Howaldtswerke Kiel 1838 -1983

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Howaldtswerke Kiel

Bis zum Tode von Georg Howaldt am 10. Mai 1909 hatten die Howaldtswerke Kiel insgesamt 500 schwimmende Einheiten aller Art gebaut und so sich den Ruf einer anpassungsfähigen Universalwerft erworben.

Neben Frachtschiffen mit einer Tragfähigkeit zwischen 2.000 und 11.000 tdw lieferte die Werft schon 1911 das erste deutsche Motorfrachtschiff, die Monte Penedo ab. Der Bau des Polarschiffes Gaus im Jahre 1901 und die Ablieferung des U-Boot-Hebeschiffes „Vulkan“ (1908), dem ersten in Deutschland entstandenen Schiff mit turbo-elektrischem Antrieb bestätigten das Können der Kieler Schiffbauer. Der 1913 gelieferte Petroleum-Tankdampfer „Jupiter“ mit einer Tragfähigkeit von 17.600 Tonnen war schon richtungsweisend für die Entwicklung der Tankerfahrt.

1903 wurde der kleine Kreuzer SMS Undine an die Kaiserliche Marine abgeliefert. Mit diesem Projekt konnte die Kieler Werft sich auch wieder sich an den modernen Kriegsschiffbau anschließen. Weiterhin wurden für die Kaiserliche Marine die Linienschiffe SMS Helgoland (1909), SMS Kaiserin (1911) und SMS Bayern (1916) gebaut. Zudem folgte ab 1917 der Bau der großen Torpedoboote H 145 bis H 147.

Hinsichtlich einer möglichen U-Boot Fertigung wurde nach dem Brandtaucher lediglich 1897 ein zweites Versuchs-U-Boot bei Howaldt gebaut. Bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs waren die Howaldtswerke Kiel nicht mit dem Bau von U-Booten befasst, sondern konzentrierten sich im Kriegsschiffbau auf Überwasserschiffe.

Die Belegschaft wuchs vor dem Ersten Weltkrieg auf über 3000 Mitarbeiter.

Inhaltsverzeichnis

  1. Howaldtswerke Kiel  
  2. Der Beginn
  3. Das Ende
  4. Schweffel & Howaldt 1838 - 1879
  5. Georg Howaldt, Kieler Schiffswerft 1865 - 1868
  6. Maschinenfabrik Gebrüder Howaldt 1879 - 1889
  7. Howaldtswerke (1889 bis 1926)
  8. Die Howaldtswerke Aktiengesellschaft 1926 - 1937
  9. Die Howaldtswerke Kiel im Dienst der maritimen Aufrüstung 1935 - 1945
  10. Die Howaldtswerke Kiel der Kampf ums Überleben 1945 - 1952
  11. Die Kieler Howaldtswerke AG, Kiel 1953 - 1966
  12. Die Fusion 1967
  13. Howaldtswerke-Deutsche Werft AG Hamburg und Kiel (HDW) ab 1967
  14. Der Handelsschiffbau
  15. Tankerbau 1900 - 1938
  16. Tankerbau 1945 - 1983
  17. U-Bootsbau, Absicherung für die Zukunft
  18. Literaturverzeichnis

Der Beginn

Am 01. Oktober 1838 gründeten Johann Schweffel und August Ferdinand Howaldt auf der Rosenwiese gemeinsam die Maschinenfabrik und Eisengießerei Schweffel & Howaldt. Dieser Tag wird allgemein als Gründung des Unternehmens angesehen, auch wenn sich zwischenzeitlich die Rechtsform des Unternehmens mehrfach geändert hat. Der Name Howaldt sollte über Jahrzehnte einen besonderen Stellenwert im nationalen und internationalen Schiffbau haben.

In Kiel wurde die Vorwärts (93 BRT), 1865 von Georg Howaldt auf seiner Werft in Kiel Ellerbek, dem ehemaligen Marineplatz als erstes eisernes Schiff erbaut. Der Eigner der Vorwärts, der Kieler Reeder Christian Ahrens, setzte das Schiff ab 1866 zwischen Kiel und Kappeln ein. Georg Howaldt ein Sohn von Ferdinand August Howaldt, dem Mitbegründer der Firma Schweffel und Howaldt, musste 1868 seinen Betrieb räumen, weil der Preußische Fiskus diesen Bauplatz für den Ausbau der späteren Kaiserlichen Werft beanspruchte.

1876 gründete dann Georg Howaldt am nördlichen Ufer der Schwentine in Dietrichsdorf erneut eine eigene Werft, die Georg Howaldt, Kieler Schiffswerft. Die Schiffswerft arbeitete sehr erfolgreich. Maschinen und Zubehör für die Schiffsneubauten bezog die Werft von der Maschinenfabrik Gebrüder Howaldt. Auch die Fertigungsstätten der Maschinenfabrik Gebrüder Howaldt auf dem Westufer erwiesen sich bald als zu klein. Daher fasste man den Entschluss den Betrieb ebenfalls an das Ufer der Schwentine zu verlegen.

Am 04. Mai 1889 schlossen sich dann die Maschinenfabrik Gebrüder Howaldt und die Georg Howaldt, Kieler Schiffswerft zu einer gemeinsamen Aktien Gesellschaft, der Howaldtswerke zusammen. Firmensitz blieb das Gelände in Dietrichsdorf.

