Howaldtswerke-Deutsche Werft AG (HDW): Unterschied zwischen den Versionen

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== Howaldtswerke-Deutsche Werft AG (HDW) 1967 - 2012 ==
Die '''Howaldtswerke-Deutsche Werft AG (HDW)''' war ein bedeutendes deutsches Schiffbauunternehmen, das von 1967 bis 2012 bestand. Es ging aus der Fusion der drei Werften – Deutsche Werft AG (Hamburg), Howaldtswerke Hamburg AG (Hamburg) und Kieler Howaldtswerke AG hervor.
Ab Anfang der 1960er Jahre zeichnete sich ein Ende des Schiffbaubooms der 1950er Jahre ab. Durch die geringer werdende Nachfrage nach Schiffsneubauten und dem steigenden Konkurrenzdruck der asiatischen Schiffbauindustrie verloren die Westdeutschen Werften erhebliche Marktanteile. Auch für die Kieler Howaldtswerke war das Geschäftsjahr 1964/65 nicht zufriedenstellend.


Um den bundesdeutschen Schiffbau wieder international konkurrenzfähig zu machen wurde die Fusion westdeutscher Werften als ein möglicher Lösungsansatz angesehen. Auch der Kieler Werftchef Adolf Westphal verfolgte den Lösungsansatz mit Nachdruck.
== Gründung und frühe Jahre ==


So kam es, dass mit Unterstützung der Bundesregierung bereits im Mai 1966 von den Anteilseignern der drei Werften:
=== Hintergrund und Fusion ===
Ab Anfang der 1960er Jahre zeichnete sich ein Ende des Schiffbaubooms der 1950er Jahre ab. Die geringere Nachfrage nach Schiffsneubauten und der steigende Konkurrenzdruck der asiatischen Schiffbauindustrie führten zu erheblichen Marktanteilsverlusten für die westdeutschen Werften. Auch die Kieler Howaldtswerke waren von dieser Entwicklung betroffen. Um die internationale Wettbewerbsfähigkeit des bundesdeutschen Schiffbaus wiederherzustellen, wurde die Fusion westdeutscher Werften als Lösungsansatz verfolgt.


•    Deutsche Werft AG, Hamburg
Mit Unterstützung der Bundesregierung unterzeichneten die Anteilseigner der drei Werften – Deutsche Werft AG (Hamburg), Howaldtswerke Hamburg AG (Hamburg) und Kieler Howaldtswerke AG – im Mai 1966 eine Absichtserklärung zur Fusion. Am 21. Dezember 1967 wurde die '''Howaldtswerke-Deutsche Werft Aktiengesellschaft (HDW)''' mit Sitz in Hamburg und Kiel gegründet.


•    Howaldtswerke Hamburg AG, Hamburg
=== Erste Schritte und Herausforderungen ===
Trotz der Fusion befand sich die HDW weiterhin in wirtschaftlich schwierigem Fahrwasser. Die Konkurrenz aus Japan und Südkorea gewann zunehmend an Marktanteilen. Adolf Westphal, der Kieler Werftchef<ref>gemäß Ostersehlte „Schiffbau in Kiel“ Seite 64: HDW = Helft dem Westphal</ref>, übernahm ab dem 1. Januar 1968 den Vorsitz des neuen Unternehmens, während Dr. Paul Voltz von der Deutschen Werft AG zum stellvertretenden Vorsitzenden ernannt wurde.<ref>HDW Werkzeitung 1-1968 Seite 26/27</ref> Ab Oktober 1970 übernahmen Dr. Manfred Lennings und Dr. Norbert Henke die Führungspositionen im Vorstand.<ref>HDW Werkzeitung 3-1970 Seite 8</ref>


•    Kieler Howaldtswerke AG
=== Fertigungsstätten und Aufgabenverteilung ===
Die HDW verfügte zunächst über drei Fertigungsstätten: das Werk Kiel (Dietrichsdorf/Gaarden), das Werk Ross und das Werk Finkenwerder (Finkenwerder/Reiherstieg). Die Aufgabenverteilung sah wie folgt aus:


eine entsprechende Absichtserklärung hinsichtlich einer Fusion der drei genannten Werften unterzeichnet wurde.
* '''Werk Finkenwerder/Reiherstieg''': Schiffsneubau bis zum Stapellauf und Reparatur.
* '''Werk Ross''': Reparatur und Schiffsumbauten.
* '''Werk Kiel''': Schiffsneubau und Reparatur.


