Howaldtswerke-Deutsche Werft AG (HDW)

Aus Kiel-Wiki
Version vom 15. Januar 2025, 18:04 Uhr von Asym01 (Diskussion | Beiträge) (Darstellung der Entwicklung der HDW bis zum verschmelzen mit TKMS)

Howaldtswerke-Deutsche Werft AG (HDW) 1967 - 2012

Ab Anfang der 1960er Jahre zeichnete sich ein Ende des Schiffbaubooms der 1950er Jahre ab. Durch die geringer werdende Nachfrage nach Schiffsneubauten und dem steigenden Konkurrenzdruck der asiatischen Schiffbauindustrie verloren die Westdeutschen Werften erhebliche Marktanteile. Auch für die Kieler Howaldtswerke war das Geschäftsjahr 1964/65 nicht zufriedenstellend.

Um den bundesdeutschen Schiffbau wieder international konkurrenzfähig zu machen wurde die Fusion westdeutscher Werften als ein möglicher Lösungsansatz angesehen. Auch der Kieler Werftchef Adolf Westphal verfolgte den Lösungsansatz mit Nachdruck.

So kam es, dass mit Unterstützung der Bundesregierung bereits im Mai 1966 von den Anteilseignern der drei Werften:

•    Deutsche Werft AG, Hamburg

•    Howaldtswerke Hamburg AG, Hamburg

•    Kieler Howaldtswerke AG

eine entsprechende Absichtserklärung hinsichtlich einer Fusion der drei genannten Werften unterzeichnet wurde.

Am 21. Dezember 1967 wurde das zur damaligen Zeit größte deutsche Schiffbauunternehmen, die

Howaldtswerke – Deutsche Werft Aktiengesellschaft

Hamburg und Kiel

HDW**

mit Sitz in Hamburg und Kiel gegründet.

Nach weiteren Maßnahmen den Schiffbau in Kiel zu konzentrieren, wurde die HDW im Januar 1986 in

Howaldtswerke – Deutsche Werft Aktiengesellschaft

HDW**

mit Sitz in Kiel umbenannt.

** gemäß Ostersehlte „Schiffbau in Kiel“ Seite 64:

HDW = Helft dem Westphal

Die ersten Schritte

Auch nach der Fusion war die HDW aber noch nicht im ruhigen Fahrwasser, denn die Konkurrenz in Japan konnte immer mehr Marktanteile für sich verbuchen und auch Südkorea klopfte schon einmal an die Tür.

Zunächst gab es drei Fertigungsstätten innerhalb der Werftengruppe, das Werk Kiel (Dietrichsdorf / Gaarden), das Werk Ross und das Werk Finkenwerder (Finkenwerder / Reiherstieg) und die vorhandenen Aufträge abarbeiteten.

In einem im September 1968 vorgelegten Konzept hatten die Fertigungsstätten innerhalb der Werftengruppe folgende Aufgaben:

Werk Finkenwerder / Reiherstieg:

Finkenwerder (ehem. Deutsche Werft AG) Schiffsneubau bis zum Stapellauf

Reiherstieg Reparatur

Werk Ross:

Reparatur / Schiffsumbauten

Werk Kiel:

Dietrichsdorf und Gaarden

Schiffsneubau / Reparatur

Im August 1971 wurde der Gedanke einer Zusammenarbeit der HDW mit der Hamburger Werft Blohm & Voss von den verantwortlichen Politikern in Hamburg endgültig verworfen. Nach Übernahme der Anteile der Gutehoffnungshütte (Deutschen Werft AG / Reiherstieg) im Januar 1972 war der Salzgitter-Konzern alleiniger Eigentümer der HDW. 1973 wurde dann der Schiffbau auf dem ehemaligen Gelände der Deutschen Werft in Finkenwerder eingestellt. Da für weitere Investitionen eine Kapitalerhöhung erforderlich wurde, beteiligte sich das Land Schleswig Holstein mit 25,1% an der HDW.

Zwischenzeitlich konzentrierte die HDW ihren Schiffsneubau in Kiel und ließ ein Dock für Neubauten bis 500.000 tdw bauen. Die Ölkrise 1973 hatte auch zur Folge, das noch vor der Fertigstellung des neuen Docks der Tankermarkt zusammenbrach. Die bereits erteilten Aufträge für mehrere 480.000 tdw Tanker wurden storniert. Tankerneubauten der Werft wurden in der Geltinger Bucht aufgelegt.

Der neue Vorstand (Dr. N. Henke) der HDW legte nun ein Konzept vor, dass Schiffsneubau nur noch im Werk Gaarden ausgeführt wird. Zum Jahreswechsel 1982/1983 legte die HDW dann weitere Fertigungsstätten still. Zunächst das Werk Reiherstieg. Dieser Stilllegung folgte dann 1983 das alte Stammwerk der Howaldtswerke Kiel in Dietrichsdorf.

Das Werk Ross (Howaldtswerke Hamburg AG) wurde aus der HDW herausgelöst und als HDW-Hamburg Werft und Maschinenbau GmbH zum 1. Oktober 1985 an die Blohm + Voss AG, Hamburg verkauft.

Der 1968 eingerichtete U-Boot-Bau in Kiel, das Werk Süd der ehemaligen Kieler Howaldtswerke, auf dem Gelände der Germaniawerft wurde 1989 geschlossen. Die U-Boote wurden jetzt auch im Werk Gaarden gebaut.

