Festung Friedrichsort
Die Festung Friedrichsort ist eine ehemalige Militäranlage am Deichweg 20 im Stadtteil Friedrichsort. Sie befindet sich am Westufer der schmalsten Stelle der Kieler Förde (der sogenannten Friedrichsorter Enge) am Ausgang zur Ostsee nahe der Einfahrt zum Nord-Ostsee-Kanal. Sie ist die einzige Seefestung in Deutschland und steht unter Denkmalschutz.[1]
Die Festung wurde zum Schutz der Stadt Kiel strategisch günstig auf einer von zwei Seiten von Wasser umgebenen Landzunge angelegt. Sie hatte die Form eines unregelmäßigen Fünfecks mit fünf Bastionen. Die Festung war von einem Wassergraben umgeben.
Heute hat die Festung einen Durchmesser von etwa 300 m. Sie ist zum Teil abgetragen und stark bewachsen und wird von einem zum Schutz des niedrig gelegenen Gebietes errichteten Deich umgeben. Erhalten sind der Wassergraben im Süden und Osten sowie die Wallanlagen im Süden, Westen und Osten.
Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Ab 1632 ließ der dänische König Christian IV. eine Festung im Südosten des Herzogtums Schleswig an der engsten Stelle der Kieler Förde anlegen, um durch diese Kiel und damit den Süden seines Reiches während des Dreißigjährigen Krieges gegen die Schweden zu sichern. Die Festung wurde Festung Christianspries benannt. 1648 wurde die Festung durch den dänischen König Friedrich III., Sohn und Nachfolger von Christian IV., geschleift.
Ab 1663 wurde die Festung im Auftrag Friedrichs III. neu erbaut und in Festung Friedrichsort (bzw. Friedrichspries) umbenannt, um erneut die Kieler Förde gegen schwedische Schiffe zu sichern.
1813 wurde die Festung im Rahmen der Napoleonischen Kriege durch schwedische Truppen eingenommen, die sie bis zum Frieden von Kiel 1814 besetzt hielten. Die Schleswig-Holsteinische Marine nahm die Festung im April 1848 zu Beginn des Schleswig-Holsteinischen Krieges (1848–1851) ein und besetzte diese bis zum Kriegsende. Nachdem das Herzogtum Schleswig 1867 als Folge des Deutsch-Dänischen Krieges als Provinz an Preußen gelangt war, wurde die Festung umgebaut.
Nach dem Ersten Weltkrieg musste die Festung gemäß den Bestimmungen des Versailler Vertrages geschleift werden, wobei zunächst die Erde der nördlichen Wallanlagen in den Wassergraben geschüttet wurde und Munitionslager zerstört wurden. Ab 1935 wurde die Festung von der deutschen Marine genutzt. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs wurden viele der Gebäude der Festung durch Bombenangriffe zerstört. Nach Kriegsende wurden die noch vorhandenen Kasematten-Gebäude als Unterkunft von Flüchtlingen genutzt.
Ab 1957 wurden die verbliebenen Gebäude der Festung durch die Bundeswehr genutzt, die dort eine Marinesignalstelle und eine Salutbatterie unterhielt. Ende der 1950er Jahre wurde die nordöstliche Bastion beseitigt, um eine Zufahrt zu schaffen. Der westliche Wassergraben wurde 1965 zugeschüttet, um Platz für den angrenzenden Industriebetrieb MaK zu schaffen. 1966 wurden die verbleibenden Reste der Festung unter Denkmalschutz gestellt.[2]
1994 gab die Bundeswehr die Festung auf. Seit 2003 befindet sich die Festung in privatem Besitz und ist gelegentlich der Öffentlichkeit zugänglich.
Sagen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Wie die Festung Friedrichsort ihren Name bekam
Der Dänenkönig König Christian IV. errichtete eine Festung vor dem Eingang des Kieler Hafens, um ihm zu sichern - die Festung Christianspries. Dort müssten die Handelsschiffe, die in den Hafen segeln wollen, Zoll an den Dänenkönig zahlen. Das ärgerte die Kieler Kaufleute.
Eines Tages besuchte der König Friedrich aus der Festung Rendsburg Christianspries.
Das nutzen die Kieler Kaufleute, um die Klage vorzutragen: der Festung ruiniert den Handel und die Kieler können ihre Hafen selbst verteidigen. Sie wollten keine Nachteile erdulden aus den Auseinandersetzungen zwischen den Dänenkönig und den Herzog von Schleswig-Holstein-Gottorp, dem Kiel gehörte.
Der Dänenkönig hörte die Klage an, doch er versprach den Kaufleuten keine Verbesserung.
Von der Zeit nannten die Kieler die Festung Friedrichsort.[3]
Die Sage bezieht sich auf die „Gottorfer Frage“ während den Schwedisch-Dänischen, Dänisch-Schwedischen und den Großen Nordischen Krieg[4] (s. Kriege in der Neuzeit bis 1848).
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Georg Spielvogel, Gerd Schöneich: Festung und Kaserne in Friedrichsort. Krausdruck, Altenholz 2001.
- Jann M. Witt: Die Festung Friedrichsort: Ortsgeschichte an der Kieler Förde. Freunde der Festung Friedrichsort, Kiel 2012, ISBN 978-3-00-037821-8.
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
„Festung Friedrichsort“ auf dem Online-Stadtplan der Stadt Kiel, aufrufbar auf kiel.de
- Informationen auf kiel.de
- Informationen auf kiel-friedrichsort.de
- Informationen auf holtenau-info.de
- Informationen auf festungsbauten.de
- Pläne und Gebäudezeichungen der Festung Friedrichsort in der Digitalen Sammlung der Dänischen Königlichen Bibliothek
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Wikipedia: „Festung Friedrichsort“
- ↑ Liste der Kulturdenkmale in Kiel (nach Stadtteilen gegliedert) in der deutschsprachigen Wikipedia
- ↑ Nacherzählt von Die Festung Friedrich in: Broder-M. Ketelsen, Kieler Sagen, Verlag Michael Jung Kiel 1991, S. 35
- ↑ Gottorfer Frage auf geschichte-s-h.de. Wikipedia: „Ein politisch und kulturell bedeutender Kleinstaat“