Foto Renard: Unterschied zwischen den Versionen

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== Geschichte ==
== Geschichte ==
Die ersten Anzeigen von Gregorius Renard mit dem Datum vom 28. August des Jahres 1843 belegen, dass er sich als Maler und Bildhauer bereits sehr früh mit der Lichtbildnerei berufsmäßig beschäftigt hat. Mit großer Wahrscheinlichkeit hat der Kieler schon 1842 in Kopenhagen das 1839 aus Frankreich veröffentlichte Handwerk der Daguerreotypie erlernt. Stets auf dem neuesten Stand und mit künstlerischem Anspruch an seine Arbeiten etablierte sich Gregorius ab 1847 in Kiel mit einem Atelier und war für einige Jahre der einzige Lichtbildner in seiner Heimatstadt. Im Jahre 1880 zog er um in die [[Brunswiker Straße]] 30, die damalige Hauptgeschäftsstraße der Stadt, die sich durch die Kaiserliche Marine und den Schiffbau enorm entwickelte. Zwei seiner Brüder wurden ebenfalls frühe Fotografen in Norwegen und Schweden.  
=== Gregorius Renard ===
''Gregor(ius) Renard'' (* [[21. November]] [[1814]] auf Friedrichshof, Gut Knoop; † [[06. April]] [[1885]] in Kiel) findet man 1841 einen Eintrag im Kopenhagener Adressbuch als Silhouetteur und Maler. Die ersten Anzeigen von Gregorius Renard mit dem Datum vom 28. August des Jahres 1843 in Helsingör belegen, dass er sich als Maler und Bildhauer bereits sehr früh mit der Lichtbildnerei berufsmäßig beschäftigt hat.<br>
Mit großer Wahrscheinlichkeit hat der Kieler schon 1842 in Kopenhagen das 1839 aus Frankreich veröffentlichte Handwerk der Daguerreotypie erlernt. Stets auf dem neuesten Stand und mit künstlerischem Anspruch an seine Arbeiten etablierte sich Gregorius ab 1847 in Kiel mit einem Atelier am [[Am Pferdeborn|Pferdeborn]] und war für einige Jahre der einzige Lichtbildner in Kiel. Im Jahre 1880 zog er um in die [[Brunswiker Straße]] 30, die damalige Hauptgeschäftsstraße der Stadt, die sich durch die Kaiserliche Marine und den Schiffbau enorm entwickelte.<br>
Zwei seiner Brüder wurden ebenfalls frühe Fotografen in Norwegen und Schweden.<br>
Seine Ehefrau Henriette (geb. Soeverborg) war aktiv bei der Herstellung von Daguerreotypien und später als Inhaberin des Ateliers tätig. Durch die giftigen Quecksilberdämpfen verlor sie alle Zähne, so dass sie für 100 Thaler eines der ersten Gebisse in Kiel erhielten. Dieses galt als sehenswürdig für die Medizinstudenten der [[Christian-Albrechts-Universität]]. Bis 1888 läuft das Atelier unter ihrem Namen.<br>


Als Renard im Jahre 1885 verstarb, vererbte er seinem Sohn Arthur Renard ein blühendes Geschäft, der selbst zu einem äußerst engagierten Marine- und Pressephotographen wurde. Wieder zwei Brüder machten sich in diesem Beruf selbständig. Waldemar übernahm ein Atelier in der Kieler Bahnhofsnähe und baute es mit bis zu 27 Mitarbeitern aus. Sohn Otto machte Karriere als mehrfach prämierter Hoffotograf des Zaren Nikolaus II in Russland, wanderte aus nach Brasilien, dann Düsseldorf, Meran und Aachen, immer mit eigenem Atelier, und verstarb schließlich in Bremerhaven. Erneut drei der Söhne von Arthur, nämlich Gregor, Albert und Walther, übernahmen den Betrieb und brachten ihn durch schwere [[Zweiter Weltkrieg|Kriegsjahre]], bis dieser zum Ende zu 100 Prozent durch Bomben vernichtet wurde.  
=== Arthur Renard ===
Als Gregor Renard im Jahre 1885 verstarb, vererbte er seinem Sohn ''Cay Jacob Arthur Renard'' (* [[30. November]] [[1858[[ in Kiel, † [[13. Februar]] [[1934]]) ein blühendes Geschäft, der selbst zu einem äußerst engagierten Marine-, Presse- und Portraitsfotografen wurde. Er heiratet am 20. August 1884 ''Agnes Hein'', die als Fotografengehilfin in dem Betrieb tätig war.
die im November 1920 starb.<br>
Arthur Renard war viel in Kiel und Umgebung unterwegs, um zu photographieren: bei der Einweihung des [[Nord-Ostsee-Kanal|Kaiser-Wilhelm-Kanals]], bei Zeppelin Luftschiffbesuchen, bei Stapelläufen von Kriegschiffen und Marinemanövern und in der [[Kieler Woche]. Somit war er stadtbekannt und wegen seiner recht schrulligen Art galt er als Kieler Original. Seine Spezialität waren Schiffs- und Marinebilder. Immer und überall wusste er sich Zugang zu verschaffen und den besten Platz zum Aufbauen seines Apparates zu sichern: Viele seiner Aufnahmen verkaufte er an "Die Woche" aus Berlin und anderen Zeitungen.<br>
Arthur Renard sollte wegen seiner recht schrulligen Art als stadtbekanntes Kieler Original gegolten haben. Eine Anekdote über seinen 
Tod bei der [[Jacobikirche]] am [[Knooper Weg]], wo er hier von einem Auto überfahren wurden, erzählt, dass seine Devise war: "Die schrecklichen Motorkutschen sollen mir ausweichen, und nicht umgekehrt."
 
