Bearbeiten von „Winterhude (Schiff)“
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Die '''Winterhude''' war ein 1898 gebauter dreimastiger Frachtsegler, der von 1945 bis 1949 als Auflieger an der Kieler [[Blücherbrücke]] lag, bevor er in Hamburg abgewrackt wurde.<ref>Burmeister, Heinz: "Ein deutsches Vollschiff für die Fernost-Fahrt", Deutsches Schiffahrtsarchiv 12, 1989, S. 65-98. Online beim [https://ww2.dsm.museum/DSA/DSA12_1989_065098_Burmester.pdf Deutschen Schifffahrtsmuseum]</ref> | Die '''Winterhude''' war ein 1898 gebauter dreimastiger Frachtsegler, der von 1945 bis 1949 als Auflieger an der Kieler [[Blücherbrücke]] lag, bevor er in Hamburg abgewrackt wurde.<ref>Burmeister, Heinz: "Ein deutsches Vollschiff für die Fernost-Fahrt", Deutsches Schiffahrtsarchiv 12, 1989, S. 65-98. Online beim [https://ww2.dsm.museum/DSA/DSA12_1989_065098_Burmester.pdf Deutschen Schifffahrtsmuseum]</ref> | ||
== Ostasien-Frachtfahrer als ''Mabel Rickmers'' == | == Ostasien-Frachtfahrer als ''Mabel Rickmers'' == | ||
[[Datei:Dreimastbark_Winterhude_(Kiel_74.305).jpg|mini|right|Die ''Winterhude'' an der [[Blücherbrücke]] <br>im Februar 1949]] | |||
Das Schiff war auf der Rickmers-Werft in Bremerhaven als ''Mabel Rickmers'' gebaut worden. Es war das letzte einer Serie von drei Schiffen. Ihm gingen jeweils im Jahresabstand das Typschiff ''Rickmer Rickmers'' und die ''Erik Rickmers'' voraus. Alle drei wurden als Dreimast-Vollschiffe gebaut. Rumpf und Masten waren aus Stahl; die Masten waren dreiteilig und besaßen Mars- und Bramstengen, die beiden vorderen Masten auch fest aufgepfropfte Royalstengen. Die ''Rickmer Rickmers'' dient heute in Hamburg als Museumsschiff, die ''Erik Rickmers'' strandete bereits 1899 bei Nebel vor den Scilly-Inseln und musste aufgegeben werden. | Das Schiff war auf der Rickmers-Werft in Bremerhaven als ''Mabel Rickmers'' gebaut worden. Es war das letzte einer Serie von drei Schiffen. Ihm gingen jeweils im Jahresabstand das Typschiff ''Rickmer Rickmers'' und die ''Erik Rickmers'' voraus. Alle drei wurden als Dreimast-Vollschiffe gebaut. Rumpf und Masten waren aus Stahl; die Masten waren dreiteilig und besaßen Mars- und Bramstengen, die beiden vorderen Masten auch fest aufgepfropfte Royalstengen. Die ''Rickmer Rickmers'' dient heute in Hamburg als Museumsschiff, die ''Erik Rickmers'' strandete bereits 1899 bei Nebel vor den Scilly-Inseln und musste aufgegeben werden. | ||
Die ''Mabel Rickmers'' wurde von der Rickmers-Reederei in der Ostasienfahrt eingesetzt. Sie transportierte auf ihrer Jungfernfahrt Kohle von der US-amerikanischen Ostküste nach Südafrika und anschließend Reis von Ostasien, damals noch um das Kap der Guten Hoffnung herum, nach Deutschland. Solche Reise dauerte etwa ein Jahr. Auf ihren weiteren Reisen fuhr sie Kanister-Petroleum von der amerikanischen Ostküste nach Japan und auf der Rückreise wieder Reis. Lediglich auf ihrer zweiten Reise diente sie nicht als Reisfrachter, sondern fuhr weiter über den Pazifik nach Oregon, um dort Weizen für Hamburg zu laden. | Die ''Mabel Rickmers'' wurde von der Rickmers-Reederei in der Ostasienfahrt eingesetzt. Sie transportierte auf ihrer Jungfernfahrt Kohle von der US-amerikanischen Ostküste nach Südafrika und anschließend Reis von Ostasien, damals noch um das Kap der Guten Hoffnung herum, nach Deutschland. Solche Reise dauerte etwa ein Jahr. Auf ihren weiteren Reisen fuhr sie Kanister-Petroleum von der amerikanischen Ostküste nach Japan und auf der Rückreise wieder Reis. Lediglich auf ihrer zweiten Reise diente sie nicht als Reisfrachter, sondern fuhr weiter über den Pazifik nach Oregon, um dort Weizen für Hamburg zu laden. | ||
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== ''Winterhude'' und ''Selma Hemsoth'' == | == ''Winterhude'' und ''Selma Hemsoth'' == | ||
