Germaniawerft
Germaniawerft
auch "Friedrich Krupp Germaniawerft"
- Aktiv
- Nein
- Beendet
- 1945
- Stadtteil
- Gaarden-Ost
- Branche
- Schiffs- und Maschinenbau
Die am östlichen Ufer der Kieler Förde in Gaarden angesiedelte Germaniawerft war bis 1945 ein moderner und leistungsfähiger Schiffbaubetrieb und die überdachten Helgen der Werft bis 1945 ein bekanntes Wahrzeichen des Unternehmens. Die Germaniawerft an der Hörn nahm in der U-Bootfertigung und bei der Entwicklung des Dieselmotors in Deutschland eine führende Rolle ein. Zwischen 1865 und 1945 waren zwischen Hörn und Schönbergerstraße folgende Betriebe auf dem Werftgelände aktiv:
- Norddeutsche Schiffbau AG 1865 - 1882
- Schiff- und Maschinenbau AG Germania 1882 - 1902
- Fried. Krupp Germaniawerft 1902 – 1903
- Fried. Krupp, Aktiengesellschaft Germaniawerft 1903 – 1923
- Fried. Krupp, Germaniawerft Aktiengesellschaft Kiel Gaarden 1923 – 1945/1956/1963
Die Germaniawerft war also mehr als 80 Jahre lang ein aktiver Teil der Kieler Schiffbau- und Werftgeschichte.
Von der Norddeutschen Schiffbau-AG zur Fried. Krupp, Aktiengesellschaft Germaniawerft
Der Schiffbauplatz an der Wilhelminenhöhe
An der nördlichen Grenze Gaardens besaß Andreas Ludwig Diederichsen an der Schönbergerstraße das Ausflugslokal Sandkrug (ab 1838 Wilhelminenhöhe). Gleichzeitig befand sich auch an diesem Ort die Schiffswerft „Andreas Ludwig Diederichsen“. Bereits vor 1840 wurden auf dieser Werft dänische Orlogschiffe gebaut. Der Bau dieser Schiffe konnte aber nicht kostendeckend abgewickelt werden und Diederichsen verlor sein eingesetztes Vermögen.
Später errichtete an gleicher Stelle der Schiffsbaumeister Hilbert einen Schiffbauplatz. Nach kurzer Zeit verlegte Hilbert aber seine Aktivitäten wieder zurück an das Westufer. Der Schiffbauplatz wurde anschließend von der Conradi Werft übernommen.
Neben dem Schiffbauplatz befand sich an der Wilhelminenhöhe eine Tran Brennerei (1854 Konkurs), eine Lichtgießerei (1857 abgebrannt) und eine Glashütte (1856 Konkurs) die mehr oder weniger erfolgreich betrieben wurden.
Der aus England stammende Schiffbauer Armstrong nutzte den Schiffbauplatz Wilhelminenhöhe für den Bau von englischen Fischkuttern. Dieses geschah aber gegen den Willen der Kieler Schiffbaumeister. Daraufhin erlaubte der dänische König Armstrong zwar zwei bereits angefangene Kutter fertigzustellen und diese zu verkaufen, eine Fortführung des Betriebes wurde ihm aber nicht gestattet.
Der Schiffbaumeister Theodor Christian Bruhn aus Bornhöved erhielt am 12. März 1863 vom dänischen König Frederik VII. eine Konzession zur Fortführung des Schiffbauplatzes an der Wilhelminenhöhe. Von 1864 bis 1867 lieferte Bruhns fünf hölzerne Neubauten ab, musste aber anschließend Konkurs anmelden. Die Bruhnsche Werft von 1863 gilt allgemein als Keimzelle der späteren Germaniawerft.
Quelle: Ostersehlte, Christian Norddeutsche Schiffbau AG 1865-1869, 2002, Mitteilung Canal Verein Nr. 22, S. 7ff
Hinweis
Von 1862 bis 1866 herrschte Hochkonjunktur im deutschen Schiffbau. Da die Erhebung Kiels zum preußischen Hauptkriegshafen 1865/67 unmittelbar bevorstand blieben auch entsprechende Initiativen aus dem Ausland hinsichtlich einer Werftgründung in Kiel nicht aus.
