Johann-Meyer-Straße
Johann-Meyer-Straße
- Ort
- Kiel
- PLZ
- 24114
- Stadtteil
- Südfriedhof
- Querstraßen
- Hamburger Chaussee, Königsweg, Sophienblatt, Alte Lübecker Chaussee
- Plätze
- Rondeel
- Nutzung
- Fußverkehr, Radverkehr, Autoverkehr
Die Johann-Meyer-Straße ist eine Nebenstraße im Stadtteil Südfriedhof. Sie führt vom Rondeel zu den Sportanlagen an der Moorteichwiese.
Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der Name Johann-Meyer-Straße wurde mit Beschluss der Städtischen Collegien vom 14. Dezember 1909 festgelegt.[1] Er erinnert an den niederdeutschen Dichter, Journalisten und Pädagogen Johann Hinrich Otto Meyer (* 5. Januar 1829 in Wilster; † 15. Oktober 1904 in Kiel).
Er verfassten in Hochdeutsch und Plattdeutsch epische und lyrische Gedichte, darunter das beschreibende Gedicht Kiel; Kiel - Eine Frühlingshymne; Kiel, im Schmuck' der grünen Borden und Frau Kilia am Ostseestrand[2] sowie zur Einweihung des neuen Universitätskollegiengebäudes am 24. und 25. Oktober 1876 die Gedichte Alma mater und Ad hospitem.[3]
Weiter schrieb er hoch- und plattdeutsche Bühnenstücke, Märchen und Rätsel sowie den Plattdeutschen Hebel, eine Übersetzung von Gedichten von Johann Peter Hebel (1760-1826).
Johann Meyer studierte von 1854 bis 1857 Theologie an der Christian-Albrechts-Universität.
Neben seiner „…Lieblingsbeschäftigung, dem poetischen Schaffen …“[4] unterrichtete er auch ein knappes Jahr (um 1858) an einer Altonaer Lehranstalt „… und er fühlte sich glücklich und zufrieden in dem Berufe eines Pädagogen.“[4]
Nach einen Aufenthalt in Itzehoe, wo er für das „Wochenblatt“ (Itzehoer Nachrichten) arbeitete, wohnte er ein halbes Jahr im Hause seiner Eltern in Schleswig und siedelte dann nach dem Musensitze Kiel um. Bis zu seinem Tod wohnte er in seinem Dichterheim am Rondeel.[5]
Das aufwändig gestaltete Grab Meyers ist eingetragen in die Liste der Kulturdenkmale in Kiel-Südfriedhof (Grabfeld G, Nr. 351). Es wurde von Heinrich Mißfeldt gestaltet, der auch das Denkmal für Klaus Groth am Kleinen Kiel geschaffen hat.[6]
Kieler „Idioten-Anstalt“[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Vermutlich hatte Johann Meyer in Schleswig die Stender'sche Anstalt kennen gelernt.
1862 gründete er „…,einem Herzensdrange folgend,…“[4] die psychiatrische und pädagogische Einrichtung „Idioten-Anstalt“ für Besserung und Pflege (so im damaligen Sprachgebrauch), die er bis kurz vor seinem Tode als Direktor leitete. Diese befand sich am Rondeel, in der Lübecker Chaussee 1 (heute: Alte Lübecker Chaussee), unmittelbar gegenüber der Einmündung der Johann-Meyer-Straße.
Die Idioten-Anstalt nahm Kinder mit Lern- und geistigen Behinderungen (im damaligen Sprachgebrauch „Schwach- und Blödsinnige“) aus Holstein auf, die man für nicht unterrichts- und bildungsfähig hielt (das damalige medizinische Fachwort „Idiotismus“, heute u. a. Intelligenzminderung genannt).
In der privaten Einrichtung waren um 50 Kinder (1873) und 14 Angestellten, darunter ein Arzt (1873: Sanitäts-Rath Physikus Dr. Joens) und drei Lehrer. Beaufsichtigende Behörden waren das Kreisphysikat und das Stadtschulcollegium Kiel.[7]
Auch wenn heute das Wort Idioten-Anstalt negativ besetzt ist, kann man der Einrichtung von Johann Meyer historisch als Vorläufer der Hilfs- und Förderschulen[8] und heutigen Förderzentren mit integrativen Maßnahmen für Menschen mit Behinderung[9] sowie der Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie in Kiel sehen.
Gebäude der Schule am Rondeel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
An der Ecke zum Königsweg fand sich die Förderschule Schule am Rondeel, ehemals Pestalozzischule. Das Schulgebäude wurde bis 1955 von der Max-Planck-Schule (vor 1947: Oberrealschule II) genutzt, die ihrerseits 1955 in ein neu gebautes Schulgebäude am Winterbeker Weg zog.
