Nikolaikirche: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:Nikolaikirche Kiel Flügelaltar.jpg|miniatur|Der Flügelaltar der Kirche]]
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[[Datei:Geistkaempfer Barlach Kiel.jpg|miniatur|Der Geistkämpfer]]
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Die evangelische '''Nikolaikirche''' am [[Alter Markt|Alten Markt]] ist die Hauptkirche von Kiel und das älteste erhaltene Gebäude der Stadt.
Die evangelische '''Nikolaikirche''' am [[Alter Markt|Alten Markt]] ist die Hauptkirche von Kiel und das älteste erhaltene Gebäude der Stadt.<ref>{{WP|Nikolaikirche_(Kiel)}}</ref>


== Geschichte ==
== Geschichte ==
Der gotische Hallenbau der Nikolaikirche wurde um 1242 errichtet und 100 Jahre später nach dem Vorbild der Petrikirche in Lübeck umgebaut und mit einem langen Chor versehen als Backsteinhallenkirche fertiggestellt. In den Jahren 1877 bis 1884 bekam die Kirche eine neugotische Fassade und wurde mit Maschinenziegeln verblendet.
Der gotische Hallenbau der Nikolaikirche wurde um 1242 errichtet und 100 Jahre später nach dem Vorbild der Petrikirche in Lübeck umgebaut und mit einem langen Chor versehen als Backsteinhallenkirche fertiggestellt. In den Jahren 1877 bis 1884 bekam die Kirche eine neugotische Fassade und wurde mit Maschinenziegeln verblendet.


Im Zweiten Weltkrieg wurde das Kirchengebäude bei einem alliierten Luftangriff am 22. Mai 1944 schwer zerstört. Der brennende Turmhelm und der Dachstuhl durchschlugen dabei alle Gewölbe des Mittelschiffs und des südlichen Seitenschiffs. Das Nordschiff wurde ebenfalls beschädigt. Die wertvolle Innenausstattung war in den Jahren zuvor geborgen worden.<ref name="Beseler" >Hartwig Beseler, Niels Gutschow: ''Kriegsschicksale Deutscher Architektur. Band I: Nord.'' Wachholtz, Neumünster o.J., S. 4.</ref>  Der Wiederaufbau erfolgte 1950 durch den Architekten Gerhard Langmaack zu großen Teilen in neuzeitlichen Formen und Konstruktionen, wie beispielsweise Betonpfeilern und einer Stahlbetondecke. Die alten Gewölbe wurden nicht wiedererrichtet, stattdessen erhielt der Außenbau ein schlichtes, alle drei Schiffe zusammenfassendes Satteldach. 1986 wurden die Innenräume durch Peter Kahlcke, Kiel, renoviert.
Im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] wurde das Kirchengebäude bei einem alliierten [[Luftangriffe auf Kiel|Luftangriff]] am [[22. Mai]] [[1944]] schwer zerstört. Der brennende Turmhelm und der Dachstuhl durchschlugen dabei alle Gewölbe des Mittelschiffs und des südlichen Seitenschiffs. Das Nordschiff wurde ebenfalls beschädigt. Die wertvolle Innenausstattung war in den Jahren zuvor geborgen worden.<ref name="Beseler" >Hartwig Beseler, Niels Gutschow: ''Kriegsschicksale Deutscher Architektur. Band I: Nord.'' Wachholtz, Neumünster o.J., S. 4.</ref>  Der Wiederaufbau erfolgte [[1950]] durch den Architekten Gerhard Langmaack zu großen Teilen in neuzeitlichen Formen und Konstruktionen, wie beispielsweise Betonpfeilern und einer Stahlbetondecke. Die alten Gewölbe wurden nicht wiedererrichtet, stattdessen erhielt der Außenbau ein schlichtes, alle drei Schiffe zusammenfassendes Satteldach. [[1986]] wurden die Innenräume durch Peter Kahlcke, Kiel, renoviert.


