Sophie Lützen

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Sophie Lützen, geb. Hansen (* 27. November 1885 in Flensburg, † 10. November 1955 in Harrisleefeld oder 4. Juli 1959 in Wyk/Föhr) spielte eine wichtige Rolle in der Kieler Arbeiterbewegung und beim Auf- und Ausbau der öffentlichen Wohlfahrtspflege; ausschließlich auf ehrenamtlicher Basis. Sophie Lützen war das zweite von 12 Kindern eines Flensburger Kleinbauern. Sie lebte bis 1928 in Kiel und war seit 1908 mit ihrem Kindheitsfreund Amandus Lützen verheiratet, der in Kiel auf der Kaiserlichen Werft arbeitete.

Ihr beharrlicher Einsatz galt vor allem bedürftigen Kindern und Jugendlichen aus dem Arbeitermilieu. Unter anderem leitete sie mit ihrem Ehemann das Kinderheim im ehemaligen Marine-Sohstheim, bis dieses 1926 aufgelöst wurde. Im Ersten Weltkrieg organisierte sie im Gaardener Kaisersaal und im Gewerkschaftshaus die Kinderspeisung für unterernährte Kinder. Sie hatte von 1921 an in Vertretung der eigentlichen Vorsitzenden Toni Jensen den Vorsitz der Kieler Arbeiterwohlfahrt inne, weil diese als Abgeordnete im preußischen Landtag häufig in Berlin war. Nach der Schaffung des Jugendgerichtsgesetzes wurde sie 1923 eine der ersten Jugendschöffinnen. Sie eröffnete Nähstuben, in denen Kleidungstücke hergestellt, ausgebessert oder umgearbeitet wurden, um damit Bedürftige und Mütter mit Säuglingen zu versorgen und zu unterstützen.

1928 zog das Ehepaar nach Harrisleefeld und betrieb seit 1929 in Harrislee das Café Waldheim, das ein Treffpunkt für Sozialdemokraten und Gewerkschafter, aber auch für Sonntagsspaziergänger wurde. Amandus Lützen übernahm dort die Leitung der Arbeiter-Volkshochschule und den zweiten Vorsitz der SPD-Ortsgruppe; seine Frau leitete eine sozialdemokratische Frauengruppe.

Nach der Machtübernahme durch die NSDAP stand das Café unter ständiger Beobachtung durch die Gestapo und konnte seine Besitzer nicht mehr alleine ernähren. Dennoch bestand es weiter. Es diente als Ort für geheime Zusammenkünfte und war Teil eines konspirativen Netzwerks, das es Flüchtlingen aus Deutschland ermöglichte, ins skandinavische Exil zu gelangen. Das Café des Ehepaares Lützen war auch Drehscheibe für Informationen aus Deutschland an die sozialdemokratische Exilpresse in Dänemark und Lieferstation für deren Presseerzeugnisse zurück nach Deutschland, bis diese Tätigkeit 1936 zu gefährlich wurde.

Von 1940 bis 1941 waren Amandus und Sophie Lützen inhaftiert und betrieben danach ihr Café weiter. 1942 wurde ihnen die Schankerlaubnis entzogen und im Jahr darauf mussten sie auch den angeschlossenen Gemischtwarenladen schließen. Amandus Lützen starb bereits am 20. Oktober 1945 an den Folgen eines Herzleidens, das er sich während seiner Haft zugezogen hatte.

Seine Frau Sophie gründete 1946 in Flensburg die Arbeiterwohlfahrt neu und führte dort wieder Kinderspeisungen ein. 1951 gab sie den wiedereröffneten Laden aus gesundheitlichen Gründen auf. Sie starb unterschiedlichen Quellen zufolge entweder zu Anfang des Jahres[1] oder am 10. November[2] 1955 in Harrisleefeld oder am 4. Juli 1959 in Wyk auf Föhr[3].

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Der Mietertreff der Kieler Immobilienverwaltung (KIV) in der Preetzer Straße 52 heißt etwa seit 2009 Sophie-Lützen-Haus.
  • Die Stadt Kiel benannte 2014 den Sophie-Lützen-Weg in Projensdorf nach ihr.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Schultheiß, Nicole: "Geht nicht gibt's nicht. 24 Portraits herausragender Frauen aus der Kieler Stadtgeschichte", Hg.: Annegret Bergmann, Frauenbeauftragte der Landeshauptstadt Kiel, Kiel (A. C. Ehlers), 2007, S. 53-56; online bei kiel.de, abgerufen am 3. September 2024
  2. Hans-G. Hilscher: Kieler Straßenlexikon. Fortgeführt nach 2005 durch Dietrich Bleihöfer, ab 2022 durch Frank Mönig, Amt für Bauordnung, Vermessung und Geoinformation der Landeshauptstadt Kiel, Stand: Januar 2021. Abrufbar auf www.kiel.de oder als .pdf-Datei, ca. 1,5 MB; dort unter dem Stichwort "Sophie-Lützen-Weg"
  3. Sophie Lützen bei spd-geschichtswerkstatt.de, abgerufen am 3. September 2024