Howaldtswerke Kiel und Reederei H. Schuldt 1949-1969
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war in Deutschland der Schiffbau ab 1945 verboten. Für Kiel bedeutete dieser Umstand, dass die britische Militärverwaltung einen möglichen Wiederaufbau der Kieler Schiffbaubetriebe verhindern musste. Die britische Militärregierung veröffentlichte am 5. November 1948 einen entsprechenden Sprengungs- und Demontageplan. In Verhandlungen mit den zuständigen britischen Verantwortlichen erreichte es Adolf Westphal, dass am 10. Juni 1945 auf einer Admiralitätssitzung der Royal Navy die geplanten Sprengungen und Demontagen auf den Howaldtswerke Kiel gestoppt wurden und dass in Kiel lediglich die Howaldtswerke in Kiel-Dietrichsdorf ihren Betrieb wieder aufnehmen konnten. Am 28. Juni 1946 übernahm Adolf Westphal die Leitung des Kieler Betriebes und wurde am 20. August 1946 in den Vorstand der Howaldtswerke AG berufen. Am 30. August 1946 und am 12. September 1946 wurde von der Militärregierung bestätigt, dass die Kieler Howaldtswerke vom Reparationskonto gestrichen und für die Umstellung auf Friedenswirtschaft freigegeben wurde. Ein von der britischen Verwaltung beschlagnahmtes Trockendock und die aus dem Demontageplan gestrichenen beiden Trockendocks der Deutschen Werke wurden von den Briten zur Nutzung durch die Howaldtswerke Kiel freigegeben.
Mit dem Petersberger Abkommen vom 22. November 1948 wurde die Beschränkungen für den Schiffbau teilweise aufgehoben. Die Geschäftsentwicklung bei der Howaldtswerke Kiel entwickelten sich nach der Aufhebung der Schiffbaubeschränkungen positiv. 1949 konnte die Werft bereits drei Trawler und zwei Potsdam Frachter abliefern.
Reederei Harald Schuldt, Hamburg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die ursprünglich 1868 in Flensburg gegründete Reederei verlegte 1933 ihren Firmensitz von Flensburg nach Hamburg. Die Geschäftsleitung hatte jetzt Harald Schuldt übernommen. Dieser gründete die Deutsche Orientlinie, die einen regelmäßigen Liniendienst ins östliche Mittelmeer und ins Schwarze Meer unterhielt. Ab 1939 bereederte die Reederei Harald Schuldt erstmalig auch Kühlschiffe.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges musste die Familie Schuldt ihr Unternehmen zum zweiten Mal nach 1919 wieder aufbauen. Die Reederei Harald Schuldt gehörte zu den Kunden der ersten Stunde nach 1949 und pflegte bis 1969 intensive Geschäftsbeziehungen zu den Howaldtswerken Kiel.
Für die traditionelle Namensgebung ihrer Neubauten nutzte die Reederei Harald Schuldt stets die Endung burg. Für die Kühlschiffe begann der Name mit großem A und endete mit einer kleinen burg.
Als die Reederei Harald Schuldt 1968 ihren 100. Geburtstag feierte, bereederte sie eine Flotte von modernen Stückgutfrachtern und Kühlschiffen. Aus wirtschaftlichen Gründen verkaufte auch die Reederei Harald Schuldt wie auch die anderen deutschen Reeder zum Ende der siebziger Jahre ihre modernen Kühlschiffe und gab diesen Geschäftsbereich auf.
Stückgutfrachter 1949 bis 1961[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Im Jahre 1949 wurden die ersten beiden Nachkriegsbauten bei den Howaldtswerken Kiel für die Levante Fahrt in Auftrag gegeben. Im Juli bzw. August 1950 liefen die zwei Neubauten vom Stapel, die auf den Namen MS GLÜCKSBURG und MS DUBURG getauft und dann bereits zwei Monate später an die Reederei abgeliefert werden konnten.
Die Fremdfinanzierung für diese Neubauten erfolgte in Schleswig-Holstein. Aus diesem Grunde gründete die Reederei Harald Schuldt eine Niederlassung in Kiel und Kiel wurde gleichzeitig Heimathafen der beiden Neubauten. MS GLÜCKSBURG und MS DUBURG wurden im Rahmen eines Liniendienstes östliches Mittelmeer / schwarzes Meer, Deutsche Orient-Linie GmbH eingesetzt. Im Jahre 1953 übernahm die Reederei Harald Schuldt erneut einen Neubau von der Kieler Werft. Die MS SCHAUENBURG war die für den Mexiko/Cuba Dienst vorgesehen. Bis 1961 vergab die Reederei Harald Schuld weitere Aufträge an die Howaldtswerke Kiel.
1958 lieferte die Kieler Werft die Stückgutfrachter MS SONDERBURG und MS HASSELBURG an die Reederei Schuldt ab. Diesen beiden Motorschiffen folgten 1960 die MS FRESENBURG und 1961 der Frachter MS RATZEBURG. Das Motorschiff RATZEBURG war zugleich der letzte Stückgutfrachter, der für die Reederei Harald Schuldt in Kiel gebaut wurde.
Kühlschiffe 1949 bis 1969[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Reederei Harald Schuldt bereederte vor dem Zweiten Weltkrieg lediglich zwei Kühlschiffe. Als es der Bundesregierung 1949 gelang den Besatzungsmächten die Genehmigung für den Bau von insgesamt sechs schnellen Kühlschiffen abzuringen erhielt auch die Reederei Schuldt die Genehmigung zum Bau eines solchen Schiffes.
