Neumühlen-Dietrichsdorf 1864-1970: Unterschied zwischen den Versionen

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(geschichtlicher Ablauf des Wandels zweier kleiner Siedlungen am Ufer der Schwentine zu einem Industriestandort)
 
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== Neumühlen ==
== Neumühlen ==


In Neumühlen lebten die Bewohner von den zahlreichen Mühlen an der Schwentine. Im Gegensatz dazu war Dietrichsdorf ein landwirtschaftlich geprägter Ort. Die selbständigen Gemeinden Neumühlen und Dietrichsdorf wurden am 26. April 1907 zur Gemeinde Neumühlen-Dietrichsdorf, Kreis Bordesholm zusammengelegt
In Neumühlen lebten die Bewohner von den zahlreichen Mühlen an der Schwentine. Im Gegensatz dazu war Dietrichsdorf ein landwirtschaftlich geprägter Ort. Die selbständigen Gemeinden Neumühlen und Dietrichsdorf wurden am 26. April 1907 zur Gemeinde Neumühlen-Dietrichsdorf, Kreis Bordesholm zusammengelegt


Die Ortschaft Neumühlen lag am Ufer der Schwentine dort wo der Mühlendamm nicht nur eine Verbindung zwischen Südufer (Wellingdorf) und Nordufer (Neumühlen) ermöglichte, sondern auch für ausreichende Wassermengen für den Betrieb der Mühlen sorgte. Gleichzeitig war der Mühlendamm das Tor in die Probstei. Neumühlen wurde erstmalig 1224 (Zwentinemunde) erwähnt, ab 1470 bürgerte sich dann die Bezeichnung Neue Mühle oder Neumühlen ein. Die neue Mühle am südlichen Schwentineufer war eine Wassermühle und die Stadt Kiel und die umliegenden Dörfer waren hier mahlpflichtig. 1540 ging die Kornwassermühle in landesherrlichen Besitz über. Am nördlichen Schwentineufer befand sich seit 1772 eine Ölmühle. In Neumühlen lebten um 1871 rund 589 Einwohner.
Die Ortschaft Neumühlen lag am Ufer der Schwentine dort wo der Mühlendamm nicht nur eine Verbindung zwischen Südufer (Wellingdorf) und Nordufer (Neumühlen) ermöglichte, sondern auch für ausreichende Wassermengen für den Betrieb der Mühlen sorgte. Gleichzeitig war der Mühlendamm das Tor in die Probstei. Neumühlen wurde erstmalig 1224 (Zwentinemunde) erwähnt, ab 1470 bürgerte sich dann die Bezeichnung Neue Mühle oder Neumühlen ein. Die neue Mühle am südlichen Schwentineufer war eine Wassermühle und die Stadt Kiel und die umliegenden Dörfer waren hier mahlpflichtig. 1540 ging die Kornwassermühle in landesherrlichen Besitz über. Am nördlichen Schwentineufer befand sich seit 1772 eine Ölmühle. In Neumühlen lebten um 1871 rund 589 Einwohner.


Das Nachbardorf Dietrichsdorf lag abseits der Verkehrswege oberhalb der Ortschaft Neumühlen auf einem Plateau um den heutigen Ivensring und Langen Rehm herum. Die Siedlung wurde 1420 als Diderichstorppe = Dorf des Dietrich erstmals genannt. Die Verbindung zwischen Neumühlen und Dietrichsdorf erfolgte über den Heikendorfer Weg oder den noch steileren Hohlen Weg und war mühevoll. In Dietrichsdorf lebten um 1871 rund 337 Einwohner.
Das Nachbardorf Dietrichsdorf lag abseits der Verkehrswege oberhalb der Ortschaft Neumühlen auf einem Plateau um den heutigen Ivensring und Langen Rehm herum. Die Siedlung wurde 1420 als Diderichstorppe = Dorf des Dietrich erstmals genannt. Die Verbindung zwischen Neumühlen und Dietrichsdorf erfolgte über den Heikendorfer Weg oder den noch steileren Hohlen Weg und war mühevoll. In Dietrichsdorf lebten um 1871 rund 337 Einwohner.
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== Dietrichsdorf ==
== Dietrichsdorf ==
Im oberhalb von Neumühlen gelegene Dietrichsdorf prägte die Bauern der Familie Ivens das bäuerliche Leben. Ab 1870 war es aber dann mit der bäuerlichen Beschaulichkeit auch in Dietrichsdorf vorbei. Der Staat erwarb nach Gründung der Kaiserlichen Werft in Ellerbek ein direkt an der Förde gelegenes rund 32 Hektar großes Grundstück zwischen dem Salzredder und der Gemeindegrenze nach Mönkeberg. Auf diesem Grundstück entstand, abgetrennt durch eine Backsteinmauer vom Gemeindegebiet, das Marine Artillerie Depot.
Im oberhalb von Neumühlen gelegene Dietrichsdorf prägte die Bauern der Familie Ivens das bäuerliche Leben. Ab 1870 war es aber dann mit der bäuerlichen Beschaulichkeit auch in Dietrichsdorf vorbei. Der Staat erwarb nach Gründung der Kaiserlichen Werft in Ellerbek ein direkt an der Förde gelegenes rund 32 Hektar großes Grundstück zwischen dem Salzredder und der Gemeindegrenze nach Mönkeberg. Auf diesem Grundstück entstand, abgetrennt durch eine Backsteinmauer vom Gemeindegebiet, das Marine Artillerie Depot.


Ein weiterer Strukturwandel in der Gemeinde erfolgte am 1. Oktober 1876, Georg Howaldt übernahm am Nordufer der Schwentine die kleine Werft des Schiffbaumeisters Rudolf Reuters, um in Dietrichsdorf seinen in Ellerbek begonnenen Eisenschiffbau fortzusetzen. Auf dem rund 440qm großen Grundstück standen für den Schiffbau lediglich eine Helling und eine Halle zur Verfügung.
Ein weiterer Strukturwandel in der Gemeinde erfolgte am 1. Oktober 1876, Georg Howaldt übernahm am Nordufer der Schwentine die kleine Werft des Schiffbaumeisters Rudolf Reuters, um in Dietrichsdorf seinen in Ellerbek begonnenen Eisenschiffbau fortzusetzen. Auf dem rund 440qm großen Grundstück standen für den Schiffbau lediglich eine Helling und eine Halle zur Verfügung.


Anfangs waren lediglich 75 Mitarbeiter auf der Werft beschäftigt. Bereits im August 1883 lief mit der Bau Nummer 100 der Frachtdampfer Emma für die Reederei Sartori & Berger vom Stapel. Mittlerweile beschäftigte die Werft an der Schwentine rund 1200 Mitarbeiter und das Werftgelände umfasste rund 6.600qm.
Anfangs waren lediglich 75 Mitarbeiter auf der Werft beschäftigt. Bereits im August 1883 lief mit der Bau Nummer 100 der Frachtdampfer Emma für die Reederei Sartori & Berger vom Stapel. Mittlerweile beschäftigte die Werft an der Schwentine rund 1200 Mitarbeiter und das Werftgelände umfasste rund 6.600qm.


Zwischen 1880 und 1884 wurde die in Kiel ansässige Maschinenfabrik Gebrüder Howaldt auf das erweiterte Werftgelände verlegt. Dazu wurde u. a. der Eekberg, ein Hügel am Schwentineufer, abgetragen.
Zwischen 1880 und 1884 wurde die in Kiel ansässige Maschinenfabrik Gebrüder Howaldt auf das erweiterte Werftgelände verlegt. Dazu wurde u. a. der Eekberg, ein Hügel am Schwentineufer, abgetragen.


Eine ab 1884 einsetzende Flaute im Schiffbau ließ dann bis 1886 die Zahl der Mitarbeiter auf 200 schrumpfen.
Eine ab 1884 einsetzende Flaute im Schiffbau ließ dann bis 1886 die Zahl der Mitarbeiter auf 200 schrumpfen.


