Kleiner Kuhberg

Aus Kiel-Wiki
Die druckbare Version wird nicht mehr unterstützt und kann Darstellungsfehler aufweisen. Bitte aktualisiere deine Browser-Lesezeichen und verwende stattdessen die Standard-Druckfunktion des Browsers.

Kleiner Kuhberg

Ort
Kiel
PLZ
24103
Stadtteil
Vorstadt
Anschlussstraßen
Exerzierplatz, Schevenbrücke
Querstraßen
Rathausstraße, Kurze Straße, Waisenhofstraße
Plätze
Europaplatz
Bauwerke
Sparkassen-Arena
Nutzung
Fußverkehr, Radverkehr, Autoverkehr
Kleiner Kuhberg, Ecke Waisenhofstraße (re.). Links die Zufahrt zur Tiefgarage der Sparkassen-Arena

Der Kleine Kuhberg war eine Straße des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Gängeviertels in der Kieler Vorstadt. Er gehört zu den wenigen Straßen des Gängeviertels, die mit einer neuen Bebauung heute noch existieren.

Geschichte

Erstmals erwähnt wurde der Kleine Kuhberg 1574 als uf dem Koeberge. Die offizielle Benennung der Straße in Kleiner Kuhberg wird für 1730 vermerkt, 1799 wird die Straße erstmals im "Taschenbuch für die Einwohner der Stadt Kiel" erwähnt. [1]

Der Kleine Kuhberg wurde in der üblichen Lesart nach einem Weidelandhügel benannt. Der Name muss sich jedoch nicht zwingend auf eine Kuhweide beziehen, sondern kann nach einer Vermutung von Kiels früherer Stadtarchivarin Hedwig Sievert auch "Berg an der Grenze" bedeuten, nämlich zwischen den städtischen Besitzungen in der Vorstadt und denen des Landesherrn auf dem späteren Damperhof.[2]

Kalvarienberg

Eine Kieler Sage erzählt, dass der Kleine Kuhberg einst ein Kalvarienberg mit einer Kapelle war.
Laut Friedrich Volbehr teilt Asmus Bremer mit, daß 1493 die Gemeinde der St. Nikolaikirche die Kapelle erbaut hatten, vielleicht ein Neubau einer älteren Kapelle.
Die Kapelle soll auf dem Platz des ehemaligen Waisenhauses bzw. später der Erste Knaben-Bürger- und Freischule gestanden haben. Der nach der Seite der Fleethörn steile Hügel war geeignet, das Leiden Christi in seinen verschiedenen Stationen nachzustellen. Mit der Reformation zerfiel der Kapelle oder sie wurde zerstört.[3]

Straßenansicht von 1940

Kleiner Kuhberg 18-36, ca. 1940

Die ersten beiden Häuser von links sind noch vorhanden und haben die Hausnummern 36 bzw. 32-34. Dort befinden sich ein Antiquitäten-Geschäft und das Restaurant "Kim-Chi" (ehemals "Kleiner Seehund").

Auch das Haus auf dem Bild ganz rechts steht noch - Nr. 18-20. Auf dem Foto ist dort Werbung für einen Kurzwaren-Großhandel zu sehen. Dabei handelt es sich um den Verlag Otto & Teichmann. Während der NS-Zeit befand sich hier der Sitz der Ortsverwaltung Kuhberg der Deutschen Arbeitsfront. Nach dem Krieg befand sich neben Otto & Teichmann im Erdgeschoss auch der Lebensmittelgroßhandel Paulsen & Hochfeld, der dort noch bis zum Anfang der 1970er-Jahre einen Lebensmittelmarkt führte. Paulsen & Hochfeld hatte seinen Großmarkt in der Legienstraße und gründete 1972 gemeinsam mit der Bartels-Langness GmbH den ersten Citti Großmarkt (damals noch City-Markt). Vermutlich in den 1990er-Jahren hat das Gebäude einen Glasvorbau bekommen. Zwischenzeitlich befand sich dort das Restaurant "LA" und das Kurzwaren- und Stoffgeschäft Stoffkontor. Seit September 2019 befindet sich dort das Modegeschäft "Obscene" für Rockabilly, Gothic und alternative Bekleidung.

In Hausnummer 16 befand sich die Lichtbildstelle der Stadt Kiel ("Stadtbildstelle"), wo sich z. B. Lehrkräfte Filme und Diasammlungen für den Unterricht ausleihen konnten. Außerdem befand sich hier das Kieler Schulmuseum. Das Gebäude Nummer 16 ist als Kulturdenkmal eingetragen.