== Ausstattung ==
== Ausstattung ==
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* Bronze-Taufbecken von Hans Apengeter (1344)
* Bronze-Taufbecken von Hans Apengeter (1344)
* Triumphkreuz (1490)
* Triumphkreuz (1490)
* barocke Kanzel (1705)
* barocke Kanzel (1705) von [[Theodor Allers]], gestiftet von ''Hennig von Wedderkop''
* Nagelkreuz von Coventry (1947)
* Nagelkreuz von Coventry (1947)


== Geistkämpfer ==
== Geistkämpfer ==
{{Hauptartikel|Seite=Geistkämpfer}}
Der Geistkämpfer wurde von Ernst Barlach im Auftrag der Stadt Kiel geschaffen und war die erste Großplastik des expressionistischen Bildhauers und Grafikers. In dem schwerttragenden Engel auf dem wolfsähnlichen Wesen wird die Erhabenheit und der Sieg des Geistes über das Böse dargestellt.
Der Geistkämpfer wurde von Ernst Barlach im Auftrag der Stadt Kiel geschaffen und war die erste Großplastik des expressionistischen Bildhauers und Grafikers. In dem schwerttragenden Engel auf dem wolfsähnlichen Wesen wird die Erhabenheit und der Sieg des Geistes über das Böse dargestellt.


Die Bronzeplastik wurde 1928 an der Heiligengeistkirche am ehemaligen Franziskanerkloster ohne öffentliche Feier enthüllt, da das Kunstwerk bei der Bevölkerung zunächst überwiegend auf Ablehnung stieß. Die namenlose Skulptur wurde von den Kielern „Geistkämpfer“ genannt, ein Titel, den auch der Künstler bald übernahm. 1937 entfernten die Nationalsozialisten die Plastik als entartete Kunst. Sie konnte jedoch vor dem Einschmelzen gerettet werden und wurde in Schnega im Atelier von Hugo Körtzinger, einem Freund Ernst Barlachs, versteckt.<ref>Landkreis Lüchow-Dannenberg: Zeitenwenden - Wendezeiten, 2010, S. 70</ref> Die Stadt kaufte den Geistkämpfer nach dem Krieg zurück und er fand 1954 seinen Platz an der Nikolaikirche.
Die Bronzeplastik wurde [[1928]] an der Heiligengeistkirche am ehemaligen Franziskanerkloster ohne öffentliche Feier enthüllt, da das Kunstwerk bei der Bevölkerung zunächst überwiegend auf Ablehnung stieß. Die namenlose Skulptur wurde von den Kielern „Geistkämpfer“ genannt, ein Titel, den auch der Künstler bald übernahm. [[1937]] entfernten die Nationalsozialisten die Plastik als entartete Kunst. Sie konnte jedoch vor dem Einschmelzen gerettet werden und wurde in Schnega im Atelier von Hugo Körtzinger, einem Freund Ernst Barlachs, versteckt.<ref>Landkreis Lüchow-Dannenberg: Zeitenwenden - Wendezeiten, 2010, S. 70</ref> Die Stadt kaufte den Geistkämpfer nach dem Krieg zurück und er fand [[1954]] seinen Platz an der Nikolaikirche.


Weitere Abgüsse der Skulptur stehen vor dem Minneapolis Institute of Arts, in Minneapolis, Minnesota, sowie vor der Gethsemanekirche (Berlin).
Weitere Abgüsse der Skulptur stehen vor dem Minneapolis Institute of Arts, in Minneapolis, Minnesota, sowie vor der Gethsemanekirche (Berlin).


