Kiel 1848 bis 1919 Flottenstützpunkt & Reichskriegshafen

Aus Kiel-Wiki
Version vom 4. Oktober 2023, 14:39 Uhr von Asym01 (Diskussion | Beiträge) (erste Textergänzungen)

Inhaltsverzeichnis

  • Inhaltsverzeichnis
  • Kiel, Flottenstützpunkt & Reichskriegshafen 1848 - 1919
  • Einleitung
  • Das politische Umfeld 1848 - 1852
  • Reichsflotte 1848 - 1852
  • Schleswig-Holsteinische Marine 1848 - 1852
  • Kiel Flottenstützpunkt 1848 - 1854
  • Flottenstützpunkt der schleswig-holsteinischen Marine 1848
  • Flottenstützpunkt während des Krim Krieges 1854
  • Das politische Umfeld 1852 - 1867
  • Kiel eine zweigeteilte Stadt 1864 - 1866
  • Kiel Flottenstützpunkt 1865 - 1871
  • Flottenstützpunkt der preußischen Marine 1865 - 1866
  • Flottenstützpunkt des Norddeutschen Bundes ab 1867
  • Der Ausbau zum Reichskriegshafen ab 1865
  • Kiel Reichskriegshafen ab 1871
  • Auswirkung auf den Kieler Handelshafen
  • Befestigungsanlagen rund um die Kieler Förde
  • Erste Planungen für ein Marine Etablissement

Kiel, Flottenstützpunkt & Reichskriegshafen 1848 - 1919

Die in Berlin am 24. März 1865 getroffenen Entscheidung, die preußische Marinestation von Danzig nach Kiel zu verlegen und damit den Kieler Hafen als preußischen Marinestützpunkt zu nutzen, wurde für die weitere Entwicklung der Stadt richtungsweisend.

Die in der Ostsee stationierten preußischen Flotteneinheiten unter dem Kommando von Konteradmiral Jachmann verlegten gemäß Anweisung des Oberbefehlshabers Prinz Adalbert am 30. März 1865 in den Kieler Hafen. Am 24. Juni 1865 verlegte das Kommando der Marinestation Ostsee aus Danzig ebenfalls nach Kiel. Die Kieler Förde wurde zum Kriegshafen der preußischen Marine und das im Kieler Schloss immer noch der österreichische Statthalter General von Gablenz residierte. In der Gasteiner Konvention vom 14. August 1865 regelten dann beide Staaten die gemeinsame Nutzung des Kieler Hafens.

Diese Entscheidung war eigentlich der Abschluss einer seit 1848 eingeleiteten Entwicklung. Für die bisher beschauliche Universitätsstadt Kiel mit knapp 20.000 Einwohnern, erwartete man nun, dass sich Kiel in sehr kurzer Zeit zu einer modernen Großstadt und zu einem leistungsfähigen Industriestandort entwickelt. Letztendlich wurde daher die zukünftige Stadt- und Hafenentwicklung von der expansiven Entwicklung der Kaiserlichen Marine getrieben.

Einleitung

Das politische Umfeld 1848 - 1852

Der im Jahr 1815 gegründete Deutsche Bund stützte sich militärisch auf die Landstreitkräfte der Bundesmitglieder. Eine eigene deutsche Marine gab es nicht. Der Deutsche Bund konnte Schiffe der deutschen Handelsflotte nicht schützen. Man ging davon aus, dass auswärtige Bundesmitglieder den Schutz der Handelsflotte übernehmen, da Hannover mit Großbritannien und Holstein mit Dänemark in Personalunion verbunden waren. Lediglich Österreich verfügte über eine eigenständige Marine.

Im Frühjahr 1848, als Dänemark das Herzogtum Schleswig in den dänischen Staat integrieren wollte, kam es zum Konflikt zwischen Schleswig-Holstein und Dänemark. In Kiel wurde am 24. März 1848 eine provisorische Regierung für die beiden Herzogtümer gebildet und eine eigene schleswig-holsteinische Armee aufgestellt. Einzelne deutsche Staaten unterstützten die Schleswig-Holsteiner militärisch gegen die dänische Armee. Nach der Niederlage der schleswig-holsteinischen Armee bei Bau/Bov nahe Flensburg im April 1848 erklärte der Deutsche Bund den Bundeskrieg gegen Dänemark. Es wurde ein Bundesheer unter dem Kommando des preußischen Generals v. Wrangel zur Unterstützung der Schleswig-Holsteiner entsandt. Das Bundesheer schaffte es die dänischen Streitkräfte bis nach Jütland zurückdrängen.