Zwei Brüder von Arthur Renard machten sich auch in diesem Beruf selbständig:
''Waldemar Renard'' übernahm ein Atelier in der Kieler Bahnhofsnähe und baute es mit bis zu 27 Mitarbeitern aus.
''Otto Renard'' machte Karriere als mehrfach prämierter Hoffotograf des Zaren Nikolaus II in Russland, wanderte aus nach Brasilien, dann Düsseldorf, Meran und Aachen, immer mit eigenem Atelier, und verstarb schließlich in Bremerhaven.  
Drei der Söhne von ''Arthur Renard'', nämlich Gregor, Albert und Walther, übernahmen den Betrieb und brachten ihn durch schwere [[Zweiter Weltkrieg|Kriegsjahre]], bis dieser zum Ende zu 100 Prozent durch Bomben vernichtet wurde.  


Nach dem Kriege eröffnete man erneut ein Labor mit Atelier in Kiel in der [[Möllingstraße]] und zog nach Wiederaufbau der Stadt 1959 erneut in die [[Brunswik]]. Die Bundesmarine, der Verkauf von Fotogeräten, ein Amateurlabor für Fotoarbeiten und das Porträtstudio bildeten den Wiedereinstieg in die alte Tradition durch die mittlerweile 4. Generation, Walthers Sohn Gregor und Frau Lieselotte Renard. Gregor verstarb im Jahre 1994 und hinterließ seinem Sohn Bernd Renard den Betrieb, der umschwenkte auf Industrie- und Werbefotografie, mit Fachlabor und Porträtstudio. Den Bereich Porträtfotografie übernahm für 8 Jahre seine Tochter Daniela.
Nach dem Kriege eröffnete man erneut ein Labor mit Atelier in Kiel in der [[Möllingstraße]] und zog nach Wiederaufbau der Stadt 1959 erneut in die [[Brunswik]]. Die Bundesmarine, der Verkauf von Fotogeräten, ein Amateurlabor für Fotoarbeiten und das Porträtstudio bildeten den Wiedereinstieg in die alte Tradition durch die mittlerweile 4. Generation, Walthers Sohn Gregor und Frau Lieselotte Renard. Gregor verstarb im Jahre 1994 und hinterließ seinem Sohn Bernd Renard den Betrieb, der umschwenkte auf Industrie- und Werbefotografie, mit Fachlabor und Porträtstudio. Den Bereich Porträtfotografie übernahm für 8 Jahre seine Tochter Daniela.

Version vom 7. März 2019, 11:44 Uhr


Foto Renard KG

Gegründet
1843
Adresse
Brunswiker Straße 52-54
24105 Kiel
Telefon
0431-561086
Fax
0431-564040
Web
http://www.studio-renard.de
Rechtsform
KG
Handelsregister
HRA 6314
Geschäftsführung
Moritz G. Wellmann
Mitarbeiter
3
Branche
Foto
Kiosk für Marinebilder, 1896

Die Firma Foto Renard ist eines der ältesten noch bestehende Fotografenunternehmen weltweit.