In den Jahren kurz vor der Deutschen Reichsgründung von 1871 erfolgten an der deutschen Küste zahlreiche Werftgründungen. Hintergrund war die unter Marineminister Albrecht von Roon betriebene Politik, eine Kriegsflotte aus Eisenschiffen mit Dampfantrieb aufzubauen und dabei die einheimische Schiffbauindustrie zu fördern, die im Gegensatz zu fortschrittlicheren, vor allem britischen Werftbetrieben, bislang nur auf den Bau von Holzschiffen ausgerichtet war
Es war zu damaliger Zeit nicht unüblich, dass sich englische und französische Unternehmer nach neuen geschäftlichen Möglichkeiten umsahen. Nachdem 1864 Preußen erfolgreich den Krieg mit Dänemark um Schleswig-Holstein bestritten hatte, galt das Königreich in den 1860er Jahren als die aufstrebende Hegemonialmacht in Deutschland. Weiterhin sahen die ausländischen Investoren, dass die noch unbedeutende preußischen Marine ein nicht unbedeutendes Entwicklungspotential hatte.
Der Öffentlichkeit blieben diese Aktivitäten auch nicht ganz verborgen: Entsprechende Gerüchte, die schon Anfang 1865 in Kiel umliefen, sprachen von einer deutsch-englischen Gesellschaft.
Norddeutsche Schiffbau AG, die erste Gründung 1865 - 1866
Die preußische Marine ließ zu damaliger Zeit ihre wenigen gepanzerten Kriegsschiffe ausschließlich auf britischen und französischen Werften erbauen, da der man der deutschen Schiffbauindustrie damals Konstruktion und Fertigung von technisch so anspruchsvollen Marinefahrzeugen nicht zutraute.
Emil von Roon (1803-1879), preußischer Heeresoffizier wurde 1859 zum preußischen Kriegsminister berufen. Sein Wirken stand ganz im Zeichen der Modernisierung der preußischen Armee. Diese Modernisierung führte zu einem politischen Konflikt mit den Liberalen, wo es um die Zuständigkeiten des Parlamentes ging. Von Roon wurde zusätzlich im April 1861 das Amt des Marineministers übertragen. Diese Aufgabe erfüllte er bis zum 31.12.1871.
Im Oktober 1864 unterbreiteten englische Geschäftsleute dem preußischen Staat eine Zusammenarbeitsvereinbarung hinsichtlich einer Werftgründung in Kiel für den Bau und Ausrüstung aller Arten eiserner Kriegsschiffe sowie deren Reparaturen. Der Vertrag sollte aber nur in Kraft treten, wenn das Königliche, Preußische Marineministerium dieses Anliegen entsprechend unterstützt. Man erhoffte sich einen Auftrag über eine noch festzulegende Anzahl von Panzerschiffen, außerdem den Bau weiterer großer eiserner Kriegsschiffe sowie die Ausführung sämtlicher Reparaturen an diesen Schiffen, soweit sie nicht von den eigenen Werften der Marine ausgeführt werden konnten.
Über eine mögliche Werftgründung gab es in Berlin bereits Verhandlungen auf höchster Ebene und am 8. Februar 1865 übermittelten die beiden englischen Geschäftsleute Foster und Benson das „Statut der Preußisch Norddeutschen Schiffsbau Gesellschaft in Berlin“ an das preußische Marineministerium. Beide waren sich sicher das neue Unternehmen, mit einer Garantie der Königlich Preußischen Marine-Verwaltung auf reichliche und dauernde Beschäftigung, rentabel betreiben zu können und auch das notwendige Gründungskapital auftreiben zu können.
Der preußische Staat verweigerte aber eine finanzielle Beteiligung an den geplanten Unternehmen. Daraufhin änderte man den Namen in Norddeutsche Schiffbau AG mit Sitz in Berlin.
Am 4. Mai 1865 wurde ein Statut erlassen, mit dem der Zweck der Gesellschaft, Gründung und Errichtung einer Schiffswerft mit der entsprechenden Infrastruktur für den Neubau und die Reparatur aller Arten von Kriegs- und Handelsschiffen aus Holz und Eisen, festgeschrieben wurde.
