Hanse

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Die Hanse war seit dem 12. Jahrhundert zunächst nur ein Zusammenschluss von Kaufleuten im Ostseeraum. Daraus entwickelte sich im 14. Jahrhundert eine politische Städte-Allianz.

Die heutige Landeshauptstadt Kiel war in ihrer frühen Zeit zweimal für jeweils über 100 Jahre Mitglied im Städtebund der Hanse.

Die Hanse als Handels- und Kriegsmacht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Hanse besaß im Ost- und Nordseeraum jahrhundertelang handelspolitische Privilegien, die ihr eine beherrschende Stellung beim Warenaustausch zwischen dem rohstoff- und getreidereichen Osten, dem fischreichen Norden und dem gewerblich hoch entwickelten Westen sicherten. Sie führte in Nowgorod, Bergen, London und Brügge Handelskontore, mit denen sie ein handelspolitisches Netz über ganz Nordeuropa spannte.

In dieser Funktion führte die Hanse auch ständig kriegerische Auseinandersetzungen, die jedoch nicht auf territoriale Eroberungen ausgerichtet waren, sondern auf ihre wirtschaftliche Position. Dabei vertraten Hansestädte durchaus unterschiedliche Interessen. Die Kriege der Hanse wurden auch nie von der Hanse als Ganzem geführt, sondern stets von den Städten, die von dem jeweiligen Konflikt betroffen waren.[1]

Kiel als Mitglied der Hanse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kiel hatte bereits am 20. Juli 1283, nur 41 Jahre nach seiner Gründung, vom dänischen König Erik V. Klipping gemeinsam mit Hamburg das Privileg erhalten, auf den Märkten in Schonen mit Heringen zu handeln. Damit war Kiel am Handel innerhalb der Hansestädte beteiligt. Im Folgejahr trat die Stadt einem Landfriedensbündnis zwischen den Hansestädten an der Ostsee und Hamburg bei. Spätestens seit diesem Zeitpunkt galt Kiel als Hansestadt. Neben dem dominierenden Lübeck war Kiel die einzige weitere Hansestadt in Schleswig-Holstein.

Damit Kieler Kaufleute auch Zugang zum Peterhof, dem Kontor der Hanse in Nowgorod, erhielten, beschloss die Stadt am 29. September 1295, dass sie auch bei dort auftretenden Rechtsstreitigkeiten als oberste Instanz die Stadt Lübeck anrufen würde. Damit unterwarf sich Kiel auch dort dem Lübischen Recht, das in Kiel schon seit der Stadtgründung galt.

Die Verhältnisse innerhalb der Hanse waren keineswegs immer einvernehmlich. 1361 führte die Hanse Krieg gegen König Waldemar IV. Atterdag von Dänemark. Kiel stellte dabei ein Aufgebot von einem Schiff mit 40 Bewaffneten und zahlte 42 Mark in die Kriegskasse. Schiff und Aufgebot gingen am 8. Juli 1362 vor Helsingborg verloren. Kiel forderte dafür in den folgenden zehn Jahren durch seine Bürgermeister Johann Visch (Vater und Sohn) wiederholt erfolglos einen Ausgleich von den anderen Hansestädten. Das führte u. a. dazu, dass der Kieler Rat als Druckmittel hamburgische Waren beschlagnahmte.[2]

Am zweiten Hansischen Krieg gegen Waldemar Atterdag beteiligte sich Kiel 1384 nicht, weil es keinen Ausgleich für seine Verluste in der ersten Auseinandersetzung erhalten hatte. Die Stadt stand außerdem im Widerspruch zur Hanse, weil sie trotz des Krieges am lukrativen Handel mit Dänemark festhielt. Zudem warf die Hanse der Stadt vor, Münzen mit zu geringem Silbergehalt in Verkehr zu bringen. Dies führte dazu, dass Kiel 1388 "verhanst" wurde, das heißt: aus der Hanse ausgeschlossen.

1407 trat Kiel aber bereits wieder als Mitglied der Hanse auf. Die Stadt beteiligte sich an dem schon Jahrzehnte andauernden Kriegszug gegen die Vitalienbrüder, die dem Handel in der Ostsee schwer zu schaffen machten. Die Stadt war zwar der ersten Hälfte der 1400er-Jahre noch regelmäßig auf den Hansetagen vertreten. Als Kiel immer stärker vom Adel dominiert wurde, musste die Stadt zwischen den Interessen des Adels und der Hanse lavieren. Konflikte zwischen dem dänischen König und den Schauenburger Grafen brachten es mit sich, dass beide Seiten Freibeutern Kaperbriefe ausstellten, um dem jeweiligen Gegner wirtschaftlich zu schaden. In der Folge wurde Kiel zum Umschlagplatz für die Prisen der von den Grafen finanzierten Piraten. Kiel finanzierte einerseits mit Steuern seiner Bürger militärische Maßnahmen gegen Freibeuter, andererseits verdienten andere angesehene Kieler Bürger gut am Weiterverkauf des Beuteguts.

Wahrscheinlich führte die unklare Stellung Kiels zwischen den Interessen dar Hanse und denen des Adels 1518 zur endgültigen Verhansung der Stadt. Denn es gab Zweifel daran, dass in Kiel die Beschlüsse der Hansetage geheim bleiben konnten.[3]

1554 scheiterte eine Wiederaufnahme Kiels in die Hanse am Einspruch Lübecks.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hansestädte im Konflikt bei hzozkult.de, abgerufen am 16. August 2024
  2. Jensen, Jürgen/Wulf, Peter: Geschichte der Stadt Kiel (Jubiläums-Veröffentlichung der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte e.V. in Verbindung mit der Landeshauptstadt Kiel), Neumünster (Wachholtz) 1991, ISBN 3-529-02718-9, S. 42
  3. Erlenbusch, Timo: Hanse, in: Tillmann/Rosenplänter: Kiel Lexikon, 2. Auflage, Neumünster 2010, ISBN 978-3529025563, S. 134 f.