Am 21. Dezember 1967 wurde das zur damaligen Zeit größte deutsche Schiffbauunternehmen, die
== Wirtschaftliche Entwicklungen und Restrukturierungen ==


'''''Howaldtswerke – Deutsche Werft Aktiengesellschaft'''''
=== 1970er Jahre ===
Im August 1971 wurde eine Zusammenarbeit mit der Hamburger Werft Blohm & Voss verworfen. Nach der Übernahme der Anteile der Gutehoffnungshütte im Januar 1972 wurde der Salzgitter-Konzern alleiniger Eigentümer der HDW. Die neuen Eigentümer stellten 1973 den Schiffsneubau auf dem ehemaligen Gelände der Deutschen Werft in Finkenwerder ein. Das Land Schleswig-Holstein beteiligte sich mit 25,1% an der HDW, um weitere Investitionen zu ermöglichen.


'''''Hamburg und Kiel'''''
Zwischen 1970 und 1974 gelang es dem Vorstand der HDW, das Unternehmen wieder in die Gewinnzone zu führen. Der Schiffsneubau wurde in Kiel konzentriert, und ein neues Dock für Neubauten bis 500.000 tdw wurde in Kiel Gaarden gebaut.


'''''HDW**'''''
=== 1980er Jahre ===
Die Ölkrise 1973 führte zum Zusammenbruch des Tankermarktes, was zur Stornierung mehrerer Aufträge für große Tanker führte. Der Vorstandsvorsitzende Dr. Norbert Henke legte ein Sanierungskonzept vor, das die Zusammenlegung des Schiffsneubaus im Werk Gaarden und die Stilllegung weiterer Fertigungsstätten vorsah. Das Werk Ross wurde 1985 an die Blohm + Voss AG verkauft, und der U-Boot-Bau wurde 1989 im Werk Süd geschlossen.


mit Sitz in Hamburg und Kiel gegründet.
== Schiffsneubau in Kiel nach der Fusion ==
Nach der Fusion zur HDW wurden in Kiel zahlreiche Schiffsneubauten abgewickelt, darunter Atomfrachter, Öltanker, Bulkcarrier und U-Boote. Die HDW etablierte sich als Universalwerft für Handels- und Marineschiffbau und nahm eine führende Position im Markt für Öltanker ein. Ab 1973 begann der Bau eines Großdocks in Kiel Gaarden für Schiffe mit einer Tragfähigkeit von 700.000 tdw.


Nach weiteren Maßnahmen den Schiffbau in Kiel zu konzentrieren, wurde die HDW im Januar 1986 in
== HDW im 21. Jahrhundert ==
Anfang der 1990er Jahre erfolgte die Privatisierung der Salzgitter AG durch die Preussag, die auch die Anteile des Landes Schleswig-Holstein an der HDW übernahm. Die Preussag baute die HDW zu einem international wettbewerbsfähigen Unternehmen um. Im Herbst 1999 verkaufte die Preussag ein Aktienpaket an die Babcock Borsig AG, die aus der HDW einen europäischen Werftenverbund formte.


'''''Howaldtswerke – Deutsche Werft Aktiengesellschaft'''''
Ab 2000 verschlechterte sich das wirtschaftliche Umfeld durch eine erneute Schiffbaukrise. Die Babcock Borsig AG verkaufte ihre Anteile an der HDW an den amerikanischen Finanzinvestor One Equity Partners (OEP), der die Werft schließlich an ThyssenKrupp verkaufte. ThyssenKrupp etablierte die Business Unit ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS), die im Januar 2005 ihre Arbeit aufnahm.


'''''HDW**'''''
== Auflösung und Nachfolge ==
Die anhaltende Krise im internationalen Schiffbau führte zu einer Neuausrichtung des Werftengeschäfts bei ThyssenKrupp. Die HDW gliederte den Handelsschiffbau aus und verkaufte die HDW-Gaarden GmbH an Abu Dhabi MAR, die später in German Naval Yards umbenannt wurde. Im Januar 2013 verschmolzen die Howaldtswerke-Deutsche Werft AG und die Blohm & Voss Naval GmbH zur ThyssenKrupp Marine Systems GmbH, womit der Name HDW der Vergangenheit angehörte.


