Howaldtswerke Kiel 1838 -1983

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Die Howaldtswerke waren eine Kieler Werft, die mehr als ein Jahrhundert lang zu den führenden Kieler Großschiffswerften gehörte. Sie waren die einzige Kieler Großwerft, die nach dem Zweiten Weltkrieg nicht demontiert wurde und als Reparaturwerft weitergeführt werden durfte.

Howaldtswerke Kiel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bis zum Tode von Georg Howaldt am 10. Mai 1909 hatten die Howaldtswerke Kiel insgesamt 500 schwimmende Einheiten aller Art gebaut und so sich den Ruf einer anpassungsfähigen Universalwerft erworben.

Neben Frachtschiffen mit einer Tragfähigkeit zwischen 2.000 und 11.000 tdw lieferte die Werft schon 1911 das erste deutsche Motorfrachtschiff, die Monte Penedo ab. Der Bau des Polarschiffes Gaus im Jahre 1901 und die Ablieferung des U-Boot-Hebeschiffes „Vulkan“ (1908), dem ersten in Deutschland entstandenen Schiff mit turbo-elektrischem Antrieb bestätigten das Können der Kieler Schiffbauer. Der 1913 gelieferte Petroleum-Tankdampfer „Jupiter“ mit einer Tragfähigkeit von 17.600 Tonnen war schon richtungsweisend für die Entwicklung der Tankerfahrt.

1903 wurde der kleine Kreuzer SMS Undine an die Kaiserliche Marine abgeliefert. Mit diesem Projekt konnte die Kieler Werft sich auch wieder sich an den modernen Kriegsschiffbau anschließen. Weiterhin wurden für die Kaiserliche Marine die Linienschiffe SMS Helgoland (1909), SMS Kaiserin (1911) und SMS Bayern (1916) gebaut. Zudem folgte ab 1917 der Bau der großen Torpedoboote H 145 bis H 147.

Hinsichtlich einer möglichen U-Boot Fertigung wurde nach dem Brandtaucher lediglich 1897 ein zweites Versuchs-U-Boot bei Howaldt gebaut. Bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs waren die Howaldtswerke Kiel nicht mit dem Bau von U-Booten befasst, sondern konzentrierten sich im Kriegsschiffbau auf Überwasserschiffe.

Die Belegschaft wuchs vor dem Ersten Weltkrieg auf über 3000 Mitarbeiter.

Der Beginn[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 1. Oktober 1838 gründeten Johann Schweffel und August Ferdinand Howaldt auf der Rosenwiese gemeinsam die Maschinenfabrik und Eisengießerei Schweffel & Howaldt. Dieser Tag wird allgemein als Gründung des Unternehmens angesehen, auch wenn sich zwischenzeitlich die Rechtsform des Unternehmens mehrfach geändert hat. Der Name Howaldt sollte über Jahrzehnte einen besonderen Stellenwert im nationalen und internationalen Schiffbau haben.

In Kiel wurde die Vorwärts (93 BRT), 1865 von Georg Howaldt auf seiner Werft in Kiel Ellerbek, dem ehemaligen Marineplatz als erstes eisernes Schiff erbaut. Der Eigner der Vorwärts, der Kieler Reeder Christian Ahrens, setzte das Schiff ab 1866 zwischen Kiel und Kappeln ein. Georg Howaldt ein Sohn von Ferdinand August Howaldt, dem Mitbegründer der Firma Schweffel und Howaldt, musste 1868 seinen Betrieb räumen, weil der Preußische Fiskus diesen Bauplatz für den Ausbau der späteren Kaiserlichen Werft beanspruchte.

1876 gründete dann Georg Howaldt am nördlichen Ufer der Schwentine in Dietrichsdorf erneut eine eigene Werft, die Georg Howaldt, Kieler Schiffswerft. Die Schiffswerft arbeitete sehr erfolgreich. Maschinen und Zubehör für die Schiffsneubauten bezog die Werft von der Maschinenfabrik Gebrüder Howaldt. Auch die Fertigungsstätten der Maschinenfabrik Gebrüder Howaldt auf dem Westufer erwiesen sich bald als zu klein. Daher fasste man den Entschluss den Betrieb ebenfalls an das Ufer der Schwentine zu verlegen.

Am 4. Mai 1889 schlossen sich dann die Maschinenfabrik Gebrüder Howaldt und die Georg Howaldt, Kieler Schiffswerft zu einer gemeinsamen Aktien Gesellschaft, der Howaldtswerke zusammen. Firmensitz blieb das Gelände in Dietrichsdorf.