Wegen der nur geringen bzw nicht vorhandenen Präsenz deutscher Seestreitkräfte beherrschte die dänische Marine uneingeschränkt die Nord- und Ostsee. Dänemark erklärte umgehend nach Beginn der Erhebung eine Seeblockade der Herzogtümer. Am 14. April 1848 beschlagnahmte Dänemark erstmals in größerer Zahl preußische Schiffe. Am 29. April 1848 nach Ausbruch des deutsch dänischen Krieges wurde die Blockade auf alle deutschen Küsten ausgedehnt. Der deutsche Seehandel kam zum Erliegen und es wurde verstärkt der Ruf nach einer deutschen Marine laut. In fast allen größeren deutschen Städten bildeten sich Flottenvereine und Ausschüsse, die Geld für eine deutsche Flotte sammelten. Es entwickelte sich eine richtige Flottenbegeisterung.

Die Diskussion hinsichtlich einer notwendigen deutschen Marine führte man in Frankfurt zweigleisig. Zwei Arbeitsgruppen (Vorparlament / Siebzehnerausschuss) der Bundesversammlung und des Bundestages behandelten zunächst das Problem und riefen dann Bundestag, Küstenstaaten und das deutsche Volk zur Bildung einer Kriegsmarine auf. Der Bundestag wurde am 15. April 1848 aufgefordert entsprechende Maßnahmen in die Wege zu leiten. Drei Tage später setzte der Bundestag einen Marineausschuss ein, der aus den Gesandten Preußens, Hannovers, Mecklenburgs, Oldenburgs, Hamburgs, Bremens und Lübecks bestand.

Am 31. Mai 1848 verlangte der Deutsche Marinekongress in Hamburg von der Nationalversammlung in Frankfurt zwecks Aufbau einer Flotte, ein Marineministerium zu gründen. Die Nationalversammlung war das erste frei gewählte deutsche Parlament und tagte in der Frankfurter Paulskirche.

Wie der Bundestag gründete auch die Frankfurter Nationalversammlung am 26. Mai 1848, einen Marineausschuss. Ihm gehörten der Österreicher Karl Ludwig von Bruck, der preußische General Joseph von Radowitz und der Hamburger Reeder und Kaufmann Edgar Roß an, den später Ernst Merck ersetzte. Der Ausschuss sollte die Funktionen der Flotte festlegen, einen Stufenplan zum Bau von Schiffen erarbeiten und eine Finanzierungsplanung vorlegen. Die neue Flotte sollte ein Zeichen der deutschen Einigung sein. Die Nationalversammlung nahm am 14. Juni 1848 die Anträge des Marineausschusses an.

Reichsflotte 1848 - 1852

Die Gründung der Reichsflotte erfolgte am 14. Juni 1848 durch die Nationalversammlung in Frankfurt am Main. Es war die erste gesamtdeutsche Marine. Sie sollte als deutsche Seestreitkraft deutsche Handelsschiffe schützen und im schleswig-holsteinischen Krieg gegen Dänemark eingesetzt werden. Die deutsche Zentralgewalt in Frankfurt arbeitete eng mit den deutschen Küstenstaaten und der Provisorischen Regierung Schleswig-Holsteins zusammen. Mit an den Plänen beteiligt war Prinz Adalbert von Preußen, der als Marine-Experte galt und auch das Königreich Preußen beriet.

Zwischen 1848 und 1849 gelang es einige Schiffe zu kaufen und umzurüsten. Neben zwei kleineren unbedeutenden Gefechten mit dänischen Einheiten vor Helgoland und Cuxhaven kam die Reichsflotte im deutsch / dänischen Krieg nicht mehr zum Einsatz.

Während der Dresdner Konferenzen von 1850/1851, wollte kein Staat des Deutschen Bundes die neue Reichsflotte übernehmen. Preußen wollte die Schiffe rasch verkauft sehen und lehnte die Bewilligung weiterer Zahlungen von Bundesmitteln für die Aufrechterhaltung der Flotte ab. Auch Österreich drängte auf die Auflösung der Flotte. So fasste der Bundestag den Beschluß die Flotte aufzulösen und die Schiffe zu veräußern.

Der Deutsche Bund hatte also nach 1853 weiterhin keine eigenen Seestreitkräfte. Die Bundeszentralkommission, gebildet von Österreich und Preußen, übernahm die Aufgaben der Zentralgewalt und richtete eine Marineabteilung ein. Dieser Institution unterstand seit dem 31. Januar 1850 das Oberkommando der Marine und die Seezeug-Meisterei mit nachgeordneter Marine-Intendantur.