mit Sitz in Kiel umbenannt.
== Zeittafel ==


<small>** gemäß Ostersehlte „Schiffbau in Kiel“ Seite 64:</small>
* '''04/2008''': ThyssenKrupp verkauft seine Beteiligung an der Werft Nobiskrug.
* '''03/2010''': ThyssenKrupp verkauft wesentliche Anteile an den Nordseewerken in Emden.
* '''09/2010''': ThyssenKrupp trennt sich von 75,1% seiner Anteile an Hellenic Shipyard und verkauft diese an Abu Dhabi Mar.
* '''2011''': TKMS verkauft den Handelsschiffbau (HDW Gaarden) an Abu Dhabi MAR.
* '''02/2012''': Der Handelsschiffbau der Hamburger Traditionswerft Blohm & Voss wird an private Investoren verkauft.
* '''01/2013''': Howaldtswerke-Deutsche Werft AG und die Blohm & Voss Naval GmbH verschmelzen zur ThyssenKrupp Marine Systems GmbH.


<small>HDW = Helft dem Westphal</small>
== Die Ablieferungen der Howaldtswerke – Deutsche Werft AG, Werk Kiel nach der Fusion<ref>Hans H. Meyer, Schiffe von Howaldt und HDW, DSM + Oceanum 2013, Seite 330/358</ref> ==
 
==== Die ersten Schritte ====
Auch nach der Fusion war die HDW aber noch nicht im ruhigen Fahrwasser, denn die Konkurrenz in Japan konnte immer mehr Marktanteile für sich verbuchen und auch Südkorea klopfte schon einmal an die Tür.
 
Der Kieler Werftchef Adolf Westphal übernahm ab dem 1. Januar 1968 bis zum 1. Oktober 1970 den Vorsitz des neuen Unternehmens. Zum stellvertretenden Vorsitzenden der HDW wurde Dr. Paul Voltz von der Deutschen Werft AG berufen.**
 
''**Quelle: HDW Werkzeitung 1-1968 Seite 26/27''
 
Zum 1. Oktober 1970 übernahmen sowohl Adolf Westphal als auch Dr. Paul Voltz andere Aufgaben im Aufsichtsrat der HDW. Den Vorsitz übernahm nun das stellvertretende Vorstandsmitglied des GHH Konzerns Dr. Manfred Lennings. Zum Stellvertreter von Dr. Lennings wurde das ehemalige Mitglied des Vorstandes der Kieler Howaldtswerke AG Dr. Norbert Henke berufen.**
 
''** Quelle: HDW Werkzeitung 3-1970 Seite 8''
 
Zunächst gab es drei Fertigungsstätten innerhalb der Werftengruppe, das Werk Kiel (Dietrichsdorf / Gaarden), das Werk Ross und das Werk Finkenwerder (Finkenwerder / Reiherstieg).
 
In einem im September 1968 vorgelegten Konzept hatten die Fertigungsstätten innerhalb der Werftengruppe folgende Aufgaben:
 
<u>''Werk Finkenwerder / Reiherstieg:''</u>
 
Finkenwerder (ehem. Deutsche Werft AG) Schiffsneubau bis zum Stapellauf
 
Reiherstieg Reparatur
 
''<u>Werk Ross:</u>''
 
Reparatur / Schiffsumbauten
 
''<u>Werk Kiel:</u>''
 
Dietrichsdorf und Gaarden
 
Schiffsneubau / Reparatur
 
Im August 1971 wurde der Gedanke einer Zusammenarbeit der HDW mit der Hamburger Werft Blohm & Voss von den verantwortlichen Politikern in Hamburg endgültig verworfen. Nach Übernahme der Anteile der Gutehoffnungshütte (Deutschen Werft AG / Reiherstieg) im Januar 1972 war der Salzgitter-Konzern alleiniger Eigentümer der HDW. Die neuen Eigentümer konnten so bereits 1973 den Schiffsneubau auf dem ehemaligen Gelände der Deutschen Werft in Finkenwerder einstellen. Da für weitere Investitionen eine Kapitalerhöhung erforderlich wurde, beteiligte sich das Land Schleswig Holstein mit 25,1% an der HDW.
 