Trotz sehr geringer Eigenmittel, bestellte die Reederei Harald Schuld am 30. Mai 1950 bei den Howaldtswerken Kiel ein Kühlschiff. Dieser Neubau absolvierte am 25. November 1951 seine Probefahrt und wurde auf den Namen ANGELBURG getauft. Das Schiff wurde langfristig an die Standard Fruit verchartert. Das Motorschiff ANGELBURG war ein Schwesterschiff der für die Reederei F Laeisz gebauten PEGASUS.
Am 22. Januar 1956 wurde ein modifiziertes Schwesterschiff der ANGELBURG, die mit einem etwas schwächeren Motor ausgerüstete AHRENSBURG von der Kieler Werft an die Reederei abgeliefert. Auch dieses Schiff wurde in der Fruchtfahrt zwischen Süd- und Nordamerika eingesetzt. Das Schwesterschiff der AHRENSBURG, die PORTUNUS der Reederei F. Laeisz wurde in Kiel gebaut.
Im gleichen Jahr wird von der Reederei ein weiteres Kühlschiff die AUGUSTENBURG übernommen. Es handelte sich hier um keinen Neubau, sondern um die bereits 1933 gebaute WASHINGTON EXPRESS. Die Howaldtswerke Kiel erhielten 1958 einen Umbauauftrag und erneuerten die Haupt- und Hilfsmaschinen.
Die Reederei expandierte weiter, zwei weitere Kühlschiffe, die ARTLENBURG und ALDENBURG, nach Plänen der Deutschen Werft gebaut, wurden 1957 / 1958 von einer finnischen Werft übernommen.
Aber auch bei den Howaldtswerken Kiel wurde 1958 erneut ein Kühlschiff bestellt. Dieses Schiff absolvierte am 7. August 1959 seine Probefahrt. Die von Frau Waltraud Schuldt getaufte ASSEBURG wurde am 12. Oktober 1959 an die Reederei abgeliefert und sogleich an die Standard Fruit verchartert. Das Schiff war hauptsächlich im Dienst Ecuador/USA beschäftigt.
Mit der Ablieferung der ASSEBURG war der Wiederaufbau der Kühlschiff-Flotte abgeschlossen. Die Reederei H. Schuldt bewirtschaftete im Jahre 1958 zu ihrem 90. Geburtstag fünf moderne und ein älteres Kühlschiff.
Aber die Entwicklung in der Kühlschifffahrt verlangte Schiffe mit gesteigerter Geschwindigkeit und modernsten technischen Einrichtungen. Mitte der sechziger Jahre führte die Reederei ein umfangreiches Modernisierungsprogramm durch. Die in den fünfziger Jahren gebauten Kühlschiffe ANGELBURG und AHRENSBURG wurden verkauft. Weiterhin musste Ersatz für die durch Kollision bzw. Feuerschaden verloren gegangenen Kühlschiffe AUGUSTENBURG und ASSEBURG bestellt werden.
Im Januar 1965 erging der erste Auftrag für ein neues Kühlschiff an die Howaldtswerke Hamburg AG. Das Schiff wurde auf den Namen AUGUSTENBURG getauft. Der Stapellauf erfolgte am 11.September und bereits am 13. Dezember 1965 wurde das Schiff an die Reederei abgeliefert. Das Schiff versegelt sofort nach Panama und fuhr in Charter für die Standard Fruit.
Drei weitere Schiffe wurden bei den Howaldtswerken Kiel beauftragt. Diese drei Neubauten gehörten zu den modernsten und schnellsten Kühlschiffen der Welt. Die Schiffe wurden zwischen Dezember 1966 und Juli 1967 an die Reederei abgeliefert. Alle Schiffe werden langfristig an die Standard Fruit verchartert. Die Schiffe werden auf die Namen ANGELBURG, AHRENSBURG und ASSEBURG getauft. Die ANGELBURG war seit 1950 insgesamt der elfte Neubau, der von den Howaldtswerken Kiel an die Reederei Harald Schuldt abgeliefert wurde. Zwei weitere Schiffe des gleichen Typs, die ARTLENBURG und ALDENBURG werden dann noch 1969 von der Kieler Werft abgeliefert.
Somit verfügt die Reederei H. Schuldt zu ihrem 100. Geburtstag über eine supermoderne Flotte von Kühlschiffen. Aus wirtschaftlichen Gründen verkaufte auch die Reederei H. Schuldt wie auch die anderen deutschen Reeder zum Ende der siebziger Jahre ihre modernen Kühlschiffe.
Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Bock, Bruno. 1988. Gebaut bei HDW 150 Jahre Howaldtswerke Deutsche Werft AG. Herford: Köhler, 1988. ISBN 3-7822-0450-6
- Detlefsen, Gert Uwe. 2004. Deutsche Reedereien Band 21, Seite 29-73, Reederei H. Schuldt. Bad Segeberg / Cuxhaven: s.n., 2004. ISBN 3-928473-77-8
- Hochhaus, Karl-Heinz. 1996. Deutsche Kühlschiffahrt (1902-1995). Bremen: H. M. Hauschild GmbH, 1996. ISBN 3-931 785-11-4
- Kleffel, Helmut. 1963. 125 Jahre Kieler Howaldtswerke. Kiel: Kieler Howaldtswerke AG, 1963
- Meyer, Hans H. 2013. Die Schiffe von Howaldt und HDW Band 1, Schriften des Deutschen Schiffahrtsmuseums Band 71. Bremerhaven u. Wiefelstede: Deutsches Schiffahrtsmuseum, Oceanum Verlag e.K., 2013. ISBN 978-3-86927-071-5
- Ostersehlte, Christian. 2004. Von Howaldt zu HDW. Hamburg: Koehlers Verlagsgesellschaft mbH, 2004. Kiel Howaldtswerke-Deutsche Werft Ag, 2004. ISBN 3-7822-0916-8