Zeittafel:

1884 - Gebrüder Howaldt gründen die Schwentine-Dock-Gesellschaft

1884 - Georg Howaldt gründet die „Kieler-Dampfer-Compagnie“

1885 - Georg Howaldt gründet die „Friesische Dampfschiffahrtsgesellschaft“

1889 - Bernhard Howaldt (1850-1908) scheidet aus dem Unternehmen aus

1893 - die Howaldtswerke beteiligen sich an einer Werft in Fiume, die Beteiligung wird 1903 beendet

1900 - am 17. Mai stirbt Hermann Howaldt, Georg Howaldt und sein Sohn Georg übernehmen den Betrieb

1908 - die Turbinenbau Firma Brown, Boverie & Cie. beteiligen sich finanziell an den Howaldtswerken

1909 - das Kapital der AG auf Veranlassung der BBC neu organisiert

1909 - mehrere Mitglieder der Familie Howaldt scheiden daraufhin aus dem Unternehmen aus

1909 - am 10. Mai 1909 stirbt Georg Howaldt. Georg Howaldt jun. übernimmt die Leitung des Betriebes

1910 - Georg Howaldt jun. scheidet aus dem Unternehmen aus

1911 - die Stahl- und Walzwerke Rendsburg AG geraten in Konkurs, die KHW waren an demWerk finanziell beteiligt

1911 - Howaldt erwirbt im Rahmen der Zwangsversteigerung das Werk für sich

1911 -  am 29. April wird die Eisenhütte Holstein AG in Audorf eröffnet

1921 - Die Anteile der KHW an der Eisenhütte Holstein werden an die Rombacher Hüttenwerke veräußert

1924 - die BBC verkauft ihre Aktienmehrheit an den Howaldtswerken an die Rombacher Hüttenwerke

1926 - Die Rombacher Hüttenwerke beschließen die Liquidation der Howaldtswerke

1926 - Dr. Heinrich Diederichsen (Kiel) erwirbt das Aktienkapital der Schwentine-Dock-Gesellschaft für 200.000.-RM

1926 - Die Howaldtswerke wurden als „Dietrichsdorfer Werft“ liquidiert

1926 - Die Schwentine-Dock-Gesellschaft kauft am 15. September für 1.750.000.-RM die Werft

1926 - Diederichsen ist jetzt der Eigentümer der Werft inkl. dem Grundbesitz und der Werkswohnungen

1926 - Neuer Name der Werft: „Howaldtswerke Aktiengesellschaft“

1929 - Am 01. Januar übernimmt die Howaldtswerke AG die Hamburger Schiffswerft Janssen & Schmilinsky

1929 - Neuer Name: Howaldtswerke AG, Kiel, Abteilung vormals Janssen & Schmilinsky

1930 - Am 01. Januar erfolgt die Übernahme der „Deutschen Schiff- und Maschinenbau AG, Werk Hamburger Vulcan

1930 - Neuer Name: Howaldtswerke AG, Kiel, Abteilung vormals Vulcan

1931 - Stilllegung der Werft Tollerort (vormals Janssen & Schmilinsky)

1931 - Neuer Firmenname: „Howaldtswerke Aktiengesellschaft Kiel und Hamburg

1937 - Am 01. April verkauft Diedrichsen die Kieler Werft an die „Deutsche Werke Kiel AG.“

1939 - 01. April Zusammenlegung der alten KHW mit der Kieler Nordwerft zur Kriegsmarinewerft Kiel

1943 - 01. Juli Rückkauf der Kieler Werft. Neuer Name; Howaldtswerke Aktiengesellschaft Werk Kiel

1952 - 01. September Gründung der „Kieler Hütte AG“

1953 - 29. Januar die „Kieler Hütte AG“ kauft das Kieler Werk und fusioniert.

1953 - Neuer Name: Kieler Howaldtswerke Aktiengesellschaft

1953 - Umbenennung der Hamburger Werft in Howaldtswerke Hamburg AG

1955 - Übernahme der Deutschen Werke Kiel AG durch die Kieler Howaldtswerke AG

1956 - Übernahme der „Stahlbau Kiel GmbH & Co. KG“ durch die Kieler Howaldtswerke AG

Das Ende

Die Veränderungen im internationalen Schiffbau führten ab 1964 / 1965 dazu das die Kieler Howaldtswerke AG nicht mehr kostendeckend fertigen konnten. 1967 waren auch die Rückstellungen aus den Vorjahren aufgebraucht. Der Gedanke einer Fusion mit anderen Werften wurde von Adolf Westphal mit Nachdruck angestrebt. Bereits Mitte Mai 1966 hatten die Aktionäre der Deutschen Werft AG (Gutehoffnungshütte / AEG) und die bundeseigene Salzgitter AG als Eigentümer der Howaldtswerke Kiel AG und der Howaldtswerke Hamburg AG einen Vorvertrag zur Fusion der drei Werften geschlossen.

Im September 1967 wurde dann eine Betriebsführungsgesellschaft gegründet die sämtliche Werftanlagen des geplanten Verbundes pachtete und sie einheitlich führte. Am 21.12.1967 erfolgte dann die Fusion der drei bereits genannten Werften zur

Howaldtswerke - Deutsche Werft Aktiengesellschaft Hamburg und Kiel

Bis 1970 wurde der neue Werftenverbund mit Sitz in Kiel und Hamburg von Adolf Westphal geführt. 1972 beteiligte sich dann auch noch das Land Schleswig-Holstein mit 25% an dem Werftenverbund.

Im Jahre 1983 wurde das Werftgelände in Dietrichsdorf stillgelegt und 1985 geräumt. Die Stadt Kiel kaufte das Gelände am 17.12.1984.