Zwischen Oktober 1970 und Februar 1974 gelang es dem Vorstand der HDW (Lennings u. Henke) die HDW wieder in die Gewinnzone zu führen. Entsprechend den Empfehlungen und der Marktsituation konzentrierte die HDW ihren Schiffsneubau in Kiel und ließ nach Stilllegung der Deutschen Werft in Finkenwerder in Kiel Gaarden ein Dock für Neubauten bis 500.000 tdw bauen. Weiterhin investierte das Unternehmen aber auch in eine neue Schiffbauhalle im Werk Ross.**
 
Zum 1. Juli 1974 übernahm Dr. Norbert Henke den Vorsitz des Vorstandes der HDW. Er übernahm von Dr. Lennings ein Unternehmen, das wegen der guten Auftragslage zuversichtlich den kommenden Herausforderungen entgegensehen kann.**
 
<nowiki>**</nowiki> Quelle: HDW Werkzeitung 2-1974 Seite 8 / 9
 
Die Ölkrise 1973 hatte auch zur Folge, das noch vor der Fertigstellung des neuen Docks der Tankermarkt zusammenbrach. Die bereits erteilten Aufträge für mehrere 480.000 tdw Tanker wurden storniert. Tankerneubauten der Werft wurden in der Geltinger Bucht aufgelegt.
 
Der seit 1974 neue Vorstandsvorsitzende Dr. Norbert Henke) der HDW legte nun ein weiteres Sanierungskonzept vor. Der Schiffsneubau wurde im Werk Gaarden zusammengefasst. Weiterhin legte die HDW dann weitere Fertigungsstätten zum Jahreswechsel 1982/1983 still. Zunächst das Werk Reiherstieg. Dieser Stilllegung folgte dann 1983 das alte Stammwerk Dietrichsdorf der Howaldtswerke Kiel.
 
Das Werk Ross (Howaldtswerke Hamburg AG) wurde aus der HDW herausgelöst und als HDW-Hamburg Werft und Maschinenbau GmbH zum 1. Oktober 1985 an die Blohm + Voss AG, Hamburg verkauft.
 
Der 1968 eingerichtete U-Boot-Bau im Werk Süd der ehemaligen Kieler Howaldtswerke auf dem Gelände der Germaniawerft wurde 1989 geschlossen. Die U-Boote wurden jetzt auch im Werk Gaarden gebaut.
 
=== Schiffsneubau in Kiel nach der Fusion bis 1973/74 ===
Nach der vollzogenen Fusion zur Howaldtswerke - Deutsche Werft AG wurden in Kiel (Dietrichsdorf und Gaarden) die bereits vor der Fusion gebuchten Neubauaufträge (insgesamt 25 Neubauten) mit den alten Bau Nummer der Kieler Howaldtswerke AG abgearbeitet. Für den Handelsschiffbau platzierte die Reederei H. Schuldt noch einen Auftrag über die Lieferung von zwei weiteren Kühlschiffen (Bau Nr. 1211 / 1212). Als letzten Neubauauftrag konnten die Kieler Schiffbauer einen Exportauftrag für die Lieferung von vier U-Booten (Bau Nr. 1221 - 1224) für die griechische Marine verbuchen.
 
''Die Ablieferungen der Howaldtswerke – Deutsche Werft AG, Werk Kiel nach der Fusion''
{| class="wikitable"
{| class="wikitable"
|'''Bau Nr.'''
|'''Bau Nr.'''
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|23.11.1972
|23.11.1972
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| colspan="7" |
''Quelle: Hans H. Meyer, Schiffe von Howaldt und HDW,  DSM + Oceanum 2013, Seite 330/358''
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== Einzelnachweise ==
So wie im Kieler Werk der HDW war auch bei den beiden anderen Werften der Howaldtswerke-Deutsche Werft AG. das Ende der Abarbeitung der alten Aufträge abzusehen. Die HDW eröffnete für neue Aufträge eine Bauliste beginnend mit der Bau Nummer 1. Das erste Schiff mit der Bau Nr. 1 war ein Frachtmotorschiff, das am 3. November 1969 im Werk Finkenwerder als Rubystone für die Italpacific Line vom Stapel lief.
<references />
 
''** Quelle: HDW Werkzeitung 4-1969 Seite 2''
 
Der erste Neubau im Werk Kiel der HDW war die Bau Nr. 5, ein Ore-Bulk-Oil-Carrier (OBO) für die Reederei Hvalfangerselskapet „Polaris“ A/S, Larvik, Norwegen. Der Neubau (Kiellegung 14. November 1969, Aufschwimmen Dock VIII Werk Gaarden am 12. April 1970) wurde im Werk Dietrichsdorf am 29. Juni 1970 auf den Namen „Polarbris“ getauft und an die Reederei abgeliefert.
 