== Arbeitersiedlung Neu-Dietrichsdorf ==


== Arbeitersiedlung Neu-Dietrichsdorf ==
Die Gebrüder Howaldt errichteten ab 1883 vor dem Werftgelände eine Werkswohnungen und Häuser nach den Entwürfen des Architekten Moldenschardt. Zunächst erbaute man für 46 Familien Doppelhäuser. Zehn Jahre später gab es in der Arbeiterkolonie bereits 120 Wohnhäuser. 1895 erfolgte in Neu-Dietrichsdorf der Neubau einer Schule. Weiterhin hatte der Bau der Arbeitersiedlung eine umfangreiche Ansiedlung von Geschäften am Heikendorfer Weg und entsprechenden Handwerksbetrieben zur Folge.
Die Gebrüder Howaldt errichteten ab 1883 vor dem Werftgelände eine Werkswohnungen und Häuser nach den Entwürfen des Architekten Moldenschardt. Zunächst erbaute man für 46 Familien Doppelhäuser. Zehn Jahre später gab es in der Arbeiterkolonie bereits 120 Wohnhäuser. 1895 erfolgte in Neu-Dietrichsdorf der Neubau einer Schule. Weiterhin hatte der Bau der Arbeitersiedlung eine umfangreiche Ansiedlung von Geschäften am Heikendorfer Weg und entsprechenden Handwerksbetrieben zur Folge.


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''www.kiel.de Kieler Straßenlexikon, bis 2005 Hans-G. Hilscher, ab 2005 fortgeführt von Dietrich Bleihöfer, ab 2022 von Frank Mönig, Amt für Bauordnung, Vermessung und Geoinformation der Landeshauptstadt Kiel, Stand: Januar 2021.''
''www.kiel.de Kieler Straßenlexikon, bis 2005 Hans-G. Hilscher, ab 2005 fortgeführt von Dietrich Bleihöfer, ab 2022 von Frank Mönig, Amt für Bauordnung, Vermessung und Geoinformation der Landeshauptstadt Kiel, Stand: Januar 2021.''


'''1.    Werftstraße / Grenzstraße'''
'''1.    Werftstraße / Grenzstraße'''
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1925- weiter als Grenzstraße zwischen Schwentinestraße (A. C. Hansen, Anlegestelle Dietrichsdorf) ⟨⟩ Heikendorfer Weg, Zufahrt zur Hauptverwaltung der Howaldtswerke.
1925- weiter als Grenzstraße zwischen Schwentinestraße (A. C. Hansen, Anlegestelle Dietrichsdorf) ⟨⟩ Heikendorfer Weg, Zufahrt zur Hauptverwaltung der Howaldtswerke.


 
'''2. Schwentinestraße'''
'''2.     Schwentinestraße'''


Die Schwentinestraße wurde 1894 angelegt. Sie verlief an der Grenze der Howaldtswerke von der Schwentine (A. C. Hansen, Anlegestelle Dietrichsdorf) bis zum Werft Tor an der Katharinenstraße.
Die Schwentinestraße wurde 1894 angelegt. Sie verlief an der Grenze der Howaldtswerke von der Schwentine (A. C. Hansen, Anlegestelle Dietrichsdorf) bis zum Werft Tor an der Katharinenstraße.
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1925- weiter Schwentine ⟨⟩ Eichenbergskamp
1925- weiter Schwentine ⟨⟩ Eichenbergskamp


 
'''3. Diogenesstraße'''
'''3.     Diogenesstraße'''


Die Diogenesstraße wurde ab 1902 als Privatstraße geführt, sie lag auf dem Werftgelände. Sie war die Verlängerung der Schwentinestraße ab Katharinenstraße / Eichenbergskamp in Richtung Norden und verlief parallel zur Sokratesstraße. Benannt nach einem 1881 bei Howaldt für Peru erbauten Schiff. Die Straße wurde 1966 aufgelöst.
Die Diogenesstraße wurde ab 1902 als Privatstraße geführt, sie lag auf dem Werftgelände. Sie war die Verlängerung der Schwentinestraße ab Katharinenstraße / Eichenbergskamp in Richtung Norden und verlief parallel zur Sokratesstraße. Benannt nach einem 1881 bei Howaldt für Peru erbauten Schiff. Die Straße wurde 1966 aufgelöst.
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1925 – 1966 ab Eichbergskamp ⟨⟩ Heikendorfer Weg.
1925 – 1966 ab Eichbergskamp ⟨⟩ Heikendorfer Weg.


 
'''4. Augustenstraße / Moorblöcken'''
'''4.    Augustenstraße / Moorblöcken'''


1894 wurde die Augustenstraße erstmals erwähnt. Sie wurde von dem Doppelhufner August Möller angelegt und nach seiner Ehefrau benannt. 1925 wurde die Augustenstraße in Moorblöcken umbenannt.
1894 wurde die Augustenstraße erstmals erwähnt. Sie wurde von dem Doppelhufner August Möller angelegt und nach seiner Ehefrau benannt. 1925 wurde die Augustenstraße in Moorblöcken umbenannt.
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1925 - weiter als Moorblöcken zwischen Schwentinestraße ⟨⟩ Heikendorfer Weg.
1925 - weiter als Moorblöcken zwischen Schwentinestraße ⟨⟩ Heikendorfer Weg.


'''5.    Nanthingasse'''
'''5.    Nanthingasse'''
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1960 – weiter zwischen Moorblöcken ⟨⟩ Eichenbergskamp.
1960 – weiter zwischen Moorblöcken ⟨⟩ Eichenbergskamp.


'''6.    Katharinenstraße / Eichenbergskamp'''
'''6.    Katharinenstraße / Eichenbergskamp'''
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1925 – weiter als Eichenbergskamp Schwentinestraße (am Werft Tor) ⟨⟩ Heikendorfer Weg
1925 – weiter als Eichenbergskamp Schwentinestraße (am Werft Tor) ⟨⟩ Heikendorfer Weg


 
'''7. Schulstraße / Langensaal'''
'''7.    Schulstraße / Langensaal'''


Die Schulstraße wurde 1904 erstmalig erwähnt. Sie verlief von der Katharinenstraße in nördlicher Richtung zum Heikendorfer Weg. In der Schulstraße 18 – 26 befand sich die Knabenvolksschule. 1925 wurde die Schulstraße in Langensaal umbenannt.
Die Schulstraße wurde 1904 erstmalig erwähnt. Sie verlief von der Katharinenstraße in nördlicher Richtung zum Heikendorfer Weg. In der Schulstraße 18 – 26 befand sich die Knabenvolksschule. 1925 wurde die Schulstraße in Langensaal umbenannt.
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1925 – weiter als Langensaal von Eichenbergskamp ⟨⟩ Heikendorfer Weg
1925 – weiter als Langensaal von Eichenbergskamp ⟨⟩ Heikendorfer Weg


'''8.    Luisenstraße'''
'''8. Luisenstraße'''


Die Luisenstraße wurde 1894 erstmalig erwähnt. Sie wurde nach Frau Luise Steffen aus Neumühlen - Dietrichsdorf benannt.
Die Luisenstraße wurde 1894 erstmalig erwähnt. Sie wurde nach Frau Luise Steffen aus Neumühlen - Dietrichsdorf benannt.
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'''9.    Sokratesstraße / Sokratesplatz'''
'''9. Sokratesstraße / Sokratesplatz'''