== Orgeln ==
== [[Sagen und Stadtlegenden|Sagen]] ==
[[DAtei:Nikolaikirche Kiel Hauptorgel.jpg|miniatur|Die Hauptorgel]]
In der Sagensammlung von [[Karl-Müllenhoff-Weg|Karl Viktor Müllenhoff]] finden sich:<br>
In der Nikolaikirche befinden sich drei Orgeln. Zum einen besitzt die Kirchengemeinde eine kleine Truhenorgel von der Orgelbaufirma Babel, die als Continuo-Orgel eingesetzt wird.<ref>[http://www.st-nikolai-kiel.de/ Homepage der Kirchengemeinde] (siehe unter ''Raum'' > ''Orgeln''), gesehen am 29. November 2010.</ref>


=== Hauptorgel ===
'''Der Teufel und die Kartenspieler'''<br>
Im Jahre 1965 schuf Detlef Kleuker (Brackwede) die heutige Hauptorgel mit drei Manualen und Pedal mit 45 Registern (Hauptwerk, Schwellwerk, Rückpositiv, Pedal). Das Instrument verfügt über Schleifladen, Normalkoppeln, eine mechanische Tontraktur, eine elektrische Registertraktur, elektrische Koppeln und vier freie Kombinationen. Die [[Windlade]]n wurden nicht aus Holz, sondern aus Kunststoff gefertigt, was ebenso wie die Elektrifizierung zu technischen Mängeln führte, sodass die Orgel 1998 von Ulrich Babel (Gettorf) grundlegend renoviert werden musste. Eppo Rynko Ottes (Barcelona) hat die Orgel neu intoniert. Sie ist gleichschwebend temperiert gestimmt (a′ 440&nbsp;Hz bei 18&nbsp;°C). Die Orgel hat 3288 Pfeifen. Der tiefste Ton mit 16,35&nbsp;Hz ist »C« (das große C) im Register »Untersatz 32′«, der höchste Ton mit 12,54&nbsp;kHz ist <nowiki>g′′′</nowiki> (das dreigestrichene g) im Register »Oktave 1′«.
„''In der Kieler Nikolaikirche spielten während der Predigt die Chorknaben in einem Winkel hinter der Orgel Karten; einer fluchte sogar dabei. Da ist der Teufel gekommen und hat ihm den Hals umgedreht (oder ihm so an die Ohren geschlagen), daß das Blut an die Wand spritzte, und darauf ist er mit ihm zum Fenster hinausgefahren. Der Blutfleck ist noch zu sehen und durch kein Übertünchen wegzubringen. Das Fenster kann auch nicht wieder eingesetzt werden; denn gleich ist es wieder entzwei.''<ref>Karl Müllenhoff: [http://www.zeno.org/nid/20005406323 Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg, Kiel 1845, S. 158] auf zeno.org</ref>
{| border="0" cellspacing="24" cellpadding="18" style="border-collapse:collapse;"
| style="vertical-align:top" |
{| border="0"
| colspan="16" | '''I Hauptwerk'''
----
|-
| 1. || Gedackt || 16′
|-
| 2. || Prinzipal || 8′
|-
| 3. || Gemshorn || 8′
|-
| 4. || Oktave || 4′
|-
| 5. || Koppelflöte || 4′
|-
| 6. || Oktave || 2′
|-
| 7. || Sesquialtera II ||
|-
| 8. || Mixtur V ||
|-
| 9. || Zimbel III ||
|-
| 10. || Chamade || 8′
|-
| 11. || Trompete || 8′
|}
| style="vertical-align:top" |
{| border="0"
| colspan="16" | '''II Rückpositiv'''
----
|-
| 12. || Rohrflöte || 8′
|-
| 13. || Prinzipal || 4′
|-
| 14. || Blockflöte || 4′
|-
| 15. || Oktave || 2′
|-
| 16. || Terzflöte || 1<sup>3</sup>/<sub>5</sub>′
|-
| 17. || Gemsquinte || 1<sup>1</sup>/<sub>3</sub>′
|-
| 18. || Scharff IV ||
|-
| 19. || Chamade || 8′
|-
| 20. || Krummhorn || 8′
|-
| 21. || Regal || 4′
|-
| || ''Tremulant'' ||
|}
| style="vertical-align:top" |
{| border="0"
| colspan="16" | '''III Schwellwerk'''
----
|-
| 22. || Prinzipal || 8′
|-
| 23. || Salicional || 8′
|-
| 24. || Schwebung || 8′
|-
| 25. || Holzgedackt || 8′
|-
| 26. || Oktave || 4′
|-
| 27. || Rohrflöte || 4′
|-
| 28. || Spitzgambe || 4′
|-
| 29. || Rohrnassat || 2<sup>2</sup>/<sub>3</sub>′
|-
| 30. || Hohlflöte || 2′
|-
| 31. || Oktave || 1′
|-
| 32. || Obertöne III ||
|-
| 33. || Rauschpfeife II ||
|-
| 34. || Mixtur III–V ||
|-
| 35. || Chamade || 8′
|-
| 36. || Dulzian || 16′
|-
| 37. || Oboe || 8′
|-
| || ''Tremulant'' ||
|}
| style="vertical-align:top" |
{| border="0"
| colspan="16" | '''Pedal'''
----
|-
| 38. || Untersatz || 32′
|-
| 39. || Prinzipal || 16′
|-
| 40. || Subbass || 16′
|-
| 41. || Oktave || 8′
|-
| 42. || Gedackt || 8′
|-
| 43. || Oktave || 4′
|-
| 44. || Flöte || 4′
|-
| 45. || Nachthorn || 2′
|-
| 46. || Mixtur V ||
|-
| 47. || Fagott || 32′
|-
| 48. || Posaune || 16′
|-
| 49. || Trompete || 8′
|-
| 50. || Trompete || 4′
|-
| 51. || Chamade || 8′
|}
|}
* ''Koppeln''
** ''Normalkoppeln:'' II/I, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P, Kleinpedal/I, Großpedal/I
** ''Suboktavkoppeln:''I/I, II/II, III/III, Kleinpedal/I
** ''Superoktavkoppeln:''II/I, III/I, III/III, III/P
* ''Spielhilfe:'' ''Zimbelstern (regulierbar)''