Noch zwei weitere Neubauten, ein Öltanker für die Gelsenberg AG., Essen Bau Nr. 6 „Clavigo“ und ein Motorschiff für die Horn Linie, Hamburg Bau Nr. 7 „Horngolf“ konnten ebenfalls noch 1970 in Kiel abgeliefert werden.
 
Die Nachfrage nach immer größeren Schiffen führte letztendlich zu einer immer stärkeren Konzentration des Schiffsneubaus auf den Standort Kiel und 1973 zur Stilllegung der Deutschen Werft in Finkenwerder.
 
Die Howaldtswerke-Deutsche Werft AG konnte sich am Markt als Universalwerft für Handels- und Marineschiffbau etablieren. Sogar im umkämpften Markt für Öltanker konnte HDW neben der AG Weser und dem Bremer Vulkan eine führende Position einnehmen.
 
Ab 1973 begann man daher in Kiel Gaarden das Großdock 8a, für Schiffe mit einer Tragfähigkeit von 700.000 tdw. zu errichten.
 
=== Die Howaldtswerke – Deutsche Werft Aktiengesellschaft im 21. Jahrhundert ===
Anfang der 1990er Jahre erfolgte die Privatisierung der Salzgitter AG im Rahmen einer Übernahme durch die Preussag. 1991 übernahm die Preussag auch die Anteile des Landes Schleswig-Holstein an der HDW. Somit war die HDW jetzt ein Unternehmen ohne staatliche Beteiligung.
 
Mit einem Konzept „Werft 2000“ baute die Preussag die HDW in ein international wettbewerbsfähiges Unternehmen um. Im Rahmen einer Konzern Neuausrichtung veräußerte im Herbst 1999 der bisherige Anteilseigner Preussag ein Aktienpaket (50% + eine Aktie) an die Babcock Borsig AG, Oberhausen.
 
Die Babcock formte aus der HDW durch die Übernahme der schwedischen Werft Kockums (Malmö u. Karlskrona) und der griechischen Werft Hellenic Shipyards einen europäischen Werftenverbund. Der neue Werftenverbund (HDW Group) beschäftigte in den drei Ländern rund 6600 Mitarbeiter.
 
Ab 2000 verschlechterte sich das wirtschaftliche Umfeld durch eine erneute Schiffbaukriese. Bis März 2002 verkaufte Babcock seine Anteile an der HDW an den amerikanischen Finanzinvestor One Equity Partners (OEP). Die HDW wurde somit ein amerikanisches Unternehmen. Babcock meldete noch 2002 Insolvenz an.
 
Der neue Eigentümer One Equity Partners (OEP) führte die Geschäfte der Werft fort, aber letztendlich nur um sie zu verkaufen. Erste Kontakte zu ThyssenKrupp hinsichtlich einer Zusammenarbeit der HDW und den ThyssenKrupp Werften (B&V Hamburg, NSW Emden) gab es bereits im Jahre 2001. Diese Verhandlungen (u. a. Fortführung des deutschen Marineschiffbaus) wurde auch von der Politik positiv begleitet. ThyssenKrupp und One Equity Partners als Eigentümer von HDW, hatten bereits die erste Absichtserklärung unterschrieben.
 
Die Thyssen Krupp AG etablierte zwischenzeitlich im Konzern die eigenständige Business Unit ThyssenKrupp Marine Systems.
 
Über diesen Zusammenschluss der beiden Werftengruppen unter Führung Thyssen Krupps wurde seit 2001, auch im Interesse des Bundesregierung und des deutschen Marineschiffbaus, verhandelt.
 
Die ThyssenKrupp AG übernahm vom US-Finanzinvestor OEP One Equity Partners die HDW Group und übernahm im Gegenzug eine 25 prozentige Beteiligung der ThyssenKrupp Marine Systems. Diese Vereinbarung wurde auch Kartellrechtlich abgesegnet.
 
Im Januar 2005 nahm TKMS mit Sitz in Hamburg seine Arbeit auf. Das Konsortium teilte sich in die Teilbereiche Unterwasserschiffbau in Kiel und Überwasserschiffbau in Hamburg auf. Neben dem Marineschiffbau (graue Schiffe) befasst sich TKMS auch mit dem Handelsschiffbau (weiße Schiffe).
 