Zeittafel:[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1884
    • Gebrüder Howaldt gründen die Schwentine-Dock-Gesellschaft
    • Georg Howaldt gründet die „Kieler-Dampfer-Compagnie“
  • 1885 - Georg Howaldt gründet die „Friesische Dampfschiffahrtsgesellschaft“
  • 1889 - Bernhard Howaldt (1850-1908) scheidet aus dem Unternehmen aus
  • 1893 - die Howaldtswerke beteiligen sich an einer Werft in Fiume, die Beteiligung wird 1903 beendet
  • 1900 - am 17. Mai stirbt Hermann Howaldt, Georg Howaldt und sein Sohn Georg übernehmen den Betrieb
  • 1908 - die Turbinenbau Firma Brown, Boverie & Cie. beteiligen sich finanziell an den Howaldtswerken
  • 1909
    •  das Kapital der AG auf Veranlassung der BBC neu organisiert
    •  mehrere Mitglieder der Familie Howaldt scheiden daraufhin aus dem Unternehmen aus
    • am 10. Mai 1909 stirbt Georg Howaldt. Georg Howaldt jun. übernimmt die Leitung des Betriebes
  • 1910 - Georg Howaldt jun. scheidet aus dem Unternehmen aus
  • 1911
    • die Stahl- und Walzwerke Rendsburg AG geraten in Konkurs, die KHW waren an dem Werk finanziell beteiligt
    •  Howaldt erwirbt im Rahmen der Zwangsversteigerung das Werk für sich
    •  am 29. April wird die Eisenhütte Holstein AG in Audorf eröffnet
  • 1921 - Die Anteile der KHW an der Eisenhütte Holstein werden an die Rombacher Hüttenwerke veräußert
  • 1924 - die BBC verkauft ihre Aktienmehrheit an den Howaldtswerken an die Rombacher Hüttenwerke
  • 1926
    • Die Rombacher Hüttenwerke beschließen die Liquidation der Howaldtswerke
    •  Heinrich Diederichsen (Kiel) erwirbt das Aktienkapital der Schwentine-Dock-Gesellschaft für 200.000.-RM
    • Die Howaldtswerke wurden als „Dietrichsdorfer Werft“ liquidiert
    •  Die Schwentine-Dock-Gesellschaft kauft am 15. September für 1.750.000.-RM die Werft
    •  Diederichsen ist jetzt der Eigentümer der Werft inkl. dem Grundbesitz und der Werkswohnungen
    •  Neuer Name der Werft: „Howaldtswerke Aktiengesellschaft“
  • 1929
    • Am 1. Januar übernimmt die Howaldtswerke AG die Hamburger Schiffswerft Janssen & Schmilinsky
    • Neuer Name: Howaldtswerke AG, Kiel, Abteilung vormals Janssen & Schmilinsky
  • 1930
    • Am 1. Januar erfolgt die Übernahme der „Deutschen Schiff- und Maschinenbau AG, Werk Hamburger Vulcan
    • Neuer Name: Howaldtswerke AG, Kiel, Abteilung vormals Vulcan
  • 1931
    •  Stilllegung der Werft Tollerort (vormals Janssen & Schmilinsky)
    •  Neuer Firmenname: „Howaldtswerke Aktiengesellschaft Kiel und Hamburg
  • 1937 - Am 1. April verkauft Diedrichsen die Kieler Werft an die „Deutsche Werke Kiel AG“
  • 1939 - 1. April Zusammenlegung der alten KHW mit der Kieler Nordwerft zur Kriegsmarinewerft Kiel
  • 1943 - 1. Juli Rückkauf der Kieler Werft. Neuer Name; Howaldtswerke Aktiengesellschaft Werk Kiel
  • 1952 - 1. September Gründung der „Kieler Hütte AG“
  • 1953
    •  29. Januar die „Kieler Hütte AG“ kauft das Kieler Werk und fusioniert.
    • Neuer Name: Kieler Howaldtswerke Aktiengesellschaft
    • Umbenennung der Hamburger Werft in Howaldtswerke Hamburg AG
  • 1955 - Übernahme der Deutschen Werke Kiel AG durch die Kieler Howaldtswerke AG
  • 1956 - Übernahme der „Stahlbau Kiel GmbH & Co. KG“ durch die Kieler Howaldtswerke AG

Das Ende[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Veränderungen im internationalen Schiffbau führten ab 1964 / 1965 dazu das die Kieler Howaldtswerke AG nicht mehr kostendeckend fertigen konnten. 1967 waren auch die Rückstellungen aus den Vorjahren aufgebraucht. Der Gedanke einer Fusion mit anderen Werften wurde von Adolf Westphal mit Nachdruck angestrebt. Bereits Mitte Mai 1966 hatten die Aktionäre der Deutschen Werft AG (Gutehoffnungshütte / AEG) und die bundeseigene Salzgitter AG als Eigentümer der Howaldtswerke Kiel AG und der Howaldtswerke Hamburg AG einen Vorvertrag zur Fusion der drei Werften geschlossen.

Im September 1967 wurde dann eine Betriebsführungsgesellschaft gegründet die sämtliche Werftanlagen des geplanten Verbundes pachtete und sie einheitlich führte. Am 21.12.1967 erfolgte dann die Fusion der drei bereits genannten Werften zur

Howaldtswerke - Deutsche Werft Aktiengesellschaft Hamburg und Kiel

Bis 1970 wurde der neue Werftenverbund mit Sitz in Kiel und Hamburg von Adolf Westphal geführt. 1972 beteiligte sich dann auch noch das Land Schleswig-Holstein mit 25 % an dem Werftenverbund.

Im Jahre 1983 wurde das Werftgelände in Dietrichsdorf stillgelegt und 1985 geräumt. Die Stadt Kiel kaufte das Gelände am 17.12.1984.

Schweffel & Howaldt 1838 - 1879[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahre 1825 pachtete der Kieler Kaufmann Johann Schweffel einen Schiffbauplatz auf der Rosenwiese südlich der Altstadt an der heutigen Kaistraße (Höhe Neues Rathaus). Schweffel war auch zugleich Schiffseigner und besaß drei eigene Schiffe, die Bark Bürgermeister Jensen, die Brigg Caroline und den Raddampfer Loeven.

Am 3. Oktober 1838 gründeten Johann Schweffel und August Ferdinand Howaldt auf dem gepachteten Schiffbauplatz gemeinsam die Maschinenbau und Eisengießerei Schweffel & Howaldt. Hier sollten Kessel, Dampföfen sowie Maschinen für die Landwirtschaft in Schleswig und Holstein hergestellt werden.