Auch die Stadt Kiel unterstützte das geplante Gründungsvorhaben. Die Stadt war bereit eine Trockenlegung zweier Flächen an der Förde zu genehmigen, um eine Werft errichten zu können. Die Behörden stellten eine Genehmigung in Aussicht, aber es kam nicht mehr zu den entsprechenden Bauarbeiten. Weiterhin wurde ein staatlicherseits bis zum 1. April 1866 geforderter Bebauungsplan nicht mehr ausgearbeitet und vorgelegt. Am 8. März 1865 beschloss dann die Stadt Kiel, das Ufer am Gaardener Strand, ca. 3000 Fuß lang und 240 Fuß breit, unentgeltlich der Norddeutschen Schiffbau-Gesellschaft zu überlassen. Ergänzend wurde am 26. April beschlossen, südlich der Hörn einen Damm zu errichten, um Fahrstraße und Eisenbahn nach Gaarden anzulegen“.
Die Norddeutsche Schiffbau AG stand immerhin unter Protektion des preußischen Marineministeriums und nahm am 2. Juni 1865 offiziell die Geschäftstätigkeit auf. Aber bereits am 19. Februar 1866 wurde die Gesellschaft wieder aufgelöst, weil die finanzielle Ausstattung der Gesellschaft unzureichend war.
Zu den einflussreichen Persönlichkeiten, die bei der Gründung und während der Geschäftstätigkeit der NSAG aus dem Hintergrund ihre Fäden zogen, gehörte auch der namhafte Kieler Banker Dr. Wilhelm Ahlmann (1817-1910).
Norddeutsche Schiffbau AG, die zweite Gründung 1867 - 1879
Am 16. April 1867 wurde von den gleichen englischen Geschäftsleuten ein erneuter Versuch einer Unternehmensgründung unternommen. Dieser zweite Anlauf war erfolgreich und geschah erneut mit maßgeblicher Beteiligung des Bankhauses Ahlmann. Der Firmenname blieb gleich, Norddeutsche Schiffbau Aktiengesellschaft (NSAG). Firmensitz anstelle von Berlin wurde aber Gaarden. Weiterhin wurde der Kieler Georg Howaldt (1841-1909) ab 1867 bis 1875 erster leitender Direktor der NSAG.
Das Gründungsdatum der NSAG kann auf den 19. Mai 1867 festgesetzt werden, als ein entsprechendes Statut erlassen wurde, dass dem des Jahres 1865 weitestgehend ähnelte. Der Beginn des Geschäftsjahres der NSAG wurde auf den 1. Juli festgesetzt.
Dieser erneute Gründungsversuch stieß auch beim Prinzen Adalbert in Berlin auf Wohlwollen. Seine Zustimmung zu dem Gründungsvorhaben, mit Hinweis auf die Unabhängigkeit der Marine im Kriegsfalle, übermittelte er Marineminister von Roon mit.
Zu den Aktionären der neuen Werft gehörten neben Foster und Benson, August Ferdinand Howaldt sowie sein Sohn Georg, Johann Schweffel und die Firma Schweffel & Howaldt, Der Verwaltungsrat bildeten zu Beginn die Herren Foster, Gruson, August Ferdinand Howaldt, dem Kieler Bauunternehmer H. Schmidt sowie Korvettenkapitän von St. Paul.
Hinweis:
Hermann Gruson (1821- 1895) studierter Ingenieur und hatte in Buckau bei Magdeburg eine Werft mit angeschlossener Maschinenfabrik und Gießerei gegründet. Im Laufe der Zeit wurde daraus eine angesehene Fabrik für Hart- und Stahlguß, Geschosse und Geschütze sowie für Panzerplatten. Neben der Rüstungsproduktion widmete sich das Unternehmen auch dem allgemeinen Maschinenbau. Infolge Interessenüberschneidungen und Begrenzungen des Marktes verkaufte Gruson 1893 sein Unternehmen an den Krupp-Konzern, mit dem ihn schon in der Vergangenheit Kooperation wie Konkurrenz im Geschäft verbunden hatte. Trotz neuer Anteilseigner lebte der Gründername weiter und das Unternehmen firmierte als Friedrich Krupp Grusonwerk AG.
Während im Frühling 1867 in Kiel die Norddeutsche Schiffbau AG das Licht der Welt erblickte, blieb Minister von Roon aber bei seiner Distanz, die er mittlerweile zu den Kieler Aktivitäten eingenommen hatte. Dies teilte er in seiner Antwort vom 3. Juni 1867 dem Prinzen Adalbert mit. Seine Sympathien galten vielmehr einem Projekt in Bremen.