Die HDW gliederte zum 1. Juli 2005 den Handelsschiffbau aus dem Unternehmen aus. Der buchungstechnisch eigenständige Handelsschiffbau ging auf die HDW-Gaarden GmbH über, die den nördlichen Teil des ehemaligen Werftgeländes der HDW in Ellerbek nutzte. 2011 wurde dann die HDW-Gaarden GmbH von Abu Dhabi MAR (ADM) übernommen und in Abu Dhabi MAR Kiel GmbH umbenannt. Ab März 2015 firmiert ADMK als German Naval Yards
 
Zeittafel
 
04/2008    ThyssenKrupp verkauft seine Beteiligung an der Werft Nobiskrug rückwirkend zum 01. Oktober 2007
 
03/2010    ThyssenKrupp verkauft wesentliche Anteile an den Nordseewerken in Emden
 
09/2010    ThyssenKrupp trennt sich von 75,1% seiner Anteile an Hellenic Shipyard und verkauft diese Anteile an Abu Dhabi Mar
 
Die anhaltende Krise im internationalen Schiffbau zwingen ThyssenKrupp das Werftengeschäft neu aufzustellen. Anfang März wurde beschlossen, dass die ThyssenKrupp Marine Systems AG (TKMS) eine stärkere Aufteilung der Bereiche Marineschiffbau und ziviler Schiffsneubau vornimmt.
 
Das Werftgelände der seit Dezember 2012 im Handelsregister eingetragenen ThyssenKrupp Marine Systems in Gaarden auf dem Ostufer mit den Fertigungskapazitäten für den Bau von Unterseebooten befindet auf dem südlichen Teil des Firmengeländes der ehemaligen Howaldtswerke-Deutsche Werft AG.
 
Zeittafel
 
2011        TKMS verkauft den Handelsschiffbau (HDW Gaarden) an Abu Dhabi MAR.
 
02/2012    Der Handelsschiffbau der Hamburger Traditionswerft Blohm & Voss wird an private Investoren (Star Capital Partners) verkauft. Nur der Marineschiffbau verblieb bei der TKMS
 
01/2013    Howaldtswerke-Deutsche Werft AG und die Blohm & Voss Naval Gmbh verschmelzen zur ThyssenKrupp Marine Systems GmbH**
 
<nowiki>**</nowiki> Seit der Eintragung ins Handelsregister, am 10. Dezember 2012 gehören somit der Name Howaldt und die Howaldtswerke – Deutsche Werft Aktiengesellschaft (HDW) der Vergangenheit an.
[[Kategorie: Schiffbau]][[Kategorie: Werft]][[Kategorie: Howaldtswerke]][[Kategorie: HDW]][[Kategorie: Kiel]][[Kategorie: Gaarden]]
[[Kategorie: Schiffbau]][[Kategorie: Werft]][[Kategorie: Howaldtswerke]][[Kategorie: HDW]][[Kategorie: Kiel]][[Kategorie: Gaarden]]

Version vom 17. Januar 2025, 21:03 Uhr

Die Howaldtswerke-Deutsche Werft AG (HDW) war ein bedeutendes deutsches Schiffbauunternehmen, das von 1967 bis 2012 bestand. Es ging aus der Fusion der drei Werften – Deutsche Werft AG (Hamburg), Howaldtswerke Hamburg AG (Hamburg) und Kieler Howaldtswerke AG hervor.

Gründung und frühe Jahre

Hintergrund und Fusion

Ab Anfang der 1960er Jahre zeichnete sich ein Ende des Schiffbaubooms der 1950er Jahre ab. Die geringere Nachfrage nach Schiffsneubauten und der steigende Konkurrenzdruck der asiatischen Schiffbauindustrie führten zu erheblichen Marktanteilsverlusten für die westdeutschen Werften. Auch die Kieler Howaldtswerke waren von dieser Entwicklung betroffen. Um die internationale Wettbewerbsfähigkeit des bundesdeutschen Schiffbaus wiederherzustellen, wurde die Fusion westdeutscher Werften als Lösungsansatz verfolgt.

Mit Unterstützung der Bundesregierung unterzeichneten die Anteilseigner der drei Werften – Deutsche Werft AG (Hamburg), Howaldtswerke Hamburg AG (Hamburg) und Kieler Howaldtswerke AG – im Mai 1966 eine Absichtserklärung zur Fusion. Am 21. Dezember 1967 wurde die Howaldtswerke-Deutsche Werft Aktiengesellschaft (HDW) mit Sitz in Hamburg und Kiel gegründet.