Während des ersten deutsch dänischen Krieges im Jahre 1848 lieferte, Schweffel & Howaldt für zwei Kanonenruderboote der schleswig-holsteinischen Marine große Kanonen und 3000 Granaten. Für das vom Schiffbaumeister Hilbert erbaute Dampfkanonenboot „Von der Tann“ der schleswig-holsteinischen Marine lieferte Schweffel & Howaldt die Kessel- und Maschinenanlage. Nach erfolgreicher Erprobung des Dampfkanonenbootes „Von der Tann“ konnte Schweffel & Howaldt noch für drei weitere Kanonenruderboote die Bewaffnung und Munition liefern.

Im Jahre 1850 erbauten Schweffel & Howaldt das erste deutsche U-Boot und Eisenschiff, den Brandtaucher von Wilhelm Bauer. Der Bauauftrag wurde nach Kiel vergeben, da im schleswig-holsteinischen Krieg die Dänen dem ursprünglich geplanten Bauort Rendsburg bereits zu nahegekommen waren. Die Ablieferung des Brandtauchers wird allgemein als der Beginn des eisernen Schiffbaus in Deutschland bezeichnet.

1853 wurde die Gießerei der Firma an den kleinen Kiel (Muhliusstraße) verlegt. Hauptbetätigungsfeld auf der Rosenwiese war jedoch weiterhin der Bau von Dampfmaschinen, gelegentlich wurden aber auch kleine Schiffe gebaut, 1860 das Bugsierschiff Kiel und 1864 das Bugsierschiff Schwentine.

1854 erfolgte die Übergabe der Geschäftsführung von Johann Schweffel an seinen Sohn Johann Schweffel jun. Beide, August Ferdinand Howaldt und Johann Schweffel jun., leiteten jetzt gemeinsam das Unternehmen. Seinen Anteil an der Geschäftsleitung von Schweffel & Howaldt übergibt 1876 August Ferdinand Howaldt an seine drei Söhne Georg, Bernhard und Herrmann. Die drei Brüder und Johann Schweffel jun. leiten jetzt gemeinsam das Unternehmen. Aber bereits 1879 scheidet auch Johann Schweffel jun. aus dem gemeinsamen Unternehmen aus. Die drei Brüder Howaldt führen fortan das Unternehmen allein als Maschinenfabrik Gebrüder Howaldt weiter.

Hinweis:

August Ferdinand Howaldt wird bereits 1867 Aktionär der Norddeutschen Schiffbau AG. in Kiel Gaarden. Zeitweise war er auch Mitglied des Verwaltungsrates. 1878 beteiligte sich August Ferdinand Howaldt an dem Versuch, einen drohenden Konkurs der Norddeutschen Schiffbau AG mittels einer außergerichtlichen Liquidation abzuwenden. Die Zahlungsunfähigkeit war nicht mehr abzuwenden und die Werft meldete im Frühjahr 1879 Konkurs an. August Ferdinand Howaldt verlor erhebliche Kapitaleinlagen.

Georg Howaldt, Kieler Schiffswerft 1865 - 1868[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der älteste Sohn von August Ferdinand Howaldt, Georg Howaldt, machte sich nach Ausbildung, Studium und praktischer Tätigkeit in Hamburg 1865 selbstständig und begann in Ellerbek mit dem Schiffbau. Er mietete das Grundstück von Wilhelm Ahlmann und gründete im Sommer 1865 seine erste Werft. Das Werftgelände war ursprünglich 1849 für die schleswig-holsteinische Marine gedacht. Noch im gleichen Jahr lief der erste Neubau, die Vorwärts für den Reeder Christian Ahrens vom Stapel. Das gemietete Werftgelände wurde aber für den Aufbau und Ausbau der Königlichen Werft in Ellerbek benötigt. Insgesamt wurden sieben kleinere Schiffe auf dem Werftgelände in Kiel-Ellerbek gebaut. Georg Howaldt musste 1868 das Werftgelände endgültig räumen.

Hinweis

Im November 1849 kaufte während des Freiheitskrieges die schleswig-holsteinische Marinekommission in Ellerbek ein Grundstück für eine Schiffswerft (Marineplatz). Auf der Werft wurden für die schleswig-holsteinische Marine Ruderkanonenboote gebaut. Das Grundstück der ehemaligen Schleswig-Holsteinischen Marinewerft auf dem Ostufer bei Ellerbek wurde 1861 von der Stadt Kiel an Wilhelm Ahlmann verkauft.

Hinweis:

Georg Howaldt wird im Mai 1867 Direktor der neugegründeten Norddeutschen Schiffbau AG in Kiel Gaarden. Unter seiner Leitung entsteht eine moderne Eisenschiffswerft. Das Unternehmen lieferte insgesamt 81 Neubauten ab bevor 1879 Konkurs angemeldet wurde Georg Howaldt gibt zum Jahresende 1875 die Leitung der Norddeutschen Schiffbau AG ab. 1879 meldete die Werft Konkurs dann an.

Im Jahre 1876 eröffnet Georg Howaldt in Kiel Dietrichsdorf an der Mündung der Schwentine die „Kieler Schiffswerft Georg Howaldt“. Innerhalb von drei Jahren lieferte die neue Werft 25 Neubauten ab. Sämtliche Maschinen und Kessel für die Werft wurden von Schweffel & Howaldt / Gebrüder Howaldt geliefert.

Georg Howaldt, Kieler Schiffswerft 1876 - 1889[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 1. Oktober 1876 gründete Georg Howaldt in Dietrichsdorf an der Schwentine auf einem 440 qm großen Grundstück (ehemaliger Eigentümer Reuter & Ihms) die Kieler Schiffswerft mit zunächst 95 Arbeitern. Der neue Betrieb expandierte schnell; 1883 waren bereits 1195 Arbeiter auf einem nun 6600 qm großen Areal tätig.