Die Norddeutsche Schiffbau AG entwickelte ging schon sehr früh den Weg in Richtung Eisenschiffbau. Die im frühen Eisenschiffbau führenden Werft an der Ostsee war der Stettiner Vulcan an der Oder. An der westlichen Ostsee aber musste die NSAG keinen Mitbewerber fürchten. Da auch Kieler Wirtschaftskreise der neuen Entwicklung aufgeschlossen gegenüber standen konnte sich an der Förde eine erheblich größere industrielle Dynamik entfalten.
In den ersten beiden Geschäftsjahren der NSAG wurde zunächst ein funktionierender Werftbetrieb aufgebaut. Trotzdem war es notwendig seine Produkte auf dem Markt anzubieten. Der Verwaltungsrat folgte dem Vorschlag von Georg Howaldt, zunächst mit einer provisorischen Ausstattung der Werft vorlieb zu nehmen, dafür aber möglichst bald auf dem Markt als Anbieter auftreten zu können und gleichzeitig einen Stamm an geübten Werftarbeitern heranzubilden. So zog sich der Aufbau der Werft bis in das zweite Geschäftsjahr 1868/69 hin. Es war nicht möglich gewesen, die Werft in einem Jahr zu vollenden, da umfassende Planierung-, Schüttung- und Baggerarbeiten vorzunehmen waren. Sämtliche Werkstätten und Maschinenhäuser wurden neu gebaut. Auch alle Maschinen und Geräte mussten angeschafft werden. Am 6. Oktober 1868 veröffentlichte die Geschäftsleitung in der „Kieler Zeitung“ eine Anzeige und präsentierte die NSAG der Öffentlichkeit und dem Markt als ein fertig eingerichteter und somit funktionsfähiger Betrieb.
Georg Howaldt als Direktor der NSAG (1867 – 1875) gelang es mit verschiedenen deutschen Kunden (z.b. Sartori & Berger, Geb. Lange, Krupp, Bugsier, HAPAG usw.) Neubauaufträge abzuschließen. Die Ablieferung des ersten Neubaus mit der Bau-Nr. 1, der Fracht- und Passagierdampfer Holsatia für die Reederei Sartori & Berger erfolgte aber schon im Juni 1868. Die Rechnung von Georg Howaldt ging auf, denn für das Geschäftsjahr 1868/69 konnte wenigstens ein bescheidener Gewinn verbucht werden.
Bis 1879 wurden dann schon insgesamt 83 Schiffe bei der NSAG auf Kiel gelegt, unter anderem auch die Kaiserjacht Hohenzollern, deren Fertigstellung sich jedoch bis 1880 verzögerte. Trotz aller Bemühungen musste am 29. März 1879 die Norddeutsche Schiffbau AG Konkurs anmelden.
Hinweis:
1878 beteiligte sich August Ferdinand Howaldt an dem Versuch, einen drohenden Konkurs der Norddeutschen Schiffbau AG mittels einer außergerichtlichen Liquidation abzuwenden. Die Zahlungsunfähigkeit war nicht mehr abzuwenden und die Werft meldete im Frühjahr 1879 Konkurs an. August Ferdinand Howaldt verlor erhebliche Kapitaleinlagen.
Neubauten für die Kaiserliche Marine bis 1879
Kaiserliche Radampfer Hohenzollern
Bis 1871 nutzte der König den 1858 gebauten Aviso Grille der preußischen Marine als königliche Yacht. Nach der Reichsgründung wurde die Norddeutsche Schiffbau A.G. 1874 mit der Konstruktion und dem Bau einer neuen Staatsyacht (Bau Nr. 72) beauftragt. Das Schiff wurde am 5. Juli 1876 au den Namen Hohenzollern getauft und am 10. April 1880 in Dienst gestellt. Das Schiff wurde mittels jeweils Back- und Steuerbord angebrachter Schaufelräder angetrieben. Die Hohenzollern wurde von der Kaiserlichen Marine als Aviso in der Liste der Kriegsschiffe geführt. Mit dem 1892 erfolgtem Stapellauf eines gleichnamigen Ersatzbaus wurde die Hohenzollern am 27. Juni 1892 in Kaiseradler umbenannt.