Die fünf kleineren Häuser dazwischen wurden im Krieg zerstört oder später abgerissen. An Stelle des dritten und vierten Hauses von links steht seit 1965 die SPD Landesgeschäftsstelle mit der Hausnummer 28-30. An Stelle der drei weiteren Häuser steht heute das Gebäude 22-26 - ursprünglich errichtet von der IDEAL-Versicherung.

Im mittleren Gebäude mit der Nummer 26 lebten bis zu ihrer Deportation die Juden Mendel Czapnik, Osias Markus und Anna Markus-Bard, für die 2013 dort Stolpersteine verlegt wurden (siehe unten).

Stolpersteine

Schülerinnen verlesen die Lebensläufe

Am 18. August 2013 hat der Künstler Gunter Demnig Stolpersteine am Kleinen Kuhberg 26 und gegenüber am Kleinen Kuhberg 28-30 verlegt. Schülerinnen des Gymnasiums Altenholz hatten die Lebensläufe der von den Nationalsozialisten verfolgten Menschen, die hier während des Dritten Reichs gelebt haben, recherchiert und anlässlich der Steinverlegung verlesen. Anwesend war auch Bürgermeister Peter Todeskino.

Am 1. Oktober 2014 wurden 15 Stolpersteine im Beisein von Oberbürgermeister Ulf Kämpfer am Kleinen Kuhberg 28 verlegt.

Am 28. Juni 2018 wurden unter Begleitung durch den Sozialdezernenten Gerwin Stöcken weitere acht Stolpersteine vor den ehemaligrn Häusern Kleiner Kuhberg 29 sowie 31/33 verlegt.

Die Stolpersteine im Kleinen Kuhberg erinnern an die folgenden Personen:

  • Verlegt am 18. August 2013
Kleiner Kuhberg 26 für Mendel Czapnik, Anna Markus-Bard - geb. Bradspies und Osias Markus
Kleiner Kuhberg 28 für Golda Weitz - geb. Stempel, Minna Weitz, Leo Weitz und Jakob Weitz; wohnhaft in Kleiner Kuhberg 31-33 (existiert nicht mehr)
  • Verlegt am 1. Oktober 2014
Kleiner Kuhberg 28 für Alter Weber, Mirel Weber - geb. Lakritz, Simcha Weber-Lakritz, Schoje Oskar Weber, Samuel Winzelberg, Chana Winzelberg - geb. Otter, Rosa Winzelberg, Frieda Winzelberg, Josef Winzelberg, David Weidmann, Erna Recha Weidmann - geb. Weber-Lakritz, Leo Weidmann, Arnold Weidmann, Ruth Weidmann und Rosa Weidmann; alle zuletzt wohnhaft in Kleiner Kuhberg 25, Feuergang 2 (existiert nicht mehr)
  • Verlegt am 28. Juni 2018
Kleiner Kuhberg 31/33 für Ryfka, Osias, Max und Bertold Salomon
Kleiner Kuhberg 29 für Malka Amalie Weitz, geb. Spielmann, Rubin, Josef und Max Weitz

Unternehmen

Bilder

Weblinks

Kiel „Kleiner Kuhberg“ auf dem Online-Stadtplan der Stadt Kiel, aufrufbar auf kiel.de

Detailkarte des Gängeviertels um 1883 bei www.kieler-stadtentwicklung.de

Einzelnachweise

  1. Hans-G. Hilscher: Kieler Straßenlexikon. Fortgeführt nach 2005 durch Dietrich Bleihöfer, ab 2022 durch Frank Mönig, Amt für Bauordnung, Vermessung und Geoinformation der Landeshauptstadt Kiel, Stand: Januar 2021. Abrufbar auf www.kiel.de oder als .pdf-Datei, ca. 1,5 MB
  2. Zitiert nach Karl-Heinz Reischuk: "Die Geschichte eines Hangars - 50 Jahre Kieler Ostseehalle", Ostseehalle Kiel Betriebsgesellschaft (Hrsg.), o. Verlagsangabe, o. Jg. [2001], o. ISBN, S. 30
  3. Friedrich Volbehr: Beiträge zur Topographie der Stadt Kiel in den letzten drei Jahrhunderten, Mitteilungen der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte, S. 78 f.