Vieburger Gehölz
Das knapp 70 Hektar große Vieburger Gehölz ist ein sehr alter Waldstandort.
Der Wald ist ein beliebtes Naherholungsziel und dient der Gesundheit, Freude, Abwechslung und dem Naturgenuss seiner Besucher.[1]
Teile des Waldes sind als Hundefreilauffläche ausgewiesen.[2]
Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das Vieburger Gehölz gehörte wahrscheinlich zum großen Isarnho (Eisenwald), einem Wald, der sich von der Schlei bis nach Kiel und von hier aus weiter nach Lübeck erstreckte.
Der Name bezieht sich auf den früheren Erbpachthof, später herrschaftlichen Hof Vieburg, vormals auch Vieberg genannt. Vie bedeutet Sumpf, hier also Im Sumpf gelegene Burg oder Berg.
Johann von Schröder (* 1793, † 1862) vermutete, dass der Hof als Meierhof aus den Ländereien des Dorfes - "aus dem Gute" - Drecksee (Drachse, Draxe, heute Drachensee) entstand.
Den Hof übernahm 1647 die Fürstlichen Rentekammer als herzogliches Gehege.
Zu dem Hof Vieburg im Amt Kiel gehörte der Hof Peterburg und der Hof Krusenrott.[3]
Der Hofanlage Vieburg diente später als städtisches Erholungsheim und wurde 1946 abgerissen[4], vermutlich wegen Bombenschäden während der Luftangriffe auf Kiel am 30. August 1944.
Mitte des 19. Jahrhunderts begann die Bebauung des Gebietes Vieburg Gehölz. Der Wald heute liegt größtenteils nur noch auf der Endmoräne Hornheimer Riegel mit dem Studentenberg.
An der Friedenseiche im Vieburger Gehölz (Stadtplan) wurde nach dem Deutsch-Französischen Krieg ein Gedenkstein mit der Inschrift "Friede. 1871." aufgestellt.
Auf dem Großen Exerzierplatz (Stadtplan) im Vieburger Gehölz am damaligen Ende des Krusenrotter Weges fand eine Protestversammlung während des Kieler Matrosenaufstandes am 3. November 1918 statt. Rund fünf- bis sechstausend Menschen bildeten ein Demonstrationszug, der sich über die Hamburger Chaussee in die Stadt bewegte.
Ein Reichsadler in ca. sechs Metern Höhe auf einer 150 bis 200 Jahre alten Rotbuche in der Nähe zum Großen Exerzierplatz wurden vermutlich während des Matrosenaufstands eingeritzt[5]
Im Wald befinden sich Überreste eines Bunkers (Stadtplan)
der Nebeleinheit Vieburg im Zweiten Weltkrieg. Sie war Teil der Marine-Nebelabteilung II und zuständig für das Vernebeln des Meimersdorfer Güterbahnhofs.[6]
1956 wurde der erste Kieler Fernmeldeturm im Vieburger Gehölz errichtet, der zweite Fernsehturm im Jahr 1975 und der alte Turm 1979 abgerissen.
Mit der Hofanlage Vieburg hat der Wald ein Naturdenkmal; geschützt ist neben der Friedenseiche einer Lindenallee und eine dreistämmige Platane.[7]
Zugänge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Wanderwege des Vieburger Gehölzes sind erreichbar über den Hornheimer Weg, den Krusenrotter Weg und den Petersburger Weg. Ein Parkplatz mit Zugangsmöglichkeit befindet sich an der Neuen Hamburger Straße.
Zwischen dem Hornheimer und dem Krusenrotter Weg ist eine Fläche ausgewiesen, auf der Hunde frei laufen dürfen.
Vereine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Am Ende des Hornheimer Weges befindet sich die Waldbühne, die vom Verein Lebendiges Hassee e.V. betrieben wird.
- Verein für Deutsche Schäferhunde (SV) Ortsgruppe Kiel-Vieburg
- Kleingärtnerverein Kiel-Hassee e.V
- Waldhaus e.V
Ehemalige Vereine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Die Interessengemeinschaft der Indianerfreunde Kiel e. V. wurde 1964 gegründet. Ab 1968 hatte der Verein im Vieburger Gehölz eine Wiese neben dem Waldhaus gepachtet, auf der er 1974 eine eigene Blockhütte einweihen konnte. Zum 31. Dezember 2013 löste sich der Verein wegen Mitgliedermangels auf.
Bilder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
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Luftaufnahme, 1971
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Tag der offenen Tür beim Verein Indianerfreunde Kiel e.V, 1974
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Gedenkstein an der Friedenseiche
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Reichsadler am Stamm einer Rotbuche
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Hinweisschild Hundefreilauffläche
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Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
„Vieburger Gehölz“ auf dem Online-Stadtplan der Stadt Kiel, aufrufbar auf kiel.de
- Veranstaltungskalender der Waldbühne auf lebendigeshassee.de
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑
Grüne Wege: Vieburger Gehölzauf kiel.de, zuletzt abgerufen 28.07.2016.Update April 2019: Aktuell auf kiel.de stehen nur drei Routen der Grünen Wege zur Verfügung, die anderen Routenbeschreibungen in anderen Teilen der Stadt werden derzeit überprüft. - ↑ Ärger um unangeleinte Hunde im Vieburger Gehölz auf kn-online.de, abgerufen am 21. März 2019
- ↑ Johannes von Schröder, Topographie des Herzogthums Holstein, des Fürstenthums Lübek und der freien und Hanse-Städte Hamburg und Lübek, Zweiter Theil J-Z, C. Fränckel Oldenburg (in Holstein) 1841, S. 429 (Vieburg) und ebd., S. 151 (Drecksee).
Siehe auch Dr. Christian Kuß, XV. Neue Miscellen Fortsetzung, 20. Amt Kiel in: Dr, Nicolaus Falck, Neues staatsbürgerliches Magazin mit besonderer Rücksicht auf die Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg, Band 6, Schleswig 1837, gedruckt und verlegt im Königliche Taubstummen-Institut, S. 667 ff. (books.google.de) - ↑ Hans-G. Hilscher: Kieler Straßenlexikon. Fortgeführt nach 2005 durch Dietrich Bleihöfer, ab 2022 durch Frank Mönig, Amt für Bauordnung, Vermessung und Geoinformation der Landeshauptstadt Kiel, Stand: Januar 2021. Abrufbar auf www.kiel.de oder als .pdf-Datei, ca. 1,5 MB
- ↑ Schritte auf dem Kieler Weg zur Demokratie auf kn-online.de, abgerufen am 02. April 2019
- ↑ https://www.bunker-kiel.com/marine-flak-brigade-i/marine-nebelabteilung-ii/vieburg/
- ↑ Naturschutzverordnungen und -satzungen in Kiel S. 121, abgerufen am 02. April 2019