Brandtaucher
Der Brandtaucher gilt als das erste deutsche Unterseeboot. Es wurde von Wilhelm Bauer (* 23. Dezember 1822 in Dillingen ; † 20. Juni 1875 in München) konstruiert. Er war das erste Eisenschiff, das in Kiel bei Schweffel & Howaldt gebaut wurde und sank bei seiner ersten Probefahrt am 1. Februar 1851 in der Kieler Förde.
Wilhelm Bauer hatte 1849 als Soldat des bayrischen Hilfskorps am Schleswig-Holsteinischen Krieg teilgenommen. Dort hatte er bei Düppel die Idee für eine Waffe, die unter der Meeresoberfläche, in diesem Fall unter dem Alsensund, operieren konnte. Weil seine Pläne in Bayern kein Interesse fanden, kehrte er nach Schleswig-Holstein zurück und konnte sich dort als Unteroffizier der schleswig-holsteinischen Armee mit dem Projekt befassen.
Konzept
Der Brandtaucher war als Unterseebot für drei Mann Besatzung konzipiert, das allein durch Muskelkraft angetrieben und manövriert wurde. Er war 7,90 m lang, 2 m breit und 3 m hoch.
Die Antriebsschraube wurde durch zwei mannshohe Treträder angetrieben. Das Ballastwasser konnte durch Ventile eingelassen und durch handbetriebene Schwengelpumpen hinausgepumpt werden. Außerdem befanden sich in der Bilge 500 kg lose stählerne Ballastgewichte sowie ein über die Bootslänge verschiebbares Trimmgewicht.
Neben der Einstiegsluke befanden sich kleine Fenster und an jeder Seite eine durch einen Gummihandschuh verschlossene Öffnung, durch die es möglich sein sollte, im getauchten Zustand Haftladungen oder Brandsätze an gegnerischen Schiffen anzubringen. Darauf bezog sich der Name Brandtaucher. Wegen seiner äußeren Form wurde das Boot auch als Eiserner Seehund bezeichnet.
Das ursprüngliche Konzept hatte Tanks für das Ballastwasser vorgesehen. Diese waren aus Kostengründen entfallen, so dass das Wasser einfach in die Bilge eingelassen wurde. Weil das Boot durch Wegfall der Ballasttanks nicht mehr trimmbar gewesen wäre, war das verschiebbare Gewicht hinzugekommen. Ebenfalls aus finanziellen Gründen war die Bootshaut schwächer (6 mm statt 12,5 mm) und der Spantenabstand größer ausgeführt worden, als es ursprunglich geplant war.
Probefahrt
Der Brandtaucher war bereits am 18. Dezember 1850 zu Wasser gelassen worden. Am Morgen des 1. Februar 1851 führte Wilhelm Bauer gemeinsam mit zwei Matrosen den ersten Tauchversuch im Kieler Hafen aus. Nachdem das Boot vor vielen Zuschauern gegen 9 Uhr abgelegt hatte, manövrierte es dicht unter der Wasseroberfläche zur tiefsten Stelle das Hafens, um dort die Tauchfähigkeit zu erproben. Während des Tauchvorgangs sank das Heck zunächst unerwartet stark ab. Der lose Ballast im Kielraum verrutschte, das Boot stellte sich fast senkrecht. Es sank mit dem Heck bis auf den Grund in ca. 15 m Wassertiefe und stellte sich dort wieder waagerecht.
Während des Sinkvorgangs hielten die Seitenwände dem Wasserdruck nicht stand. Es entstand zwar kein größeres Leck, aber die Innenkonstruktion aus Eichenbalken zersplitterte, eines der Treträder wurde aus seinem Sitz gedrückt und durch gelockerte Nieten sickerte Wasser ein.
Gegen 11 Uhr war das gesunkene Boot von Hilfskräften gefunden worden. Mehrere Versuche, es mit Seilen und Ketten schnell zu heben, scheiterten jedoch. Für die Eingeschlossenen bestand die Gefahr, dass der Bootskörper dabei weiter beschädigt werden konnte, so dass die Atemluft entwich, bevor durch das einsickernde Wasser ein Druckausgleich geschaffen war und die Luke geöffnet werden konnte. Der Druckausgleich war gegen 15.30 Uhr erreicht. Es gelang, die Luke von innen zu öffnen, und alle drei Besatzungsmitglieder erreichten aus eigener Kraft die Wasseroberfläche, als die Retter bereits die Hoffnung auf Überlebende aufgegeben hatten.
Verbleib des Bootes
Der Brandtaucher konnte auch bei weiteren Versuchen in den Jahren 1855 und 1856 nicht gehoben werden. Erst am 5. Juli 1887 konnte das Wrack geborgen werden, nachdem es bei Baggerarbeiten im Hafen wiederentdeckt worden war. Es wurde zunächst im Museum für Meereskunde in Kiel ausgestellt. 1906 kam er in das Berliner Meereskundemuseum. Bei der Zerstörung des Museums im Zweiten Weltkrieg wurde das Exponat verschüttet und stark beschädigt.
Nach dem Krieg gelangte es nach Rostock, wo in den 1960er-Jahren seine Außenhülle von Lehrlingen der Neptun-Werft unter fachkundiger Anleitung neu aufgebaut und mit Fenstern versehen wurde, damit Museumsbesucher das Innere betrachten können. Anschließend wurde es zunächst in Potsdam im Außengelände das Deutschen Armeemuseums gezeigt, bis es später in dessen Stammhaus in Dresden einen Innenstandort bekam.
Dort befindet es sich nach wie vor im heutigen Militärhistorischen Museum der Bundeswehr. Allerdings war es von 1999 bis 2002 nach Kiel ausgeliehen. Dort wurde es in einem eigens dafür errichteten Gebäude vor dem Schifffahrtsmuseum ausgestellt.
Büste von Wilhelm Bauer
Seit 2004 stand vor dem Schifffahrtsmuseum eine von Manfred Sihle-Wissel geschaffene Bronzebüste von Wilhelm Bauer. Den Sockel bildete der rostige Ambosstisch eines Schmiedehammers, der dort schon vorher ausgestellt war. Die Skulptur ist nicht mehr vor Ort; nach Auskunft des Schifffahrtsmuseums ist sie in das Depot verbracht worden; eine Wiederaufstellung ist derzeit (August 2017) nicht geplant.