Bismarck Klasse
Insgesamt fünf Korvetten der Bismarck Klasse waren als Flottenaufklärer und den überseeischen Einsatz geplant. Sie waren mit einer Dampfmaschine ausgerüstet. Ergänzend zur Dampfmaschine waren die Einheiten mit drei Masten ausgestattet und als Vollschiff getakelt. Die Norddeutsche Schiffbau AG erhielt von der Kaiserlichen Marine den Auftrag über die Lieferung von zwei Einheiten dieser Klasse. Die erste Einheit und das Typschiff war die SMS Bismarck (Bau Nr. 76) die am 27.08.1878 in Dienst gestellt wurde. Als zweite Einheit folgte SMS Blücher (Bau Nr. 77) die dann am 21.12.1878 an die Kaiserliche Marine übergeben wurde.
Liste der Neubauten der Norddeutschen Schiffbau AG von 1868 - 1879
Bau Nr. | Name | Auftraggeber | Typ | Stapellauf |
---|---|---|---|---|
1 | Holsatia | Sartori & Berger, Kiel | Fracht- und Passagierdampfer | 1868 |
2 | Elbe | H. Neber, Glückstadt | Fahrgastdampfer | 1868 |
3 | Wilhelminenhöhe | F. Heuer, Gaarden | Fährdampfer | 1868 |
4 | Königliche Hafenbaudirektion, Kiel | Prahm | 1868/69 | |
5 | Königliche Hafenbaudirektion, Kiel | Prahm | 1868/69 | |
6 | Königliche Hafenbaudirektion, Kiel | Prahm | 1868/69 | |
7 | Königliche Hafenbaudirektion, Kiel | Prahm | 1868/69 | |
8 | Königliche Hafenbaudirektion, Kiel | Prahm | 1868/69 | |
9 | Königliche Hafenbaudirektion, Kiel | Prahm | 1868/69 | |
10 | Kiel | Königliche Hafenbaudirektion, Kiel | Saugbagger | 1868/69 |
11 | Fawn | E. Andrews, Southampton | Fahrgastdampfer | 1869 |
12 | Freie und Hansestadt Hamburg | Ponton | 1869 | |
13 | Gebr. Lange, Neumühlen | Arbeitsboot | 1869 | |
14 | Brake I | J.D. Borgstede, Elsfleth | Raddampfer | 1869 |
15 | Margaret Tod | Th. Burchard, Rostock | Frachtdampfer | 1869 |
16 | Kaiserliche Marine | Schwimmtor | 1870/71 | |
17 | Kaiserliche Marine | Schwimmtor | 1870/71 | |
18 | Kaiserliche Marine | Schwimmtor | 1870/71 | |
19 | S.M.S. Boreas | Kaiserliche Marine | Radschleppdampfer | 1872 |
20 | Martin Pöpelau | Vereinigte Bugsier-D.GS., Hamburg | Schleppdampfer | 1869 |
21 | Spritze 1 | Kaiserliche Marine | Schlepp- und Feuerlöschdampfer | 1871 |
22 | Riga-Lübeck | Rodde, Schröder & Co., Lübeck | Fracht- und Passagierdampfer | 1870 |
23 | Brake II | J.D. Borgstede, Elsfleth | Raddampfer | 1870/71 |
24 | Heinrich Adolph | Holm & Kranz, Kiel | Fahrgastdampfer | 1871 |
25 | Novgorod | Handelskammer zu Lübeck | Schleppdampfer | 1870 |
26 | Gebrüder Lange, Neumühlen | Schute | 1870/71 | |
27 | Sedan | Gebrüder Lange, Neumühlen | Frachtdampfer | 1871 |
28 | Amalia | A. Spethmann, Hamburg | Frachtdampfer | 1872 |
29 | Vorwärts | Vereinigte Bugsier-D.GS., Hamburg | Schleppdampfer | 1871 |
30 | Goliath | Vereinigte Bugsier-D.GS., Hamburg | Schleppdampfer | 1871 |
31 | Alexander Tod | Th. Burchard, Rostock | Frachtdampfer | 1871 |
32 | Lang Lütjen | Königliche Fortifikation, Geestemünde | Raddampfer | 1871 |
33 | Martha | F.L.P. Ivers, Stettin | Frachtdampfer | 1872 |
34 | Meta | Sartori & Berger, Kiel | Frachtdampfer | 1871 |
35 | Fortuna | Stucken & Spiess, St. Petersburg | Schleppdampfer und Taucherschiff | 1871 |
36 | Helene Burchard | Th. Burchard, Rostock | Frachtdampfer | 1872 |
37 | Ditmarsia I | P.F. Petersen, Brunsbüttel | Fahrgast- und Viehdampfer | 1871 |
38 | Königlicher Wasserbau, Kiel | Klapprahm | 1871/72 | |
39 | Königlicher Wasserbau, Kiel | Klapprahm | 1871/72 | |
40 | Königlicher Wasserbau, Kiel | Klapprahm | !871/72 | |
41 | Königlicher Wasserbau, Kiel | Klapprahm | 1871/72 | |
