Januarstreiks 1918
Als Januarstreik wird eine von Kiel ausgehende Welle von Massenstreiks bezeichnet, an der sich in den letzten Januartagen des Jahres 1918 rund eine Million Streikende in ganz Deutschland beteiligten.[1]
Die Januarstreiks nahmen am 25. Januar ihren Ausgang in den Kieler Torpedowerkstätten in Friedrichsort. Dort legten zwei Drittel der 4500 Beschäftigten die Arbeit nieder, weil eine Reihe von Vertrauensleuten der Arbeiter zum Heer einberufen werden sollte. Dies war ein übliches Mittel, um aufkeimenden Unruhen zu begegnen, indem ihnen die politischen Wortführer genommen wurden. Am 26. Januar schlossen sich die Arbeiter der Germaniawerft (7000 Streikende), und bis zum 28. Januar (der 27. war ein Sonntag) weitere Arbeiter der Kaiserlichen Werft, der Howaldtswerke, von Bohn & Kähler sowie von Neufeldt & Kuhnke an (8000, 1200, 1200 bzw. 600 Personen). Damit waren in Kiel mindestens 21 000 Werktätige aller bedeutenden Rüstungsbetriebe im Ausstand.
Am 29. Januar beschlossen 30 000 Menschen auf dem Wilhelmplatz eine Resolution, die sich an den Reichskanzler richtete und sieben Forderungen, bis hin zur Auflösung des Preußischen Abgeordnetenhauses und Neuwahlen, enthielt.
Der Streik breitete sich sofort im ganzen Reich aus. Er brach aber aus mehreren Gründen schnell zusammen. Erstens drohte den Streikenden die Einberufung, wenn sie länger als 48 Stunden nicht zur Arbeit erschienen. Zweitens wurde der Streik von den Mehrheitssozialdemokraten (MSPD)[Anmerkung 1] und den Gewerkschaften nicht unterstützt, so dass es auch keine Streikgelder gab. Und drittens zeigte die Regierung sich unnachgiebig gegenüber den Forderungen der Streikenden.
Bereits am 2. Februar wurden von einem Kriegsgericht in Kiel 18 Personen als Rädelsführer der Streiks zum Teil zu hohen Haftstrafen (Theil und Strunk, beide USPD, 2 bzw. 1 1/2 Jahre) verurteilt. Glimpflicher ging es für den Maschinenbauer Lothar Popp (ebenfalls USPD)[2] aus. Er hatte bereits am 27. Januar auf dem Wilhelmplatz die Bildung des ersten Kieler Arbeiterrats betrieben und war dort zu dessen Vorsitzenden gewählt worden. Das Kriegsgericht verurteilte ihn nach der ersten Sitzung des Arbeiterrates zu zwei Monaten Gefängnis für das Abhalten einer verbotenen Versammlung. Im November 1918 war Lothar Popp dann eine der führenden Personen beim Kieler Matrosenaufstand, der das Startsignal für das Ende der deutschen Monarchie und des Ersten Weltkrieges bildete.
Bedeutung der Januarstreiks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Im Verlauf des Ersten Weltkrieges hatte es bereits zweimal große Massenstreiks gegeben: Im Juni 1916 hatte sich der Liebknechtstreik gegen die Verhaftung des Sozialisten und Kriegsgegners Karl Liebknecht gerichtet. Er blieb weitgehend auf Berlin beschränkt. 1917 folgte der Aprilstreik (auch Brotstreik), der sich überregional ausbreitete und sich gegen die unzureichende Lebensmittelversorgung richtete.
Die Januarstreiks 1918 gingen insofern wesentlich weiter, als dass sie nicht nur reichsweit geschahen, sondern dass auch erstmalig Arbeiterräte gebildet wurden und politische Forderungskataloge präsentiert wurden. Insofern waren sie bereits Vorboten der Novemberrevolution; die Bildung von Arbeiter- und Soldatenräten im November knüpfte unmittelbar an die Erfahrungen aus dem Januar an.
Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Kieler Matrosenaufstand im November 1918
- Metallarbeiterstreik 1956-1957 um Lohnfortzahlung bei Krankheit begann am 24. Oktober 1956 in Kielund entwickelte sich zum längsten Arbeitskampf in Deutschland seit 1905.
Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Wikipedia: „Januarstreik“
- ↑ Wikipedia: „Lothar Popp“