Die 1894 erstmalig erwähnte Sokratesstraße, war ab Katharinenstraße / Eichenbergskamp die Verlängerung der Luisenstraße in nördlicher Richtung. Sie war nach einem 1881 von den Howaldtswerken für die Vereinigten Staaten erbauten Kreuzer benannt. 1902 zur Privatstraße erhoben.
Die 1894 erstmalig erwähnte Sokratesstraße, war ab Katharinenstraße / Eichenbergskamp die Verlängerung der Luisenstraße in nördlicher Richtung. Sie war nach einem 1881 von den Howaldtswerken für die Vereinigten Staaten erbauten Kreuzer benannt. 1902 zur Privatstraße erhoben.
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1996 – weiter Eichenbergskamp ⟨⟩ Sokratesplatz
1996 – weiter Eichenbergskamp ⟨⟩ Sokratesplatz


 
'''10. Bismarckstraße / Klein-Ebbenkamp'''
'''10.  Bismarckstraße / Klein-Ebbenkamp'''


Die Bismarckstraße wurde 1894 erstmals erwähnt. Im Jahre 1902 wurde sie eine Privatstraße und im Jahre 1919 wurde die Strandstraße in die Bismarckstraße integriert. 1929 Aufhebung der Bismarckstraße zwischen Langensaal und Heikendorfer Weg als öffentliche Straße. 1933 Umbenennung in Klein-Ebbenkamp.
Die Bismarckstraße wurde 1894 erstmals erwähnt. Im Jahre 1902 wurde sie eine Privatstraße und im Jahre 1919 wurde die Strandstraße in die Bismarckstraße integriert. 1929 Aufhebung der Bismarckstraße zwischen Langensaal und Heikendorfer Weg als öffentliche Straße. 1933 Umbenennung in Klein-Ebbenkamp.
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1933 - weiter als Klein-Ebbenkamp zwischen Sokratesstraße / Sokratesplatz ⟨⟩ Heikendorfer Weg.
1933 - weiter als Klein-Ebbenkamp zwischen Sokratesstraße / Sokratesplatz ⟨⟩ Heikendorfer Weg.


 
'''11. Strandstraße'''
'''11.  Strandstraße'''


1894 erstmalig als Strand erwähnt. 1911 dann umbenannt in Strandstraße und ab 1919 in die Bismarckstraße integriert. Über die Verbindung konnte man den Dietrichsdorfer Strand erreichen.
1894 erstmalig als Strand erwähnt. 1911 dann umbenannt in Strandstraße und ab 1919 in die Bismarckstraße integriert. Über die Verbindung konnte man den Dietrichsdorfer Strand erreichen.


== Afrika Viertel ==
== Afrika-Viertel ==
Im Stadtteil Neumühlen-Dietrichsdorf wurde ab 1938 das Afrika-Viertel als ein Wohngebiet für Arbeiter der Howaldtswerke zwischen Langem Rehm und Heikendorfer Weg errichtet. Die Straßennamen wurden im April 1939 durch den Polizeipräsidenten Kiel in den entsprechenden Straßenbenennungsakten festgelegt. Die so festgelegten Straßennamen erinnern an Persönlichkeiten der deutschen Kolonialgeschichte deren Namen im gleichen Atemzug mit Völkermord, Sklaverei und persönlicher Grausamkeit zu erwähnen sind.
Im Stadtteil Neumühlen-Dietrichsdorf wurde ab 1938 das Afrika-Viertel als ein Wohngebiet für Arbeiter der Howaldtswerke zwischen Langem Rehm und Heikendorfer Weg errichtet. Die Straßennamen wurden im April 1939 durch den Polizeipräsidenten Kiels in den entsprechenden Straßenbenennungsakten festgelegt. Die so festgelegten Straßennamen erinnern an Persönlichkeiten der deutschen Kolonialgeschichte deren Namen im gleichen Atemzug mit Völkermord, Sklaverei und persönlicher Grausamkeit zu erwähnen sind.
 


Zum Verständnis des nachfolgenden Abschnittes ein Auszug aus einer Reichstagsdebatte von 1889 in der August Bebel (1840-1913), Deutschlands führender Sozialdemokrat, es sehr deutlich machte welche Auswirkung der Kolonialismus auf die annektierten Völker eigentlich hat. Bebel und die Sozialdemokraten im Reichstag brachten so, schon 1889 ihren heftigen Widerstand gegen die deutsche Kolonialpolitik zum Ausdruck.
Zum Verständnis des nachfolgenden Abschnittes ein Auszug aus einer Reichstagsdebatte von 1889 in der August Bebel (1840-1913), Deutschlands führender Sozialdemokrat, es sehr deutlich machte welche Auswirkung der Kolonialismus auf die annektierten Völker eigentlich hat. Bebel und die Sozialdemokraten im Reichstag brachten so, schon 1889 ihren heftigen Widerstand gegen die deutsche Kolonialpolitik zum Ausdruck.


Zitat:
Zitat:


''„Im Grunde genommen ist das Wesen aller Kolonialpolitik die Ausbeutung einer fremden Bevölkerung in der höchsten Potenz. Wo immer wir die Geschichte der Kolonialpolitik in den letzten drei Jahrhunderten aufschlagen, überall begegnen wir Gewalttätigkeiten und der Unterdrückung der betreffenden Völkerschaften, die nicht selten schließlich mit deren vollständiger Ausrottung endet. Und das treibende Motiv ist immer, Gold, Gold und wieder nur Gold zu erwerben. Und um die Ausbeutung der afrikanischen Bevölkerung im vollen Umfange und möglichst ungestört betreiben zu können, sollen aus den Taschen des Reichs, aus den Taschen der Steuerzahler Millionen verwendet werden, soll die Ostafrikanische Gesellschaft mit den Mitteln des Reichs unterstützt werden, damit ihr das Ausbeutegeschäft gesichert wird. Dass wir von unserem Standpunkt aus als Gegner jeder Unterdrückung nicht die Hand dazu bieten, werden Sie begreifen“''
''„Im Grunde genommen ist das Wesen aller Kolonialpolitik die Ausbeutung einer fremden Bevölkerung in der höchsten Potenz. Wo immer wir die Geschichte der Kolonialpolitik in den letzten drei Jahrhunderten aufschlagen, überall begegnen wir Gewalttätigkeiten und der Unterdrückung der betreffenden Völkerschaften, die nicht selten schließlich mit deren vollständiger Ausrottung endet. Und das treibende Motiv ist immer, Gold, Gold und wieder nur Gold zu erwerben. Und um die Ausbeutung der afrikanischen Bevölkerung im vollen Umfange und möglichst ungestört betreiben zu können, sollen aus den Taschen des Reichs, aus den Taschen der Steuerzahler Millionen verwendet werden, soll die Ostafrikanische Gesellschaft mit den Mitteln des Reichs unterstützt werden, damit ihr das Ausbeutegeschäft gesichert wird. Dass wir von unserem Standpunkt aus als Gegner jeder Unterdrückung nicht die Hand dazu bieten, werden Sie begreifen“''


''Quelle: Stenographische Berichte über die Verhandlungen des Reichstags. Berlin, 1889, 7. Legislaturperiode, 4. Sitzung 1888/89, 1. Bd., 26. Januar 1889, S. 627-31.''
''Quelle: Stenographische Berichte über die Verhandlungen des Reichstags. Berlin, 1889, 7. Legislaturperiode, 4. Sitzung 1888/89, 1. Bd., 26. Januar 1889, S. 627-31.''
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''Abgedruckt in August Bebel, Ausgewählte Reden und Schriften, Bd. 2, Erster Halbband, 1878 bis 1890, Hg. Ursula Herrmann et al. Berlin: Dietz Verlag, 1978, S. 523-33''
''Abgedruckt in August Bebel, Ausgewählte Reden und Schriften, Bd. 2, Erster Halbband, 1878 bis 1890, Hg. Ursula Herrmann et al. Berlin: Dietz Verlag, 1978, S. 523-33''