=== Chororgel von Mutin ===
'''Gottesdienst der Toten'''<br>
Im Seitenschiff befindet sich eine zweimanualige Orgel von Charles Mutin, dem Nachfolger des berühmten Aristide Cavaillé-Coll. Sie weist 17 klingende Register auf und wurde im Jahr 2003 erworben, nachdem die Kirche im nordfranzösischen Tourcoing 1995 profaniert wurde. Das seitenspielige Werk mit mechanischer Traktur kann zudem von der Hauptorgel elektrisch angespielt werden.<ref>Zur Disposition der [http://www.orgelbau-babel.de/content/opera.html Mutin-Orgel], gesehen 29. März 2011.</ref>
„''In einer Nacht erwachte eine alte Frau in Kiel und meinte, es sei Zeit zur Frühpredigt zu gehen; es schien ihr, als wenn die Glocken und die Orgel gingen. Sie stand auf und nahm Mantel und Laterne, es war Winter, und ging zur Nikolaikirche. Aber da konnte sie sich gar nicht mit den Gesängen zurecht finden, alle Zuhörer sangen ganz anders als in ihrem Gesangbuche stand, und die Leute kamen ihr auch so unbekannt vor, ja neben ihr erblickte sie eine Frau, gerade wie ihre längst verstorbene Nachbarin. Da näherte sich ihr eine andre Frau, auch längst verstorben, es war ihre selige Gevatterin; die sagte zu ihr, sie sollte hinausgehen, denn die Kirche wäre jetzt nicht für sie; sie möchte sich aber nicht umsehen, sonst könnte es ihr schlimm ergehen. Die Frau ging fort so schnell sie konnte, und da die Kirchtür rasch hinter ihr zuschlug, blieb ihr Mantel hängen. Da schlug die Uhr eben zwölf. Sie häkelte den Mantel von den Schultern los und dachte ihn am andern Morgen wieder abzuholen. Aber am andern Morgen, als sie wieder kam, war er in lauter kleine Fetzen zerrissen: die Toten waren darüber hin getrippelt.''“<ref>[http://www.zeno.org/nid/20005406684 Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg, Kiel 1845, S. 178] auf zeno.org</ref>