Erste Schritte und Herausforderungen

Trotz der Fusion befand sich die HDW weiterhin in wirtschaftlich schwierigem Fahrwasser. Die Konkurrenz aus Japan und Südkorea gewann zunehmend an Marktanteilen. Adolf Westphal, der Kieler Werftchef[1], übernahm ab dem 1. Januar 1968 den Vorsitz des neuen Unternehmens, während Dr. Paul Voltz von der Deutschen Werft AG zum stellvertretenden Vorsitzenden ernannt wurde.[2] Ab Oktober 1970 übernahmen Dr. Manfred Lennings und Dr. Norbert Henke die Führungspositionen im Vorstand.[3]

Fertigungsstätten und Aufgabenverteilung

Die HDW verfügte zunächst über drei Fertigungsstätten: das Werk Kiel (Dietrichsdorf/Gaarden), das Werk Ross und das Werk Finkenwerder (Finkenwerder/Reiherstieg). Die Aufgabenverteilung sah wie folgt aus:

  • Werk Finkenwerder/Reiherstieg: Schiffsneubau bis zum Stapellauf und Reparatur.
  • Werk Ross: Reparatur und Schiffsumbauten.
  • Werk Kiel: Schiffsneubau und Reparatur.

Wirtschaftliche Entwicklungen und Restrukturierungen

1970er Jahre

Im August 1971 wurde eine Zusammenarbeit mit der Hamburger Werft Blohm & Voss verworfen. Nach der Übernahme der Anteile der Gutehoffnungshütte im Januar 1972 wurde der Salzgitter-Konzern alleiniger Eigentümer der HDW. Die neuen Eigentümer stellten 1973 den Schiffsneubau auf dem ehemaligen Gelände der Deutschen Werft in Finkenwerder ein. Das Land Schleswig-Holstein beteiligte sich mit 25,1% an der HDW, um weitere Investitionen zu ermöglichen.

Zwischen 1970 und 1974 gelang es dem Vorstand der HDW, das Unternehmen wieder in die Gewinnzone zu führen. Der Schiffsneubau wurde in Kiel konzentriert, und ein neues Dock für Neubauten bis 500.000 tdw wurde in Kiel Gaarden gebaut.

1980er Jahre

Die Ölkrise 1973 führte zum Zusammenbruch des Tankermarktes, was zur Stornierung mehrerer Aufträge für große Tanker führte. Der Vorstandsvorsitzende Dr. Norbert Henke legte ein Sanierungskonzept vor, das die Zusammenlegung des Schiffsneubaus im Werk Gaarden und die Stilllegung weiterer Fertigungsstätten vorsah. Das Werk Ross wurde 1985 an die Blohm + Voss AG verkauft, und der U-Boot-Bau wurde 1989 im Werk Süd geschlossen.

Schiffsneubau in Kiel nach der Fusion

Nach der Fusion zur HDW wurden in Kiel zahlreiche Schiffsneubauten abgewickelt, darunter Atomfrachter, Öltanker, Bulkcarrier und U-Boote. Die HDW etablierte sich als Universalwerft für Handels- und Marineschiffbau und nahm eine führende Position im Markt für Öltanker ein. Ab 1973 begann der Bau eines Großdocks in Kiel Gaarden für Schiffe mit einer Tragfähigkeit von 700.000 tdw.

HDW im 21. Jahrhundert

Anfang der 1990er Jahre erfolgte die Privatisierung der Salzgitter AG durch die Preussag, die auch die Anteile des Landes Schleswig-Holstein an der HDW übernahm. Die Preussag baute die HDW zu einem international wettbewerbsfähigen Unternehmen um. Im Herbst 1999 verkaufte die Preussag ein Aktienpaket an die Babcock Borsig AG, die aus der HDW einen europäischen Werftenverbund formte.

Ab 2000 verschlechterte sich das wirtschaftliche Umfeld durch eine erneute Schiffbaukrise. Die Babcock Borsig AG verkaufte ihre Anteile an der HDW an den amerikanischen Finanzinvestor One Equity Partners (OEP), der die Werft schließlich an ThyssenKrupp verkaufte. ThyssenKrupp etablierte die Business Unit ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS), die im Januar 2005 ihre Arbeit aufnahm.