== Warum Afrika – Viertel ==
== Warum "Afrika–Viertel"? ==
Zum Ende des 19. Jahrhunderts in den 1880er Jahren beteiligte sich auch das Deutsche Kaiserreich an der Kolonialisierung des afrikanischen Kontinentes. Die Reichsregierung erwarb Schutzgebiete in Ostafrika, in Südwestafrika und in Westafrika. Das deutsche Kolonialreich umfasste weiterhin Gebiete in China, Papua-Neuguinea, mehrere Inseln im Westpazifik und Mikronesien. Die Deutschen Kolonien waren nicht Teil des Deutschen Kaiserreiches, sondern wurden lediglich als überseeischer Besitz angesehen. Das Deutsche Kolonialreich umfasste zu Beginn des ersten Weltkrieges Flächenmäßig nach England und Frankreich, das drittgrößte annektierte Kolonialgebiet.
Zum Ende des 19. Jahrhunderts in den 1880er Jahren beteiligte sich auch das Deutsche Kaiserreich an der Kolonialisierung des afrikanischen Kontinentes. Die Reichsregierung erwarb Schutzgebiete in Ostafrika, in Südwestafrika und in Westafrika. Das deutsche Kolonialreich umfasste weiterhin Gebiete in China, Papua-Neuguinea, mehrere Inseln im Westpazifik und Mikronesien. Die Deutschen Kolonien waren nicht Teil des Deutschen Kaiserreiches, sondern wurden lediglich als überseeischer Besitz angesehen. Das Deutsche Kolonialreich umfasste zu Beginn des ersten Weltkrieges Flächenmäßig nach England und Frankreich, das drittgrößte annektierte Kolonialgebiet.


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Um das neue Baugebiet zu erschließen, wurden insgesamt sechs neue Straßen angelegt. Dier damalige von der NSDAP beherrschte Magistrat verfügte, auch vor dem Hintergrund das durch die Reichspropaganda der im Reich vorhandene Kolonialrevisionismus unterstützt wurde, die neuen Straßen nach führenden Vertreter der deutschen Kolonialpolitik in Afrika des Deutschen Kaiserreiches benannt. Die Tatsache das diese Namen für Völkermord, Sklaverei und persönlicher Grausamkeit stehen wurde ignoriert oder verdrängt. Die Straßennamen wurden im April 1939 durch den Polizeipräsidenten Kiel in den entsprechenden Straßenbenennungsakten festgelegt. Nachfolgend eine Aufzählung (in alphabetischer Reihenfolge) der festgelegten Straßennamen:
Um das neue Baugebiet zu erschließen, wurden insgesamt sechs neue Straßen angelegt. Dier damalige von der NSDAP beherrschte Magistrat verfügte, auch vor dem Hintergrund das durch die Reichspropaganda der im Reich vorhandene Kolonialrevisionismus unterstützt wurde, die neuen Straßen nach führenden Vertreter der deutschen Kolonialpolitik in Afrika des Deutschen Kaiserreiches benannt. Die Tatsache das diese Namen für Völkermord, Sklaverei und persönlicher Grausamkeit stehen wurde ignoriert oder verdrängt. Die Straßennamen wurden im April 1939 durch den Polizeipräsidenten Kiel in den entsprechenden Straßenbenennungsakten festgelegt. Nachfolgend eine Aufzählung (in alphabetischer Reihenfolge) der festgelegten Straßennamen:


·        '''''Carl-Peters-Straße'''''
* '''''Carl-Peters-Straße'''''
 
* '''''Lettow-Vorbeck-Straße'''''
·        '''''Lettow-Vorbeck-Straße'''''
* '''''Lüderitzstraße'''''
 
* '''''Nachtigalstraße'''''
·        '''''Lüderitzstraße'''''
* '''''Ritter-von-Epp-Straße'''''
 
* '''''Wißmannstraße'''''
·        '''''Nachtigalstraße'''''
 
·        '''''Ritter-von-Epp-Straße'''''
 
·        '''''Wißmannstraße'''''
 


Nachdem die Straßen festgeschrieben waren, ist es verständlich das das gesamte neu zu erbauende Wohngebiet als Afrika-Viertel bezeichnet wurde.
Nachdem die Straßen festgeschrieben waren, ist es verständlich das das gesamte neu zu erbauende Wohngebiet als Afrika-Viertel bezeichnet wurde.
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=== Straßenbezeichnungen und Verläufe ===
=== Straßenbezeichnungen und Verläufe ===
'''1.     Carl-Peters-Straße / Albert-Schweitzer-Weg'''
'''1. Carl-Peters-Straße / Albert-Schweitzer-Weg'''


Die Carl-Peters-Straße wurde 1939 zum ersten Mal erwähnt. Sie verlief von der Lettow-Vorbeck-Straße / Hertzstraße in westlicher und dann nördlicher Richtung parallel zur Lettow-Vorbeck-Straße / Hertzstraße und der Wendehammer der Carl-Peters-Straße befand sich kurz vor dem Heikendorfer Weg. 2007 wurde dann die Carl-Peters-Straße in Alber-Schweitzer-Weg umbenannt.
Die Carl-Peters-Straße wurde 1939 zum ersten Mal erwähnt. Sie verlief von der Lettow-Vorbeck-Straße / Hertzstraße in westlicher und dann nördlicher Richtung parallel zur Lettow-Vorbeck-Straße / Hertzstraße und der Wendehammer der Carl-Peters-Straße befand sich kurz vor dem Heikendorfer Weg. 2007 wurde dann die Carl-Peters-Straße in Alber-Schweitzer-Weg umbenannt.


'''2.     Bernhardstraße / Lettow-Vorbeck-Straße / Hertzstraße'''
'''2. Bernhardstraße / Lettow-Vorbeck-Straße / Hertzstraße'''


Die Bernhardstraße wurde nach dem Werftbesitzer Bernhard Howaldt benannt und 1904 in Kiel erstmals aufgeführt. Sie war eine Privatstraße des Arbeiterbauvereins und wurde 1907 von der Gemeinde übernommen.
Die Bernhardstraße wurde nach dem Werftbesitzer Bernhard Howaldt benannt und 1904 in Kiel erstmals aufgeführt. Sie war eine Privatstraße des Arbeiterbauvereins und wurde 1907 von der Gemeinde übernommen.
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1947 – weiter als Hertzstraße ab Dietrichsdorfer Höhe (Hermannstraße) ⟨⟩ Wendehammer vor der 1963 erbauten Andreas-Gayk-Schule
1947 – weiter als Hertzstraße ab Dietrichsdorfer Höhe (Hermannstraße) ⟨⟩ Wendehammer vor der 1963 erbauten Andreas-Gayk-Schule


'''3.     Lüderitzstraße'''
'''3. Lüderitzstraße'''


Wie auch viele andere Straßen im Afrika Viertel erhielt die Lüderitzstraße 1939 ihren Namen. Sie verlief vom Langen Rehm in westlicher Richtung, kreuzte die Ritter-von-Epp-Straße / Verdieckstraße und mündete in die Woermannstraße. 2002 wurde die Lüderitzstraße vom Langen Rehm in Richtung Ostring verlängert.
Wie auch viele andere Straßen im Afrika-Viertel erhielt die Lüderitzstraße 1939 ihren Namen. Sie verlief vom Langen Rehm in westlicher Richtung, kreuzte die Ritter-von-Epp-Straße / Verdieckstraße und mündete in die Woermannstraße. 2002 wurde die Lüderitzstraße vom Langen Rehm in Richtung Ostring verlängert.


