Mahnmal Kilian e.V.

Aus Kiel-Wiki

Mahnmal Kilian
auch "Flandernbunker"

Adresse
Kiellinie 249, 24106 Kiel
Vorstand
Jens Rönnau
Aktiv
ja
Gemeinnützig
ja


Kurzbeschreibung

1995 gründete der Kieler Journalist und Kunstwissenschaftler Jens Rönnau zusammen mit Kieler Bürgern den Verein "Mahnmal Kilian", um die Ruine des U-Boot-Bunkers "Kilian" auf dem Kieler Ostufer als ein eindrucksvolles Mahnmal aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges zu erhalten. Damit sollten auch Bestrebungen für einen geplanten Abriss des eingetragenen Kulturdenkmals verhindert werden. 2000 wurden die unter Denkmalschutz stehende Bunkerruinen zugunsten der Erweiterung des Kieler Ostuferhafens eingeebnet. 2001 erwarb der Verein durch Ersteigerung für rund 30.000 DM den sogenannten "Flandernbunker", einen ehemaligen Marine-Hochbunker am Ende des Hindenburgufers am Tirpitzhafen. Der "Flandernbunker" steht nun im Zentrum der Tätigkeit des Vereins als Begegnungs- und Bildungsstätte, Museum und Mahnmal.

Ziele

Damit die wesentlichen Ereignisse der Geschichte nicht ins Vergessen geraten, müssen sie präsent gehalten werden - als Begreifen der sozialen Zusammenhänge innerhalb eines Prozesses, der bis in die Gegenwart führt. Diese Zielsetzung auf die jüngere Geschichte anzuwenden unter besonderer Berücksichtigung der Kriegs- und Gewaltproblematik ist das primäre Anliegen des Vereins.

Der Erste Weltkrieg – auch als Urkatastrophe des zwanzigsten Jahrhunderts bezeichnet – begann das, was der Zweite Weltkrieg erst vollenden sollte, nämlich die Technisierung der Kriegsführung. Wurden schon im Ersten Weltkrieg alle "Säbelträume" eines heldenhaften Kriegertums zerstört, während die Zivilbevölkerung noch weitgehend verschont blieb, erfassten im Zweiten Weltkrieg die motorisierten mobilen Zerstörungskräfte die Gesamtheit des Landes. Der Bunker als erdgebundenes Gegenstück einer weitreichenden Transporttechnik für Bomben – den Flugzeugen – veranschaulicht in drastischer Weise die Schrecken der selbsterzeugten Bedrängnis.

Damit das Furchtbare des Bombenkrieges und die Untaten des Faschismus nicht in Form von Statistiken abstrahiert bleiben, sondern als persönlich erlebtes Leiden auch den nachwachsenden Generationen deutlich werden, hat der Verein das "Kriegszeugenprojekt" intitiiert.

Da das Zeitalter der Gewalt aber kein abgeschlossenes ist, sondern wir uns seit Urzeiten bis heute in ihm befinden, sind auch neuere diesbezügliche Thematiken Gegenstand der Arbeit des Vereins - vom Kalten Krieg über die Nahost-Problematik bis zu den aktuellen Kriegen im Irak und Afghanistan, im Nahen Osten und an anderen Orten der Welt. Für die Auseinandersetzung mit diesen Problematiken bietet der Verein mit dem Flandernbunker ein Diskussionsforum für alle Menschen und Gruppen mit diesbezüglichem Interesse an. Doch nicht nur der intellektuellen Durchdringung, sondern auch der künstlerischen Annäherung an diese Thematiken soll Raum gewährt werden und der Flandernbunker dann Bühne, Ausstellungsraum und Veranstaltungsort sein.

Geschichte

Im Jahre 1943 ließ die Kriegsmarine den sogenannten "Flandernbunker" errichten. Seinen Namen erhielt er nach dem nebenan gelegenen ehemaligen "Flanderndenkmal", das an die Gefallenen des "Marinekorps Flandern" im Ersten Weltkrieg erinnerte. Der benachbarte Marine-Sportplatz trug den Namen "Flandernplatz". Der Bunker besitzt eine Grundfläche von 550 qm und ist mit seinen drei Etagen 12,5 m hoch. Seine Wandstärke beträgt 2,5 m, die der Decke 3,7 m. Man betrat ihn durch die Eingänge an der West- oder der Ostseite. Die Eingänge waren jeweils durch Druckschleusen gegen Splitter, Luftdruck und Explosionsgase geschützt. Im Erdgeschoss führten zwei gegenläufige Treppenhäuser in die beiden oberen Geschosse. Der "Flandernbunker" war als Truppenmanschaftsbunker Schutzraum für die Soldaten der 5. U-Boot-Flottille, deren Wohnschiff "Milwaukee" im nahegelegenen Tirpitzhafen seinen Liegeplatz hatte. Weiterhin diente er den Seestreitkräften als Notfall-Kommandozentrale. Seine Typenbezeichnung "T 750" stand für die maximale Anzahl der Soldaten, die er standardmäßig aufnehmen konnte. In ihm waren auch eine Nachrichtenzentrale der Marine sowie Teile der Flugmeldeabteilung West (Friedrichsort) untergebracht. Vom "Flandernbunker" aus wurden Abwehrmaßnahmen bei Luftangriffen sowie Polizei- und Feuerwehreinsätze im Kieler Stadtgebiet koordiniert. Zugang zum Bunker besaßen zunächst nur Marinesoldaten und eingeschränkt auch Angehörige der Marine. Gegen Ende des Krieges wurde der Bunker auch für Zivilisten aus der Umgebung geöffnet. Die genaue Raumaufteilung ist heute wegen der teilweise herausgesprengten Zwischenwände nur noch zu erahnen. Im Erdgeschoss befanden sich u.a. die technischen Anlagen zur Versorgung der Kommando-Einrichtungen sowie Sanitärräume. Auch von einem Operationsraum wird von Zeitzeugen berichtet. In der zweiten Etage befanden sich die Räume mit den funk- und nachrichtentechnischen Anlagen, darunter 3 bis 4 Funkkabinen. Nach dem Kriege wurde der Bunker auf Anordnung der britische Militärregierung zunächst durch Einsprengungen in Decke und Wänden "entfestigt", also für militärische Zwecke unbrauchbar gemacht. Laut einem Artikel in den "Kieler Nachrichten" vom 13. Okt. 1950 sollte auch der Flandernbunker zum Wohnraum - der in den Jahren nach dem Krieg noch sehr knapp war - umgestaltet werden. Doch es kam anders, und er diente als Materiallager zunächst für das Polizei-Beschaffungsamt, dann für die neu aufgebaute Marine. Auch eine Bundeswehr-Apotheke war hierzu geplant. Aufgrund veränderter Bedarfssituation wurde der Flandernbunker schließlich aus dem Bundesbesitz ausgegliedert und an privat verkauft.

Nach langem Leerstand ersteigerte der Verein "Mahnmal Kilian" im Februar 2001 den "Flandernbunker".