{| border="0" cellspacing="24" cellpadding="18" style="border-collapse:collapse;"
== Bilder ==
| style="vertical-align:top" |
<gallery>
{| border="0"
Fotos 13891.jpg|Die Nikolaikirche und die Persianischen Häuser um 1868
| colspan="16" | '''I Grand Orgue''' C–<sup></sup>
Trauerzug Esmarch.jpg|Die Nikolaikirche 1908 mit dem Trauerzug für Professoer Esmarch
----
Nikolaikirche Innenraum 1938.jpg|Innenraum der Nikolaikirche vor der Kriegszerstörung
|-
Nikolaikirche_Ruine_1947.jpg|Die Nikolaikirche 1947
| 1. || Bourdon || 16’
Nikolaikirche Innenraum 1968.jpg|Altar und Chor der Nikolaikirche 1968
|-
Kiel Alter Markt 1965.jpg|Blick über den [[Alter Markt|Alten Markt]] zur Nikolaikirche (links) und zum Kaufhaus [[Karstadt (Alter Markt)|Karstadt]] in der [[Holstenstraße]], 1965
| 2. || Montre || 8’
</gallery>
|-
| 3. || Bourdon || 8’
|-
| 4. || Préstant || 4’
|-
| 5. || Doublette || 2’
|-
| 6. || Plein Jeu IV
|-
|  || ''Tremolo''
|}
| style="vertical-align:top" |
{| border="0"
| colspan="16" | '''II Récit expressif''' C–<sup></sup>
----
|-
| 7. || Cor de nuit || 8’
|-
| 8. || Salicional || 8’
|-
| 9. || Voix céleste || 8’
|-
| 10. || Flûte octaviante || 4’
|-
| 11. || Octavin || 2’
|-
| 12. || Trompette harm. || 8’
|-
| 13. || Basson-Hautbois || 8’
|-
| 14. || Voix humaine || 8’
|}
| style="vertical-align:top" |
{| border="0"
| colspan="16" | '''Pédale''' C–<sup>1</sup>
----
|-
| 15. || Sousbasse || 16’
|-
| 16. || Bourdon || 8’
|-
| 17. || Basses || 4’
|}
|}
* ''Koppeln''
** ''Normalkoppeln:'' II/I, I/P, II/P
** ''Suboktavkoppeln:'' II/I, II/II
* ''Spielhilfe:'' Zungen-Kollektivzug
 
== Sagen ==
 
In der Sagensammlung von [[Karl Viktor Müllenhoff]] findet sich: „In der Kieler Nikolaikirche spielten während der Predigt die Chorknaben in einem Winkel hinter der Orgel Karten; einer fluchte sogar dabei. Da ist der Teufel gekommen und hat ihm den Hals umgedreht (oder ihm so an die Ohren geschlagen), daß das Blut an die Wand spritzte, und darauf ist er mit ihm zum Fenster hinausgefahren. Der Blutfleck ist noch zu sehen und durch kein Übertünchen wegzubringen. Das Fenster kann auch nicht wieder eingesetzt werden; denn gleich ist es wieder entzwei.“ <ref>Karl Müllenhoff: [http://www.zeno.org/Literatur/M/M%C3%BCllenhoff,+Karl/M%C3%A4rchen+und+Sagen/Sagen,+M%C3%A4rchen+und+Lieder/Zweites+Buch/234.+Der+Teufel+und+die+Kartenspieler/3.+%5BIn+der+Kieler+Nikolaikirche+spielten+w%C3%A4hrend+der+Predigt+die+Chorknaben%5D ''Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg.''] Kiel 1845, S. 158.</ref>
 