Das Gebäude war 1908 für die Oberrealschule als langgestreckter Bau entlang der Johann-Meyer-Straße gebaut worden. Der Bauplatz war wegen seiner günstigen Erreichbarkeit für Gaardener Schüler gewählt worden. Wegen der unmittelbar nördlich benachbarten Moorteichwiese und des damit verbundenen moorigen Untergrundes wurde das Gebäude weitestmöglich im Süden des Bauplatzes errichtet. Es enthielt die Klassen- und Fachräume in jeweils vier Etagen im östlichen und westlichen Seitenflügel. Dazwischen befand sich ein Verbindungsbau mit einer Turnhalle und darüber der Aula, die in der Höhe jeweils zwei Etagen umfassten. An die Südostecke zum Rondeel war ein Uhrturm angesetzt, der oberhalb der Uhren eine begehbare, umlaufende Galerie besaß. Sehr fortschrittlich war damals, dass fast alle Räume elektrisch beleuchtet wurden und dass die Schule über eine zentrale Heizungsanlage verfügte.
Im Zweiten Weltkrieg wurden der Ostflügel vollständig und im übrigen das Dach und die oberste Etage zerstört. Der Verbindungsbau und der Westflügel wurden dreietagig mit einem flachen Dach wieder hergestellt und mit einem Eingangsvorbau versehen, der dort liegt, wo sich ursprünglich der Ostflügel befand. Das Schulgebäude wurde weiter von der Oberrealschule II bzw. der Max-Planck-Schule, anschließend von der Pestalozzischule bzw. der Schule am Rondeel und bis heute vom RBZ am Königsweg genutzt.
Öffentliche Einrichtungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Nr. 13: Bodelschwingh-Haus
Sportheime[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Nr. 22: Sportheim des FC Süd-Kiel
Ehemalige öffentliche Einrichtungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Nr. 2-4: Oberrealschule II, von 1908 bis 1955;
1947 in Max-Planck-Schule umbenannt, seit 1955 am Winterbeker Weg
danach im Gebäude Pestalozzischule bzw. Schule am Rondeel unter der geänderten Hausadresse Königsweg 90. Heute RBZ am Königsweg - (damals) ohne Hausnummer, auf dem heutigen Gelände des Bodelschwingh-Hauses: Scheibengasbehälter der Stadtwerke Kiel (1930 errichtet, im Sommer 1975 abgebrochen)
Bilder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
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Abbruch des Gasbehälters 1975, im Vordergrund das Sportheim
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Die Schule am Rondeel 1976, aus dem Albingia-Hochhaus gesehen.
Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
„Johann-Meyer-Straße“ auf dem Online-Stadtplan der Stadt Kiel, aufrufbar auf kiel.de
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Hans-G. Hilscher: Kieler Straßenlexikon. Fortgeführt nach 2005 durch Dietrich Bleihöfer, ab 2022 durch Frank Mönig, Amt für Bauordnung, Vermessung und Geoinformation der Landeshauptstadt Kiel, Stand: Januar 2021. Abrufbar auf www.kiel.de oder als .pdf-Datei, ca. 1,5 MB
- ↑ Johann Meyers Sämtliche Werke. Band 1, Lipsius & Tischer Kiel 1906, S. 71 ff. Online-Version Internet Archiv
- ↑ Johann Meyers Sämtliche Werke. Band 1, Lipsius & Tischer Kiel 1906, S. 171 ff. Online-Version Internet Archiv
- ↑ 4,0 4,1 4,2 Johann Heinemann, Johann Meyer Leben und Charakteristik, in: Johann Meyers Sämtliche Werke. Band 1, Lipsius & Tischer Kiel 1906, S. VI Online-Version Internet Archhiv
- ↑ Johann Heinemann, Johann Meyer Leben und Charakteristik, in: Johann Meyers Sämtliche Werke. Band 1, Lipsius & Tischer Kiel 1906, S. II ff. Online-Version Internet Archiv. Wikipedia: „Johann Meyer“
- ↑ Liste der Kulturdenkmale in Kiel (nach Stadtteilen gegliedert) in der deutschsprachigen Wikipedia
- ↑ Heinrich Laehr, Die Idioten-Anstalten Deutschlands und der benachbarten deutschen Länder, Verlag Gg. Reimer Berlin 1874, S. 16 f.] Online-Version Münchener Digitalisierungzentrum Siehe auch Gustav Brandes, Der Idiotismus und die Idiotenanstalten mit besonderer Rücksicht auf die Verhältnisse im Königreiche Hannover, Verlag Rümpler Hannover 1862 Online-Version Münchener Digitalisierungzentrum; Aus deutschen Idiotenanstalten aus: Ernst Ziel (Hrsg.), Die Gartenlaube, Heft 35, S. 582–583 Online-Version Wikixource
- ↑ Wikipedia: „Hilfsschule“; Wikipedia: „Förderschule (Deutschland)“
- ↑ Förderzentren auf kiel.de, abgerufen am 01. April 2020