42 | Marietta | F.L.P. Ivers, Stettin | Frachtdampfer | 1872 |
43 | Metz | Gebrüder Lange, Neumühlen | Frachtdampfer | 1872 |
44 | Sylvia | Deutsche Dampfschiffs-Rhederei. Hmbg | Frachtdampfer | 1872 |
45 | Sjaelland | D/S Köbenhavn, Kopenhagen | Frachtdampfer | 1872 |
46 | Peter der Große | St. Petersburger DSG, St. Petersburg | Frachtdampfer | 1872 |
47 | Jylland | D/S Köbenhavn, Kopenhagen | Frachtdampfer | 1873 |
48 | Vera | Chr. Schreiber, Helsingör | Fruchtdampfer | 1873 |
49 | Asia | Asiatiske D/S, Kopenhagen | Frachtdampfer | 1873 |
50 | Ditmarsia II | P.F. Petersen, Brunsbüttel | Fahrgast- und Viehdampfer | 1873 |
51 | Lotharingia | Hamburg-Amerikanische Paketfahrt AG | Fracht- und Passagierdampfer | 1873 |
52 | Daschy König | Th. Burchard, Rostock | Frachtdampfer | 1873 |
53 | Essen | Friedrich Krupp, Essen | Erzdampfer | 1874 |
54 | Sayn | Friedrich Krupp, Essen | Erzdampfer | 1874 |
55 | Hamburg-Amerikanische Paketfahrt AG | Leichter | 1874 | |
56 | Hamburg-Amerikanische Paketfahrt AG | Leichter | 1874 | |
57 | Hamburg-Amerikanische Paketfahrt AG | Leichter | 1874 | |
58 | Germania | Sophus Clausen, Sylt | Seebäderdampfer | 1874 |
59 | Svendborgsund | R. Lange, Svendborg | Küstendampfer | 1874 |
60 | Fyen | D/S Köbenhavn, Kopenhagen | Frachtdampfer | 1874 |
61 | Melida | Rudolf C. Griebel, Stettin | Fracht- und Passagierdampfer | 1874 |
62 | Schleswig | Tönninger Dampfschiff. Ges., Tönning | Viehdampfer | 1875 |
63 | Helgenaes | Edw. F. Rahr, Aarhus | Küstendampfer | 1874 |
64 | Thorseng | Bendixen, Rudköbing | Küstendampfer | 1875 |
65 | Georg | Theo Koch, Kopenhagen | Viehdampfer | 1875 |
66 | Olga | Theo Koch, Kopenhagen | Viehdampfer | 1875 |
67 | Express | E. Schlüter, Kiel | Fährdampfer | 1875 |
68 | Valparaiso | Tiedge, Borgwedel | Schleppdampfer | 1875 |
69 | Klaus Groth | Georg Holm, Kiel | Fahrgastdampfer | 1875 |
70 | Castor | Foreningen, Kopenhagen | Schleppdampfer und Wassertender | 1875 |
71 | Pollux | Foreningen, Kopenhagen | Schleppdampfer und Wassertender | 1875 |
72 | SMS Hohenzollern | Kaiserliche Marine | Raddampferyacht (Aviso) | 1877/78 |
73 | Hesperia | Deutsche Dampfschiffs-Rhederei. Hmbg | Frachtdampfer | 1876 |
74 | Verein | Gesellschaft Verein, Heikendorf | Fährdampfer | 1875/76 |
75 | Thor | Lange, Svendborg | Küstendampfer | 1876 |
76 | SMS Bismarck | Kaiserliche Marine | Korvette | 1878 |
77 | SMS Blücher | Kaiserliche Marine | Korvette | 1878 |
78 | Sirius | Foreningen, Kopenhagen | Schleppdampfer | 1876 |
79 | Hertha | Fürst von Liechtenstein | Dampfyacht | 1877 |
80 | Alert | DSG „Pioneer“ (Henry Koch), Lübeck | Schlepp- und Fahrgastdampfer | 1877 |
81 | Jona | DSG „Pioneer“ (Henry Koch), Lübeck | Schlepp- und Fahrgastdampfer | 1877 |
Norddeutsche Schiffbau AG / Schiffs- und Maschinenbau AG Germania 1879 – 1902
Am 20. Oktober 1879 nach der Zwangsversteigerung am 20. Oktober 1879 wurde über einen Strohmann (Ingenieur Timmermann aus Hannover) die Märkisch-Schlesische Maschinenbau und Hütten-Aktiengesellschaft (Hersteller von Dampfmaschinen aus Berlin) neuer Eigentümer der Norddeutschen Schiffbau AG. Die neue Eigentümerin übernahm den noch vorhandenen Auftragsbestand und führte den Betrieb zunächst als NSAG weiter. Das Baunummernverzeichnis der Werft wurde aber auf Null gesetzt um den Neustart des Unternehmens verdeutlichen. Nachfolger von Georg Howaldt wurde der Schiffbauingenieur Otto Schlick. Umgangssprachlich wurde aus der Norddeutschen Werft nun die Germaniawerft.