== Anmerkungen ==
<references />


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|Nikolaikirche, Kiel|Nikolaikirche (Kiel)}}
{{Adresse|Str=AlterMarkt|Nr=17}}
{{Commonscat|Nikolaikirche, Kiel|Nikolaikirche}}
* [http://www.st-nikolai-kiel.de/ Offene Kirche Sankt Nikolai zu Kiel]
* [http://www.st-nikolai-kiel.de/ Offene Kirche Sankt Nikolai zu Kiel]


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== Einzelnachweise ==
 
<references />
{{Normdaten|TYP=g|GND=4223589-3}}
 
== Ursprung ==
''Dieser Artikel basiert auf dem Artikel [http://de.wikipedia.org/wiki/Nikolaikirche_(Kiel)|<nowiki> </nowiki> Nikolaikirche aus der freien Enzyklopädie [http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Hauptseite Wikipedia] und steht unter der Doppellizenz [http://www.gnu.org/licenses/fdl-1.3.txt GNU-Lizenz für freie Dokumentation] und [http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/legalcode Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported] ([http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.de Kurzfassung (de)]). In der Wikipedia ist eine [http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Nikolaikirche_(Kiel)|<nowiki> </nowiki> Liste der Autoren] verfügbar.''
 


{{Coordinate |NS=54.322817 |EW=10.14 |type=landmark |region=DE-SH}}


[[category:Gebäude]]
[[Kategorie:evangelisch-lutherische Kirche]] [[Kategorie:Altstadt]] [[Kategorie:Alter Markt]] [[Kategorie:Sehenswürdigkeit]]
[[category:Kirche]]

Aktuelle Version vom 19. Januar 2019, 10:53 Uhr

Bei Nacht
Der Flügelaltar der Kirche
Der Geistkämpfer

Die evangelische Nikolaikirche am Alten Markt ist die Hauptkirche von Kiel und das älteste erhaltene Gebäude der Stadt.[1]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der gotische Hallenbau der Nikolaikirche wurde um 1242 errichtet und 100 Jahre später nach dem Vorbild der Petrikirche in Lübeck umgebaut und mit einem langen Chor versehen als Backsteinhallenkirche fertiggestellt. In den Jahren 1877 bis 1884 bekam die Kirche eine neugotische Fassade und wurde mit Maschinenziegeln verblendet.

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Kirchengebäude bei einem alliierten Luftangriff am 22. Mai 1944 schwer zerstört. Der brennende Turmhelm und der Dachstuhl durchschlugen dabei alle Gewölbe des Mittelschiffs und des südlichen Seitenschiffs. Das Nordschiff wurde ebenfalls beschädigt. Die wertvolle Innenausstattung war in den Jahren zuvor geborgen worden.[2] Der Wiederaufbau erfolgte 1950 durch den Architekten Gerhard Langmaack zu großen Teilen in neuzeitlichen Formen und Konstruktionen, wie beispielsweise Betonpfeilern und einer Stahlbetondecke. Die alten Gewölbe wurden nicht wiedererrichtet, stattdessen erhielt der Außenbau ein schlichtes, alle drei Schiffe zusammenfassendes Satteldach. 1986 wurden die Innenräume durch Peter Kahlcke, Kiel, renoviert.

Ausstattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Erzväteraltar (1460)
  • Bronze-Taufbecken von Hans Apengeter (1344)
  • Triumphkreuz (1490)
  • barocke Kanzel (1705) von Theodor Allers, gestiftet von Hennig von Wedderkop
  • Nagelkreuz von Coventry (1947)

Geistkämpfer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hauptartikel: Geistkämpfer

Der Geistkämpfer wurde von Ernst Barlach im Auftrag der Stadt Kiel geschaffen und war die erste Großplastik des expressionistischen Bildhauers und Grafikers. In dem schwerttragenden Engel auf dem wolfsähnlichen Wesen wird die Erhabenheit und der Sieg des Geistes über das Böse dargestellt.