'''4.     Nachtigalstraße'''
'''4. Nachtigalstraße'''


Namensfestlegung 1939. Verlauf vom Langen Rehm in westlicher Richtung bis zur Einmündung in die Lettow-Vorbeck-Straße / ab 1947 in die Hertzstraße
Namensfestlegung 1939. Verlauf vom Langen Rehm in westlicher Richtung bis zur Einmündung in die Lettow-Vorbeck-Straße / ab 1947 in die Hertzstraße


'''5.     Ritter-von-Epp-Straße / Verdieckstraße'''
'''5. Ritter-von-Epp-Straße / Verdieckstraße'''


Namensfestlegung 1939. Verlauf von der Nachtigalstraße, kreuzt die Lüderitzstraße und am Ende der Straße (Bauernhof) Sichtkontakt zur Adolf Reichwein Schule. Ab 1947 umbenannt in Verdieckstraße.
Namensfestlegung 1939. Verlauf von der Nachtigalstraße, kreuzt die Lüderitzstraße und am Ende der Straße (Bauernhof) Sichtkontakt zur Adolf Reichwein Schule. Ab 1947 umbenannt in Verdieckstraße.


'''6.     Wißmannstraße'''
'''6. Wißmannstraße'''


Namensfestlegung 1939. Verlauf Einmündung südlich in die Lettow-Vorbeck-Straße / ab 1947 in die Hertzstraße nördlich mündet sie dann in die Nachtigalstraße
Namensfestlegung 1939. Verlauf Einmündung südlich in die Lettow-Vorbeck-Straße / ab 1947 in die Hertzstraße nördlich mündet sie dann in die Nachtigalstraße


''Quelle:''
''Quelle:''

Version vom 10. August 2024, 00:29 Uhr

Neumühlen und Dietrichsdorf

Am nördlichen Ufer der Schwentinemündung und der Stadtgrenze nach Mönkeberg (Kreis Plön) liegt Neumühlen-Dietrichsdorf. Neumühlen-Dietrichsdorf wurde zum 1. Mai 1924 ein Stadtteil der Landeshauptstadt Kiel. Zum Stadtteil gehört außerdem die Siedlung Oppendorf.

Inhaltsverzeichnis

Neumühlen

In Neumühlen lebten die Bewohner von den zahlreichen Mühlen an der Schwentine. Im Gegensatz dazu war Dietrichsdorf ein landwirtschaftlich geprägter Ort. Die selbständigen Gemeinden Neumühlen und Dietrichsdorf wurden am 26. April 1907 zur Gemeinde Neumühlen-Dietrichsdorf, Kreis Bordesholm zusammengelegt

Die Ortschaft Neumühlen lag am Ufer der Schwentine dort wo der Mühlendamm nicht nur eine Verbindung zwischen Südufer (Wellingdorf) und Nordufer (Neumühlen) ermöglichte, sondern auch für ausreichende Wassermengen für den Betrieb der Mühlen sorgte. Gleichzeitig war der Mühlendamm das Tor in die Probstei. Neumühlen wurde erstmalig 1224 (Zwentinemunde) erwähnt, ab 1470 bürgerte sich dann die Bezeichnung Neue Mühle oder Neumühlen ein. Die neue Mühle am südlichen Schwentineufer war eine Wassermühle und die Stadt Kiel und die umliegenden Dörfer waren hier mahlpflichtig. 1540 ging die Kornwassermühle in landesherrlichen Besitz über. Am nördlichen Schwentineufer befand sich seit 1772 eine Ölmühle. In Neumühlen lebten um 1871 rund 589 Einwohner.

Das Nachbardorf Dietrichsdorf lag abseits der Verkehrswege oberhalb der Ortschaft Neumühlen auf einem Plateau um den heutigen Ivensring und Langen Rehm herum. Die Siedlung wurde 1420 als Diderichstorppe = Dorf des Dietrich erstmals genannt. Die Verbindung zwischen Neumühlen und Dietrichsdorf erfolgte über den Heikendorfer Weg oder den noch steileren Hohlen Weg und war mühevoll. In Dietrichsdorf lebten um 1871 rund 337 Einwohner.

Dietrichsdorf

Im oberhalb von Neumühlen gelegene Dietrichsdorf prägte die Bauern der Familie Ivens das bäuerliche Leben. Ab 1870 war es aber dann mit der bäuerlichen Beschaulichkeit auch in Dietrichsdorf vorbei. Der Staat erwarb nach Gründung der Kaiserlichen Werft in Ellerbek ein direkt an der Förde gelegenes rund 32 Hektar großes Grundstück zwischen dem Salzredder und der Gemeindegrenze nach Mönkeberg. Auf diesem Grundstück entstand, abgetrennt durch eine Backsteinmauer vom Gemeindegebiet, das Marine Artillerie Depot.

Ein weiterer Strukturwandel in der Gemeinde erfolgte am 1. Oktober 1876, Georg Howaldt übernahm am Nordufer der Schwentine die kleine Werft des Schiffbaumeisters Rudolf Reuters, um in Dietrichsdorf seinen in Ellerbek begonnenen Eisenschiffbau fortzusetzen. Auf dem rund 440qm großen Grundstück standen für den Schiffbau lediglich eine Helling und eine Halle zur Verfügung.

Anfangs waren lediglich 75 Mitarbeiter auf der Werft beschäftigt. Bereits im August 1883 lief mit der Bau Nummer 100 der Frachtdampfer Emma für die Reederei Sartori & Berger vom Stapel. Mittlerweile beschäftigte die Werft an der Schwentine rund 1200 Mitarbeiter und das Werftgelände umfasste rund 6.600qm.

Zwischen 1880 und 1884 wurde die in Kiel ansässige Maschinenfabrik Gebrüder Howaldt auf das erweiterte Werftgelände verlegt. Dazu wurde u. a. der Eekberg, ein Hügel am Schwentineufer, abgetragen.

Eine ab 1884 einsetzende Flaute im Schiffbau ließ dann bis 1886 die Zahl der Mitarbeiter auf 200 schrumpfen.

Arbeitersiedlung Neu-Dietrichsdorf

Die Gebrüder Howaldt errichteten ab 1883 vor dem Werftgelände eine Werkswohnungen und Häuser nach den Entwürfen des Architekten Moldenschardt. Zunächst erbaute man für 46 Familien Doppelhäuser. Zehn Jahre später gab es in der Arbeiterkolonie bereits 120 Wohnhäuser. 1895 erfolgte in Neu-Dietrichsdorf der Neubau einer Schule. Weiterhin hatte der Bau der Arbeitersiedlung eine umfangreiche Ansiedlung von Geschäften am Heikendorfer Weg und entsprechenden Handwerksbetrieben zur Folge.

Die Beschäftigungslage auf den Howaldtswerken verbesserte sich ab 1897. Im Jahre 1898 herrschte sogar Vollbeschäftigung. Eine Erweiterung der Werft bis an die Kieler Förde wurde notwendig. Die Zahl der Mitarbeiter auf der Werft betrug nun rund 2.500.

Durch diesen personellen Aufwuchs stieg aber auch die Einwohnerzahl der Gemeinde Dietrichsdorf auf rund 2.900 Bewohner. Bedingt durch eine eingetretene Wohnungsknappheit mussten viele Mitarbeiter der Mühle, des Munitionsdepots und der Werft lange Arbeitswege auf sich nehmen.

Straßenverzeichnis Neu-Dietrichsdorf

Quelle:

www.kiel.de Kieler Straßenlexikon, bis 2005 Hans-G. Hilscher, ab 2005 fortgeführt von Dietrich Bleihöfer, ab 2022 von Frank Mönig, Amt für Bauordnung, Vermessung und Geoinformation der Landeshauptstadt Kiel, Stand: Januar 2021.

1.    Werftstraße / Grenzstraße

Die 1894 erstmals erwähnte Werftstraße verlief am nördlichen Schwentine Ufer zwischen dem Heikendorfer Weg und der Schwentinestraße. 1925 wurde die Werftstraße in Grenzstraße umbenannt.