Hinweis

Der Schiffbaumeister Rudolf Reuter (1834 – 1871) leitete zusammen mit den Schiffbaumeistern Gebrüder Ihms die Werft Reuter & Ihms am Seegarten. Gleichzeitig erwarb er aber nördlich der Mündung der Schwentine noch ein Gelände für eine mögliche Betriebserweiterung für den Eisenschiffbau. Rudolf Reuter verunglückte aber noch vor Ausführung seiner Pläne 1871 bei einem Bootsunfall. Das von ihm erworbenen Gelände an der Schwentine wurde von Georg Howaldt übernommen und dieser gründete dann 1876 dort seine neue Schiffswerft.

Bis 1882 hatte die Werft schon 75 Neubauten mit einer Tragfähigkeit von 12.723RT abgeliefert. Am 14. August 1883 feierte die Werft bereits den hundertsten Stapellauf. Es war der Frachtdampfer „Emma“ für die Reederei Sartori & Berger. Zur Probefahrt am 12 September 1883 erschien als Gast auch Johannes Schweffel. Auf der ersten Reise nach Libau strandete die „Emma“, konnte aber auf der Bauwerft wieder instandgesetzt werden.

Die Werft expandierte weiter. Sie umfasste insgesamt fünf Helgen. Eine eigene Gesellschaft, die „Swentine-Dock-Gesellschaft“ wurde 1884 zum Betrieb eines, auf eigene Rechnung gebauten Schwimmdocks gegründet, um auch umfangreiche Schiffsreparaturen durchführen zu können. (siehe auch Maschinenfabrik Gebrüder Howaldt)

1884 gründete Georg Howaldt die „Kieler-Dampfer-Compagnie“. Ziel dieser Gesellschaft war der Betrieb von zwei Frachtdampfern „Arnold“ und „Kiel“. Die Arnold war ein Neubauauftrag von einer Stettiner Reederei die Konkurs anmelden musste. Howaldt baute diesen Frachtdampfer fertig und erbaute dann auch auf eigene Rechnung den Frachtdampfer „Kiel“. Beide Neubauten wurden der neu gegründeten Reederei angegliedert.

Hinweis

Von der Georg Howaldt Kieler Schiffswerft und der Maschinenfabrik Gebrüder Howaldt steht heute nur noch die 1884 durch den Kieler Architekten Heinrich Moldenschardt, errichtete „Alte Metallgießerei“.

Nach einer kurzfristigen Schiffbaukrise ab 1886 konnte sowohl die Kieler Schiffswerft und die Maschinenfabrik ab 1887 wieder einen steigenden Auftragseingang verbuchen. An dem zu erwartenden Aufschwung wollten auch die Arbeiter beider Betriebe ihren Anteil haben. Im März 1888 kam es zu einem Streik, der dann nach sieben Wochen aber ergebnislos abgebrochen wurde.

Ab dem Spätsommer 1888 verschlechterte sich das Verhältnis zwischen den Brüdern Georg und Bernhard Howaldt deutlich. Bernhard Howaldt schied aus der Betriebsleitung der Maschinenfabrik Gebrüder Howaldt aus.

Das Ausscheiden von Bernhard Howaldt machte den Weg für einen Zusammenschluss der beiden Betriebe Gebrüder Howaldt, Maschinenfabrik und Georg Howaldt, Kieler Schiffswerft frei. Ab dem 22. Juni 1889 vereinten sich beide Firma zu einer gemeinsamen Aktiengesellschaft. Diese Gesellschaft wurde als Howaldtswerke ins Handelsregister eingetragen. Firmensitz war das Gelände in Dietrichsdorf an der Mündung der Schwentine auf dem bis 1983 Schiffbau betrieben wurde. Bis zur Jahrhundertwende konnten die Howaldtswerke bereits 390 Neubauten abliefern.

Maschinenfabrik Gebrüder Howaldt 1879 - 1889[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die von Georg Howaldt 1876 an der Mündung der Schwentine gegründete Kieler Schiffswerft expandierte sehr schnell. Sämtliche Maschinen und Zubehör für die Schiffsneubauten bezog die Werft von der Maschinenfabrik Gebrüder Howaldt. Die Werkstätten auf der Rosenwiese und die Gießerei am kleinen Kiel erwiesen sich bald als zu klein.

Daher fasste man den Entschluss neben dem Gelände der Kieler Schiffswerft zwischen 1880 und 1884 eine neue Maschinenfabrik zu errichten. Die Brüder Howaldt erwarben zusätzlich insgesamt 144.248qm Grundstücksfläche, wobei aber lediglich 32.762qm für die neuen Betriebsstätten vorgesehen waren. Die restlichen Grundstücksflächen dienten der Errichtung von neuen Arbeitersiedlungen (Ortsteil neu Dietrichsdorf).

Bereits im Herbst 1881 verlegte man die Kesselschmiede nach Dietrichsdorf. Es folgten Maschinenbauhalle und Eisengießerei. Im Mai 1883 nahm dann die neue Maschinenfabrik ihren Betrieb auf. Als letztes nahm 1884 die noch heute existente Metallgießerei den Betrieb auf.

Um auch Neubauten in einem Dock untersuchen zu können und um Reparaturen auch am Unterwasserschiff ausführen zu können bauten die Maschinenfabrik Gebrüder Howaldt und die Kieler Schiffswerft Georg Howaldt auf gemeinschaftliche Rechnung ein Schwimmdock. Für den Dockbetrieb gründete man gemeinsam 1884 eine eigenständige Aktiengesellschaft, die „Swentine-Dock-Gesellschaft“.

Hinweis

Am 22. Juni 1889 wurden die Maschinenfabrik Gebrüder Howaldt und die Kieler Schiffswerft von Georg Howaldt zu einer gemeinsamen Aktien Gesellschaft zusammengefasst und als Howaldtswerke in das Handelsregister eingetragen. Firmensitz blieb das Gelände in Dietrichsdorf.