1912 trennte sich die Rickmers-Reederei wegen des Rückganges des Petroleum-Geschäfts von den meisten ihrer Frachtsegler, darunter auch von der ''Mabel Rickmers''. Sie wurde an das Hamburger Handelshaus Schlüter & Maack verkauft, das sie | 1912 trennte sich die Rickmers-Reederei wegen des Rückganges des Petroleum-Geschäfts von den meisten ihrer Frachtsegler, darunter auch von der ''Mabel Rickmers''. Sie wurde an das Hamburger Handelshaus Schlüter & Maack verkauft, das sie im ''Winterhude'' umbenannte und in der Chile-Salpeter-Fahrt einsetzte. Auch beim neuen Eigner war die erste Fahrt von einer Havarie begleitet: Die Winterhude kollidierte bei der Ausreise im Ärmelkanal mit einem englischen Kriegsschiff. Die schwere Beschädigung der Takelage führte zu einem Monat Wertliegezeit in Southhampton. | ||
Auf ihrer zweiten Salpeterfahrt wurde sie im August 1914 in Chile vom Ausbruch des Ersten Weltkrieges überrascht. Bis Ende 1920 war sie mit 56 anderen deutschen Seglern in Chile interniert. Erst im März 1921 konnte sie zurückkehren und in Oostende ihre Salpeterladung löschen. | Auf ihrer zweiten Salpeterfahrt wurde sie im August 1914 in Chile vom Ausbruch des Ersten Weltkrieges überrascht. Bis Ende 1920 war sie mit 56 anderen deutschen Seglern in Chile interniert. Erst im März 1921 konnte sie zurückkehren und in Oostende ihre Salpeterladung löschen. | ||
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== Frachtfahrten für Erikson == | == Frachtfahrten für Erikson == | ||
Anschließend kaufte der finnische Großreeder Gustav Erikson die ''Selma Hemsoth'' im Oktober 1925 für 1950 englische Pfund. Er nannte sie wieder in ''Winterhude'' um und ließ sie unter finnischer Flagge in Mariehamn registrieren. Nach der Übernahme durch Erikson musste sie gleich auf ihrer ersten Ballastfahrt von Dublin zur Ladungsübernahme nach Swansea im Januar 1925 einen Nothafen in der Ramsey Bay auf der Isle of Man nehmen. | |||
In der Erikson-Flotte fuhr die | In der Erikson-Flotte fuhr die Winterhude bis 1939 auf insgesamt 12 Reisen Weizen aus Australien und Guano aus Südamerika vornehmlich nach England. Auf der sechsten Reise wurde sie bei Kap Hoorn in einem drei Tage dauernden Hurrikan beschädigt und der Salon nahm Wasser. Nach der letzten dieser Reisen ging sie in Ballast von Barrow-in-Furness/Cumbria nach Stavanger. Dort wurde sie abgetakelt und als Getreidespeicher aufgelegt. 1944 kaufte die deutsche Kriegsmarine das Schiff und verwendete es in Kopenhagen als Hulk. | ||
== Letzte Phase in Kiel == | == Letzte Phase in Kiel == | ||
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kam sie in britischen Besitz und wurde 1945 nach Kiel verholt, wo sie wiederum, an der Blücherbrücke liegend, als Hulk diente. | |||
Nach dem Ende | |||
Im November [[1949]] wurde sie durch den [[Nord-Ostsee-Kanal]] nach Hamburg geschleppt, um dort abgewrackt zu werden. Um das Passieren der Kanalbrücken zu ermöglichen, mussten die Bramstengen gefiert werden. Die letzten Bilder zeigen das Schiff daher in einem desolat wirkenden Zustand. Damit verließ die ''Winterhude'' Kiel am [[4. November]] 1949 endgültig.<ref>Jensen, Jürgen: "Kieler Zeitgeschichte im Pressefoto", | Im November [[1949]] wurde sie durch den [[Nord-Ostsee-Kanal]] nach Hamburg geschleppt, um dort abgewrackt zu werden. Um das Passieren der Kanalbrücken zu ermöglichen, mussten die Bramstengen gefiert werden. Die letzten Bilder zeigen das Schiff daher in einem desolat wirkenden Zustand. Damit verließ die ''Winterhude'' Kiel am [[4. November]] 1949 endgültig.<ref>Jensen, Jürgen: "Kieler Zeitgeschichte im Pressefoto", Neümünster (Wachholtz), 2. Aufl. 1985, ISBN 3-529-02673-5, S. 113 und 133.</ref><ref group="Anm.">Das Datum der Kanal-Schleppfahrt folgt Jürgen Jensen (siehe Einzelnachweise). Heinz Burmester (s. ebd.) datiert dies ohne Tagesdatum bereits auf 1948. Dem widerspricht aber, dass es im Kieler Stadtarchiv Fotos vom Februar 1949 gibt, welche die Winterhude noch an der Blücherbrücke zeigen.</ref> Die ''Winterhude'' wurde anschließend bei der Ritscher-Werft in Hamburg-Moorburg abgewrackt. | ||
== Anmerkungen == | == Anmerkungen == |