Verlauf:

1894 – 1925 als Werftstraße zwischen Schwentinestraße (A. C. Hansen, Anlegestelle Dietrichsdorf) ⟨⟩ Heikendorfer Weg, Zufahrt zur Hauptverwaltung der Howaldtswerke.

1925- weiter als Grenzstraße zwischen Schwentinestraße (A. C. Hansen, Anlegestelle Dietrichsdorf) ⟨⟩ Heikendorfer Weg, Zufahrt zur Hauptverwaltung der Howaldtswerke.

2. Schwentinestraße

Die Schwentinestraße wurde 1894 angelegt. Sie verlief an der Grenze der Howaldtswerke von der Schwentine (A. C. Hansen, Anlegestelle Dietrichsdorf) bis zum Werft Tor an der Katharinenstraße.

Verlauf:

1894 – 1925 Schwentine ⟨⟩ Katharinenstraße

1925- weiter Schwentine ⟨⟩ Eichenbergskamp

3. Diogenesstraße

Die Diogenesstraße wurde ab 1902 als Privatstraße geführt, sie lag auf dem Werftgelände. Sie war die Verlängerung der Schwentinestraße ab Katharinenstraße / Eichenbergskamp in Richtung Norden und verlief parallel zur Sokratesstraße. Benannt nach einem 1881 bei Howaldt für Peru erbauten Schiff. Die Straße wurde 1966 aufgelöst.

Verlauf:

1902 – 1923 ab Katharinenstraße in Richtung Artillerie Depot.

1923 – 1925 ab Katharinenstraße (Gegenüber der Einmündung Schwentinestraße) ⟨⟩ Howaldtswerke.

1925 – 1966 ab Eichbergskamp ⟨⟩ Heikendorfer Weg.

4. Augustenstraße / Moorblöcken

1894 wurde die Augustenstraße erstmals erwähnt. Sie wurde von dem Doppelhufner August Möller angelegt und nach seiner Ehefrau benannt. 1925 wurde die Augustenstraße in Moorblöcken umbenannt.

Verlauf:

1894 – 1925 als Augustenstraße zwischen Schwentinestraße ⟨⟩ Heikendorfer Weg.

1925 - weiter als Moorblöcken zwischen Schwentinestraße ⟨⟩ Heikendorfer Weg.

5.    Nanthingasse

1894 wurde die, nach dem für China 1884 bei Howaldt erbauten Kanonenboot Nan Thin benannte Nanthingasse erwähnt. 1902 wurde sie zur Privatstraße.

Verlauf:

1894 – 1925 zwischen Werftstraße ⟨⟩ Katharinenstraße.

1925 – 1960 zwischen Grenzstraße ⟨⟩ Eichenbergskamp.

1960 – weiter zwischen Moorblöcken ⟨⟩ Eichenbergskamp.

6.    Katharinenstraße / Eichenbergskamp

Die Katharinenstraße wurde 1888 von August Möller angelegt. Er benannte diese Straße nach seiner Schwester Katharina Falck. Ab 1902 wurde die Katharinenstraße zwischen Werft Tor / Schwentinestraße bis zur Einmündung Schulstraße zur Privatstraße erhoben.1925 in Eichenbergskamp umbenannt. Der Eichenbergskamp war lange Jahre die direkte Verbindung zu den Howaldtswerken.

Verlauf:

1888 – 1894 als Katharinenstraße vom Werft Tor ⟨⟩ Schulstraße (heute Langensaal)

1894 – 1925 als Katharinenstraße Schwentinestraße (am Werft Tor) ⟨⟩ Heikendorfer Weg

1925 – weiter als Eichenbergskamp Schwentinestraße (am Werft Tor) ⟨⟩ Heikendorfer Weg

7. Schulstraße / Langensaal

Die Schulstraße wurde 1904 erstmalig erwähnt. Sie verlief von der Katharinenstraße in nördlicher Richtung zum Heikendorfer Weg. In der Schulstraße 18 – 26 befand sich die Knabenvolksschule. 1925 wurde die Schulstraße in Langensaal umbenannt.

Verlauf:

1904 – 1925 als Schulstraße von Katharinenstraße ⟨⟩ Heikendorfer Weg

1925 – weiter als Langensaal von Eichenbergskamp ⟨⟩ Heikendorfer Weg

8. Luisenstraße

Die Luisenstraße wurde 1894 erstmalig erwähnt. Sie wurde nach Frau Luise Steffen aus Neumühlen - Dietrichsdorf benannt.

Verlauf:

1894 – 1925 Werftstraße ⟨⟩ Katharinenstraße.

1925 - weiter Grenzstraße ⟨⟩ Eichenbergskamp.


9. Sokratesstraße / Sokratesplatz

Die 1894 erstmalig erwähnte Sokratesstraße, war ab Katharinenstraße / Eichenbergskamp die Verlängerung der Luisenstraße in nördlicher Richtung. Sie war nach einem 1881 von den Howaldtswerken für die Vereinigten Staaten erbauten Kreuzer benannt. 1902 zur Privatstraße erhoben.

Verlauf:

1894 – 1925 Katharinenstraße ⟨⟩ Bismarckstraße

1925 – 1933 Eichenbergskamp ⟨⟩ Bismarckstraße

1933 – 1996 Eichenbergskamp ⟨⟩ Klein Ebbenkamp

1996 – weiter Eichenbergskamp ⟨⟩ Sokratesplatz

10. Bismarckstraße / Klein-Ebbenkamp

Die Bismarckstraße wurde 1894 erstmals erwähnt. Im Jahre 1902 wurde sie eine Privatstraße und im Jahre 1919 wurde die Strandstraße in die Bismarckstraße integriert. 1929 Aufhebung der Bismarckstraße zwischen Langensaal und Heikendorfer Weg als öffentliche Straße. 1933 Umbenennung in Klein-Ebbenkamp.

Verlauf:

1894 – 1929 als Bismarckstraße zwischen Sokratesstraße ⟨⟩ Heikendorfer Weg.

1929 – 1933 als Bismarckstraße zwischen Sokratesstraße ⟨⟩ Langensaal

1933 - weiter als Klein-Ebbenkamp zwischen Sokratesstraße / Sokratesplatz ⟨⟩ Heikendorfer Weg.

11. Strandstraße

1894 erstmalig als Strand erwähnt. 1911 dann umbenannt in Strandstraße und ab 1919 in die Bismarckstraße integriert. Über die Verbindung konnte man den Dietrichsdorfer Strand erreichen.

Afrika-Viertel

Im Stadtteil Neumühlen-Dietrichsdorf wurde ab 1938 das Afrika-Viertel als ein Wohngebiet für Arbeiter der Howaldtswerke zwischen Langem Rehm und Heikendorfer Weg errichtet. Die Straßennamen wurden im April 1939 durch den Polizeipräsidenten Kiels in den entsprechenden Straßenbenennungsakten festgelegt. Die so festgelegten Straßennamen erinnern an Persönlichkeiten der deutschen Kolonialgeschichte deren Namen im gleichen Atemzug mit Völkermord, Sklaverei und persönlicher Grausamkeit zu erwähnen sind.

Zum Verständnis des nachfolgenden Abschnittes ein Auszug aus einer Reichstagsdebatte von 1889 in der August Bebel (1840-1913), Deutschlands führender Sozialdemokrat, es sehr deutlich machte welche Auswirkung der Kolonialismus auf die annektierten Völker eigentlich hat. Bebel und die Sozialdemokraten im Reichstag brachten so, schon 1889 ihren heftigen Widerstand gegen die deutsche Kolonialpolitik zum Ausdruck.