Howaldtswerke (1889 bis 1926)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Brüder Georg und Herrmann Howaldt übernahmen als Vorstandsmitglieder die Leitung der neuen Aktiengesellschaft. Der Aufsichtsrat wurde von Konsul F. Mohr, Kiel geleitet. Weitere Mitglieder waren Justizrat Henrich Meyer, Kiel und Carl Diederichsen, Hamburg. Das Grundkapital der Gesellschaft betrug 2 Millionen Mark, aber bereits 1898 verdoppelte sich das Aktienkapital auf 4 Millionen Mark. Die Durchführung der anstehenden organisatorischen Veränderungen übernahm auf Wunsch der beiden Vorstandsmitglieder ab dem 1. Oktober 1889 Friedrich Gottlieb Urlaub. Als Prokurist, Vorstands- und Aufsichtsratsmitglied blieb Urlaub fast ein halbes Jahrhundert der Werft, auch in schwierigen Zeiten der Werft treu verbunden.

Die Howaldtswerke hatten anfänglich mit einer Vielzahl von Schwierigkeiten zu kämpfen. Eine längere Krise auf dem Frachtenmarkt hatte einen Mangel an Neubauaufträgen zur Folge. Die zu erzielenden Schiffspreise lagen unter den Selbstkosten. Verspätete Materiallieferungen, soziale Unruhen und Arbeitskräftemangel machten es den Howaldtswerken auch nicht gerade leichter.

Wurden im Geschäftsjahr 1894/95 noch Schiffe im Wert von 1,9 Millionen Mark abgeliefert verringerte sich der Umsatz im folgenden Geschäftsjahr auf 1,4 Millionen Mark. Auch der Umsatz von Schiffsausrüstung verringerte sich im Geschäftsjahr um ca. 30 % auf 688 Tausend Mark. Trotz aller Schwierigkeiten verstanden es die Howaldtswerke bis zum Geschäftsjahr 1903/04 schwarze Zahlen auszuweisen.

Ab 1893 beteiligten sich die Howaldtswerke an einer Werft an der Adria in Fiume (Rijeka). Für diese Werft war auch Bernhard Howaldt tätig. Da der geschäftliche Erfolg zu wünschen übrig ließ zogen sich die Howaldtswerke bereits wieder 1903 zurück.

Zur Sicherstellung von Materiallieferungen (Schiffbaubleche) beteiligte sich das Unternehmen im Jahre 1900 an dem Stahl- u. Walzwerk Rendsburg. 1911 ging das Rendsburger Werk in Konkurs und wurde von den Howaldtswerken als Eisenhütte Holstein AG mit einer Beteilung aufgefangen. Die Beteiligung der Howaldtswerke endete 1920/21.

Wiederum musste aber die Werft für den Bau größerer Neubauten dringend ausgebaut und modernisiert werden. Ab 1889 wurden immer wieder neben kleineren Investitionen an den Fertigungsstätten auch das Firmengelände vergrößert. So umfasste im Geschäftsjahr 1892/93 das Werftgelände schon bereits 4000qm. Ab 1895 begann man, nach dem zusätzliche Grundstücke erworben wurden, wegen der veränderten Schiffsgrößen dann mit einem totalen Werftausbau. Letztlich reichte das Werftgelände an der Kieler Förde in Richtung Mönkeberg bis an das Munitionsdepot. Im März 1896 wurde zur Finanzierung der geplanten Werfterweiterung eine Kapitalerhöhung vorgenommen.

Ausbau neuer Fertigungsanlagen

Die existierenden, an der Schwentine gelegenen Helgen ließen nur maximale Schiffslängen von 100m zu. Am Ufer der Kieler Förde entstanden daher zusätzlich 4 größere Helgen. Zusätzlich wurden 3 Helgen mit noch größeren Dimensionen bereits geplant. Der erste von den zusätzlichen Helgen wurde bereits 1895/96 fertig. Auf den neuen Helgen liefen die Schiffe in Richtung Norden in die Kieler Förde vom Stapel. Im Jahr 1900 waren die 4 Helgen bereits fertiggestellt und erlaubten den Bau von Schiffen mit einer maximalen Länge von 230m.Für diese Investition war eine Summe von 1,6 Millionen Mark erforderlich. Für den Bau von großen Überwasserschiffen für die kaiserliche Marine wurden 1909 die neuen Helgen mit einem Helgengerüst mit einer Kranlänge von 175m ausgestattet. Der Ausrüstungskai wurde 1902 mit einem 150t tragenden Drehkran ausgestattet. Dieser Kran war auf der Weltausstellung von Paris eine Sensation und lange ein Wahrzeichen der Howaldtswerke.

Ab 1908 beteiligt sich dann die Turbinenbau-Firma Brown, Boverie & Cie. finanziell an den Howaldtswerken. Auf Veranlassung des neuen Anteilseigners wird 1909 das Kapital der Aktiengesellschaft neu organisiert. Diese neue Strukturierung führt dazu, dass mehrere Mitglieder der Familie Howaldt aus dem Unternehmen ausscheiden.

Nach dem Tode seines jüngsten Bruders Herrmann am 17. Mai 1900 übernehmen Georg Howaldt und sein 1870 geborener Sohn Georg die Leitung des Unternehmens.

Am 10. Mai 1909 verstarb Georg Howaldt. Georg Howaldt jun. übernimmt die Leitung des Betriebes und scheidet aber schon 1910 aus dem Unternehmen aus. Die Lage für die Schifffahrt und somit auch für den Schiffbau waren trostlos. Nennenswerte Aufträge konnten nicht akquiriert werden, so dass der Bau von Schiffen für die Kaiserliche Marine die Fortführung der Howaldtswerke sicherte. Der Bau und die Ablieferung des Linienschiffes SMS Helgoland (Bau Nr. 500, Ablieferung 1911) und eines 40.000t Schwimmdock (Bau Nr. 520, Ablieferung 1909) wurde daher als großer Erfolg für die Werft angesehen.

