St. Nikolaus
St. Nikolaus in der Rathausstraße 5 ist die katholische Hauptkirche der Stadt Kiel und des Landes Schleswig-Holstein. Sie ist außerdem Propsteikirche.[1]
Vorgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Seit der Reformation gab es in Dänemark eine evangelisch-lutherisch geprägte Staatskirche. Andere Konfessionen, auch andere protestantische, waren durch die rigide Religionsgesetzgebung faktisch verboten. Erst 1849 wurde durch das Junigrundgesetz nicht nur die konstitutionelle Monarchie eingeführt, sondern auch Religionsfreiheit gewährleistet. Bis waren andere Religionsgemeinschaften nur ausnahmsweise in einigen wenigen großen Städten zugelassen, wurden dort jedoch streng überwacht.[2]
In Kiel gab es eine solche Ausnahme seit 1800. Allerdings hatte sich bereits seit 1798 eine kleine katholische Gemeinde zusammengefunden, die ihre Messen illegal im Privathaus eines Kieler Kaufmanns im Sophienblatt 19 (nach heutiger Nummerierung) feierte. 1841 konnte die Gemeinde auf diesem Grundstück eine eigene Kapelle mit Pfarrer- und Küsterwohnung einweihen.[3]
Mit der "zweiten Gründung Kiels", wie die Annexion der Herzogtümer Schleswig und Holstein durch Preußen mitunter bezeichnet wird, begann ab 1867 das Wachstum des Landstädtchens Kiel zur Großstadt. Der Bevölkerungszuzug brachte auch ein starkes Anwachsen der Zahl katholischer Einwohner mit sich. Daher war der Bau einer großen katholischen Kirche gegen Ende des 19. Jahrhunderts unumgänglich.
Bau der St. Nikolaus-Kirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die St. Nikolaus-Kirche konnte im Jahre 1890 als erster katholischer Kirchenneubau Kiels seit der Reformation begonnen werden. Sie ist ein dreischiffiger Ziegelsteinbau im Stil einer Basilika mit polygonaler Apsis. Die Kirche wurde von Dombaumeister Arnold Güldenpfennig aus Paderborn entworfen und 1893 vom Osnabrücker Bischof Bernhard Höting geweiht.[4]
Das Gebäude ist eingetragen in die Liste der Kulturdenkmale in Kiel-Vorstadt.[5]
Zerstörung und Wiederaufbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche stark im Mitleidenschaft gezogen. Nach dem Krieg erhielt sie anstelle des zerstörten spitzen Turmhelms nur einen flachen Nothelm. Ebenso bekam die Kirche ein ähnlich flaches Notdach.
Erst 1967 wurde sie grundlegend umgebaut. Nach einem Entwurf des Kieler Architekten Otto Schnittger wurde der Turm neu gestaltet, die Kirche bekam wieder ein Spitzdach und der Eingang wurde vom der Turmportal an der Rathausstraße an die Südseite des Kirchenschiffes verlegt.
Ausstattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das kunsthistorisch bedeutendste Werk ist der Flügelaltar aus dem Jahre 1515. Im geöffneten Zustand zeigt er in der Mitte Figuren von der Muttergottes mit dem Jesuskind, der heiligen Barbara von Nikomedien und der heiligen Margareta von Antiochia. Im linken Seitenflügel befindet sich eine Figur des heiligen Sebastian und auf der rechten Seite eine des heiligen Johannes von Krakau. Im geschlossenen Zustand sind auf den Außenseiten der Flügel Malereien zu sehen, die Szenen aus dem Leben des heiligen Nikolaus zeigen. Die Herkunft des Flügelaltars, der dem niederrheinischen Kunstkreis zugerechnet wird, ist heute nicht mehr eindeutig zu klären. Er ist im Zuge des Kirchenneubaus 1890 der Gemeinde geschenkt worden.
Gleichzeitig mit der Grundrenovierung im Jahr 1967 bekam die Kirche eine neue Innenausstattung. Das Taufbecken am Ende des Mittelgangs, der Altartisch, die Tabernakelsäule an der östlichen Stirnseite des rechten Seitenschiffs, der Ambo und der Priestersitz wurden von dem Bildhauer Paul Brandenburg aus Anröchter Stein geschaffen. Von ihm stammt ebenso der Heilige Nikolaus aus Aluminiumguss, der seit 1979 die Außenwand des Gemeindeshauses neben der Kirche schmückt. Das teilweise vollplastische Relief vereinigt die Heiligenfigur mit der Darstellung des Rathausturms und der Gorch Fock.
1971 erhielt die Kirche eine dreimanualige Orgel mit 34 Registern aus der Werkstatt von Alfred Führer (1905-1971) in Wilhemshaven.
KirchenKAI[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
2004 wurde der KirchenKAI für die Kieler City-Pastoral an der St. Nikolaus-Kirche nach einem Entwurf des Kieler Architekten Manfred Nagel errichtet.
Bildmotiv[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Eine Darstellung der St. Nikolaus-Kirche wurde als Motiv auf dem Kieler Weihnachtsbecher 1997 verwendet.
Bilder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
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Rathausstraße (damals Gasstraße) und St. Nikolaus-Kirche, 1893
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Indische Tanzgruppe in der Kirche, 1965
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Die Kirche im April 1965 vor dem Umbau
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Umbau der Kirche im Mai 1967
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Kurz vor der Fertigstellung des Umbaus mit neuem Turm,neuem Dach und verlegtem Eingang
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Kirchenweihe, 1967
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Kirchenorgel, 1971
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Karte „St. Nikolaus“ auf dem Online-Stadtplan der Stadt Kiel, aufrufbar auf kiel.de
Katholische Pfarrei Franz von Assisi, Kiel
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Wikipedia: „St. Nikolaus (Kiel)“
- ↑ Kirchengeschichte in Dänemark bei www.katolsk.dk (dänisch), abgerufen am 30. März 2023
- ↑ Katholiken. In Doris Tillmann und Johannes Rosenplänter (Hrsg.): Kiel Lexikon. Sonderveröffentlichung der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte e.V., Bd. 63, Neumünster (Wachholtz) 2010, ISBN 978-3-529-02556-3.
- ↑ Propsteikirche St. Nikolaus bei www.katholisch-in-kiel.de, abgerufen am 30. März 2023
- ↑ Datei:Flag of Schleswig-Holstein.svg Liste der Kulturdenkmale in Kiel (nach Stadtteilen gegliedert) in der deutschsprachigen Wikipedia