Auflösung und Nachfolge

Die anhaltende Krise im internationalen Schiffbau führte zu einer Neuausrichtung des Werftengeschäfts bei ThyssenKrupp. Die HDW gliederte den Handelsschiffbau aus und verkaufte die HDW-Gaarden GmbH an Abu Dhabi MAR, die später in German Naval Yards umbenannt wurde. Im Januar 2013 verschmolzen die Howaldtswerke-Deutsche Werft AG und die Blohm & Voss Naval GmbH zur ThyssenKrupp Marine Systems GmbH, womit der Name HDW der Vergangenheit angehörte.

Zeittafel

  • 04/2008: ThyssenKrupp verkauft seine Beteiligung an der Werft Nobiskrug.
  • 03/2010: ThyssenKrupp verkauft wesentliche Anteile an den Nordseewerken in Emden.
  • 09/2010: ThyssenKrupp trennt sich von 75,1% seiner Anteile an Hellenic Shipyard und verkauft diese an Abu Dhabi Mar.
  • 2011: TKMS verkauft den Handelsschiffbau (HDW Gaarden) an Abu Dhabi MAR.
  • 02/2012: Der Handelsschiffbau der Hamburger Traditionswerft Blohm & Voss wird an private Investoren verkauft.
  • 01/2013: Howaldtswerke-Deutsche Werft AG und die Blohm & Voss Naval GmbH verschmelzen zur ThyssenKrupp Marine Systems GmbH.

Die Ablieferungen der Howaldtswerke – Deutsche Werft AG, Werk Kiel nach der Fusion[4]

Bau Nr. Reederei Name Schiffstyp Tonnage

tdw

Heimathafen Ablieferung
1103 GKSS Geesthacht Otto Hahn Atomfrachter 14.040 Hamburg 01.02.1968
1133 Shell Tankers U.K. Murex Öltanker 212.137 London 29.07.1968
1137 Ove Skou Rederi A/S Atlantic Skou Bulkcarrier 25.720 Kopenhagen 10.05.1968
1160 BWB U11 U-Boot Typ 205 419 29.05.1968
1161 BWB U12 U-Boot Typ 205 419 11.12.1968
1191 A/B Tirfing Roland LPG Tanker 14.640 Göteborg 27.08.1968
1196 Rudolf A. Oetker Belgrano Bulkcarrier + PKW 22.715 Hamburg 18.01.1968
1197 Esso Transport Corp. Esso Malaysia Öltanker 193.853 Panama 29.03.1968
1198 Esso Petroleum Comp. Esso Bernica Öltanker 193.650 London 11.10.1968
1200 Shell Tankers U.K. Mactra Öltanker 211.890 London 17.03.1969
1201 Olsen & Ugelstad Dovrefjell (II) Bulkcarrier 42.286 Oslo 08.03.1968
1202 Olsen & Ugelstad Filefjell (II) Bulkcarrier 44.237 Oslo 25.05.1968
1204 Esso Transport Corp. Esso Norway Öltanker 193.040 Panama 27.06.1969
1205 John T Essberger Elsa Essberger Öltanker 101.600 Hamburg 09.10.1968
1206 Ove Skou Rederi A/S Pacific Skou Bulkcarrier 25.750 Kopenhagen 30.10.1968
1207 Texaco Overseas Tanksh. Texaco Hamburg Öltanker 209.400 London 31.07.1969
1208 Texaco Overseas Tanksh. Texaco Frankfurt Öltanker 209.078 London 14.11.1969
1209 Texaco Overseas Tanksh. Texaco North America Öltanker 209.078 London 23.12.1969
1210 Texaco Overseas Tanksh. Texaco Europe Öltanker 209.078 London 20.03.1970
1211 H. Schuldt Artlenburg Kühlschiff 7.570 Hamburg 26.02.1969
1212 H. Schuldt Aldenburg Kühlschiff 7.570 Hamburg 04.06.1969
1221 Griechische Marine S110 Glafkos U-Boot Typ 209 1105 06.09.1971
1222 Griechische Marine S111 Nitrefs U-Boot Typ 209 1105 10.02.1972
1223 Griechische Marine S112 Triton U-Boot Typ 209 1105 08.08.1972
1224 Griechische Marine S113 Proteus U-Boot Typ 209 1105 23.11.1972

Einzelnachweise

  1. gemäß Ostersehlte „Schiffbau in Kiel“ Seite 64: HDW = Helft dem Westphal
  2. HDW Werkzeitung 1-1968 Seite 26/27
  3. HDW Werkzeitung 3-1970 Seite 8
  4. Hans H. Meyer, Schiffe von Howaldt und HDW, DSM + Oceanum 2013, Seite 330/358