Die Stahl- und Walzwerke Rendsburg AG gerieten 1911 in Konkurs. Die Howaldtswerke waren über Kapitalanteile und über eine Bürgschaft an der Aktiengesellschaft beteiligt. Daher erwarben im Rahmen der Zwangsversteigerung die Howaldtswerke das Werk für sich. Am 29. April 1911 wird das Stahlwerk als „Eisenhütte Holstein AG in Audorf neu eröffnet.

Am 11. November 1911 erfolgte in Anwesenheit des Kaisers und Familie der Stapellauf des Linienschiffes SMS Kaiserin (Bau Nr. 530, Ablieferung 1913) für die Kaiserliche Marine. Ab 1913 erfolgte dann der Bau des kleinen Kreuzers SMS Rostock (Bau Nr. 560, Ablieferung 1914).

Hinweis

Bei den genannten Neubauten für die Kaiserliche Marine Bau Nr. 500, Bau Nr. 520, Bau Nr. 530 und Bau Nr. 560 waren die für diese Bauten erzielten Preise nicht ausreichend und es ergaben sich beträchtliche Fehlbeträge. Zudem waren während der Garantiezeit Arbeiten vorzunehmen, für die aber keine Rücklagen vorhanden waren.

Der Auftragseingang verbesserte sich ab 1911 spürbar und die Erholung setzte sich auch 1912 fort. Eine Erhöhung der Betriebsmittel wurde dringend erforderlich. Der Nachfolger von Georg Howaldt, Carl Poeschmann forderte eine grundlegende Sanierung der Werft, um das Überleben der Werft zu gewährleisten. Trotz der schwierigen finanziellen Lage des Unternehmens konnten notwendige Maßnahmen über einen Sonderkredit finanziert werden.

Hinweis

Von der Kaiserlichen Marine wurde weitere Aufträge an die Howaldtswerke Kiel vergeben. Nachfolgend eine Auflistung der noch vor Kriegsende realisierten Aufträge:

SMS Bayern                           Linienschiff             Bau Nr. 590            Ablieferung 1916

SMS Nürnberg                       Kl. Kreuzer              Bau Nr. 595            Ablieferung 1917

40.000t Schwimmdock                                          Bau Nr. 600            Ablieferung 1916

SMS Dresden (II)                   Kl. Kreuzer              Bau Nr. 601            Ablieferung 1918

SMS H145                              Torpedoboot           Bau Nr. 607            Ablieferung 1918

SMS H146                              Torpedoboot           Bau Nr. 608            Ablieferung 1918

SMS H147                              Torpedoboot           Bau Nr. 609            Ablieferung 1918

Hinweis

Nachfolgend sind Tankdampfer aufgelistet, die noch vor Kriegsbeginn 1914 an die Eigner abgeliefert wurden. Sie zeigen das die Howaldtswerke Kiel schon vor 1914 eine führende Qualifikation im Bau von seegehenden Tankdampfern vorweisen konnte.

TD Sioux                                                7.581t      Bau Nr. 561            Ablieferung 1912

TD Mohawk                                           7.581t      Bau Nr. 562            Ablieferung 1912

TD Tecumseh                                        7.581t      Bau Nr. 563            Ablieferung 1912

TD Kiowa                                             7.581t      Bau Nr. 564            Ablieferung 1912

TD Mohican                                         7.581t      Bau Nr. 580            Ablieferung 1912

TD Leda                                               11.389t    Bau Nr. 581            Ablieferung 1912

TD Jupiter (II)                                      17.610t    Bau Nr. 582            Ablieferung 1913

TD Pechelbronn                                    7.602t      Bau Nr. 584            Ablieferung 1912

Ab 1914 herrschte auf der Werft Vollbeschäftigung. Entsprechende Neubauaufträge garantierten auch die Auslastung für die nächsten Jahre. Während des Krieges war die Werft ausschließlich für die Kaiserliche Marine tätig. Mit der Fertigstellung der Torpedoboote H 145 / H 146 und H 147 errangen die Kieler Howaldtswerke noch einen beachtlichen technischen Erfolg. Nach Kriegsende wurden alle Aufträge der Kaiserlichen Marine storniert. In der Nachkriegszeit zwischen 1920 und 1924 wurden für im Bau befindliche Schiffe staatliche Beihilfen zugesichert. Somit fehlte es der Werft nicht an Arbeit und trotz der widrigen Rahmenbedingungen konnten größere Personalreduzierungen vermieden werden und so konnten 1920 dennoch vier Neubauten für deutsche Eigner abgeliefert werden. 1921 konnte die Zahl der abgelieferten Neubauten auf insgesamt sieben gesteigert werden, darunter erneut zwei Tankdampfer für die BAPIG in Danzig. Die Ablieferung zweier Kombischiffe (Fracht u. Passagiere) für die Hamburg Süd im Jahr 1922 ist hier erwähnenswert, insgesamt wurden 1922 sechs Schiffe an die Eigner übergeben.

Hinweis

Die Howaldtswerke verkaufen ihre Anteile an der Eisenhütte Holstein AG in Audorf an die Rombacher Hüttenwerke in Koblenz.

1923 konnten dann erneut 8 Neubauten ausgeliefert werden, hier sind erneut ein Motortanker für die DAPG in Hamburg und zwei Kombischiffe für die HAPAG zu erwähnen. Nach 1923 veränderte sich die Auslastung der Werft dramatisch und die Anzahl der Mitarbeiter musste daher drastisch reduziert werden.