Die Howaldtswerke – Deutsche Werft Aktiengesellschaft im 21. Jahrhundert

Anfang der 1990er Jahre erfolgte die Privatisierung der Salzgitter AG im Rahmen einer Übernahme durch die Preussag. 1991 übernahm die Preussag auch die Anteile des Landes Schleswig-Holstein an der HDW. Somit war die HDW jetzt ein Unternehmen ohne staatliche Beteiligung.

Mit einem Konzept „Werft 2000“ baute die Preussag die HDW in ein international wettbewerbsfähiges Unternehmen um. Im Rahmen einer Konzern Neuausrichtung veräußerte im Herbst 1999 der bisherige Anteilseigner Preussag ein Aktienpaket (50% + eine Aktie) an die Babcock Borsig AG, Oberhausen.

Die Babcock formte aus der HDW durch die Übernahme der schwedischen Werft Kockums (Malmö u. Karlskrona) und der griechischen Werft Hellenic Shipyards einen europäischen Werftenverbund. Der neue Werftenverbund (HDW Group) beschäftigte in den drei Ländern rund 6600 Mitarbeiter.

Ab 2000 verschlechterte sich das wirtschaftliche Umfeld durch eine erneute Schiffbaukriese. Bis März 2002 verkaufte Babcock seine Anteile an der HDW an den amerikanischen Finanzinvestor One Equity Partners (OEP). Die HDW wurde somit ein amerikanisches Unternehmen. Babcock meldete noch 2002 Insolvenz an.

Der neue Eigentümer One Equity Partners (OEP) führte die Geschäfte der Werft fort, aber letztendlich nur um sie zu verkaufen. Erste Kontakte zu ThyssenKrupp hinsichtlich einer Zusammenarbeit der HDW und den ThyssenKrupp Werften (B&V Hamburg, NSW Emden) gab es bereits im Jahre 2001. Diese Verhandlungen (u. a. Fortführung des deutschen Marineschiffbaus) wurde auch von der Politik positiv begleitet. ThyssenKrupp und One Equity Partners als Eigentümer von HDW, hatten bereits die erste Absichtserklärung unterschrieben.

Die Thyssen Krupp AG etablierte zwischenzeitlich im Konzern die eigenständige Business Unit ThyssenKrupp Marine Systems.

Über diesen Zusammenschluss der beiden Werftengruppen unter Führung Thyssen Krupps wurde seit 2001, auch im Interesse des Bundesregierung und des deutschen Marineschiffbaus, verhandelt.

Die ThyssenKrupp AG übernahm vom US-Finanzinvestor OEP One Equity Partners die HDW Group und übernahm im Gegenzug eine 25 prozentige Beteiligung der ThyssenKrupp Marine Systems. Diese Vereinbarung wurde auch Kartellrechtlich abgesegnet.

Im Januar 2005 nahm TKMS mit Sitz in Hamburg seine Arbeit auf. Das Konsortium teilte sich in die Teilbereiche Unterwasserschiffbau in Kiel und Überwasserschiffbau in Hamburg auf. Neben dem Marineschiffbau (graue Schiffe) befasst sich TKMS auch mit dem Handelsschiffbau (weiße Schiffe).

Die HDW gliederte zum 1. Juli 2005 den Handelsschiffbau aus dem Unternehmen aus. Der buchungstechnisch eigenständige Handelsschiffbau ging auf die HDW-Gaarden GmbH über, die den nördlichen Teil des ehemaligen Werftgeländes der HDW in Ellerbek nutzte. 2011 wurde dann die HDW-Gaarden GmbH von Abu Dhabi MAR (ADM) übernommen und in Abu Dhabi MAR Kiel GmbH umbenannt. Ab März 2015 firmiert ADMK als German Naval Yards

Zeittafel

04/2008    ThyssenKrupp verkauft seine Beteiligung an der Werft Nobiskrug rückwirkend zum 01. Oktober 2007

03/2010    ThyssenKrupp verkauft wesentliche Anteile an den Nordseewerken in Emden

09/2010    ThyssenKrupp trennt sich von 75,1% seiner Anteile an Hellenic Shipyard und verkauft diese Anteile an Abu Dhabi Mar

Die anhaltende Krise im internationalen Schiffbau zwingen ThyssenKrupp das Werftengeschäft neu aufzustellen. Anfang März wurde beschlossen, dass die ThyssenKrupp Marine Systems AG (TKMS) eine stärkere Aufteilung der Bereiche Marineschiffbau und ziviler Schiffsneubau vornimmt.

Das Werftgelände der seit Dezember 2012 im Handelsregister eingetragenen ThyssenKrupp Marine Systems in Gaarden auf dem Ostufer mit den Fertigungskapazitäten für den Bau von Unterseebooten befindet auf dem südlichen Teil des Firmengeländes der ehemaligen Howaldtswerke-Deutsche Werft AG.

Zeittafel

2011        TKMS verkauft den Handelsschiffbau (HDW Gaarden) an Abu Dhabi MAR.

02/2012    Der Handelsschiffbau der Hamburger Traditionswerft Blohm & Voss wird an private Investoren (Star Capital Partners) verkauft. Nur der Marineschiffbau verblieb bei der TKMS

01/2013    Howaldtswerke-Deutsche Werft AG und die Blohm & Voss Naval Gmbh verschmelzen zur ThyssenKrupp Marine Systems GmbH**

** Seit der Eintragung ins Handelsregister, am 10. Dezember 2012 gehören somit der Name Howaldt und die Howaldtswerke – Deutsche Werft Aktiengesellschaft (HDW) der Vergangenheit an.