Nikolaikirche: Unterschied zwischen den Versionen
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Der Geistkämpfer wurde von | Der Geistkämpfer wurde von Ernst Barlach im Auftrag der Stadt Kiel geschaffen und war die erste Großplastik des expressionistischen Bildhauers und Grafikers. In dem schwerttragenden Engel auf dem wolfsähnlichen Wesen wird die Erhabenheit und der Sieg des Geistes über das Böse dargestellt. | ||
Die Bronzeplastik wurde 1928 an der Heiligengeistkirche am ehemaligen Franziskanerkloster ohne öffentliche Feier enthüllt, da das Kunstwerk bei der Bevölkerung zunächst überwiegend auf Ablehnung stieß. Die namenlose Skulptur wurde von den Kielern „Geistkämpfer“ genannt, ein Titel, den auch der Künstler bald übernahm. 1937 entfernten die Nationalsozialisten die Plastik als entartete Kunst. Sie konnte jedoch vor dem Einschmelzen gerettet werden und wurde in Schnega im Atelier von Hugo Körtzinger, einem Freund Ernst Barlachs, versteckt.<ref>Landkreis Lüchow-Dannenberg: Zeitenwenden - Wendezeiten, 2010, S. 70</ref> Die Stadt kaufte den Geistkämpfer nach dem Krieg zurück und er fand 1954 seinen Platz an der Nikolaikirche. | Die Bronzeplastik wurde 1928 an der Heiligengeistkirche am ehemaligen Franziskanerkloster ohne öffentliche Feier enthüllt, da das Kunstwerk bei der Bevölkerung zunächst überwiegend auf Ablehnung stieß. Die namenlose Skulptur wurde von den Kielern „Geistkämpfer“ genannt, ein Titel, den auch der Künstler bald übernahm. 1937 entfernten die Nationalsozialisten die Plastik als entartete Kunst. Sie konnte jedoch vor dem Einschmelzen gerettet werden und wurde in Schnega im Atelier von Hugo Körtzinger, einem Freund Ernst Barlachs, versteckt.<ref>Landkreis Lüchow-Dannenberg: Zeitenwenden - Wendezeiten, 2010, S. 70</ref> Die Stadt kaufte den Geistkämpfer nach dem Krieg zurück und er fand 1954 seinen Platz an der Nikolaikirche. |
Version vom 28. Mai 2014, 14:52 Uhr
Die evangelische Nikolaikirche am Alten Markt ist die Hauptkirche von Kiel und das älteste erhaltene Gebäude der Stadt.
Geschichte
Der gotische Hallenbau der Nikolaikirche wurde um 1242 errichtet und 100 Jahre später nach dem Vorbild der Petrikirche in Lübeck umgebaut und mit einem langen Chor versehen als Backsteinhallenkirche fertiggestellt. In den Jahren 1877 bis 1884 bekam die Kirche eine neugotische Fassade und wurde mit Maschinenziegeln verblendet.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Kirchengebäude bei einem alliierten Luftangriff am 22. Mai 1944 schwer zerstört. Der brennende Turmhelm und der Dachstuhl durchschlugen dabei alle Gewölbe des Mittelschiffs und des südlichen Seitenschiffs. Das Nordschiff wurde ebenfalls beschädigt. Die wertvolle Innenausstattung war in den Jahren zuvor geborgen worden.[1] Der Wiederaufbau erfolgte 1950 durch den Architekten Gerhard Langmaack zu großen Teilen in neuzeitlichen Formen und Konstruktionen, wie beispielsweise Betonpfeilern und einer Stahlbetondecke. Die alten Gewölbe wurden nicht wiedererrichtet, stattdessen erhielt der Außenbau ein schlichtes, alle drei Schiffe zusammenfassendes Satteldach. 1986 wurden die Innenräume durch Peter Kahlcke, Kiel, renoviert.
Ausstattung
- Erzväteraltar (1460)
- Bronze-Taufbecken von Hans Apengeter (1344)
- Triumphkreuz (1490)
- barocke Kanzel (1705)
- Nagelkreuz von Coventry (1947)
Geistkämpfer
Der Geistkämpfer wurde von Ernst Barlach im Auftrag der Stadt Kiel geschaffen und war die erste Großplastik des expressionistischen Bildhauers und Grafikers. In dem schwerttragenden Engel auf dem wolfsähnlichen Wesen wird die Erhabenheit und der Sieg des Geistes über das Böse dargestellt.