Hinweis:
Durch diesen Schachzug konnte die Kieler Firma Wilhelm Ahlmann (sie war mit einer Hypothek an dritter Stelle vom NSAG Konkurs betroffen) einen Großteil seiner Einlagen retten.
Der erste Neubau der noch Norddeutschen Schiffbau AG war der Aviso Blitz (Bau Nr. 1) der 1883 an die Kaiserliche Marine übergeben wurde. Die finanziellen Schwierigkeiten dauerten jedoch auch unter den neuen Eigentümern an. Bedingt durch die schlechte finanzielle Situation und Auftragslage mussten 1882 80% der Beschäftigten freigestellt werden. Kurz vor dem Konkurs verkaufte die Märkisch-Schlesische Maschinenbau und Hütten AG im November 1882 die Werft an die Schiff- und Maschinenbau AG Germania. Die Gesellschaft, mit Sitz in Berlin und Gaarden, war mit einem Stammkapital von drei Millionen Goldmark ausgestattetet. Die neuen Eigentümer führte die Werft als Schiff- und Maschinenbau AG Germania weiter. Es gelang der Einstieg in den Kriegsschiffbau, aber der für die Werft notwendige Maschinenbau wurde weiterhin in Berlin betrieben.
Trotz aller Schwierigkeiten erhielt die Werft sowohl Aufträge von der Kaiserlichen Marine als auch von ausländischen Marinen. Bis 1889 wurden sogar noch Frachtsegler und Segelyachten gebaut. Auf der Werft wurde die Effizienz der Fertigung gesteigert, eine neue Tischlerei erbaut und der Bau von zwei neuen Helgen in Angriff genommen. In der Mündung des Kaiser-Wilhelm-Kanals wurde für eine spätere Reparaturabteilung ein Grundstück (ca. 15.000 qm) erworben.
Zwischen 1882 und 1896 wurden insgesamt 24 Kriegs- und 23 Handelsschiffe von der Werft abgeliefert. Ein besondere Fachkompetenz erwarb sich das Unternehmen mit dem Bau von Torpedobooten. Hier ist das Torpedoboot für die Kaiserliche Marine G 21 zu erwähnen das bei der Probefahrt eine Geschwindigkeit von 18 Knoten erreichte.
Trotz aller Bemühungen befand sich das Unternehmen finanziell aber in einer Schieflage. Notwendige Investitionen auf dem Werftgelände konnten nicht ausgeführt werden. Der notwendige Finanzbedarf der Werft konnte durch den Eigentümer nicht mehr abgedeckt werden. Der gesamte Betrieb der Werft wurde daher, um den Konkurs zu vermeiden, ab 1896 im Rahmen eines Überlassungsvertrages an die Friedrich Krupp AG, Essen verpachtet.
Hinweis:
Krupp hatte bereits 1873 erwogen die NSAG zu erwerben. Auf Anraten u.a. auch des Kaisers und der zu erwartenden Expansion im Marineschiffbau (Flottengesetze) entschloss Krupp sich dann 1896 an der Germaniawerft zu beteiligen. Zunächst regelte ein provisorischer Betriebsüberlassungsvertrag (29. August 1896) im Rahmen einer Pacht den Fortbestand der Germaniawerft. Den bisherigen Aktionären wurde eine Dividende garantiert. Diese Garantie kostete Krupp 1,5 Millionen Mark. Der Werftenvorstand wurde aus Essen straff geführt. Der neue Kurs des Hauses Krupp machte sich bemerkbar und die Zahl der Beschäftigten stieg stätig.
