biers heute der Verwendung schwefelhaltigen Wassers und nicht "einer bestimmten Hopfenart" zugeschrieben. Nach der Einführung des deutschen Reinheitsgebots für Bier (ab 1516) war das nicht mehr erlaubt, so dass die Produktion von Kakabellenbier zum Erliegen kam.

Seit 2005 vermarktete ein Eckernförder Bürger ein neues, in der Ricklinger Landbrauerei (zwischen Neumünster und Bad Segeberg) nach dem Reinheitsgebot handgebrautes Kakabellenbier[6] Seit Mai 2016 besaß die Ricklinger Brauerei die Rechte an dem Bier, das sie ab Januar 2017 auch selber vermarktete. Die Ricklinger Brauerei stellte im September 2023 allerdings den Betrieb und damit auch die Produktion des Bieres ein.

Im Frühjahr 2024 übernahm ein neuer Produzent das Patent und das Rezept für das Bier und ließ es in Schillsdorf (östlich von Neumünster) brauen. Es soll ab August 2024 in einer Reihe von Verkaufstellen und Gaststätten als Flaschenware oder vom Fass verfügbar sein. [7]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gloy, Arthur: "Aus Kiels Vergangenheit und Gegenwart", Kiel (Robert Cordes) 1925 (Nachdruck 1979 bei Weidlich, Frankfurt/Main, ISBN 3-8035-1017-1); dort S. 244
  2. Jansen, [Friedrich] Karl [Daniel]: "Die Stadt Kiel und ihr Weichbild im Munde der Vorzeit" in: Mitteilungen der Gesellschaft für kieler Stadtgeschichte, Bd. 8, Kiel 1890; dort S. 59
  3. Hans-G. Hilscher: Kieler Straßenlexikon. Fortgeführt nach 2005 durch Dietrich Bleihöfer, ab 2022 durch Frank Mönig, Amt für Bauordnung, Vermessung und Geoinformation der Landeshauptstadt Kiel, Stand: Januar 2021. Abrufbar auf www.kiel.de oder als .pdf-Datei, ca. 1,5 MB
  4. Beschluss des Kieler Polizeipräsidenten vom 8. April 1937
  5. Beschluss des Kieler Polizeipräsidenten vom 8. April 1937
  6. Vom Quackeltheiß zum Kakabellenbier, Kieler Nachrichten vom 22. Juli 2015 (Druckausgabe; online mit Bezahlschranke)
  7. Das Kakabellenbier ist wieder da, Kieler Nachrichten vom 3. Juli 2024 (Druckausgabe; online mit Bezahlschranke)