Die Bronzeplastik wurde 1928 an der Heiligengeistkirche am ehemaligen Franziskanerkloster ohne öffentliche Feier enthüllt, da das Kunstwerk bei der Bevölkerung zunächst überwiegend auf Ablehnung stieß. Die namenlose Skulptur wurde von den Kielern „Geistkämpfer“ genannt, ein Titel, den auch der Künstler bald übernahm. 1937 entfernten die Nationalsozialisten die Plastik als entartete Kunst. Sie konnte jedoch vor dem Einschmelzen gerettet werden und wurde in Schnega im Atelier von Hugo Körtzinger, einem Freund Ernst Barlachs, versteckt.[3] Die Stadt kaufte den Geistkämpfer nach dem Krieg zurück und er fand 1954 seinen Platz an der Nikolaikirche.

Weitere Abgüsse der Skulptur stehen vor dem Minneapolis Institute of Arts, in Minneapolis, Minnesota, sowie vor der Gethsemanekirche (Berlin).

Sagen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Sagensammlung von Karl Viktor Müllenhoff finden sich:

Der Teufel und die Kartenspieler
In der Kieler Nikolaikirche spielten während der Predigt die Chorknaben in einem Winkel hinter der Orgel Karten; einer fluchte sogar dabei. Da ist der Teufel gekommen und hat ihm den Hals umgedreht (oder ihm so an die Ohren geschlagen), daß das Blut an die Wand spritzte, und darauf ist er mit ihm zum Fenster hinausgefahren. Der Blutfleck ist noch zu sehen und durch kein Übertünchen wegzubringen. Das Fenster kann auch nicht wieder eingesetzt werden; denn gleich ist es wieder entzwei.[4]

Gottesdienst der Toten
In einer Nacht erwachte eine alte Frau in Kiel und meinte, es sei Zeit zur Frühpredigt zu gehen; es schien ihr, als wenn die Glocken und die Orgel gingen. Sie stand auf und nahm Mantel und Laterne, es war Winter, und ging zur Nikolaikirche. Aber da konnte sie sich gar nicht mit den Gesängen zurecht finden, alle Zuhörer sangen ganz anders als in ihrem Gesangbuche stand, und die Leute kamen ihr auch so unbekannt vor, ja neben ihr erblickte sie eine Frau, gerade wie ihre längst verstorbene Nachbarin. Da näherte sich ihr eine andre Frau, auch längst verstorben, es war ihre selige Gevatterin; die sagte zu ihr, sie sollte hinausgehen, denn die Kirche wäre jetzt nicht für sie; sie möchte sich aber nicht umsehen, sonst könnte es ihr schlimm ergehen. Die Frau ging fort so schnell sie konnte, und da die Kirchtür rasch hinter ihr zuschlug, blieb ihr Mantel hängen. Da schlug die Uhr eben zwölf. Sie häkelte den Mantel von den Schultern los und dachte ihn am andern Morgen wieder abzuholen. Aber am andern Morgen, als sie wieder kam, war er in lauter kleine Fetzen zerrissen: die Toten waren darüber hin getrippelt.[5]

Bilder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Karte „Nikolaikirche“ auf dem Online-Stadtplan der Stadt Kiel, aufrufbar auf kiel.de

 Commons: Nikolaikirche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Wikipedia: „Nikolaikirche“
  2. Hartwig Beseler, Niels Gutschow: Kriegsschicksale Deutscher Architektur. Band I: Nord. Wachholtz, Neumünster o.J., S. 4.
  3. Landkreis Lüchow-Dannenberg: Zeitenwenden - Wendezeiten, 2010, S. 70
  4. Karl Müllenhoff: Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg, Kiel 1845, S. 158 auf zeno.org
  5. Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg, Kiel 1845, S. 178 auf zeno.org