Zitat:

„Im Grunde genommen ist das Wesen aller Kolonialpolitik die Ausbeutung einer fremden Bevölkerung in der höchsten Potenz. Wo immer wir die Geschichte der Kolonialpolitik in den letzten drei Jahrhunderten aufschlagen, überall begegnen wir Gewalttätigkeiten und der Unterdrückung der betreffenden Völkerschaften, die nicht selten schließlich mit deren vollständiger Ausrottung endet. Und das treibende Motiv ist immer, Gold, Gold und wieder nur Gold zu erwerben. Und um die Ausbeutung der afrikanischen Bevölkerung im vollen Umfange und möglichst ungestört betreiben zu können, sollen aus den Taschen des Reichs, aus den Taschen der Steuerzahler Millionen verwendet werden, soll die Ostafrikanische Gesellschaft mit den Mitteln des Reichs unterstützt werden, damit ihr das Ausbeutegeschäft gesichert wird. Dass wir von unserem Standpunkt aus als Gegner jeder Unterdrückung nicht die Hand dazu bieten, werden Sie begreifen“

Quelle: Stenographische Berichte über die Verhandlungen des Reichstags. Berlin, 1889, 7. Legislaturperiode, 4. Sitzung 1888/89, 1. Bd., 26. Januar 1889, S. 627-31.

Abgedruckt in August Bebel, Ausgewählte Reden und Schriften, Bd. 2, Erster Halbband, 1878 bis 1890, Hg. Ursula Herrmann et al. Berlin: Dietz Verlag, 1978, S. 523-33

Warum "Afrika–Viertel"?

Zum Ende des 19. Jahrhunderts in den 1880er Jahren beteiligte sich auch das Deutsche Kaiserreich an der Kolonialisierung des afrikanischen Kontinentes. Die Reichsregierung erwarb Schutzgebiete in Ostafrika, in Südwestafrika und in Westafrika. Das deutsche Kolonialreich umfasste weiterhin Gebiete in China, Papua-Neuguinea, mehrere Inseln im Westpazifik und Mikronesien. Die Deutschen Kolonien waren nicht Teil des Deutschen Kaiserreiches, sondern wurden lediglich als überseeischer Besitz angesehen. Das Deutsche Kolonialreich umfasste zu Beginn des ersten Weltkrieges Flächenmäßig nach England und Frankreich, das drittgrößte annektierte Kolonialgebiet.

Mit dem Inkrafttreten des Versailler Vertrages im Januar 1920 musste Deutschland alle Kolonien seine Kolonien aufgeben und alle deutschen Staatsbürger mussten, mit Ausnahme von Deutsch-Südwestafrika, die Kolonien verlassen.

Deutscher Kolonialismus nach 1918

Nach Ende des Ersten Weltkrieges verabschiedete die Weimarer Nationalversammlung am 1. März 1919 eine Resolution, dass die erzwungene Abtretung der Kolonien Unrecht sei und Deutschland ein Recht auf die Kolonien habe In der Resolution wurde die Rückgabe der Kolonien gefordert. Lediglich sieben Abgeordnete der USPD stimmten gegen diese Resolution.

Die Mehrheit der deutschen Bevölkerung lehnten die Begründung im Versailler Vertrag hinsichtlich der Abtretung der deutschen Kolonialgebiete ab. Die Abtretung wurde als Diebstahl in der Öffentlichkeit empfunden. Ab 1924 wurde im Auswärtigen Amt eine Kolonialabteilung eingerichtet. Nach Meinung der Experten wurde die Rückgabe der Kolonien Togo und Kamerun als sehr wahrscheinlich angesehen. Leiter der neuen Kolonialabteilung war Edmund Brückner, ehemaliger Gouverneur von Togo. Ab 1920 begann die Reichsregierung Kolonialunternehmen finanziell zu unterstützen, um den Rückkauf ihrer abgetretenen Besitzungen zu ermöglichen. Die meisten Pflanzungen in Kamerun konnten 1924 von den ehemaligen Besitzern wieder erworben werden.

Die Stimmen, die eine Rückgabe der Kolonien forderten, wollten auch schon in der frühen Phase der deutschen Demokratie nicht verstummen. Zu diesen Stimmen zählte auch der Kölner Bürgermeister Konrad Adenauer. Von 1931 – 1933 war er stellvertretender Präsident der Deutschen Kolonialgesellschaft.

Das Thema Kolonien wurde in der Weimarer Republik weiterhin in der Bevölkerung diskutiert. Zunächst wurde 1925 die Dachorganisation Koloniale Reichsarbeitsgemeinschaft (Korag) gegründet, aus der ab 1933 der Reichskolonialbund hervorging. Ebenfalls 1925 wurde von Johannes Bell (ehemaliger Kolonialminister) Interfraktionelle koloniale Vereinigung, der Parteimitglieder von der NSDAP bis zur SPD angehörten.

Im Falle einer Rückgabe der Kolonien sollten, für eine erneute Besiedelung auch genügend Fachpersonal zur Verfügung stehen. Daher wurde mit staatlicher Unterstützung 1926 die Koloniale Frauenschule Rendsburg und 1931 der Forstlichen Hochschule Tharandt das Institut für ausländische und koloniale Forstwirtschaft gegründet.

Deutscher Kolonialismus nach 1933

Viele Deutschen empfanden die Übernahme der Kolonien durch die Alliierten als Diebstahl an. Dieser Eindruck verstärkte sich vor allem, nachdem der südafrikanische Premierminister Louis Botha alle Behauptungen, die von den Alliierten über die Deutschen als Kolonialherren aufgestellt wurden, als haltlos und erfunden bezeichnete. Deutsche Kolonialrevisionisten sprachen von einer „Kolonialen Schuldlüge“. Viele dieser Kolonialrevisionisten schöpften nach der Machtergreifung der NSDAP am 30. Januar 1933 erneut neue Hoffnung, dass das Deutsche Reich erneut zu einer Kolonialmacht aufsteigen wird. Mehr als eine Million Mitglieder waren 1933 im neu gegründeten Reichskolonialbund organisiert. Der Reichskolonialbund wurde bis 1936 von Heinrich Schnee (1871-1949) und zwischen 1936 und 1943 dann von Franz Ritter von Epp (1868-1947) geleitet.

Ab 1933 versuchte das nun von der NSDAP regierte Deutsche Reich den Bedingungen des Versailler Vertrags hinsichtlich der Abtretung der Deutschen Kolonien zu ändern. So gründete man 1934 in München ein eigenes Kolonialpolitisches Amt. Franz Ritter von Epp wurde 1934 von Hitler zum Reichsleiter des Kolonialpolitischen Amtes der NSDAP ernannt. Mit der Amtsübernahme wurde von Epp zu einer Schlüsselfigur des Kolonialrevisionismus im Deutschen Reich nach 1933.

Gleichzeitig musste sich der Reichskolonialbund auf Anweisung des Propagandaministeriums auf die Widerlegung der sogenannten „kolonialen Schuldlüge“ und auf die Wiedererlangung der ehemaligen Kolonien zur Rohstoffversorgung zu beschränken. Die kolonialen Jugendabteilungen und Pfadfindergruppen wurden aufgelöst und in die Hitlerjugend eingegliedert.

Im Rahmen des im Deutschen Reich nach 1933 praktizierten Kolonialrevisionismuses kam es zur Umbenennung vieler öffentlicher Straßen und Plätze nach Persönlichkeiten der kurzen deutschen Kolonialgeschichte. Es wurden auch entsprechende Denkmäler aufgestellt und regelmäßig Gedenkfeiern und Ausstellungen organisiert. Selbst Film und die Druckmedien konnten sich dieser Entwicklung nicht verschließen. Selbst Kolonialschulen nahmen ihren Lehrbetrieb wieder auf und bildeten Fachkräfte für einen späteren Einsatz in den Deutschen Kolonien aus.

