Veste
Die (Alte) Veste (ein festes Haus[1]) war ein um 1600 am Markt vor der Rosenstraße und neben dem Rathaus errichtetes Fachwerkhaus, das vor allem als städtisches Gefängnis diente, aber im Erdgeschoss auch die Verkaufsbuden und -stände (= Schrangen) der Schlachter enthielt.
Vorgänger der Alten Veste[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Als Veste hatte ursprünglich ein Gefangenenhaus an der Ecke der Schuhmacherstraße gedient. Ein Torweg führte durch das Gebäude zum Hauptportal der Nikolaikirche. Im Obergeschoss war das Gefängnis. Als es zu klein wurde, richtete der Stadtrat das größere Gebäude am Markt als Gefängnis ein.
Die Alte Veste[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Im Gebäude der Veste am Markt befanden sich ursprünglich drei Stadtwohnungen, eine davon die "Wohnung oberhalb des Fleischschrangens". Mit der Umnutzung als Veste zogen das Niedergericht und der Bürgergewahrsam vom Rathaus in das Obergeschoss der neuen Veste. Im ersten Stock verband eine Tür die beiden Gebäude.
Die folgende Beschreibung des Kieler Historikers und Zeitungsredakteurs Friedrich Volbehr (1819-1888) beruht auf seiner Besichtigung beim Abriss der Veste und des an sie stoßenden Hauses im Jahr 1877.
Das Gerichtszimmer lag an der Marktseite, abgetrennt von ihm „.. befand sich nach der Marktseite ein 2 m langes und 2 m breites Gefängniß mit einem 15 cm breiten Stück eines Fensters. Nach der Rosenstraße hin lagen 4 Gefängnisse: eins derselben bildete ein zweifenstriges Zimmer mit einem Ofen, während die drei andern die volksthümliche Bezeichnung „Loch“ völlig verdienten. Zwei derselben hatten eine Ausdehnung von 1 ½ und 2 m und eine, hoch angebrachte, fensterartige Lichtöffnung von nur 16 cm Weite, das dritte war etwas größer, 2 ¼ und 3 m, und hatte zwei der beschriebenen Lichtöffnungen. (…) Eine Treppe führte auf den Dachboden, wo in späterer Zeit ein Erker aufgesetzt war, der nach der Marktseite hin zwei Gefängnisse von 2 und 3 m Ausdehnung, mit wirklichen Fenster und mit einem Ofen versehen, enthielt. Zwei ähnliche Löcher, wie unten, 2 ½ und 3 m groß, mit dicht unter der Decke Lichtöffnungen von 40 cm Weite, lagen nach hinten. Die Vergitterung der Fenster bestand in Eisenstangen von theilweise 3 cm Dicke. Die Thüren waren aus 6-7 cm dicken Bohlen verfertigt und mit großen Kastenschlössern, außerdem mit starken Krampen für je drei Vorhängeschlösser versehen. ... Sämmtliche Gefängnisse waren aus dicken Bohlen erbaut; im Innern enthielten sie zwei oder mehrere Krampen zum Anschließen der Gefangenen.“[2].
Nachbargebäude[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Zu den städtischen Funktionsgebäuden am Markt gehörte außer dem Rathaus und der Veste auch das rechts an die Veste anschließende Haus. Dieses wohl auch um 1600 errichtete Gebäude war zuerst ein Privathaus; später kaufte es die Stadt Kiel, anfangs als Wohnung des Oberpolizeidieners, dann als Personenstands- und Militärbüro und als Sitz der Polizeibehörde, die im oberen Geschoss ihren Sitz bekam.[3]
Gerichtswesen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Gefängniszellen der Veste waren wohl nur für Gefangene gedacht, die bei minderschweren Anklagegründen (causae minores der Constitutio Criminalis Carolina) von dem Niedergericht verurteilt wurden.
Das Niedergericht bestand aus einem rechtsgelehrten Ratsherrn und einem rechtsgelehrten Aktuar (Schreiber) bzw. später einem Rechtsverständiger zur Niederschrift des Verhandelten und zur Aufsicht über die daraus entstandenen Akten.
Diejenigen, die bei schwerwiegenden Anklagegründen (causae maiores – Kapitalverbrechen wie z. B. Mord, Totschlag, Raub, Vergewaltigung, Brandstiftung, Verrat, Münzfälschung, Bruch der Urfehde, einige Arten von Diebstahl und Zauberei vor dem Hohen Gericht angeklagt wurden, kamen in das stärker gesicherte Gefängnis in der Büttelei im Haßturm.
Das Hohe Gericht (auch Hochgericht oder Blutgericht genannt) bestand aus dem gesamten Stadtrat; sein Sitz war im Ratssaal des Rathauses.[4]
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
„Veste“ auf dem Online-Stadtplan der Stadt Kiel, aufrufbar auf kiel.de
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Wikipedia: „Veste“
- ↑ Friedrich Volbehr: Beiträge zur Topographie der Stadt Kiel in den letzten drei Jahrhunderten, Mitteilungen der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte, S. 74 f.
- ↑ Friedrich Volbehr: Beiträge zur Topographie der Stadt Kiel in den letzten drei Jahrhunderten, Mitteilungen der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte, S. 75
- ↑ Friedrich Volbehr: Beiträge zur Topographie der Stadt Kiel in den letzten drei Jahrhunderten, Mitteilungen der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte, S. 74