Hinweis

Zwischenzeitlich gab es in der Handelsschifffahrt auch hinsichtlich der Antriebstechnik bemerkenswerte Änderungen. Die Großkolbendampfmaschinen wurden Dampfturbinen langsam abgelöst. Auch wurde die Betriebssicherheit des Dieselmotors ständig verbessert. Der Konkurrenzkampf zwischen Turbine und Dieselmotor hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit war eröffnet.

1924 verkauften Brown, Boverie & Cie. Ebenfalls ihre Aktienmehrheit an die Rombacher Hüttenwerke in Koblenz.

Die Werft hatte 1924 einen Auftrag über die Lieferung von fünf 12.000t Tankschiffen (Bau Nr. 663, 664, 673, 674 u. 675) für die DAPG in Hamburg zu Festpreisen übernommen. Der Auftrag bedeutete zum 30. September 1925 einen finanziellen Verlust von rund 3,7 Mill. Mark. Die Rombacher Hüttenwerke als Großaktionär der Werft mussten die Erfüllungsgarantie übernehmen, kamen aber dadurch, genau wie die Howaldtswerke in existenzielle Schwierigkeiten.

Der letzte Tanker für die DAPG wurde im Juli 1926 abgeliefert und neue Aufträge waren nicht in Sicht. Am 15. September 1926 beschloss eine außerordentliche Generalversammlung die Liquidation der Howaldtswerke AG. Aus organisatorischen Gründen wurde das Unternehmen in Dietrichsdorfer Werft AG umbenannt.

Die Howaldtswerke Aktiengesellschaft 1926 - 1937[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Kieler Kaufmann und Reeder, Heinrich Diederichsen der auch mit der Familie Howaldt verwandtschaftlich verbunden war, entschloss sich zu einer Übernahme der Werft. Zunächst erwarb ein von ihm geführtes Konsortium die zum Verkauf stehende Schwentine-Dock-Gesellschaft. Die Schwentine-Dock-Gesellschaft erwarb dann die rückwirkend zum 1. September 1926 Dietrichsdorfer Werft AG und ihre Anlagen. Die Firma wurde neu organisiert und erhielt den Namen „Howaldtswerke Aktiengesellschaft“.

Hinweis

Die Howaldtswerke AG kauften im Januar 1929 in Hamburger die Schiffswerft & Maschinenfabrik (vormals Janssen & Schmilinsky). Im März wurde das Unternehmen in Howaldtswerke Hamburg umbenannt. Zum 1. Januar 1930 ging die ehemalige Hamburger Vulcan-Werft dann ebenfalls in den Besitz der Howaldtswerke AG über und wurde mit den Howaldtswerken Hamburg vereinigt. Leiter der Hamburger Werft wurde der Marinebaurat a. D. Hermann Paech. Der Werftbetrieb Tollerort (vormals Janssen & Schmilinsky) wurde stillgelegt.

1930 gab es kaum noch Neubauaufträge, Reparaturen wurden selten ausgeführt, ganze Flotten wurden aufgelegt und der Frachtenmarkt fiel ins Bodenlose. Trotz aller wirtschaftlichen Umstände konnte die Howaldtswerke AG in Kiel den Frachter Neumark (Bau Nr. 695), zwei Frachtdampfer (Bau Nr. 691, 692) und vier Fischereifahrzeuge für die UDSSR (Bau Nr. 699, 700, 701, 702 u. 703) abliefern.

1931 wurde lediglich ein Neubau (Circe Shell) in Hamburg abgeliefert. 1932 erreichte die Zahl der Beschäftigten einen historischen Tiefstand. Die Werft dümpelte vor sich hin. Erst 1934 erhielten, bei einer sich belebenden Konjunktur, auch die Howaldtswerke wieder neue Aufträge. Während der Kieler Betrieb nur kleinere Fahrzeuge abliefern konnte, lieferte der Hamburger Betrieb das Seebäderschiff MS Königin Luise an die HAPAG ab.

1935 lieferte die Kieler Werft dann an den Reeder A. C. Hansen die beiden Fahrgastschiffe Ludwig (Bau Nr. 734) und Anna (Bau Nr. 735) ab. Mit diesen beiden Neubauten begann die Modernisierung der Blauen Dampfer Linie in Kiel. Weiterhin lieferte man im gleichen Jahr den Tanker Andino (Bau Nr. 743) an seine britischen Eigner ab. Für die Weiterentwicklung des Motorenbaus in Kiel war die Ablieferung des MT Gadila (Bau Nr. 732) an die hollländischen Eigner von großer Bedeutung. Der in Lizenz der MAN gefertigte Antriebsmotor mit Werkspooraufladung erwies sich als sehr leistungsfähig. Im Jahre 1936 wurde ein weiterer Tanker mit einem solchen Motor ausgerüstet. Der Tanker MT Tricula (Bau Nr. 746) wurde im gleichen Jahr an seine britischen Eigner abgeliefert. Im Jahre 1935 musste der Motorenbau im Werk Kiel entsprechend der neuen Entwicklungen modernisiert werden.

Die Krisenzeiten waren wohl überwunden, da verkaufte Heinrich Diederichsen auf Veranlassung des Reiches seinen Aktienbesitz an der Howaldtswerke AG an die „Deutsche Werke Kiel AG“. Die Deutsche Werke Kiel AG war Teil der „Deutschen Werke AG Berlin“. Sie betrieb gemäß Reichstagsbeschluss vom 1. Februar 1925 die Reichswerft (ehemalige Kaiserliche Werft) und die Friedrichsorter Torpedowerkstatt. Die Deutsche Werke AG Kiel war mit einem Aktienkapital von 11 Millionen Reichsmark ausgestattet und hatte ihren Sitz in Kiel. Sowohl das Hamburger wie auch das Kieler Werk der Howaldtswerke AG gingen somit in unmittelbaren Reichsbesitz über.