Die durch den Kapitalmangel nicht realisierten Investitionen holte Krupp, auch mit dem Einsatz von Fremdkapital jetzt nach. Die Schiff- und Maschinenbau AG Germania wurde von Krupp grundlegend zwischen 1898 und 1902 modernisiert. Zusätzlich musste die Germaniawerft 1899 fast die gesamte nördliche Betriebsfläche der Werft für eine notwendige Erweiterung der Kaiserlichen Werft an den Fiskus abgetreten. Gleichzeitig wurde aber auch die Verlegung der Maschinenbauwerkstätten der Schiff- und Maschinenbau AG Germania von Tegel nach Kiel durchgeführt. Weiterhin verlegte Krupp den seit 1890 in Essen betriebenen Dieselmotorenbau ab 1906 an die Kieler Förde.
1897 begannen die ersten Wasserbauarbeiten um zunächst zwei neue Helgen an der Hörn zu errichten. Die nachfolgenden aufwendigen Ausbauaktivitäten veränderte das Werftenkonzept der Schiff- und Maschinenbau AG Germania erheblich. Die Werft wurde durch Krupp zu einem modernen Schiffbaubetrieb umgebaut. 1899 vernichtete ein Großfeuer die gesamte neue Helgenanlage. Der Ausbau der Werft wurde aber nicht behindert und der Betrieb wurde nach kurzer Unterbrechung fortgeführt.
Am Ende des Umbaus umfasste das Gelände der Germaniawerft 22,5 Hektar mit sieben Hellingen, davon vier verglast und einem Spezialhelgen für Torpedoboote. Auf den Helgen konnten Schiffe mit einer maximalen Länge von 250m und einer Breite von 34m gebaut werden. Die nutzbare Kaifläche an der Hörn wuchs auf mehr als 800m an.
Friedrich Krupp Germaniawerft
Kaufmännischer Direktor der Werft war von 1910 bis 1926 Wilhelm Buschfeld (1837–1936), nach dem die Buschfeldstraße benannt wurde.
Die Werft baute unter anderem die Viermastbark Magdalene Vinnen II. Sie lief dort am 23. März 1921 vom Stapel und ist heute das weltweit zweitgrößte Segelschiff. Unter ihrem heutigen Namen Sedov (seit 1946) ist sie als russisches Segelschulschiff wieder ein häufiger Gast in Kiel, u. a. bei der Kieler Woche.
Ebenfalls auf der Germaniawerft lief am 25. April 1931 für den US-amerikanischen Unternehmer Edward Francis Hutton die größte und luxuriöseste jemals gebaute Privatsegelyacht der Welt vom Stapel, die Viermastbark Hussar, die nach einer wechselvollen Geschichte heute als Segelkreuzfahrer Sea Cloud in Fahrt ist.
Die Werftanlagen wurden nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs auf Anordnung der britischen Besatzungsmacht demontiert und das Unternehmen aufgelöst.[1]
Letzte erhaltene Überbleibsel sind die "Halle 400" (1939 fertiggestellt als erster Stahlbeton-Bau Kiels) [2], der Hochbunker im Gaardener Ring 1 (Ecke Werftstraße), das 128 Meter lange, heutige "W8"-Gebäude in der Werftbahnstraße (in den 1940er Jahren errichtet zum Auslegen und Lagern von Ankerketten) [3], sowie die Kruppsche Druckerei (Baujahr 1942) [4], das heutige Medienhaus Werfstraße 193 [5] ([6]) [7], vermutlich auch das heutige Gebäude Werftstraße 179 der ThyssenKrupp Marine Systems GmbH (ehemalige Kraftwagenhalle)
Bilder
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Germaniawerft, ca. 1908
Siehe auch
Quellen
- ↑ Wikipedia: „Germaniawerft“
- ↑ http://www.halle400-kiel.de/index.php/about/history
- ↑ https://www.werftbahn.de/w8-medienzentrum-kiel/
- ↑ Kieler Nachrichten 23.7.2019 "Soziale Transformation neben dem Lidl-Parkplatz"
- ↑ https://kreativwerft193.de/
- ↑ https://jokerpictures.de/
- ↑ https://www.avtplus.de/