Afrika-Viertel

Nach einem ab 1935 vom Kieler Stadtplanungsamt unter dem Magistrat-Oberbaurat Herbert Jensen (1900-1968) erarbeiteten Konzeptes sollte nördlich des alten Dietrichsdorfer Ortskerns ein neues Wohngebiet für Arbeiter der Kieler Howaldtswerke (April 1939 – Juli 1943 Kriegsmarinewerft Kiel) erbaut werden.

Mit der Realisierung dieses Bauvorhabens auf einem leicht abfallenden Gelände zwischen Langem Rehm und Heikendorfer Weg wurde die Kieler Werkswohnungen GmbH beauftragt. Planung und Entwurf dieser neuen Wohnsiedlung wurden unter Leitung des Architektenbüros Ernst Prinz* erarbeitet. Ernst Prinz und eine weitere Gemeinschaft Kieler Architekten (Otto Bade, Arnold Bruhn, Otto Christophersen, Karl Doormann, Robert Resch, Ernst Stoffers und Diedrich Suhr). Das Büro Ernst Prinz schaffte es, dass ab 1938 die Bauarbeiten begannen und auch nach Kriegsbeginn fortgeführt wurden.

*Bereits 1924 war Herbert Jensen im Architektenbüro von Ernst Prinz angestellt

Um das neue Baugebiet zu erschließen, wurden insgesamt sechs neue Straßen angelegt. Dier damalige von der NSDAP beherrschte Magistrat verfügte, auch vor dem Hintergrund das durch die Reichspropaganda der im Reich vorhandene Kolonialrevisionismus unterstützt wurde, die neuen Straßen nach führenden Vertreter der deutschen Kolonialpolitik in Afrika des Deutschen Kaiserreiches benannt. Die Tatsache das diese Namen für Völkermord, Sklaverei und persönlicher Grausamkeit stehen wurde ignoriert oder verdrängt. Die Straßennamen wurden im April 1939 durch den Polizeipräsidenten Kiel in den entsprechenden Straßenbenennungsakten festgelegt. Nachfolgend eine Aufzählung (in alphabetischer Reihenfolge) der festgelegten Straßennamen:

  • Carl-Peters-Straße
  • Lettow-Vorbeck-Straße
  • Lüderitzstraße
  • Nachtigalstraße
  • Ritter-von-Epp-Straße
  • Wißmannstraße

Nachdem die Straßen festgeschrieben waren, ist es verständlich das das gesamte neu zu erbauende Wohngebiet als Afrika-Viertel bezeichnet wurde.

Die Nachtigalstraße wurde als zentrale Achse zwischen Langer Rehm und einer gegenüber der Einmündung in die Lettow-Vorbeck-Straße angelegten Aussichtsplattform konzipiert. Die Nachtigalstraße, vom Langen Rehm nach Westen durchlaufend war und ist die zentrale West - ⟨⟩ Ost Achse im Afrika-Viertel.

Als westliche Nord - ⟨⟩ Süd Achse im neuen Wohngebiet wurde die nach dem Werftbesitzer Bernhard Howaldt seit 1904 benannte Bernhardstraße 1939 durch den Polizeipräsidenten in Lettow-Vorbeck-Straße umbenannt. Am südlichen Ende der Straße bestand eine Sichtverbindung zur Adolf-Reichwein-Schule. 1947 wurde dann die Lettow-Vorbeck-Straße in Hertzstraße umbenannt.

Die ebenfalls 1939 neu angelegte Ritter-von-Epp-Straße kann als östliche Nord - ⟨⟩ Süd Achse im neuen Wohngebiet angesehen werden. Am Ende der Straße (Bauernhof) bestand Sichtkontakt zum Schulgebäude an der Tiefen Allee. 1947 wurde die Ritter-von-Epp- Straße in Verdieckstraße umbenannt.

Straßenbezeichnungen und Verläufe

1. Carl-Peters-Straße / Albert-Schweitzer-Weg

Die Carl-Peters-Straße wurde 1939 zum ersten Mal erwähnt. Sie verlief von der Lettow-Vorbeck-Straße / Hertzstraße in westlicher und dann nördlicher Richtung parallel zur Lettow-Vorbeck-Straße / Hertzstraße und der Wendehammer der Carl-Peters-Straße befand sich kurz vor dem Heikendorfer Weg. 2007 wurde dann die Carl-Peters-Straße in Alber-Schweitzer-Weg umbenannt.

2. Bernhardstraße / Lettow-Vorbeck-Straße / Hertzstraße

Die Bernhardstraße wurde nach dem Werftbesitzer Bernhard Howaldt benannt und 1904 in Kiel erstmals aufgeführt. Sie war eine Privatstraße des Arbeiterbauvereins und wurde 1907 von der Gemeinde übernommen.

Verlauf:

1904 – 1911 Bernhardstraße ab Hermannstraße ⟨⟩ Einmündung der (heutigen) Wißmannstraße in die Bernhardstraße

1911 – 1938 Bernhardstraßen ab Hermannstraße ⟨⟩ Einmündung der (heutigen) Wißmannstraße

1938 – 1939 Bernhardstraße ab Dietrichsdorfer Höhe (Hermannstraße) ⟨⟩ Einmündung der (heutigen) Wißmannstraße

1939 – 1947 Lettow-Vorbeck-Straße ab Dietrichsdorfer Höhe (Hermannstraße) ⟨⟩ am südlichen Wendehammer mit Blickkontakt Adolf-Reichwein-Schule.

1947 – weiter als Hertzstraße ab Dietrichsdorfer Höhe (Hermannstraße) ⟨⟩ Wendehammer vor der 1963 erbauten Andreas-Gayk-Schule

3. Lüderitzstraße

Wie auch viele andere Straßen im Afrika-Viertel erhielt die Lüderitzstraße 1939 ihren Namen. Sie verlief vom Langen Rehm in westlicher Richtung, kreuzte die Ritter-von-Epp-Straße / Verdieckstraße und mündete in die Woermannstraße. 2002 wurde die Lüderitzstraße vom Langen Rehm in Richtung Ostring verlängert.

4. Nachtigalstraße

Namensfestlegung 1939. Verlauf vom Langen Rehm in westlicher Richtung bis zur Einmündung in die Lettow-Vorbeck-Straße / ab 1947 in die Hertzstraße

5. Ritter-von-Epp-Straße / Verdieckstraße

Namensfestlegung 1939. Verlauf von der Nachtigalstraße, kreuzt die Lüderitzstraße und am Ende der Straße (Bauernhof) Sichtkontakt zur Adolf Reichwein Schule. Ab 1947 umbenannt in Verdieckstraße.

6. Wißmannstraße

Namensfestlegung 1939. Verlauf Einmündung südlich in die Lettow-Vorbeck-Straße / ab 1947 in die Hertzstraße nördlich mündet sie dann in die Nachtigalstraße

Quelle:

Sönke Petersen, Arbeiterbewegung, Kommune und Howaldtswerke, Ein Geschichtsbild von Neumühlen-Dietrichsdorf 1864 bis 1924

Berlin: Pro BUSINESS 2016

ISBN 978-3-86460-427-0

1. Auflage 2016

Quelle:

Gisela Graichen / Horst Gründer, Deutsche Kolonien, Traum und Trauma,

Ullstein Taschenbuch 36940, ungekürzte Ausgabe

ISBN 978-3-548-36940-2


Quelle:

Denkmaltopographie Landeshauptstadt Kiel, Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte, Sonderveröffentlichung 29

Bearbeitet von Lutz Wilde, Herausgeber Jürgen Jensen, 1995, Wachholtz Verlag Neumünster

ISBN 3-529-02520-8

Seite: 89-92 / 168-169

Quelle:

Denkmaltopographie Landeshauptstadt Kiel, Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte, Sonderveröffentlichung 29

Bearbeitet von Lutz Wilde, Herausgeber Jürgen Jensen, 1995, Wachholtz Verlag Neumünster

ISBN 3-529-02520-8

Seite: 456-466

Weitere im Text erwähnt