Die Kriegsmarine strebte eine Nutzung der Howaldtswerke Kiel als Bauwerft für eine geplante Kriegsmarinewerft an. Diese Kriegsmarinewerft sollte durch einen Zusammenschluss der Howaldtswerke und dem Marinearsenal entstehen. So verkaufte die Deutsche Werke Kiel AG zum 1. April 1939 das Kieler Werk an die Kriegsmarine. Gleichzeitig wurde der Hauptsitz der Howaldtswerke nach Hamburg verlegt. An dem Hamburger Standort hatte die Kriegsmarine kein Interesse. Das Werk Dietrichsdorf sollte von der Kriegsmarine für den Bau und die Reparatur von U-Booten genutzt werden.

Die Howaldtswerke Kiel im Dienst der maritimen Aufrüstung 1935 - 1945[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach Abschluss des deutsch-britische Flottenabkommens vom Juni 1935 erhöhte sich die Anzahl der Flotteneinheiten erheblich. Letztlich wurde dann auch noch das Flottenabkommen zum 28. April 1939 gekündigt und für die Aufrüstung wurde der Z-Plan der Kriegsmarine richtungsweisend.

Die Deutschen Werke Kiel AG (ehemalige Kaiserliche Werft) als staatseigenes Unternehmen wurde durch den 1936 verkündeten Vierjahresplan zu einem Hauptstandort der deutschen Flottenrüstung. Die Werft musste erneut weiter ausgebaut werden.

Die Kriegsmarinewerft in Kiel, also der Zusammenschluss von Marinearsenal und Howaldtswerke, konnte in wirtschaftlicher Hinsicht aber nicht überzeugen. Daher entschloss sich die Kriegsmarine die Howaldtswerke wieder auszugliedern. Der Rückkauf der Kieler Werft und die erneute Vereinigung mit dem Hamburger Betrieb erfolgte zum 1. Juli 1943. Hamburg blieb Hauptsitz der Howaldtswerke AG. Adolf Westphal übernahm jetzt die kaufmännische Leitung der Kieler Stammwerft. Auf Vorschlag Westphals verständigte man sich auf den Verzicht einer zentralen Steuerung beider Werke aus Hamburg. Sowohl Kiel als auch Hamburg sollten selbstständig geführt werden.

Auch die Kieler Werften waren Ziel der Alliierten Luftangriffe.  Die Situation für die Kieler Werften war 1945 weitaus schlimmer als nach dem Ersten Weltkrieg. Ein Angriff am 11. März 1945 und weitere Angriffe vom 3. bis 15. April 1945 zerstörten das Kieler Werftgelände völlig (ca. 80 % der Gebäude und ca. 60 % der Maschinen waren zerstört oder nicht mehr betriebsfähig, sämtliche Docks gesunken oder so beschädigt, dass eine Reparatur nicht mehr möglich war).


Literaturverzeichnis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

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  • Petersen, Sönke: Arbeiterbewegung Kommune und Howaldtswerke, Berlin (Pro Business) 2016, ISBN 978-3-86460-427-0.
  • Briel, Jutta (Hg.), Koch, Paul: "Besitzergreifung des Kieler Hafens durch die Marine (Koch'sche Denkschrift), Kiel (Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte) 2012 (in: Mitteilungen der Gesellschaft zur Kieler Stadtgeschichte, Band 85, Heft 6, Seite 301-328)
  • Jensen, Jürgen (Hg.), Ostersehlte, Christian: Schiffbau in Kiel - Kleine Werftengeschichte, von den Anfängen bis zur Gegenwart, Husum Husum Druck- und Verlagsgesellschaft mbH u. Co. KG, 2014, ISBN 978-3-89876-727-9 (Sonderveröffentlichung der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte, Band 74)
  • Ostersehlte, Christian: Von HDW zu Howaldt, Hamburg (Koehler) 2004, ISBN 3-7822-0916-8.
  • Radunz, Karl: Kieler Werften im Wandel der Zeiten. Kiel Mitteilungen der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte 1957 Heft 1/2 Seite 171 / 187, 1957.
  • Bock, Bruno: Gebaut bei HDW - 150 Jahre Howaldtswerke Deutsche Werft AG, Herford (Koehler) 1988, ISBN 3-7822-0450-6.
  • Meyer, Hans H.: Die Schiffe von Howaldt und HDW, Band 1, Bremerhaven u. Wiefelstede: (Oceanum) 2013, ISBN 978-3-86927-071-5. (Schriften des Deutschen Schiffahrtsmuseums, Band 71)
  • Rohweder, Jürgen: Beständiger Wandel, Hamburg (Koehler) 2013, ISBN 978-3-7822-1090-4.
  • Kleffel, Helmut: 125 Jahre Kieler Howaldtswerke, Kiel (Kieler Howaldtswerke AG) 1963.
  • Rössler, Eberhard: Geschichte des deutschen Ubootbaus" (2 Bände), Bonn (Bernhard & Graefe) 1986, ISBN 978-3860471531.
  • Held, Herrmann Josef: 100 Jahre Howaldt, Kiel (Howaldtswerke) 1938.
  • Kaarrenbrock, B. und Ukert, T.: 100 Jahre ESSO, Firmenfestschrift 1990.
  • Geckeler, Christa: Kieler Erinnerungstage 1. Juli 1955 - Die Howaldtswerke übernehmen die Deutschen Werke, abgerufen am 16.04.2023.
  • Geckeler, Christa: Kieler Erinnerungstage 23. Mai 1867 - Errichtung einer Marinewerft in Ellerbek, abgerufen am 16.04.2023.