Die Bronzeplastik wurde 1928 an der Heiligengeistkirche am ehemaligen Franziskanerkloster ohne öffentliche Feier enthüllt, da das Kunstwerk bei der Bevölkerung zunächst überwiegend auf Ablehnung stieß. Die namenlose Skulptur wurde von den Kielern „Geistkämpfer“ genannt, ein Titel, den auch der Künstler bald übernahm. 1937 entfernten die Nationalsozialisten die Plastik als entartete Kunst. Sie konnte jedoch vor dem Einschmelzen gerettet werden und wurde in Schnega im Atelier von Hugo Körtzinger, einem Freund Ernst Barlachs, versteckt.[2] Die Stadt kaufte den Geistkämpfer nach dem Krieg zurück und er fand 1954 seinen Platz an der Nikolaikirche.
Weitere Abgüsse der Skulptur stehen vor dem Minneapolis Institute of Arts, in Minneapolis, Minnesota, sowie vor der Gethsemanekirche (Berlin).
Orgeln
In der Nikolaikirche befinden sich drei Orgeln. Zum einen besitzt die Kirchengemeinde eine kleine Truhenorgel von der Orgelbaufirma Babel, die als Continuo-Orgel eingesetzt wird.[3]
Hauptorgel
Im Jahre 1965 schuf Detlef Kleuker (Brackwede) die heutige Hauptorgel mit drei Manualen und Pedal mit 45 Registern (Hauptwerk, Schwellwerk, Rückpositiv, Pedal). Das Instrument verfügt über Schleifladen, Normalkoppeln, eine mechanische Tontraktur, eine elektrische Registertraktur, elektrische Koppeln und vier freie Kombinationen. Die Windladen wurden nicht aus Holz, sondern aus Kunststoff gefertigt, was ebenso wie die Elektrifizierung zu technischen Mängeln führte, sodass die Orgel 1998 von Ulrich Babel (Gettorf) grundlegend renoviert werden musste. Eppo Rynko Ottes (Barcelona) hat die Orgel neu intoniert. Sie ist gleichschwebend temperiert gestimmt (a′ 440 Hz bei 18 °C). Die Orgel hat 3288 Pfeifen. Der tiefste Ton mit 16,35 Hz ist »C« (das große C) im Register »Untersatz 32′«, der höchste Ton mit 12,54 kHz ist g′′′ (das dreigestrichene g) im Register »Oktave 1′«.
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- Koppeln
- Normalkoppeln: II/I, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P, Kleinpedal/I, Großpedal/I
- Suboktavkoppeln:I/I, II/II, III/III, Kleinpedal/I
- Superoktavkoppeln:II/I, III/I, III/III, III/P
- Spielhilfe: Zimbelstern (regulierbar)
Chororgel von Mutin
Im Seitenschiff befindet sich eine zweimanualige Orgel von Charles Mutin, dem Nachfolger des berühmten Aristide Cavaillé-Coll. Sie weist 17 klingende Register auf und wurde im Jahr 2003 erworben, nachdem die Kirche im nordfranzösischen Tourcoing 1995 profaniert wurde. Das seitenspielige Werk mit mechanischer Traktur kann zudem von der Hauptorgel elektrisch angespielt werden.[4]
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- Koppeln
- Normalkoppeln: II/I, I/P, II/P
- Suboktavkoppeln: II/I, II/II
- Spielhilfe: Zungen-Kollektivzug
Sagen
In der Sagensammlung von Karl Viktor Müllenhoff findet sich: „In der Kieler Nikolaikirche spielten während der Predigt die Chorknaben in einem Winkel hinter der Orgel Karten; einer fluchte sogar dabei. Da ist der Teufel gekommen und hat ihm den Hals umgedreht (oder ihm so an die Ohren geschlagen), daß das Blut an die Wand spritzte, und darauf ist er mit ihm zum Fenster hinausgefahren. Der Blutfleck ist noch zu sehen und durch kein Übertünchen wegzubringen. Das Fenster kann auch nicht wieder eingesetzt werden; denn gleich ist es wieder entzwei.“ [5]
Anmerkungen
- ↑ Hartwig Beseler, Niels Gutschow: Kriegsschicksale Deutscher Architektur. Band I: Nord. Wachholtz, Neumünster o.J., S. 4.
- ↑ Landkreis Lüchow-Dannenberg: Zeitenwenden - Wendezeiten, 2010, S. 70
- ↑ Homepage der Kirchengemeinde (siehe unter Raum > Orgeln), gesehen am 29. November 2010.
- ↑ Zur Disposition der Mutin-Orgel, gesehen 29. März 2011.
- ↑ Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, S. 158.
Weblinks
Ursprung
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Nikolaikirche aus der freien Enzyklopädie [http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Hauptseite Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported (Kurzfassung (de)). In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.