Geschichte

Gregorius Renard

Gregor(ius) Renard (* 21. November 1814 auf Friedrichshof, Gut Knoop; † 06. April 1885 in Kiel) findet man 1841 einen Eintrag im Kopenhagener Adressbuch als Silhouetteur und Maler. Die ersten Anzeigen von Gregorius Renard mit dem Datum vom 28. August des Jahres 1843 in Helsingör belegen, dass er sich als Maler und Bildhauer bereits sehr früh mit der Lichtbildnerei berufsmäßig beschäftigt hat.
Mit großer Wahrscheinlichkeit hat der Kieler schon 1842 in Kopenhagen das 1839 aus Frankreich veröffentlichte Handwerk der Daguerreotypie erlernt. Stets auf dem neuesten Stand und mit künstlerischem Anspruch an seine Arbeiten etablierte sich Gregorius ab 1847 in Kiel mit einem Atelier am Pferdeborn und war für einige Jahre der einzige Lichtbildner in Kiel. Im Jahre 1880 zog er um in die Brunswiker Straße 30, die damalige Hauptgeschäftsstraße der Stadt, die sich durch die Kaiserliche Marine und den Schiffbau enorm entwickelte.
Zwei seiner Brüder wurden ebenfalls frühe Fotografen in Norwegen und Schweden.
Seine Ehefrau Henriette (geb. Soeverborg) war aktiv bei der Herstellung von Daguerreotypien und später als Inhaberin des Ateliers tätig. Durch die giftigen Quecksilberdämpfen verlor sie alle Zähne, so dass sie für 100 Thaler eines der ersten Gebisse in Kiel erhielten. Dieses galt als sehenswürdig für die Medizinstudenten der Christian-Albrechts-Universität. Bis 1888 läuft das Atelier unter ihrem Namen.

Arthur Renard

Als Gregor Renard im Jahre 1885 verstarb, vererbte er seinem Sohn Cay Jacob Arthur Renard (* 30. November [[1858[[ in Kiel, † 13. Februar 1934) ein blühendes Geschäft, der selbst zu einem äußerst engagierten Marine-, Presse- und Portraitsfotografen wurde. Er heiratet am 20. August 1884 Agnes Hein, die als Fotografengehilfin in dem Betrieb tätig war. die im November 1920 starb.
Arthur Renard war viel in Kiel und Umgebung unterwegs, um zu photographieren: bei der Einweihung des Kaiser-Wilhelm-Kanals, bei Zeppelin Luftschiffbesuchen, bei Stapelläufen von Kriegschiffen und Marinemanövern und in der [[Kieler Woche]. Somit war er stadtbekannt und wegen seiner recht schrulligen Art galt er als Kieler Original. Seine Spezialität waren Schiffs- und Marinebilder. Immer und überall wusste er sich Zugang zu verschaffen und den besten Platz zum Aufbauen seines Apparates zu sichern: Viele seiner Aufnahmen verkaufte er an "Die Woche" aus Berlin und anderen Zeitungen.
Arthur Renard sollte wegen seiner recht schrulligen Art als stadtbekanntes Kieler Original gegolten haben. Eine Anekdote über seinen Tod bei der Jacobikirche am Knooper Weg, wo er hier von einem Auto überfahren wurden, erzählt, dass seine Devise war: "Die schrecklichen Motorkutschen sollen mir ausweichen, und nicht umgekehrt."

Zwei Brüder von Arthur Renard machten sich auch in diesem Beruf selbständig: Waldemar Renard übernahm ein Atelier in der Kieler Bahnhofsnähe und baute es mit bis zu 27 Mitarbeitern aus. Otto Renard machte Karriere als mehrfach prämierter Hoffotograf des Zaren Nikolaus II in Russland, wanderte aus nach Brasilien, dann Düsseldorf, Meran und Aachen, immer mit eigenem Atelier, und verstarb schließlich in Bremerhaven. Drei der Söhne von Arthur Renard, nämlich Gregor, Albert und Walther, übernahmen den Betrieb und brachten ihn durch schwere Kriegsjahre, bis dieser zum Ende zu 100 Prozent durch Bomben vernichtet wurde.

Nach dem Kriege eröffnete man erneut ein Labor mit Atelier in Kiel in der Möllingstraße und zog nach Wiederaufbau der Stadt 1959 erneut in die Brunswik. Die Bundesmarine, der Verkauf von Fotogeräten, ein Amateurlabor für Fotoarbeiten und das Porträtstudio bildeten den Wiedereinstieg in die alte Tradition durch die mittlerweile 4. Generation, Walthers Sohn Gregor und Frau Lieselotte Renard. Gregor verstarb im Jahre 1994 und hinterließ seinem Sohn Bernd Renard den Betrieb, der umschwenkte auf Industrie- und Werbefotografie, mit Fachlabor und Porträtstudio. Den Bereich Porträtfotografie übernahm für 8 Jahre seine Tochter Daniela.

Im Oktober 2008 schließlich legte Bernd Renard seinen Betrieb nach nunmehr 165 Jahren in neue Hände. Es übernahm der derzeitige Hamburger Fotograf Ralf Laack den Betrieb und führt ihn angepasst an die neue Digitalfotografie, jedoch mit gleichem Aufgabengebiet in gewohnter Weise fort. Sein Nachfolger ab 2016 ist Moritz G. Wellmann.

Weblinks

 Commons: Arthur Renard – Sammlung von Bildern
 Commons: Gregor Renard – Sammlung von Bildern

Karte „Foto Renard“ auf dem Online-Stadtplan der Stadt Kiel, aufrufbar auf kiel.de